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30.

Am Sonntage Mifericordias Domini.

Stelle Dich ein, Du Freund unsrer Seelen, der Du uns theuer erkauft hast, und segne uns mit Geist und Wahrheit aus Deiner Fülle. Auf Dich harret unsre Seele von einer Morgenwache zur andren, Du wirst uns nicht lassen zu Schanden werden. Sende Du heute den Geist der Andacht auf uns hernieder, ermuntre und sammle den zerstreuten Sinn, daß wir auf Dich sehen, und Dein Wort wahrhaft zu Herzen nehmen. Ach Herr, wir hören wohl viel von Dir, aber das Fleisch ist schwach, und will Dein Kreuz nicht tragen, und der Glaube ist matt, und will sich an das Unsichtbare nicht halten. Stärke uns den Glauben, daß wir nicht zweifeln an dem, was Du uns verkündigt und verheißen hast! Amen!

Geliebte Christen! Wir lesen Ebräer 2, 14 und 15, daß Jesus Christus durch seinen Tod dem Teufel die Macht genommen, und die erlöset habe, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mußten. Der Tod ist eine Strafe, ein Gericht Gottes über die Sünde, und hat für den natürlichen Menschen seine unvermeidlichen Schrecken. Es mag immerhin sein, daß der Muth eines Menschen in Gefahren so groß sein kann, daß er den Tod völlig verachtet, nicht aus Glauben, sondern aus Troß und Starrheit seines Herzens; es mag immerhin sein, daß das Leben bitterer werden kann, als der Tod. Wenn ein Mensch alle seine Hoffnungen, Wünsche und Freuden auf dieser Erde hat, wenn er sich Glück und Wohlsein geträumt und danach gejagt hat, und ihm nun Alles vor seinen Augen zusammenbricht, es mag sein, daß ihm alsdann die kurze Schmerzensstunde des Sterbens ganz leicht erscheint gegen ein langes Leben unter Angst und Noth. Das sind außergewöhnliche Zustände; dabei bleibt es dennoch wahr, daß der Tod für den natürlichen Menschen seine unvermeidlichen Schrecken hat. Sehen wir den Tod von der Seite an, wie er die Hütte unsers Leibes

vernichtet, ich will so reden, als hätten wir die Hoffnung in Christo nicht, in wie kurzer Frist ist nicht der Bau der Glieder zerbrochen, von dem Kindlein in der Wiege bis zu dem Manne in der Kraft seiner Jahre, und bis zu dem Greise; liegen sie wenige Tage in den Armen des Todes, so ist ihre Schöne dahin, und ste zerfallen in Asche und Erde, von welcher fie genommen sind. Entblößt liegen da auch die stolzen Schädel, der Würmer Weide und der Verwesung Raub. Sehen wir den Tod von der Seite an, wie er einzelne Glieder aus den Familien, aus den Armen ihrer Lieben wegreißt, so sind seine Schrecken nicht minder. Mit wie bitterm Schmerze muß mancher Sohn oder Tochter seinen Vater, oder Mutter zu Grabe tragen sehen? mit welchem Kummer siehet manche Wittwe die Füße derer, welche ihren Mann hinaustragen ? und wer kann es aussagen, mit wie zerschlagenem Herzen ein Vater oder Mutter ihr theures Kind der Erde hingeben, wenn der TodesEngel es getroffen hat? Sehen wir den Tod von der Seite an, wie er den Menschen mitten aus seinem irdischen Glücke, Freuden und Hoffnungen wegreißt, so sind seine Schrecken nicht minder. Der Mensch von Erde, der arme Mensch, baut nun einmal sein Glück und seine Hoffnungen nicht anders, als auf diese Erde. Hier will er leben, hier genießen, hier gutes Muths und fröhlich sein; und siehe mitten auf dem Wege ergreift ihn das Schreckenswort, das da spricht: „Du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern!" Hin sind seine Pläne und Träume, hin sind seine Säge, und arm und leer muß er von hinnen, denn er hat feine Schäße nicht droben im Himmel, sondern auf Erden gesammelt. Sehen wir den Tod von der Seite an, wie er den Menschen in eine dunkle Zukunft hineinstürzt, so sind seine Schrecken nicht minder. Bis an das Grab, bis an den Tod reicht das menschliche Auge nur, und unabweislich drängt sich die Frage vor unsre Seele: Was liegt hinter diesem Vorhang verborgen? Ist es wahr, daß es daselbst ein zweites Leben giebt? Ist es wahr, daß es daselbst nicht bloß einen Himmel, sondern auch eine Hölle giebt? Ist es wahr, daß dort nicht Viele eingehen werden durch hie enge Pforte zum Leben? Ja, liebe Christen, der Tod ist eine ernsthafte Sache auch für den Christen, wiewohl er durch den Glauben seine Schrecken verliert.

