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3.

Am 3. Sonntage des Advents.

Ich will Dich lieben, o mein Leben!
Als meinen allerbesten Freund;

Ich will Dich lieben und erheben,

So lange mich Dein Glanz bescheint.

Ich will Dich lieben, Gottes Lamm!

Als meinen liebsten Bräutigam. Amen!

Geliebte Christen. Der König David sagt im 101. Psalm: „Ich haffe den Uebertreter und lasse ihn nicht bei mir bleiben. Ein verfehrtes Herz muß von mir weichen, den Bösen leide ich nicht. Der seinen Nächsten heimlich verleumdet, den vertilge ich. Ich mag deß nicht, der stolze Geberden und hohen Muth hat. Meine Augen sehn nach den Treuen im Lande, daß sie bei mir wohnen, und habe gern fromme Diener." Was David so redete, das redete er durch den Geist Gottes, der in ihm war. Er stellt in diesen Worten einen Regentenspiegel auf, wie es bei den Königen der Erde sein sollte, und wie es bei dem König des Himmels wirklich ist. Der König dort oben leidet den Bösen nicht, und die verkehrten Herzen müssen von ihm weichen. Er mag deß nicht, der stolze Geberden und hohen Muth hat. Seine Augen sehen nach den Treuen im Lande, daß sie bei ihm wohnen. Aber wo find die Treuen im Lande in unsern Tagen? Wo hat die Treue ihre Wohnung und Zuflucht? Reichthum wohnt in Pallästen, aber die Treue ist meistens aus denselben verdrängt. Die in Lüsten leben und weiche Kleider tragen find in der Könige Häusern, aber die Treue findet selten Zugang zu ihren Thoren. Macht, Ehre und Ruhm sind bei den Großen der Erde, aber die Treue die doch herrlicher ist, als diese alle, ist meistens fern von ihnen. Wo wohnt die Treue? wo sollen wir sie suchen? Armuth und Elend, Kummer und Sorge wohnt in den Hütten der Armen, aber die Treue findet auch bei ihnen selten, da sie ihr Haupt hinlegen möge. Den Namen Christi tragen viel Tausende, aber die Christentreue ist auch unter diesen unstät und flüchtig. Sie wohnt in den wenigen, verborgenen Seelen, deren die Welt nicht werth ist, die sich selbst verleugnen, ihr Kreuz auf sich nehmen und Christo nachfolgen. Aber nicht zu Wenigen,

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sondern zu Vielen, zu uns Allen reckt der Herr seine Hände aus, für uns Alle hat er sein Leben dargegeben, daß wir ihm treu werden und bleiben sollen bis in den Tod. Möchte doch die Treue in unsere Herzen eine bleibende Wohnung finden! Unfre heutige Epistel wird uns auf's Neue ermahnen, hiernach zu ringen, und wir wollen uns zur gottseligen Betrachtung derselben den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: 1. Korinther 4, 1-5.

Dafür halte uns Jedermann, nämlich für Christi Diener, und Haushalter über Gottes Geheimnisse. Nun sucht man nicht mehr an den Haushaltern, denn daß sie treu erfunden werden. Mir aber ist es ein Geringes, daß ich von euch gerichtet werde, oder von einem menschlichen Tage; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir wohl nichts bewußt, aber darinnen bin ich nicht gerechtfertiget; der Herr ist es aber, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr komme, welcher auch wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und den Rath der Herzen offenbaren; alsdann wird einem Jeglichen von Gott Lob wiederfahren.

Der Apostel Paulus hatte, indem er diese Worte schrieb, zunächst sich selbst und den Apollo in Gedanken, wie er durch die hinzugefügten Worte anzeigt: „Solches habe ich auf mich und Apollo gedeutet." Seine Worte aber leiden auf alle Diener des Evangeliums und demnach auf alle Christen Anwendung. Wir Alle find im weiteren Sinne des Wortes Diener Christi und Haushalter Gottes. Die verlesene Epistel hält daher uns Allen die Ermahnung vor: Ringet nach der Treue im Dienste Jesu Christi! Diese Ermahnung wollen wir näher beherzigen, indem wir zuerst die Nothwendigkeit und zweitens den Segen dieser Treue darzulegen suchen.

