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„Gott macht uns selig, nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten, sondern nach feiner Barmherzigkeit." So redet die göttliche Thorheit, die doch weiser ist, als die Menschen sind. Nicht aus Verdienst, sondern aus Gnaden. Darin liegt ein Stein des Anlaufens und Fels der Aergerniß für die, welche nicht glauben, aber ein köstlicher, auserwählter Eckstein, und Fels der Zuflucht für die, welche glauben. Diese Lehre, daß Gott uns selig macht nicht um der Werke willen, sondern nach seiner Barmherzigkeit, sollen_fich heute drei Arten von Christen einprägen, denn sie ist eine heilsame Arzenei der Seelen, welche uns jederzeit in frischem Andenken bleiben muß. Drei Arten von Christen sagen wir, nämlich zuerst die, welche mit Werken umgehen, und die Gerechtigkeit als aus den Werken suchen, dann die, welche zwar dem Evangelio glauben, aber ihren Glauben und ihre Frömmigkeit als ein Verdienst anzusehen, geneigt sind, endlich die, welche im Glauben aufrichtig befümmert und geängstigt sind darum, daß es mit der rechten Nachfølge Christi nur so geringen Fortgang hat.

Wir können es nicht leugnen, daß unter den Christen überall, und gewiß auch bei uns, Viele sind, welche die Gerechtig keit vor Gott als aus den Werken suchen. Sie üben sich eine gwisse Anständigkeit und Ehrbarkeit des Lebens ein, erwerben sich eine gewisse Rechtschaffenheit der Gesinnung, meinen dann am Ziele zu sein, und zweifeln garnicht, daß Gott ihre kleinen Mängel zudecken, und nach seiner Gerechtigkeit ihnen den Lohn ihrer Thaten dort in der Ewigkeit reichlich zumessen werde. Ehrbarkeit des Lebens, und Rechtschaffenheit der Gesinnung ist ja allerdings etwas Gutes, und wenn mir das Wort Gottes die Augen nicht anders geöffnet hätte, so müßte ich nach menschlicher Einsicht diesen beipflichten und sagen: So ist es recht. Nun aber dringt das Wort Gottes, gleich hellen Strahlen, in die Nacht, die uns umgiebt. Wir dachten in guter Ruhe und Sicherheit mit unserm Streben nach Ehrbarkeit und Rechtschaffenheit, mit unsern Werken der Gerechtigkeit zu sein, wir, dachten, unser Lohn würde groß sein im Himmel; da kommt es wie ein Blig aus heiterm Himmel, das Wort der Wahrheit, und spricht: „Nicht um der Werke willen der Gerechtig teit, die wir gethan haben, macht Gott uns selig." Aller menschlichen Weisheit zum Troße, sprechen diese Worte uns das ab, was uns gewiß und unumstößlich däuchte. Ja, höret es Alle, vom Größesten bis zum Geringsten, und wenn alle Welt deine Tugenden preisen und deine Gerechtigkeit rühmen müßte, das ist es nicht, was dich selig machen kann; des Ruhmes, den du an Gotk

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haben solltest, mangelst du dennoch; und wenn du Alles gethan hättest, was du zu thun schuldig bist, du müßtest dennoch sagen: „Ich bin ein unnüßer Knecht, ich habe gethan, nur gethan, was ich zu thun schuldig war." Das klingt hart, aber der es geredet hat, wußte wohl, was im Menschen ist, er wußte wohl, daß das Lichten des menschlichen Herzens böse ist von Jugend auf; er wußte wohl, daß da nicht ist, der gerecht sei, auch nicht Einer, daß da nicht ist, der nach Gott frage, er wußte wohl, daß allesammt abgewichen sind, und untüchtig geworden. Wenn ein Mensch nur anfängt, das scheinbare Gute, was er an sich selber zu finden glaubt, aufrichtig und sorgfältig zu richten und zu sichten, wie schwindet es dann schon zusammen, wie erkennt man schon mit menschlicher Einsicht überall die verwerflichen, ungöttlichen Triebfedern und Gesinnungen, welche das ganze Innere durchweben. Da wird man schon klein bei sich selbst, und beruft sich darauf, daß Gott den Willen werde für die That ansehen, und die tausendfachen Mängel unfrer Unvollkommenheit zu Gute halten. Da wagt man es nicht mehr, sich auf die eigene Gerechtigkeit zu berufen, denn man sieht, welche schwache Stüße sie ist. Tritt man nun weiter in das Licht des göttlichen Wortes, hält man sich den Spiegel des Geseßes, oder das Bild des Erlösers vor die Augen, so entdeckt man Tiefen des Verderbens in sich selbst, einen Abgrund, aus welchem nur Gottes Hand erretten kann. Da siehet man, daß es uns von Natur nicht allein an der That, sondern auch an dem Willen zum Guten fehlt. Da sieht man, daß wir nicht allein nichts zu hoffen haben von Gottes Gerechtigkeit, sondern viel zu fürchten. Da siehet man, daß die Sünde nicht allein wohnet, sondern auch herrschet in unserm sterblichen Leibe. Da lernet man die Knice' beugen vor dem Herrn der Herrlichkeit, und mit Daniel ausrufen: Wir liegen vor dir nicht auf unsre Gerechtig keit, sondern auf deine große Barmherzigkeit." Da verstehet man, was es heißt: "Gott macht uns selig, nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten." Dies bezeugt uns das Wort Gottes an allen Enden, und wir führen außer den schon eingeschobenen und angedeuteten Stellen, welche denen, die der Schrift kundig sind, nicht werden entgangen sein, noch folgende an: Gal. 2, 16, Weil wir wissen, daß der Mensch durch des Geseßes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesum Christ, so glauben wir auch an Christum Jefum, auf daß wir gerecht werden durch den Glauben an Christum und nicht durch des Gesezes Werke, denn durch des Gesezes Werke wird kein Fleisch gerecht. Röm. 4, 2. 4. 5: "Ist Abraham durch die Werke gerecht, so hat er wohl Ruhm, aber nicht vor Gott. Dem, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnaden zugerechnet, sondern aus

