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und ihre Bosheit liebt Gott nicht, sondern haßt und verabscheut fie. Gott ist die Liebe. Hieran haben die bußfertigen Herzen, und die, welche den Herrn Jesum Christum lieb haben, einen großen Trost. Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm." Wer bleibt in der Liebe? O daß wir es uns unvergeßlich in die Herzen schreiben könnten! In der Liebe bleiben die Sanftmüthigen, von denen der Herr ausruft: „Selig find die Sanftmüthigen, denn sie werden das Erdreich besißen." „Darum rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn, denn es stehet geschrieben, die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr." In der Liebe bleiben die Barmherzigen, von denen der Herr ausruft: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen." Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater im Himmel barmherzig ist; denn die Barmherzigkeit rühmet sich wider das Gericht." In der Liebe bleiben die Friedfertigen, von denen der Herr ausruft: „Selig find die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen." Darum so viel an euch ist, habt mit allen Menschen Frieden, und faget nach dem Frieden, und der Heiligung, ohne welche wird Niemand den Herrn sehen." In der Liebe bleiben wir, wenn wir segnen, die uns fluchen, wohlthun denen, die uns hassen, bitten für die, welche uns beleidigen und verfolgen. In der Liebe bleiben wir, wenn wir das Unrecht ertragen, nicht Scheltwort mit Scheltwort vergelten, sondern dagegen segnen und wissen, daß wir dazu berufen find, daß wir den Segen ererben. Wer nach diesem Sinne strebt, wer in dieser Bahn läuft, der bleibt in Gott, und Gott in ihm, und die Liebe Gottes, des himmlischen Vaters wird an ihm bedecken der Sünden Menge.

Wer in der Liebe bleibt, der wird Freudigkeit haben am Tage des Gerichtes, wie unsre Epistel sagt: „Daran ist die Liebe völlig bei uns, daß wir eine Freudigkeit haben am Tage des Gerichts, denn gleichwie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt." Höret ihr wohl, aus welchem Grunde die Kinder Gottes Freudigkeit haben werden am Tage des Gerichtes?" Gleichwie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt." Wer nämlich in der Liebe bleibt, der ist Gott ähnlich, und sein Herz wird sich freuen mit unaussprechlicher, herrlicher Freude, wenn er ihn sehen wird, wie er ist. Wer in der Liebe bleibt, der darf alle Furcht aus seinem Herzen vertreiben. Denn Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibet die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein; wer sich aber fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe." Das ist ein großer Gewinn der Jünger Christi und Kinder Gottes, daß sie alle Furcht aus ihrem Herzen vertreiben dürfen. „Fürchtet euch nicht!" so hebt der

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Engel Gottes die Predigt von Christo an, als er den Hirten auf dem Felde das Heil verkündigte: Euer Herz erschrecke nicht, und fürchte sich nicht," spricht Jesus zu seinen Jüngern. Was sollten Die auch fürchten, die in der Liebe Gottes stehen? Es muß ihnen hienieden Alles zum Besten gereichen; nichts kann sie scheiden von der Liebe Gottes des Vaters, keine Macht, weder in der Tiefe, noch in der Höhe; ihre Sünde ist versöhnt, und vergeben, der Tod ist von ihnen genommen, am Tage des Gerichtes haben sie Freudigkeit. Und dies Alles darum, weil Gott die Liebe ist. Da dürfen sie wohl mit Affaph ausrufen: „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde, ob mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Theil." Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb' in Ewigkeit! duolę

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Wir fragen noch drittens nach den Ermahnungen, welche für uns in dem Worte liegen, daß Gott die Liebe ister i vå

Zuvörderst „laßt uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt." Er hat sich erbarmet, und einen Rath der Liebe über uns beschlossen, ehe der Welt Grund gelegt ist. Er hat seinen einigen Sohn für uns in den Tod gegeben, ehe wir noch da waren; er ist uns nachgegangen, ehe wir ihn kannten seine Liebe hat uns ergriffen, da wir noch Sünder waren. Das soll einen jeden Christen treiben, mit kindlicher, treuer Liebe dem Herrn anzuhängen, der so große Dinge an uns gethan hat. „Das ist aber die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer." Seine Gebote sind kein hartes Joch, keine unerträgliche Last, das Herz nagt und plagt sich nicht darunter, sondern sie sind eine Lust und eine Freude denen, die sich darin üben, und darin wandeln. Laßt uns) ihn lieben, denn ohne die Liebe ist kein Band zwischen ihm und uns. Gleichwie es ohne die Liebe zwischen Vater und Kind, zwischen Bruder und Bruder kein wahres Band giebt, so auch nicht zwischen Gott und uns Menschen. Gott ist die Liebe, das muß uns treiben, unser Herz zu ihm zu wenden, wie die Blumen des Feldes ihre Krone zur Sonne wenden. Wir wären sonst gleich den abgestorbenen Zweigen eines Baumes, die weder Blüthen noch Früchte treiben.