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Es ist nothwendig, daß wir darnach ringen, im Dienste Jesu Christi treu zu sein, denn Gott ist treu, wir aber find von Natur sehr untreu. Gott ist treu. Wahrhaftig find seine Worte und was er zusagt, das hält er gewiß. Wie er es von Anfang der Welt her verheißen hatte, so hat er es erfüllt, als die Zeit erfüllt war, und hat seinen eingebornen Sohn gesandt in die Welt, auf daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Treu ist er in seiner Liebe, Langmuth und Barmherzigkeit. Er nennt sich barmherzig, gnädig, geduldig, und er ist und bleibt es auch. Er wartet lange, daß wir uns

zur Buße kehren sollen, er vergiebt den Bußfertigen ihre Uebertretung, er geht mit den Gläubigen nicht in's Gericht. Treu beweis't er sich auch in den leiblichen Dingen, er läßt nicht aufhören Samen und Erndte, Frost und Hize, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Auf ihn warten Aller Augen und er giebt ihnen ihre Speise zu ihrer Zeit, er thut seine Hand auf und erfüllet Alles, was lebet mit Wohlgefallen. Ist ein Mensch längst von Gottes Wegen gewichen, die Hand des Herrn bleibt doch noch über ihm. „Er läßt seine Sonne scheinen über Gute und Böse und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte." Hat ein Mensch längst seinen Bund mit Gott gebrochen, die Vaterarme und das Vaterherz bleiben dem verLornen Kinde noch offen, so lange die Gnadenzeit währt. Treu ist Jesus Christus. Das Wort Gottes nennt ihn einen „,,treuen Hohenpriester, zu versöhnen die Sünde seines Volks;" es nennt ihn einen treuen und wahrhaftigen Zeugen," sein Wort wird bleiben in Ewigkeit. Treu ist er als Fürsprecher der Gläubigen, als Hirte seiner Heerde, als König seiner Auserwählten. An ihm fehlt es nie. Nie läßt er die, welche auf ihn trauen, zu Schanden werden.}

Wir sind dagegen von Natur sehr untreu. Wenn der Apostel Paulus den natürlichen Zustand der sündigen Menschen beschreiben will, so sagt er im Briefe an die Römer (3, 10 ff): "Da ist nicht, der gerecht sei, auch nicht Einer. Da ist nicht, der verständig sei; da ist nicht, der nach Gott frage; fie sind Alle abgewichen und allesammt untüchtig geworden; da ist nicht, der Gutes thue, auch nicht Einer. Ihr Schlund ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen handeln sie trüglich, Otterngift ist unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit. Ihre Füße sind eilend, Blut zu vergießen; in ihren Wegen ist eitel Unfall und Herzeleid, und den Weg des Friedens wissen sie nicht; es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen." Wenn nun Gott, der Herr, sich über die Verlornen erbarmt, und sie aus ihrem Sündenelend gerissen hat, wenn sie in Christi Tod getauft und zum Reich der Gnade berufen sind, dann sollte man meinen, würden sie auch ablassen von der Bosheit ihres verkehrten Herzens. Aber siehe, schon unter den ersten zwölf Jüngern war einer ein Teufel, in dessen Herzen keine Treue war. Und wie viel Tausende sind nun, die den Namen Christi tragen, aber ihrem Herrn und Erlöser völlig untreu sind! Wie viel Tausende werden gefunden, die Christum mit dem Munde bekennen, aber mit dem Wandel verleugnen, ja ihn abermal kreuzigen. Und wir Alle, die uns hier um Christi Kreuz und um das Wort der Wahrheit versammeln, können wir uns treu nennen? treu dem Herrn und Erlöser, der uns mit seinem Blute erkauft hat? Müssen wir nicht vielmehr uns selbst strafen wegen mannigfaltiger Untreue? Wie oft sind wir träge und lässig in seinem Dienste; wie oft find

wir seinem Worte ungehorsam! Wie oft murren wir unter dem Kreuze, welches er uns auflegt! Wie oft lassen wir uns gelüsten nach eitler Ehre, nach vergänglichen Schäßen! Wie oft suchen wir, was unser ist, nicht das, was Christi Jesu ist! Wie oft täuschen und verblenden wir unser eignes Herz, sind gleichgültig gegen unfre Sünden, achten nicht genug auf die Stimme des Gewissens, auf den Ruf des göttlichen Wortes, sind träge zum Gebete, schwankend im Glauben, arm an Liebe, weil wir nicht treu genug die Gnade ergreifen und bewahren, die uns in Christo gegeben ist! Es ist daher nothwendig, daß wir nach dieser Treue ringen, die uns so sehr fehlt.

