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Nun, Herr! verleih' mir Stärke,
Verleih' mir Kraft und Muth;
Denn das sind Gnadenwerke,
Die Dein Geist schafft und thut:
Hingegen meine Sinnen,
Mein Lassen und Beginnen.
Sind böse und nicht gut.
Darum, Du Gott der Gnaden,
Du Vater aller Treu'!
Wend' allen Seelenschaden,

Und mach' mich täglich neu:
Gieb, daß ich Deinen Willen
Stets suche zu erfüllen,

Und steh' mir kräftig bei. Amen!

33.

Am Sonntage Cantate.

Ob wir schon nicht werth sind, daß Du, o König aller Könige unter unser Dach gehest, so bitten wir doch auf Dein Wort und Verheißung, kehre ein, und laß uns durch Dein Licht und Deine Gnade merken, daß Du mitten unter uns seist. Du hast uns Dein Wort gegeben zur Leuchte auf allen unsern Wegen, so mache nun auch unsre Augen helle, daß wir klar erkennen, welches Deine Wege find. Gieb uns den Geist der Andacht und des Glaubens, und wie Du einst das hungernde Volk in der Wüste nicht ungespeiset wolltest heim gehen lassen, auf daß sie nicht umkämen auf dem Wege, so laß auch uns nicht ohne Speisen der Seelen, nicht ohne Stärkung und Labung des Geistes aus diesem Hause gehen, auf daß wir nicht verschmachten auf dem Lebenswege! Amen!

Geliebte Christen! Unser Herr, Jesus Christus, sagte zu seinen Jüngern an dem Abende vor seinem Leiden die Worte (Joh. 16,33): "In der Welt habet ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." Daß diese Worte, wie alle Aussprüche unsers hochgelobten Heilandes, die volle Wahrheit enthalten, wird Niemand bezweifeln; aber wir möchten doch zusehen, ob es nur für seine

damaligen Jünger und Apostel so war, oder ob es für Alle, die ihm treu find, sich so verhält. Es kann für jeden wahren Christen nichts anders heißen, als: „In der Welt hast du Angst." Wer es einmal erkannt hat, daß die Welt im Argen liegt, daß in unsrem eigenen Fleische nichts Gutes wohnet, daß unser Widersacher umhergeht, wie ein brüllender Löwe, und sucht, welchen er verschlinge; wer es einmal inne geworden ist, daß wir täglich und mannigfaltig fehlen, und daß mit unsrer Macht nichts gethan ist: derselbige kann, wenn er auf die Welt und auf sich sieht, nicht ohne Angst sein. Allenthalben umgiebt uns Gefahr, Versuchung und Finsterniß, wie geschrieben steht (Pf. 18, 6): „Der Höllen Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich." Sehen wir auf unsre Kraft, fie ist Ohnmacht; sehen wir auf unsern Glauben, er ist schwach; sehen wir auf unser Wissen und Verstand, es ist mit Finsterniß umhüllt; sehen wir auf die Verführung der Welt, sie hat tausend Neze, sehen wir auf des Satans List, sie ist, wie ein verborgenes Gift. Nur Ein Punkt ist hell, nur Ein Licht leuchtet, das ist die Gnade unsers Herrn Jesu Christ; nur Ein schmaler Weg ist sicher, daß man getrost darauf wandeln kann, das ist der Weg in den Fußstapfen, in der Nachfolge Jesu Christi. Gleichwie nun ein Mensch auf einem schmalen Pfade im Gebirge, wenn bald zur Rechten, bald zur Linken sich unermeßliche Abgründe öffnen, und die Tiefen ihn zu ergreifen drohen, nicht ohne Angst wird wandeln und aufklimmen können, sondern erst durch lange Gewohnheit lernen wird, sichere Tritte zu thun, so auch der Christ auf diesem schmalen Wege in den Fußstapfen Jesu Christi. Bald zur Rechten, bald zur Linken droht ihm ein Verderben, seine Schwachheit hindert ihn, festen Schrittes zu wandeln, er schwankt bald dieser, bald fener Gefahr entgegen, aber es hält, es bedeckt ihn die unsichtbare Hand des allmächtigen Heilandes; nur durch lange Uebung im Glauben werden seine Schritte nach und nach sicherer, und er lernt, Christo das Kreuz nachtragen. So haben wir freilich in der Welt Angst; die Welt wird dem Kinde Gottes nach und nach bitterer, die Sehnsucht nach dem Berge Zion und nach dem himmlischen Jerusalem wird heißer, wie der Apostel Paulus sagt: „Ich habe Lust abzuscheiden, und bei Christo zu sein, welches auch viel besser wäre." Unter allen Aengsten aber, durch welche die Welt den Christen führt, leuchtet ihm die Hoffnung auf die herrliche Freiheit der Kinder Gottes, und auf die zukünftige Herrlichkeit, und macht ihn stark, getrost und freudig durch Jesum Christum.