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Aber wie, wenn, femand spräche: Ich liebe Gott; wobei follten wir es erkennen? wenn er sagte: Ich trage aufrichtige Liebe zu Gott in meinem Herzen, wobei sollte man es gewahr werden? Man soll es gewahr werden an der Liebe, die du zu den Brüdern an den Tag legst. So jemand spricht: Ich

Liebe Gott, und hasset seinen Bruder, der ist ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebet, den er siehet, wie kann er Gottlieben, den er nicht siehet? Und dies Gebot haben wir von ihm, daß wer Gott liebet, daß der auch seinen Bruder liebe." Hiermit legt der Herr seine Meßschnur an uns, und prüft unsers Herzens Meinung. In den Brüdern ist er, in den Brüdern sollen wir ihn lieben. Was ist nun die Liebe Gottes in den Herzen, in welchen Hader, Neid und Streit mit den Brüdern wohnt? Kommet doch her, ihr Verleumder, und Lügenredner, ihr Streitsüchtigen und Unversöhnlichen, die ihr allenthalben Streit und Krieg habt und Scheltworte mit Scheltwort vergeltet, wo ist eure Liebe zu Gott? Ist es das, daß ihr nichts vergeben und vergessen könnet? Ist es das, daß eure Bruderliebe gleich ist, wie eine Lampe ohne Del, die nicht brennen will, und vor jedem Lüftchen erlöscht? Ist es das, daß ihr mit feiner Schwachheit des Mitmenschen Geduld tragen könnet, und bei jedem Versehen des Nächsten, das er an euch thut, in Eifer entbrennet? Wehe aber, wenn Gott euch mit eben dem Maaße messen wird, da ihr mit messet. Doch, liebe Christen, laßt uns nicht Andere verklagen, sondern uns selbst. Hier im Herzen hat der Eigensinn, die Eigenliebe, die Empfindlichkeit gegen den Nächsten, die Luft sich zu rächen, Böses mit Bösem zu vergelten, noch eherne Mauern und eiferne Riegel. Die widerstehen der Liebe zu Gott, die müssen zerbrochen werden. Umkehren soll sich das Herz, wie man ein Gefäß voll Unrath umkehrt und ausschüttet. Umkehren sollen wir uns und werden wie die Kinder. Dann wird sich die Liebe Gottes ausgießen in unsre Herzen durch den heiligen Geist, wie geschrieben steht. Das ist ein Lügner, der sich rühmen will, daß er Gott liebe, so er doch seine Brüder nicht liebt. Da werden wir noch oft zu Lügnern werden vor diesem Worte; aber wer nur wacker ist allezeit und betet, wer nur festhält an Jesu Christo, dem Herrn, im Glauben, dem wird es doch gelingen, daß er den alten Sauerteig ausfege; dem wird Gott der Herr, der die Liebe ist, das neue Herz und den neuen Geist geben, und wird ihn in der Liebe verklären von einer Klarheit zur andern nach dem Bilde Jesu Christi des Herrn.

Dem set Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Schaffe in uns, Gott, ein reines Herz, und gieb nus einen neuen gewissen Geist, verwirf uns nicht von Deinem Angesichte, und nimm Deinen Heiligen Geist nicht von uns. Siehe, in keinem Stücke sind wir mehr dahinten geblieben, als in der Liebe, die sich rühmt wider das Gericht; in keinem Stücke find wir größere Sünder, als in diesem, daß wir Dich über Alles üeben follen, und unseren Nächsten, als uns selbst. Ach Herr! reiß aus die bittere

Wurzel der Eigenliebe aus unserm Herzen, die noch immerdar aufwächset und Unfrieden anrichtet; reiß aus alle Lieblosigkeit, allen Hader, Neid, Zorn, Zwietracht und dergleichen, daß Deine Liebe uns treibe und regiere, die Liebe, die da deckt der Sünden Menge. Ja, in Deiner Liebe, die selbst des einigen Sohnes nicht hat verschonet, sondern ihn für uns Alle hat dahingegeben, in dieser Liebe laß uns völlig ruhen, auf daß wir Deine Nachfolger werden, als die lieben Kinder, und eine Freudigkeit haben am Tage des Gerichts. Hilf, Herr, hilft daß wir in dem Allen weit überwinden, Glaube halten, Liebe üben, bis wir Dich selbst schauen, Du ewige Liebe, wie Du bist. Amen!