Der heutige Vespertext wird uns Veranlassung geben, von der Hoffnung zu reden, welche dem Tode seine Schrecken nimmt, nämlich von der Auferstehung der Todten, und wir wollen uns dazu den Segen des Herrn erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: 1. Korinther 15, 1-19, und 29-34.

Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, des Evangelii, das ich euch verkündiget habe, welches ihr auch angenommen habt, in welchem ihr auch stehet, durch welches ihr auch selig werdet, welchergestalt ich es euch verkündiget habe, so ihr es behalten habt, es wäre denn, daß ihr es umsonst geglaubet hättet. Denn ich habe euch zuvörderst gegeben, welches ich auch empfangen habe, daß Christus gestorben sei für unsere Sünden, nach der Schrift; und daß er be graben sei, und daß er auferstanden sei am dritten Tage, nach der Schrift; und daß er gesehen worden ist von Kephas, darnach von den Zwölfen; darnach ist er gesehen worden von mehr denn fünf hundert Brüdern auf einmal, derer noch viele leben, etliche aber sind entschlafen. Darnach ist er gesehen worden von Jacobo, darnach von allen Aposteln; am lezten nach allen ist er auch von mir, als einer unzeitigen Geburt, gesehen worden. Denn Ich bin der Geringste unter den Aposteln, als der ich nicht werth bin, daß ich ein Apostel heiße; darum, daß ich die Gmeinde Gottes verfolgt habe. Aber von Gottes Gnade bin ich, das ich bin, und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet, denn sie alle, nicht aber Ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. Es sei nun Ich oder jene, also predigen wir, und also habt ihr geglaubet. So aber Christus geprediget wird, daß er sei von den Todten auferstanden, wie sagen denn etliche unter euch, die Auferstehung der Todten sei nichts? Ist aber die Auferstehung der Todten nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden aber auch erfunden falsche Zungen Gottes, daß wir wider Gott gezeuget hätten, er hätte Chriftum auferwecket, den er nicht auferwecket hätte, sintemal die Todten nicht auferstehen. Denn so die Todten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden; So sind auch die, so in Christo entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die elentesten unter allen Menschen. Was machen sonst, die sich taufen lassen über den Todten, so allerdings die Todten nicht auferstehen? Was lassen sie sich `taufen über den Todten? Und was stehen Wir alle Stunden in der Gefahr? Bei unserm Ruhm, den ich habe in Christo Jesu, unserm Herrn, ich sterbe täglich. Habe ich menschlicher Meinung zu Epheso mit den wilden Thieren gefochten, was hilft mirs, so die Todten nicht auferstehen? Laßt uns essen uud trinken; denn morgen sind wir todt. Laßt euch nicht verführen. Böse Geschwäte verderben gute Sitten. Werdet doch einmal recht nüchtern, und fündiget nicht; denn etliche wissen nichts von Gott; das sage ich euch zur Schande.

Der heutige, für die Nachmittags-Predigt angeordnete Text, steht mit denen, welche an den beiden nächsten Sonntagen abzuhandeln sind, in der engsten Verbindung, indem der Gegenstand,

welchen sie alle drei behandeln, die Lehre von der Aufersteung der Todten ist. Das ist eine sehr wichtige Lehre unsers christlichen Glaubens, und ein Christ muß darüber im Klaren und Gewissen sein. Wir wollen heute davon reden, daß die Todten auferstehen werden. Daß es ein Leben nach dem Tode gebe, wird von Wenigen geleugnet, aber daß auch die Leiber der Verstorbenen wieder hervorgehen, und zum ewigen Leben geschickt gemacht werden, das wird von Vielen geleugnet. Die meisten Heiden der alten und neuen Zeit, glauben, daß die Seele des Menschen fortbestehe in einer andern Welt, und in einem andern Leben, daß aber der Leib aus der Verwesung nicht wieder hervorgehe, sondern Asche und Erde bleibe. Die Lehre des christlichen Glaubens aber, welche im A. T. schon hin und wieder ausgesprochen ist und im N. T. als eine Hauptlehre des Glaubens überall hervortritt, ist diese, daß mit dem Tode zwar Seele und Leib des Menschen getrennt werden, daß die Seele entweder zu Gott gehe, oder in das Gefängniß der Finsterniß, zum Gerichte behalten zu werden, und das der Leib verwese, und in der Erde ruhe, aber auf Hoffnung; es wird nämlich am lezten Tage durch das Allmachtswort des Herrn auch der Leib des Menschen wieder hergestellt werden in verklärter Gestalt, es wird eine jegliche Seele wieder mit ihrem Leibe bekleidet werden, und dann erst das volle Maaß der Seligkeit, oder der Verdammniß empfangen nach dem Urtheil Gottes.

