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Wir nehmen uns für heute aus dieser Epistel folgende Regel: Kein Stillstand, nicht rückwärts, sondern vorwärts auf der Bahn des Glaubens.

Diese Regel wollen wir unter Gottes Beistand näher beherzigen. Wir sagen also zuerst: Kein Stillstand auf der Bahn des Glaubens!,Weiter, liebe Brüder, bitten wir euch, und ermahnen in dem Herrn Jesu, (nachdem ihr von uns empfangen habt, wie ihr sollt wandeln und Gott gefallen), daß ihr immer völliger werdet. Denn ihr wisset, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesum." Für einen Christen ist Gefahr vorhanden, daß er in feinem Laufe aufgehalten werde, in seinem Muthe matt werde und ablasse. Etliche werden nach der Trägheit unsers Fleisches müde, auf dem schmalen Wege zu wandeln, das Fleisch zu kreuzigen sammt den Lüften und Begierden; Etliche werden durch die Worte und das Beispiel Andrer irre gemacht, und denken bei sich: Es hat nicht solche Noth, wir werden doch noch einkommen in das Himmelreich, wenn wir auch so eifrig nicht danach ringen. Darum schreibt der Apostel Paulus an die Galater (5, 7): Ihr liefet fein, wer hat euch aufgehalten?" und im Briefe an die Ebräer wird ermahnt (12, 3), daß wir nicht in unserm Müthe matt werden und ablassen. Wir sollen also keinen Stillstand machen auf der Glaubensbahn, sondern immer völliger werden. Wir fragen uns, was ist das für ein Zustand, den wir einen Stillstand nennen müßten? Es ist etwas Aehnliches, als was in der Offenbarung Johannis gemeint ist, wenn es heißt: „Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist." Wenn das Wort Gottes einen Menschen aus dem Tode erweckt hat, ihn zur Buße und zum Glauben geführt hat, so wird er allen Fleiß daran sehen, die Gnade fest zu halten, die ihm geschenkt ist und in der Gnade zu wandeln. Da ist das Herz froh und voll Eifer für den Herrn. Wie waret ihr dazumal so selig," sagt der Apostel Paulus zu den Galatern von solcher Zeit. Da hebt und trägt die erste Liebe das Herz. Dann eilt man, das Eine, was noth ist, zu gewinnen und in Sicherheit zu bringen; dann macht man sich los von den Stricken des Verderbens, dann entsagt man der Welt und ihrem gottlosen Wesen. Aber siehe, der Kreuzesweg ist nicht so voll Rosen, es kommen Anfechtungen, es kommen trübe Tage, man möchte sich den schmalen Weg gerne breiter, und das Kreuz gern leichter machen, der Eifer erkaltet, die Liebe wird müde und matt, das Herz wird träge. Du entziehst dich vom Worte Gottes, du bleibst aus der Versammlung

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יון

der Christen zuerst um geringer Ursachen willen, hernach auch aus bloßer Unlust und Gleichgültigkeit. Du vergissest des täglichen Gebetes, es gehen ganze Tage hin, in welchen deine Seele nicht vor dem Herrn erscheint, ganze Tage, an welchen du deines Berufes nicht gedenkst. Was dir sonst eine Lust war, wird dir eine Last, wonach du sonst hungertest, dessen bist du satt geworden, und siehe da, der sonst lief auf der Glaubensbahn, steht nun stille. Du fagst dich gerade nicht los von Christo und seinem Evangelio, du nimmst es noch Alles für wahr an, du treibst dich nicht in Lastern umher, du hälst dich im Ganzen ehrbar, wie es einem Christen zusteht, aber die Lampe hat kein Del mehr und ist am Erlöschen, der Glaube hat keine Kraft mehr, und ist wie ein Haus, darin Niemand wohnt, die Liebe hat kein Feuer mehr, und ist, wie etliche Kohlen unter der Asche geworden, so sie doch hell brennen sollte. — Wer ist nun unter uns, der solchen Stand seines Herzens erkennt? der soll auch inne werden, was das für Gefahren hat. Während du so still stehst, steht die Zeit nicht still, die Gnadenzeit, die dir zugemessen ist, sondern es geht eilends auf die Stunde los, die dich von hinnen rufen wird. Die Zeit also, darin wir schaffen und bauen, Schäße im Himmel sammeln sollen, geht damit verloren, und doch werden wir Rechenschaft geben sollen, wie wir sie benugt und ausgekauft haben. Ist nicht derjenige für sein ganzes Leben ein verlorener Mensch, der seine Jugendjahre schlecht anwendet, nichts Nügliches lernt, sich nicht zum Fleiße und Arbeitsamkeit gewöhnt? So ähnlich ist es auch im Leben des Glaubens, wenn wir still stehn auf unsrer Bahn. Darum lasse keinen Tag ohne Gebet verstreichen, vergiß keinen Tag, wozu du berufen bist; gedenke täglich: Wie, wenn du heute stirbest? bist du bereit? Während du still stehst, steht der Feind deiner Seele nicht still, sondern ist geschäftig, dein Herz ganz zu umstricken. Da die Leute schliefen, säete er Unkraut unter den Weizen. Dem Satan mag es schon recht sein, wenn wir Gottes Wort nicht hören, nicht anhalten mit Beten und Flehen, uns nicht täglich fragen: Was muß ich thun, daß ich selig werde? da behält er Zeit und Raum, unser Herz zu verrücken von der Einfalt in Christo, unsre Sinnen zu bethören, zu bezaubern. Darum laßt uns alle den Ruf zu Herzen nehmen: "Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig? laßt uns den Schlaf aus unsern Augen vertreiben und wacker sein, daß unsre Krone uns nicht entfalle.

