ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Ende aller Dinge." Diese Worte haben den Anschein, als ob der Apostel Petrus gedacht habe, der Untergang der Welt, die Wiederkunft Jesu Christi, und der Tag des Gerichtes sei der Zeit nach ganz nahe gekommen, und müsse damals schon, als er lebte, bald eintreten. Es finden sich ähnliche Aussprüche auch bei andern Aposteln; z. B. der Apostel Paulus schreibt 1. Kor. 10, 11: „Es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf welche das Ende der Welt gekommen ist." Der Apostel Johannes sagt in seinem ersten Briefe, 2, 18: "Kinder, es ist die legte Stunde; und wie ihr gehört habt, daß der Widerchrist kommt, und nun find viele Widerchristen geworden, daher erkennen wir, daß die leßte Stunde ist." In der Offenbarung Johannis, (Cap. 22) läßt der Herr durch seinen Engel dem Johannis sagen: „Siehe, ich komme bald. Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung in diesem Buche;" und V. 12: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, zu geben einem Jeglichen, wie seine Werke sein werden." Auch V. 20 heißt es nochmals: „Es spricht, der solches zeuget: „Ja, ich fomme bald." Wenn wir dies ohne sorgfältiges und gründliches Forschen in der Schrift anhören, und menschlich beurtheilen wollten, so müßten wir sagen, die heiligen Apostel haben sich geirrt. Sie haben das nicht allein nicht erlebt, sondern es sind nun schon wieder an 1800 Jahre verflossen, und noch ist der Tag nicht da. Aber daß wir uns nur nicht irren, indem wir jene beurtheilen, mit ihnen hat es keine Noth. Daß der Apostel Petrus sich die Zeit nicht nach Jahren ausrechnete, und nicht der Meinung war, es müsse das Ende in kurzer Zeit nothwendig eintreten, sagt er selbst in seinem 2. Briefe mit den Worten: „Eins aber sei euch unverhalten, ihr Lieben, daß Ein Tag vor dem Herrn ist, wie Tausend Jahre, und Tausend Jahre, wie ein Tag. Der Herr verziehet nicht die Verheißung, wie es Etliche für einen Verzug halten, sondern er hat Geduld mit uns, und will nicht, daß Jemand verloren werde, sondern daß sich Jedermann zur Buße kehre." Auch der Apostel Paulus bezeugt ausdrücklich, daß die Fülle der Heiden noch erst eingehn müsse in das Reich Gottes, daß dann das ganze Israel noch felig werden solle; daß auch Christus nicht kommen werde, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme, und der Widerchrist, der Mensch der Sünde. Was heißt das nun, daß das Ende aller Dinge nahe sein soll, und doch soll es vor Menschen unbestimmt sein, ob noch Jahrtausende zuvor verstreichen werden, oder nicht? Das Endé aller Dinge ist heute noch so nahe, als zu Petri Zeiten, und wie dazumal, so hält auch jezt nur die Geduld Gottes dasselbe auf, denn er will, daß auch wir nicht verloren werden, sondern daß wir uns zur Buße kehren. Seitdem Jesus Christus sein Erlöfungswerk vollbracht hat, und seine Gnade den Völkern

predigen lassen, ist alles bereit zum Gerichte. Die Gnade Gottes ist in Christo zu Ende, d. h. neue, größere Gnade hat kein Mensch zu hoffen, ein anderes Heil giebt es nicht. Daß das Evangelium allen Völkern kund werde zu einem Zeugniß über sie, daß Israel, das eiserne, zur Buße gelenkt werde, kann, wenn Gott ein Ende machen will, sehr bald geschehen. Also es ist Alles bereit zum Gerichte, das Schwerdt ist aufgehoben, die Fackel brennt, deren Flamme den Erdkreis verzehren wird, der Richter ist vor der Thür; aber die Geduld Gottes wartet noch. So ist auch uns das Ende aller Dinge nahe; so soll ein jeder Christ den Lauf des Glaubens führen; als im Angesichte jenes großen Tages. So laßt uns denn in solchem Sinne die Ermahnungen unsrer heutigen Epistel hinnehmen, uns aber zuvor zur rechten Beherzigung derselben den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: 1. Petri 4, 8-11.

So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen habt unter einander eine brünstige Ließe; denn die Liebe decket, auch der Sünden - Menge. Seid gastfrei unter einander ohne Murmeln. Und dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, tie er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. So jemand redet, daß er es rede als Gottes Wort. So emand ein Amt hat, daß er es thue als aus dem Vermögen, das Gott darreichet, auf daß in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesum Christum welchem sei Ehre und Gewalk von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen!

Wir werden diese Ermahnungen einzeln nacheinander erwägen.