Treten wir in Gedanken hinaus unter die Leichenhügel, welche die Gebeine unsrer Vorfahren und zum Theil unsrer Gefährten und Genossen verwahren, welch ein wunderbares Saatfeld ist das! Oft wenn der Todtengräver ein neues Lager bereiten will, bringt er halb verwesete Gebeine und Schädel wieder ans Licht, die schon manches Jahr, vielleicht manches Menschenalter in der Erde geruht hatten. Man sieht und weiß nichts davon, ob in solchen Gebeinen ein Herz gewohnt hat, das nach der ewigen Gerechtigkeit gehungert und gedürstet hat, ob eine Seele, die sich nach Gott gesehnet hat, oder ob diese Welt mit ihrer Lust und ihrer Eitelkeit dasselbe erfüllt hat. Man weiß nichts davon, ob dies Gebein die Hütte einer Seele war, welche nun bei Christo ist durch die ewige Erlösung, oder welche nun im Gefängniß verwahrt wird auf den Tag des Gerichtes. Wunderbare Ahnungen durchkreuzen die Brust eines Christen, wenn er nun an den Lag gedenkt, da die Stimme des Herrn alle diese Gräber durchdringen wird, da Alle, welche darinnen find, seine Stimme hören und hervorgehen werden, die da Gutes gethan haben zur Auferstehung des Lebens, die aber Uebels gethan haben, zur Auferstehung des Gerichts. Aber da tritt uns eine große Schaar aus allerlet Volk und Zungen entgegen, Heiden, Juden und

Christen, dem Namen nach, und spricht: Was träumst du? die Auferstehung der Todten ist nichts. Da kommen die Sadducäer, die alten, so wie die neuen, und sagen: die Auferstehung der Todten ist nichts. Da kommen die Weltweisen, und sprechen: die Auferstehung der Todten ist nichts. Sie sagen, des Menschen Geist lebt wohl nach dem Tode, aber nicht als einzelner Mensch, sondern so in und mit dem Ganzen. Sie meinen so, (ihr werdet es vielleicht, an einem Bilde verstehen): wenn die Sonne aus dem Meere den Nebel aufsteigen läßt, so führt sie ihn in vielen einzelnen Tröpfchen in die Höhe, darnach aber fallen diese Tropfen als Regen wieder in das Meer zurück, und hören zwar auf einzelne Tropfen zu sein, aber bleiben doch Bestandtheile des großen Meeres. So, meinen fie, gehen die Geister der Menschen aus Gott hervor, und kehren dahin zurück zu ihrer Zeit und verlieren sich in seiner Unendlichkeit, wie der Tropfen im Meere. Da kommen die Wohllüstlinge und die Gottlösen, und leugnen gar auch dies noch, leugnen Alles, Leben und Auferstehung nach dem Tode. Sie sprechen, wie es im Buche der Weisheit beschrieben wird: „Es ist ein kurzes und mühseliges Ding um unser Leben, und wenn ein Mensch dahin ist, so ist es gar aus mit ihm; so weiß man keinen, der aus der Hölle (d. h. hier „aus der Grube") wiedergekommen sei. Ohngefähr sind wir geboren, und fahren wieder dahin, als wären wir nie gewesen. Denn das Schnauben in unsrer Nase ist ein Rauch, und unsere Rede ist ein Fünklein, das sich in unserm Herzen reget. Wenn dasselbige verloschen ist, so ist der Leib dahin, wie eine Loderasche, und der Geist zerflattert, wie eine dünne Luft." v. 5. „Unsre Zeit ist, wie ein Schatten dahin fährt, und wenn wir weg sind, so ist kein Wiederkehren, denn es ist fest versiegelt, daß Niemand wiederkomme." Aber laßt uns auch hören, weß Geistes Kinder die sind, die also reden. Es heißt weiter vom sechsten Verse an, daß sie sprechen: „Wohl her nun, und laßt uns wohl leben, weil es da ist, und unsers Leibes brauchen, weil er jung ist. Wir wollen uns mit dem besten Wein und Salben füllen, laßt uns die Mayenblumen nicht versäumen, laßt uns Kränze tragen von jungen Rosen, ehe sie welk werden; u. s. w. solches schlagen fie an, und betrügen sich selbst, denn sie haben die Hoffnung nicht, daß ein heiliges Leben belohnet werde, und achten die Ehre nichts, so unsträfliche Seelen haben werden." Von solchen Unglauben und Gewirre mancherlei Art ist die Welt erfüllt, viele unerfahrene und unbefestigte Herzen werden dadurch irre, und vom rechten Glauben abwendig gemacht. Woran soll ein Christ sich halten?

Es ist die Art des göttlichen Wortes, daß es gleich den Gipfel der hohen Berge über die Nebel und Wolken hinausragt, daß seine Zeugnisse gleich ehernen Mauern dastehen, und weit entfernt

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