Diese Hoffnung des zukünftigen Lebens wird heute nochmals unsre Gedanken beschäftigen, und Gegenstand unsrer Betrachtung sein, wir aber wollen uns zuvor dazu den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: 1. Korinther 15, 50-58.

Davon sage ich aber, liebe Brüder, daß Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben; auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche. Siche, ich sage euch ein Geheimniß: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbige plöglich in einem Augenblick, zu der Zeit der leztek Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Todten werden auferstehen unverweslich, und Wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muß anzichen das Unverwesliche, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit. Wenn aber dies Verwesliche wird anziehen das Unverwesliche, und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllet werden das Wort, das geschrieben stehet: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Aber der Stachel des Todes ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gefeß. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat, durch unsern Herrn Jesum Christum. Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unbeweglich, und nehmet immer zu in dem Werk des Herrn; sintemal ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.

Diese Worte handeln noch von der Auferstehung der Tødten. Wir haben schon an zwei Sonntagen hiervon geredet, und zwar zuerst dargethan, daß allerdings die Todten Alle auferstehen werden und demnach dargestellt, wie sie auferstehen werden. Heute nun wollen wir endlich, und unter Gottes Beistand, indem wir die verlesenen Tertesworte betrachten, den großen Trost zu Herzen nehmen, welcher für einen Christen in dieser Hoffnung liegt.

Der Apostel hebt an: "Davon sage ich aber, liebe Brüder, daß Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben; auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche." Mit diesen Worten wehrt der Apostel allerlei Unverstand und Mißverstand ab. Es könnte von Manchen diese Lehre zu fleischlich verstanden werden, als ob das Fleisch und Blut in uns gerade so wieder hergestellt werden sollte, als es jezt ist. Der heil. Geist aber spricht Nein" dazu; Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben, dieser verwesliche Leib kann die unverwesliche Herrlichkeit nicht ererben. Wir werden in der Auferstehung zwar denselben Leib, aber in ganz anderer Beschaffenheit an uns tragen. Was dies Fleisch von Schwächen und Gebrechen an sich trägt, die werden uns nicht folgen in das zukünftige Leben, sondern werden abgethan und überwunden sein. Das ist der

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erste, große Trost, den wir heute in unserm Terte finden. Der Kranke und Elende wird in der Auferstehung der Gerechten gesund, der Krüppel wird ohne Gebrechen sein; die Anfechtungen des sündigen Fleisches werden ein Ende haben, der Blinde wird sehend sein, der Taube wird hören, und der Stummen Zunge wird Lob sagen. Das sagen wir aber nur von Denen, welche im Glauben und in der Wahrheit, mit Geduld in guten Werken getrachtet haben nach dem ewigen Leben. Von den Andern, welche in ihren Sünden ohne Bekehrung und Erneuerung dahin fahren, wissen wir nicht, in was für Gestalt oder Zustand sie von dem Angesichte Christi werden verstoßen werden.