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Pflicht. Dem aber, der nicht mit Werken umgehet, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechts net zur Gerechtigkeit. Röm. 3, 23-24: „Es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder, und mangeln des Ruhms, den sie an Gott haben sollten; und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade, durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist." Wer ist denn nun so entfremdet von den Zeugnissen des göttlichen Wortes, daß solche scharfen Pfeile der Wahrheit ihn nicht treffen sollten? Haben wir nicht in unserm eignen Innern noch einen Zeugen, welcher der göttlichen Predigt beipflichten, und sagen muß: Gerecht, gerecht vor Gott im strengen Sinne des Wortes, ist kein Mensch? Ist nicht das Gewissen in uns, dazu auch die Gedanken, die sich untereinander verklagen, oder entschuldigen? Wer aber dies als Wahrheit erkennt, der säume doch nicht, die Gnade zu suchen, welche Gott uns so reichlich darbietet in seinem Sohne, Jesu Christo!

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Daß Gott uns selig macht nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit, sollen sich ferner diejenigen aufs Neue einprägen, welche dem Evangelio zwar glauben, aber geneigt sind, ihren Glauben und ihre Frömmigkeit als ein Verdienst anzu sehen. Ja, so gehet es, ist man einer Klippe entgangen, so erhebt fich eine andere. Ist man durch die Kraft der Wahrheit, und durch das Wirken des heiligen Geistes so weit überwunden, daß man zu dem Kreuze Jesu Christi getrieben ist, so ist man wiederum in Gefahr, sich aus dem Glauben und aus der Frömmigkeit einen Ruhm zu machen, nicht allein vor Menschen, sondern auch vor Gott) Wer auf die feinen Ränke des Satans, so wie auf die Unergründlichkeit des eigenen Herzens gemerkt, und die Macht der Sünde in ihren Tiefen zu erkennen gestrebt hat, der weiß das. Haben wir den Glauben gefunden, und halten uns nicht nüchtern und wachsam im Geiste, so kann das legte mit uns ärger werden, denn das Erstes Da spricht man bei sich selbst: Nun hast du erst den rechten Weg des Lebens gefunden, der Glaube ist die Kraft, die uns selig macht. Nun erst kann dein Leben Gott gefallen, ohne den Glauben war es unmöglich. Nun erst sind deine Werke Gott angenehm, denn nun thust du sie von Herzen um Christi willen. Nun erst kannst du ein Licht sein der finstern Welt, und ein Leiter der Blinden. Nun willst du die Sünde strafen, wo sie dir begegnet, und Alle, die es annehmen wollen, hinführen zu dem rechten Bischof der Seelen. Nun willst du in der Kraft des Glaubens die Welt überwinden,