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Unfre zweite Ermahnung heißt: Nicht rückwärts auf der Bahn des Glaubens! Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, daß ihr meidet die Hurerei, und ein jeglicher unter euch wisse sein Faß zu behalten in Heiligung und Ehren, nicht in der Lustseuche, wie die Heiden, die von Gott nichts wissen; und daß Niemand zu weit greife noch vervortheile seinen Bruder im Handel, denn der Herr ist der Rächer über das Alles, wie wir auch zuvor gesagt, und bezeugt haben." Mit diesen Worten werden Alle, die den Namen Christi tragen, dringend ermahnt, daß sie nichts zu schaffen haben mit den unfruchtbaren Werken der Finsterniß. Ist dir die Seligkeit deiner Seele lieb, so denke nicht, daß Christus eine Gemeinschaft haben könne mit der Unzucht, oder Ungerechtigkeit. Nicht rückwärts, o Christ! vergiß mit Paulus, was dahinten ist, und strecke dich nach dem Kleinod der himmlischen Berufung. Als die Kinder Israel aus Aegypten gezogen und durch das rothe Meer gegangen waren, da murrete die ganze Gemeinde wider Mose und Aron in der Wüste, und sprachen: „Wollte Gott, wir wären in Aegypten gestorben durch des Herrn Hand, da wir bei den Fleischtöpfen saßen, und hatten die Fülle Brodt zu essen." So könnten auch Christen, wenn sie nun von der Welt und ihrem Wohlleben ausgezogen wären, zurücksehen, und sich die vorigen Sünden gelüsten lassen. Und das geschieht von so Manchen, daß sie sich wieder umwenden nach dem vorigen Unflath der Sünde, und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat. Ich bitte und ermahne euch bei den Wunden Jesu Christi, des Sohnes Gottes, sehet doch zu, wie ihr es treibet, und wo ihr bleibet. Nicht rückwärts in die Stricke des Verderbens, hinter uns liegt der Tod und die Verdammniß. Hinter uns liegt sie, so wir anders neue Creaturen in Christo Jesu geworden sind. Hat er uns nicht erlöset, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tøde und von der Gewalt des Teufels? Hat er uns nicht das Gebot der Heiligung gegeben, daß wir vollkommen werden sollen, wie unser Vater im Himmel vollkommen ist? Wer sich nun wendet von diesem Gebote zu dem Lastersteige der Sünden, der gehet rückwärts, nicht den Pforten des Himmels, sondern dem Rachen der Hölle entgegen; der Knecht aber, der seines Herrn Willen weiß, und that ihn nicht, der ist doppelt Streiche werth." Das ist aber der Wille Gottes, unsre Heiligung, daß wir unsre Herzen reinigen von der Sünde. Vor allen Dingen sollen wir uns vor der Unzucht bewahren und unbefleckt erhalten; denn die Lustseuche ist wie ein wüthender Brand auf Erden, welcher um sich frißt, und ganze Geschlechter an Leib und Seele verderbet. Das heißt rückwärts gehen, wenn ein Christ sich Unzucht erlaubt, es sei

heimlich, oder öffentlich, es sei in Werken, Worten oder Gedanken. Von öffentlicher Unzucht muß man ja leider auch mitten in der Christenheit reden, denn viele gottlose Leute machen kein Geheimniß aus liederlichen Scherzen und unzüchtigen Liedern; Andere leben offenbar in sogenannter, wilder Ehe, und sind damit ein Aergerniß vor Aller Augen. Solche freilich können nicht viel rückwärts gehen, sondern sie sind schon so weit zurück, daß man fürchten muß, daß sie reif find zum Gerichte; aber ein Christ soll davor fliehen, als vor einer Pestilenz, die ihm seiner Seelen Seligkeit zu Grunde richtet. Ingleichen sollen wir uns vor Ungerechtigkeit hüten und bewahren, daß Niemand zu weit greife, noch vervortheile seinen Bruder im Handel. Seht, der Betrug ist in dieser Welt wie eine große, breite Heerstraße, auf welcher Millionen wandeln. Da wird kein Wort gespart im Loben und Lügen, und die sich daraus kein Gewissen machen, scheinen die besten Handelsleute zu sein, d. h. daß es ihnen gelingt, den Mammon zusammenzuscharren. Da muß es dem Christen oft schwer werden, nicht nach denselben Mitteln zu greifen, zu lügen und zu trügen, wo es immer im Verborgenen angeht. Aber merket und bedenket, daß in Christo Jesu dieser feste Grund besteht: „Es trete ab von der Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennt." Und der Herr ist der Rächer über das Alles, wie wir euch zuvor gesagt und bezeugt haben.