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Geliebte Christen! Wir lesen 1. Mos. 4, V. 3 sp: „Es begab fich, daß Cain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes; und Habel brachte auch von den Erstlingen seiner Heerde, und von ihren Fetten. Und der Herr sahe gnädig an Habel und fein Opfer; aber Cain und fein Opfer sah er nicht gnädiglich an. Da ergrimmte Cain sehr, und seine Geberden verstellten sich. Da sprach der Herr zu Cain: Warum ergrimmest du? und warum verstellen sich deine Geberden? Ist es nicht also? wenn du fromm bist, so bist du angenehm; bist du aber nicht fromm, so ruhet die Sünde vor der Thür. Aber laß du ihr nicht den Willen, sondern

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herrsche über sie. Da rebete Cain mit seinem Bruder Habel. Und es begab sich, da sie auf dem Felde waren, erhob sich Cain wider seinen Bruder Habel, und schlug ihn todt." Ihr wisset, wie Gott hierauf den Fluch auf Cain legte, wie sein Gewissen ihn nagte und verfolgte. Wir wollen nun heute nicht diese greuliche That und ihre entseglichen Folgen bedenken, sondern nur nach der Gesinnung fragen, aus welcher sie hervorging. „Warum“, so frägt Johannes in seinem ersten Briefe, Cap. 3, ,,warum erwürgete er ihn? „daß seine Werke böse waren, und seines Bruders (Werke) gerecht." Und seßte hinzu: „Verwundert euch nicht, meine Brüder, ob euch die Welt hasset." Hier giebt uns Johannes zu erkennen, welches die rechte Cainsart ist, nämlich der Neid und Haß des Gottlosen gegen den Frommen. Als er sah, daß Gott seines Bruders Opfer gnädig ansah, da entbrannte es in seinem Herzen, und seine Geberden verstellten sich. Sein Bruder hatte ihm nichts gethan, aber er konnte es nicht ertragen, daß derselbe fromm und gerecht war. Diese Cainsart hat sich in der Welt fortgepflanzt bis auf diesen Tag. „Verwundert euch nicht", sagt Johannes zu den Kindern Gottes, „ob euch die Welt hasset." Diese Cainsart hat den Herrn Jesum Christum gekreuzigt, die Propheten erschlagen, die Apostel verfolgt und getödtet. Diese Cainsart ist bis auf diesen Tag in den Herzen der Gottlosen. Sie können es nicht ertragen, daß ein Mensch sei und anders lebe, als fie; sie haffen das gottselige Wesen, weil es ihre Sünden straft, und wenn Gott ihnen nicht Zaum und Gebiß anlegte, so würden sie den gläubigen Christen nicht einen Fuß breit Raum lassen auf dieser Erde. Darum fagt Jesus zu seinen Jüngern: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Es ist eine natürliche Feindschaft in dem Herzen des unbekehrten Menschen gegen die Kinder Gottes; ihre ganze Art ist ihm zuwider, er kann sie nicht leiden, er verfolgt fie, wenn ihm Gott dazu Raum giebt, er ängstigt und verjagt ste, wenn er die Macht dazu hat. Doch daß wir uns nicht überheben; wir müssen selbst gestehen, daß dieselbe Feindschaft wider Gott und sein Reich von Natur in uns Allen wohnt. Sind unter uns Kinder Gottes, so werden dieselbigen wissen, daß sie auch nicht also geboren sind; sondern daß sie von Natur tødt waren in den Sünden, durch die Gnade Christi aber aus dem Tode in das Leben gekommen find. Dieser Gedanke leitet uns zur Betrachtung unsrer heutigen Epistel, und wir wollen uns zur Gott gefälligen Beherzigung derselben den Segen Gottes rerflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

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