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dem Satan widerstehen, dein Fleisch kreuzigen sammt den Lüften und Begierden, so wird dir der Herr, der gerechte Richter, am Ziele deiner Bahn beilegen die Krone der Gerechtigkeit. Seht, das klingt Alles so klar und wahr, als ob es den allerrichtigsten Grund hätte, und doch Eines, eine Hauptsache fehlt in dem Allen, nämlich diese, daß unsre Kraft nichts ist, als lauter Ohnmacht, daß wir aus Gnaden, aus lauter Gnaden sind, was wir find, daß wir nur aus Gnaden in diesem Kampfe stehen und das Feld behalten können, und daß wir nur aus Gnaden das ewige Leben erwarten können, ohne das allermindeste Verdienst von unserm Theile. Es trete der allergläubigste und gottseligste Mensch unter uns, der etwa in Kämpfen grau geworden ist, hervor, wir wollen ihn fragen: Gedenkest du zu bestehen, wenn Gott mit dir ins Gericht geht, oder hoffest du auf seine grundlose Barmherzigkeit in Christo Jesu? Kannst du dich dessen trösten, daß Gott doch deine Frömmigkeit und Gerechtigkeit mit ansehen werde, und um derfelben willen dich nicht verstoßen, oder bauest du deine Hoffnung einzig und allein auf seine große Barmherzigkeit? Doch wer soll nun antworten unter uns? wer kann es wissen, welches der gläubigste und gottseligste Christ ist? Laßt uns die Antwort des Apostel Paulus hören; an einem Orte fagt er: „Ich will mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf daß die Kraft Christi bei mir wohne." In unsrer Epistel spricht er: „Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit macht Gott uns selig." Und im Briefe an die Epheser 2, 8-9 Aus Gnaden seid ihr felig geworden, und dasselbige nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme." Also, meine Theuren, wie Viele unsrer den Glauben an den Sohn Gottes zum ewigen Leben ergriffen haben, die laßt uns allezeit demüthig bedenken: Nur die Gnade Gottes hat uns bis hierher gebracht; allein die Gnade Gottes ist unsre tägliche Zuflucht; allein die Gnade Gottes ist unsre Hoffnung auf den Tag des Gerichtes, durch welche wir von dem Tode zum ewigen Leben hindurchdringen werden, um Jesu Christi willen, der uns die Gnade erworben hat. An uns selber aber haben wir nichts zu rühmen, auf daß aller Ruhm sei Gottes und nicht der Menschen.

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Daß Gott uns nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, sondern nach seiner Barmherzigkeit selig macht, sollen endlich diejenigen sich aufs Neue fest einprägen, welche im Glauben zwar trachten nach dem ewigen Leben, welche aber dabei durch

die Sünde, die ihnen allenthalben anklebt, bekümmert und geängstigt werden. Unterscheidet wohl, was wir sagen, wir wollen nicht die Schlafenden beruhigen und sicher machen, sondern die wahrhaft um ihr Heil bekümmerten Seelen wollen wir auf den Trost des göttlichen Wortes aufmerksam machen. Dieselbe göttliche Wahrheit, welche den Verstockten und Ungläubigen als ein Fels der Aergerniß im Wege liegt, und fest widersteht, welche den Gläubigen allen eigenen Ruhm entziehet, dieselbe göttliche Wahrheit ist den Zitternden und Zagenden ein fester und lebendiger Trost, den keine Zweifel zum Wanken bringen können. Die da wahrhaft zagen, zittern und geängstigt sind, die zagen darüber, ob sie auch das Ende des Glaubens erreichen, ob sie auch werden selig sein. Sie sehen ihr tägliches, mannigfaltiges Fehlen, die Schwachheit ihres Willens; die Regungen des Bösen in ihnen treten ihnen vor die Augen; sie erwägen die unendliche Geduld und Gnade, womit Gott fie bis dahin getragen hat, und vergleichen damit die so geringe Dankbarkeit, den so schwachen Glauben, die so große Kälte und Lieblosigkeit, welche sie dem Vater aller Gnaden entgegenbringen. Darüber erschrickt man, zweifelt und spricht: Ich bin zu gering, zu schlecht, ich kann nicht selig werden, ich habe die Gnade Gottes viel zu schlecht angewandt, die Früchte fehlen an mir. Wenn das ein Mensch fagte, der bis dahin ohne Gott in der Welt gelebt hätte, so wollten wir sagen: du hast recht geredet, nun thue Buße, und bekehre dich von deinen Sünden; wer aber mitten im Kampfe des Glaubens, mitten im Trachten nach dem ewigen Leben von solchen Gedanken angefochten wird, der höre und schreibe es sich ins Herz: „Nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir gethan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit macht Gott uns selig." Das ist der Ruhm und die Herrlichkeit der reinen, freien Gnade Gottes, daß er sich durch Jesum Christum ohne alles unser Verdienst und Würdigkeit erbarmt hat. Davon spricht er: Laß dir an meine Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig." Haben wir Jesum im Glauben gefunden, find wir gewaschen in seinem Blute, sind wir wiedergeboren durch den Geist der Gnade, so ist der einzige Fels, auf welchem alle unsre Hoffnung steht, die Gnade Gottes, ein Fels, der nicht wanket. Wer also zaget, der zaget darum, weil er auf sich und sein Elend sieht; siehe vielmehr auf Den, der sich der Sünder erbarmet hat; wer also zittert, der zittert darum, daß er auf sich und seine Schwachheit sieht, siehe vielmehr auf die Kraft dessen, der in den Schwachen mächtig ist; wer also geängstigt wird, der wird darüber geängstigt, daß er sich mit Noth und Tod allenthalben umgeben sieht, siehe auf den der alle unsre Noth auf sich genommen, die Welt überwünden, und den Tod getödtet hat, so wird deine Seele sich der

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