Der Apostel sagt weiter: "Siehe, ich sage euch ein Geheimniß, wir werden nicht Alle entschläfen, wir werden aber Alle verwandelt werden. Und dasselbige plöglich in Einem Augenblick zu der Zeit der lezten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Todten werden auferstehen unverweslich, wir aber werden verwandelt werden; denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit." In diesen Worten finden wir Aufschluß darüber, wie es mit Denen sein wird, welche an dem Tage der Wiederkunft Jesu Christi noch am Leben sein werden. Sie werden plöglich in Einem Augenblick verwandelt werden aus dem sterblichen in den unsterblichen, aus dem verweslichen in den unverweslichen, aus dem natürlichen in den verklärten Zustand. Die Gottseligen und in dem Herrn Lebenden werden zugleich mit den alsdann aus der Erde auferstehenden Gliedern und Jüngern Jesu Christi von der Erde weggerückt werden, dem Herrn entgegen in den Wolken des Himmels. Gleichwie einst die drei Männer im feurigen Ofen durch den Engel Gottes bedeckt wurden, und unversehrt aus den Flammen hervorgingen, so werden auch die Engel des Herrn seine Auserwählten an jenem Lage bedecken, und unversehrt aus den Flammen, durch welche die Erde vernichtet werden wird, hinführen zu Dem, der sie mit seinem Blute erkauft und erlöset hat. Da heißt es also für uns, so wir nur Christum haben: „Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn, darum wir leben, oder wir sterben, so sind wir des Herrn."

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Wenn aber dies Verwesliche wird anziehen das Unverwesliche und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllet werden das Wort, das geschrieben steht; der Tod ist verschlungen in den Sicg; Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?

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Der Glaube an den Tag der großen Auferstehung verbreitet über Alles, was dunkel vor dem Christen liegt, ein helles Gnadenlicht, und leuchtet gleich einer Sonne durch alle Finsternisse des Lebens.

Wer ist unter uns von vielfachem Kreuze und zeitlichen Leiden heimgesucht? Ich will von den kranken und elenden Menschen reden, welchen dieses Leben wenig mehr, als Schmerzen und Seufzen bietet, um welche der Tod schon lange geworben hat, aber das Leben, wiewohl nur gleich einem schwachen Lichte, widerstehet ihm immer noch; wie wären doch diese zweifach elend, wenn sie die Hoffnung nicht hätten, daß es für sie einen Tag der Genesung giebt, an welchem aller Schmerz auf ewig von ihnen abgethan sein wird? Wenn auch nun alle Hoffnung für dies Erdenleben verschwunden ist und ihr Herz gehört nur dem Herrn, Christo, so dürfen fie mit Paulus sagen: „Ich halte dafür, daß dieser Zeit Leiden nicht werth sind der Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbaret werden;" und an einem anderen Orte: „Unfre Trübsal, die zeitlich ist und leicht, wirket eine ewige und über alle Maaße wichtige Herrlichkeit Denen, die nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare." Wo ist des Todes Stachel und Bitterkeit, wenn man gewiß weiß, daß er eigentlich der Eingang zu dem wahren Leben ist? Was sind die Leiden dieser Zeit, wenn man gewiß weiß, daß sie darnach in lauter Freude und Wonne verwandelt werden, ja daß sie noch dazu beitragen, die Freude und Wonne des zukünftigen Lebens zu erhöhen, wie geschrieben steht: „So wir mit leiden, so werden wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden?"

Wer ist unter uns, der von mancherlei Drangsalen und Trübsalen heimgesucht wird? Siehe, der Herr im Himmel hat vielerlei Kreuz, was er dem Menschen auflegen kann, womit er uns reizt, den Blick von dem Vergänglichen ab, und auf das Unvergängliche hinzuwenden. Bald ist es Armuth und Noth, bald Unglücksfälle mancherlei Art, bald häusliche und Familien-Leiden, bald das gottvergessene Leben Solcher, die uns nahe angehören. Ja oft verdunkelt sich der Weg des Lebens so sehr, daß man nicht mehr aus, oder ein weiß. In solchen Lagen schafft der Hinblick auf die zukünftige Erlösung dem bedrängten Herzen Trost; da sieht der Christ das Ende aller seiner Noth mit Gewißheit, da werden Thränen und Seufzen weg müssen, da wird Sorgen und Zagen nicht mehr sein. Ja in den Hafen dieser Hoffnung flieht das bedrängte Herz des Christen oft, da findet es Trost und Frieden. Da kann man sagen: „Nur die wenigen Jahre, oder Monate noch, so werde ich von allem Uebel erlöset, alles Trauren, Zittern und Zagen ausziehen, wie ein veraltetes Gewand, und werde mich freuen in dem Herrn mit unaussprechlicher Freude."

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