Nicht rückwärts, sondern vorwärts soll ein Christ eilen auf der Bahn des Glaubens. Vorwärts sagt St. Paulus, wenn er schreibt: „Ich strecke mich zu dem, das da vorne ist, und jage nach, dem vorgesteckten Ziele nach, dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu." Vorwärts ermahnt er, wenn er schreibt: „Laufet nun also, daß ihr das Kleinod ergreifet." Oder: Seid fest und unbeweglich, und nehmet immer zu in dem Werk des Herrn, sintemal ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn." Gött hat uns nicht berufen zur Ünreinigkeit, sondern zur Heiligung," sagt unsre Epistel. Zur Heiligung, daß heißt nichts Anderes, als daß wir die Sünde immer mehr überwinden, und immer völliger werden sollen im Glauben, in der Wahrheit, in der Geduld, in der Liebe. „Ziehet den alten Menschen mit seinen Werken aus, und ziehet den neuen an, der da verneuert wird zu der Erkenntniß nach dem Bilde deß, der ihn geschaffen hat. Denn welche Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch sammt den Lüsten und Begierden." Vorwärts auf der Glaubensbahn! denn Jesus spricht: „Wer

die Hand an den Pflug legt und siehet zurück, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes. Fragst du, wie soll ich es anfangen, daß ich vorwärts eile? Sprichst du, ich wollte so gern, ich bestrebe mich danach, aber ich kann es nicht spüren, daß es vorwärts geht? möchtest u sagen: Meiner Gebrechen werden eher mehr, als weniger? Fange jeden Tag im Glauben an deinen Erlöser an, gieb dich jeden Tag in seine Gnade hin und sprich bei dir selbst: "Ich bin sein, er hat mich erkauft mit seinem Blute." Wenn dann dein Unglaube mit allerlei Wenn und Aber kommen will, so wende dich weg von ihm, und hin zu dem Gefreuzigten. Wer zu ihm kommt mit ganzem Herzen findet kein Wenn und Aber, sondern eitel Ja und Amen, Vergebung und Seligkeit. Drückt dich deine Sünde, beugt dich deine Schwachheit, so hast du ja beten gelernt. Die Gnade Jesu Christi ist ein weites, tiefes Meer, das den Tod verschlungen hat; bei ihm ist Segen und Vergebung, Kraft und Leben für Millionen mal Millionen, die zu ihm schreien, sollte er nicht ein Tröpflein haben, deine arme Seele zu erquicken? Ob nun tausend Zweifel und Bedenken deine Seele durchkreuzen, so rufe du dreist mitten darin: Ich bin doch Jesu Eigenthum, er hat mich erkauft mit seinem Blute!" und in diesem Glauben wandle deinen Weg, wache und bete, und halte dich an die Gnade des Herrn, deines Heilandes, halte dich an das Licht seines Wortes, halte dich an den Anker seiner Verheißungen, so wirst du vorwärts eilen, und es muß dir gelingen zur Seligkeit. Aber, sprichst du, ich kann es doch nicht spüren, daß ich völliger werde, ich entdecke immer mehr Sünde und Elend an mir; ich sehe Andere so stark und kann es dahin nicht bringen. Mein Christ, was denkst du dir darunter? was willst du spüren? Meinest du, es solle dein Innerstes nach und nach so ganz klar und stille werden, daß keine Angst, kein Zweifel, keine Sünde mehr auftauche? Meinest du, es müsse wie eine Windstille in deinem Herzen sein, lauter Sonnenschein ohne Nebel, ohne Wolken? Das möchte wohl köstlich sein, aber kein Kind Adams wird hienieden solchen Frieden genießen. Entdeckst du immer mehr Sünde und Elend an dir, so wirst du ja darum auch gebeugter und demüthiger sein, und das heißt mit starken Schritten vorwärts gehn. Fühlst du deine Unwürdigkeit immer tiefer, so wirst du ja auch desto williger und freudiger die umsonst dargebotene Gnade des Erlösers ergreifen, und das heißt vorwärts gehn mit starken Schritten. Siehst du Andere so stark und dich so schwach, so wirst du ja flehen, daß die Kraft Christi in deiner Schwachheit mächtig set, und das heißt vorwärts gehen. So laßt uns denn wachsen in der Erniedrigung unser selbst. Jeder Tag der Gnade, den Gott uns schenkt, sei ein Tag, den wir in seiner Gnade verleben. Je weiter auf dieser Bahn, desto seliger ist der Gang, am Ziele aber

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