"So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet." Ihr wiffet, daß Gott die Sünder nicht hört; von ihnen heißt es: "Ihr bittet, und krieget nichts." Das gilt von den groben und dreisten Sündern, welche Gottes Wort nicht achten und Gottes Gebot nicht annehmen wollen. Wer aber geneigt ist, sich weisen zu lassen aus Gottes Wort, der merke sich die Weisung des heiligen Geistes,Seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet." "Hütet euch," spricht der Herr, „daß eure Herzen nicht beschweret werden mit Fressen und Saufen, und mit Sorgen der Nahrung, und komme dieser Tag schnell über euch," (nämlich der Tag des Gerichtes.) Durch das Gebet im Glauben führen wir unsern Kampf, durch dasselbe sind wir stark in Christo, freudig in Nöthen, muthig in Aengsten, getrost in Trübsalen. Für die Tage der Noth haben wir die Weisung: „Rufe mich an in der Noth, so will ich dich erretten. und du sollst mich preisen." In Zweifeln und Ungewißheit haben

wir die Anleitung: So Jemand Weisheit mangelt, der bitte von Gott, der da giebt einfältiglich Jedermann, und rücket es Niemand auf." In Aengsten haben wir das Beispiel dessen, der Pf. 118, 5 spricht: „In der Angst rief ich den Herrn an, und der Herr erhörete mich und tröstete mich." In Anfechtungen des Unglaubens haben wir das Beispiel jenes Mannes, der da sprach: Herr, ja, ich glaube, hilf meinem Unglauben." In allen Gefahren haben wir die Zusage des Herrn: „Sollte aber Gott nicht auch erretten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte Geduld darüber haben? Ich sage euch, er wird fie erretten in einer Kürze." Und außerdem viele köstliche Zeugnisse und trostreiche Ermahnungen zum Gebete. Welcher Christ darf diesen Wanderstab bei Seite legen? Hörest du auf zu beten, so hörest du auch auf zu glauben, zu hoffen und die Brüder in Christo zu lieben. Darum höre nicht auf zu beten! Versäume es nicht! deine Seele darbet sonst, siehe zu, das dein Licht nicht auslösche, der Bräutigam möchte nahe sein! Zum Gebet aber ist nothwendig, daß man mäßig und nüchtern" sei. Wer fich weidet in Völlerei, wer sich behaglich fühlt in Pracht und Ueppigkeit, wie will ein solcher im Gebet nach der Krone des ewigen Lebens ringen. Von der Eitelkeit des Sinnes, von den weltlichen Ergöglichkeiten, von dem Uebermaaße in niedlichen Speisen und Leckerbissen bis zu der stillen Nüchternheit eines christlichen Beters ist wahrlich ein weiter Weg, den man nicht von heute auf morgen zurücklegen kann, daß man auch nicht beiden zugleich angehören kann. Einem muß der Abschied gegeben werden, und wer als im Angesichte des lezten Tages seinen Wandel führen will, der fliehe die Welt, und halte sich zum Gebet in Nüchternheit und Wachsamkeit.

A

Die

„Vor allen Dingen aber habt unter einander eine brünstige Liebe, denn die Liebe decket auch der Sünden Menge." Ihr wisset, daß die Liebe des Christen Brief und Stegel ist, womit er sich auszuweisen hat, weß Geistes Kind er sei. Joh. 13, 35 spricht der Herr: „Dabei wird Jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.“ Liebe decket der Sünden Menge, d. h. wenn unser Mitknecht auch in die Menge von Sünden fiele, die Liebe könnte ihn doch nicht schmähen, nicht verachten, sich nicht von ihm losreißen, ihn nicht verdammen; die Liebe würde ihn zu entschuldigen suchen, würde mit Warten und Harren, mit Gebet und Fürbitte seiner Seele nach