Es ist nothwendig, daß wir danach ringen, im Dienste Christi treu zu sein, denn wir sind Christi Diener und Gottes Haushalter, an denen man die Treue sucht. Wir find nicht Alle Diener am Worte, Diener des Evangeliums, aber doch Diener Christi. Wir sind nicht Alle Haushalter über Gottes Geheimnisse, aber doch Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. Einem Jeglichen unter uns hat der Herr zu seinem Dienste berufen; ein Jeglicher soll an seinem Orte und in seiner Lage dem Herrn Ehre bereiten. Einem Jeglichen hat er seine Pfunde anvertraut, mit welchem er zur Ehre Christi wuchern soll. Wir Alle haben geistliche und leibliche Gaben mancherlei Art empfangen. Wir waren ganz arm und elend, Kinder des Zornes, dem Tode und der Gewalt des Teufels unterworfen, große Schuldner unsers Gottes, aber siehe, er hat uns reich gemacht. Alle unsre Schuld hat er uns geschenkt. Himmelsgüter hat er uns verliehen; sein Wort und Sakrament, seinen Geist und Gnade. Den Tod hat er getödtet, des Satans Macht zerbrochen, Seligkeit erworben und verheißen Allen, die an seinen Namen glauben. Wir sind sein Eigenthum, seine Diener, mit seinem Blute erworben, wir sind Haushalter über seine Güter. Verschieden hat er die Gaben vertheilt, dem Einen viel, dem Andern wenig. Aber darauf kommt es nicht an. Welchem viel vertraut ist, bei dem wird er auch viel suchen, und welchem wenig vertraut ist, bei dem wird er wenig suchen. Es ist Ein Geber, der nach seiner Weisheit dem Einen viel, dem Andern wenig gegeben hat. Aber bei Allen sucht er die Treue. Ob also Jemandem gegeben ist, durch den Glauben Berge zu verseßen, oder die Tiefen der Erkenntniß zu durchgraben, oder ein brennend und scheinend Licht zu sein, das Tausenden leuchtet; oder ob Jemand nichts weiter hat, als das stille, mit Christo verborgene Leben in Gott, Wenigen bekannt, nur seinem Herrn nicht unbekannt, darauf kommt es nicht an; denn die Augen des Herrn sehn vor allen Dingen nach der Treue des Herzens. Treu sein im Glauben und in der Liebe, treu halten an seinem Worte, tren folgen in seinen Fußtapfen, treu bekennen und treu leiden, treu sein bis in den Tod, das sucht er

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bei seinen Dienern und Haushaltern, und spricht: „Es ist ein großes Ding um einen treuen und klugen Haushalter." Es ist uns daher nothwendig, nach dieser Treue zu ringen.

Es ist nothwendig, daß wir danach ringen, im Dienste Jesu Christi treu zu sein, denn die Treue wird an jenem Lage die Entscheidung geben, wohin unser Loos fallen wird. Der Treue ist die Krone des Lebens verheißen. Auch dort vor dem Richter der Lebendigen und Todten wird man an uns suchen, daß wir treu erfunden werden. Vor ihm gelten irdische Vorzüge nichts, denn bei Gott ist kein Ansehen der Person. König oder Bettler, reich oder arm, gelehrt oder ungelehrt, geschickt oder ungeschickt, hochberühmt oder unbekannt, und was mehr von Unterschieden genannt werden mag, die auf Erden viel bedeuten, fie fallen zusammen, wie ein Nebel, und fahren dahin, wie ein Schatten. In dem Innersten des Herzens dagegen wird Gott nach einem verborgenen Sterne fragen, welcher Treue heißt. Er wird bei dem Könige nicht fragen: Wie weit waren die Grenzen deines Reiches? Wie viel Jahre hast du regieret? Wie viel Siege hast du erfochten? Wie weit bist du berühmt gewesen? sondern er wird fragen: Wie groß war deine Treue im Dienste des Herrn? Er wird bei dem Aermsten nicht fragen: Wie oft bist du hungrig gewesen? Wie viel hast du arbeiten, entbehren und leiden müssen ? Wie oft bist du krank und in Noth gewesen? sondern er wird fragen: Wie groß war deine Treue im Dienste des Herrn? Und wohl Dem, welchen er als seinen treuen Knecht erfinden wird! Er wird zu ihm sagen: Ei du frommer und getreuer Knecht, du bist über Wenigem getreu gewesen, ich will dich über Vieles sehen, gehe ein zu deines Herrn Freude!" Wehe aber dem, welchen er untreu erfinden wird! Er wird ihn als einen unnüßen Knecht hinauswerfen lassen in die äußerste Finsterniß, da wird sein Heulen und Zähnklappen. Es ist also nothwendig, daß wir ringen nach der Treue im Dienste des Herrn im Kleinsten so wie im Größten; denn er spricht: „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu, und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht." Wer in dem Fremden und Vergänglichen, das wir hier auf Erden haben, nicht treu ist, dem kann das Unvergängliche und Wahrhaftige, das in Ewigkeit bleibt, nicht anvertraut werden.

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Schon aus dem bisher Gesagten leuchtet der mannigfache Segen solcher Treue im Dienste Jesu Christi hervor; wir wollen aber nach Anleitung unsrer Epistel denselben noch in besondere nähere Erwägung ziehn.

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