gehen, und unabläßig um dieselbe werben für Gottes Reich. Das ist Gottes Ebenbild, die rechte, brünstige, demüthige, alles tragende, alles duldende Liebe; denn „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott und Gott in ihm." Eine größere Verheißung giebt es weder auf Erden noch im Himmel, als diese Worte aussprechen: „Der bleibet in Gott und Gott in ihm,“ und diese überschwengliche Zusage ist Dem gegeben, der in der Liebe bleibet. Nur Einmal ist dies Ebenbild Gottes auf Erden vollkommen erschienen, nämlich in Christo unserm Heilande. In ihm war die brünstige Liebe, welche ungeachtet aller Sünden dem Verirrten nachging, und die verlorenen Seelen in ihrem Elend aufsuchte. In ihm war die brünstige Liebe, welche gegen die Abtrünnigen und gegen die Verächter oftmals die Arme ausbreitete, welche sie sammeln wollte, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt. In ihm war die brünstige Liebe, welche das Leben Hingab für die Brüder, welche für die Verfolger bat und sprach: Vater, vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun." Da lernen wir, was eine brünstige Liebe ist, und was es heißt, daß fie der Sünden Menge deckt. Ob aber dies Ebenbild Gottes auch nur Ein mal auf Erden vollkommen erschienen ist, so muß es doch aus jedem wahren Christen wiederstrahlen, und aus ihm hervorleuchten. Ist Christi Bild auch nur trübe in uns, da sein muß es in jedem seiner Glieder, wir haben sonst keinen Theil an ihm. Darum strebet nach der Liebe, und fleißiget euch, sie in einem reinen Herzen zu bewahren; ste giebt nicht allein Andern Zeugniß, weß Glaubens du seist, sie giebt auch dem eigenen Herzen Friede und Freude im heiligen Geiste. „Seid gastfrei unter einander ohne Murmeln.“ „Gastfrei zu sein, vergesset nicht, (heißt es Ebr. 13, 2) denn durch dasselbige haben Etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt." Die christliche Liebe hat ihr Auge hauptsächlich auf die, so in Noth und verlassen sind, gerichtet, denen springt sie bei, und sucht ihnen auszuhelfen. In einer Art von Verlassenheit ist nun jeder Fremde an einem fremden Orte. Ob er auch die Mittel noch hätte, das Nothwendige um Geld anzuschaffen, so ist doch Rath und Beistand oft gar nicht zu haben. Gewinnsüchtige Leute machen sich das zu Nuge, übervortheilen einen solchen, und denken nicht daran, daß fie dafür Rechenschaft geben werden. Da soll denn ein Christ dem Fremden behülflich sein, ihn beherbergen, wenn es Noth thut, und ihm mit Rath und That zur Hand gehen. Es finden sich freilich nicht selten Herumtreiber und Landstreicher, welche unter allerlei Schein und Namen Betrug üben, bei denen christlicher Ernst und die Strenge der Geseze das ist, was ihnen die Liebe zu erweisen schuldig ist. Es ist oft schwer, solche zu unterscheiden; aber es ist offenbar besser, gegen Fremde etwas zu viel, als zu wenig gethan zu haben;

[ocr errors]

beffer, Einem gedient zu haben, der es nicht werth war, als Einem den Dienst verweigert zu haben, der es werth gewesen wäre.

„Und dienet einander ein Jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat als die guten Haushalter der mancherlei Gnade. Gottes." Das christliche Gebot schneidet überall alle Eigensucht ab, der Christ soll und muß sich selbst verleugnen, er kann sonst nicht Christi Jünger sein. Fremdling auf Erden, mit allerlei Habe und Gabe umgehen, die aber nicht sein Eigenthum ist, als Haushalter Gottes soll er nicht das Seine suchen, sondern das des Andern ist, nicht sich leben, sondern Christo. „Dienet einander." Höret recht, wie das Gebot lautet. Nicht: herrschet übereinander," nicht: „erhebet euch übereinander," nicht: "sucht einander zu übervortheilen," sondern:,,dienet einander, ein Jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes." Siehe, mein Christ, wenn du nur ein Haushalter Gottes bist, so merkst du doch, daß du noch einen Herrn über dir hast, der zu seiner Zeit von deinem Haushalt Rechenschaft fordern wird; der da fragen wird, wie du deine Zeit benugt, deine Kräfte angewendet, mit deiner Habe hausgehalten, deine Gaben gebraucht hast? ob du sie im Dienste der Welt, des Mammons, deiner Lust, deiner Eitelkeit, oder ob du sie im Dienste Gottes, zur Hülfe der Armen, zur Förderung des Reiches Gottes, zur Uebung der Gerechtigkeit und Gottseligkeit verwendet hast. Darum so führe deine Sachen sammt allem deinem Wandel als im Angesichte Gottes, als ob der Tag jener großen Rechenschaft ganz nahe set.

Der Apostel nennt nun zwei einzelne Stücke, wie jemand als ein Haushalter Gottes mit der verliehenen Gabe umgehen soll. So jemand redet, daß er es rede, als Gottes Wort." Das ist hier nicht von allem Sprechen gesagt, was ein Christ zu thun hat, sondern von dem öffentlichen Reden in der Gemeinde, welches den Predigern übertragen und anvertraut ist. Was wir unter euch hier reden, das sollen wir reden als Gottes Wort. Das ist für einen schwachen, sündigen Menschen eine schwere Aufgabe. Ob man sich auch noch so sorgfältig aller unlautern Gedanken und Absichten entschlägt, die Versuchungen regen sich immer von Neuem, und fordern eine beständige Wachsamkeit. Wie leicht steigt einem Prediger der Gedanke auf, ob es so den Leuten auch wohl

في

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »