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Herzen zu klagen haben; wir wissen es wohl Alle, daß wir so oft viel zu kalt, viel zu arm an der Liebe, daß wir so oft unsre Gabe nicht mit fröhlichem Herzen geben, so doch geschrieben steht, „einen fröhlichen Geber hat Gott lieb." Aber, liebe Christen, das muß mit der Zeit besser werden in uns. Laßt uns wissen, daß diese Kälte und Lieblosigkeit ein Zeichen des Todes ist, ein Zeichen, daß der geistliche Tod noch seinen Antheil an uns hat, noch in uns mit dem Leben ringt.

Die Liebe ist das Zeichen des Lebens. Ich meine die hohe, heilige, reine Bruderliebe, wenn wir in allen Mitmenschen Mitbrüder erkennen, theils noch Verlorene, als Juden und Heiden find, theils Wiedergefundene, als die sind, welche mit uns denselben Herrn anrufen zur Seligkeit. Die Liebe Jesu Christi ist unsre Sonne, die soll uns zuerst lebendig machen aus dem Tode, dann aus uns wiederstrahlen, daß das Leben aus Gott auch durch uns weiter ströme in die Nähe und Ferne.

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Daran haben wir erkannt," heißt es in unsrer Epistel, „die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat, und wir sollen auch das Leben für die Brüder laffen." Das können wir auf zweierlei Art, entweder so, daß wir das Leben, wenn Gott uns so führen sollte, für die Brüder willig hingeben, wie Jesus gethan hat, wie seine Apostel und viele Jünger es ihm nachgethan haben; oder so, daß wir unser Leben mit allen seinen Kräften und Gaben so anwenden, daß es den Brüdern zu Nug und Frommen gereicht. O, daß wir es je mehr und mehr lernen möch ten, nicht uns, sondern dem Herrn zu leben, nicht uns, sondern den Brüdern um des Herrn willen zu dienen, unser ganzes Leben dahin zu richten, daß Gottes Reich und Ehre auf Erden gebaut werde, zu unsrer und vieler Seelen Seligkeit. Darum sagt Johannes: "Meine Kindlein, lasset uns nicht lieben mit Worten, noch mit der Zunge, sondern mit der That, und mit der Wahrheit."

Der Herr aber, der uns vom Tode zum Leben berufen hat, wolle uns auch mit der rechten Liebe erfüllen, und seine Gnade und Wahrheit durch uns leuchten lassen zu Lobe seinem Herrlichen Namen. Amen!

Herr Jesu, der Du aus Liebe zu uns Sündern Dein Leben in den Tod gegeben, und auch darinnen uns ein Vorbild gelassen hast, daß wir Deinen Fußstapfen sollen nachfolgen; gieb uns durch Deinen Geist solche Liebe in unsere Herzen, damit wir das selige Zeugniß empfangen, daß wir aus dem Tode in das Leben gekommen sind. Ach Herr! der du die Herzen forfchest, und die Nieren prüfest, Du weißt es beffer, als wir selbst, wie viel uns noch fehlt an Dieser Liebe, die nicht eifert, nicht Muthwillen treibt, nicht das Shee sucht, und

sich nicht erbittern läßt; Du weißt, wie so gerne wir uns durch die Eigenliebe bewegen und treiben lassen, und dadurch die Liebe verleugnen. Darum erwecke uns in Kraft Deines Todes zum Leben der wahrhaften Liebe, auf daß unser ganzer Wandel Dir wohlgefällig sei, und verkündige Deine Tugenden, der Du uns berufen hast von der Finsterniß zu Deinem wunderbaren Lichte. Amen!

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Geliebte Christen: „Die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nüße, und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens." Es ist gewiß, daß Denen, die am Ersten nach dem Reiche Gottes trachten, und nach seiner Gerechtigkeit, alles Andre, deffen sie bedürfen, zufallen wird, wie dies auch David betheuert, wenn er Psalm 37, 25 sagt: „Ich bin jung gewesen, und alt geworden, und habe noch nie gesehen den Gerechten ver lassen, oder seinen Samen nach Brodt gehen." Wir dürfen uns dies aber nicht so denken, als ob die Kinder Gottes nun auf lauter Rosen einhergehen sollten. Es finden sich auch Dornen in Menge

auf ihrem Wege, und zwar oft recht schmerzliche. So hat es die Gnade unsers Gottes von Alters her gehalten, daß er die, welche er lieb hatte, auch gezüchtigt hat, daß er einen jeglichen Sohn gestäupt, den er aufgenommen hat. Und das ohne Unterschied, und ohne Ansehn der Person. Abraham, der Erwählte Gottes, mußte es genug erfahren und lernen, daß er ein Fremdling auf Erden sei, und mußte sein Sehnen und Verlangen hinrichten auf ein besseres Vaterland. Jacob mußte am Abende seiner Tage ausrüfen: „Wenig und böse ist die Zeit meiner Wallfahrt." Moses, der Knecht Gottes, mußte die Schmach (Christi) mit seinem Volke tragen, mußte als ein viel geplagter Mann die Last seines Volkes tragen, und an der Grenze des gelobten und ersehnten Landes den Pilgerstab hinwerfen, und seine Hütte ablegen. David, der Mann nach dem Herzen Gottes, hatte seine viele, große Last, Kummer, Schmerz und Sorgen. Selbst sein eigener Sohn empörte sich gegen ihn, und er mußte mit dessen Abfall auch seinen Tod beweinen, denn er sah ihn nicht wieder. Fraget nach Hiob, und nach Elias, fraget nach Jesaias, Jeremias und den andern Propheten; vielfach böse war die Zeit ihrer Wallfahrt, durch manche Noth, durch manche Angst, durch manchen Kampf und Schmerz drangen fie an das Ziel ihrer Pilgerschaft, bis Gott sie entweder durch blutigen Tod unter den Händen ihrer Feinde, oder sonst in Frieden fahren ließ, und ihre Seele zu ihren Vätern sammelte. So sehen wir auch, wie der Herr selbst, der Sohn Gottes, keinen andern Gang auf Erden gegangen ist, der nicht hatte, da er sein Haupt hinlegen mochte, der durch Schmach und Verachtung, durch Geißel und Kreuz zu seiner Herrlichkeit einging. Ebenso folgten ihm alsbald seine Jünger auf demselben Wege nach, verfolgt und geschmäht, der Welt ein Spott, und ein Fluch der Leute. Jacobus mußte dem Herodes sein Haupt darlegen zum blutigen Tode. Johannes mußte in die Verbannung nach Patmos gehen. Paulus, Petrus, Andreas und vermuthlich auch die Andern mußten ihr Leben hingeben um des Namens Jesu willen, und zwar nach einem Laufe voll Mühen, Kampf und Sorgen.

Diese Alle haben in den ersten Reihen der Streiter Gottes gestanden und gekämpft, und wenn es auch in den folgenden Reihen, in welchen die Kinder Gottes unter uns stehen, so hart nicht hergeht, so geht es doch ohne Kreuz und ohne Kampf nicht ab. Ja es würde uns nicht einmal gut sein, wenn unsre Jüngerschaft ohne Kreuz und Züchtigung abgehen sollte. Wir werden indessen nach Anleitung unsrer Epistel hiervon noch ein Näheres reden, und wollen uns zur andächtigen Betrachtung derselben den Segen Gottes in einem gemeinsamen, stillen Gebete erflehen.

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Epistel: 1. Petri 5, 6-11.

So demüthiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn Er forget für euch. Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe, und suchet, welchen er verschlinge. Dem widerstehet fest im Glauben, und wisset, daß eben dieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. Der Gott aber aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, derselbige wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen. Demselben sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Wohl dem, der diesen Weg und Beruf ergriffen hat, der sich in die Gnade Gottes, unsers Heilandes völlig ergeben hat! → Wir wollen nach Anleitung der verlesenen Epistel davon näher reden, daß der Weg des Christen durch Leiden zur Freude geht. Dabei betrachten wir zuerst, daß er durch Leiden geht, und zweitens, daß er zur Freude geht.

Der Weg des Christen geht durch Leiden. So demüthiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes," werden wir zu Anfange unsrer Epistel ermahnt. Da sehen wir zunächst, daß die Hand Gottes über seinen Kindern gewaltig ist, daß er es anders führt, als wir denken und hoffen, und daß uns nichts übrig ist, als uns unter seine Hand zu demüthigen. Wohl freilich ist die Hand Gottes oft gewaltig an seinen Kindern, er sucht sie mit allerlei Trübsal heim, und legt ihnen auf, was sie vorher dachten, gar nicht ertragen zu können. Mußte nicht Hiob alle seine Habe verderben, alle feine Kinder umkommen sehen, dazu an seinem eigenen Leibe mit schmerzenreicher Krankheit geplagt werden? Mußte nicht Joseph von seinen eigenen Brüdern sich unter die Fremdlinge verkaufen laffen, und unter einem fremden Volke als Sclave dienen? Mußte nicht Paulus etliche Jahre lang die Ketten tragen gleich einem Missethäter? Die Hand Gottes ist oft gewaltig an seinen Kindern, und sein Rath geht verborgen und wunderbar. Er zerbricht die stolzen Gedanken, er zerreißt oft alle unsre Hoffnungen, und wirft mit schnell aufeinanderfolgenden zu Boden, was wir mühsam errungen und aufgerichtet hatten. Er läßt uns nichts übrig, als uns unter seine gewaltige Hand still zu demüthigen. Ihm sollen wir alle Ehre geben, sein soll aller Ruhm sein, daß wir nicht meinen, durch unsre Kraft, oder Verdienst irgend etwas errungen zu haben, sondern wissen, daß wir Alles, was wir sind, durch seine Gnade find.

Wer nun den Zustand des menschlichen Herzens kennt, der kann schon wissen, was dazu gehört, uns zu dieser Niedrigkeit und Demuth zu führen; wie manchen, herben Schlag der Vater auwenden müsse, um uns dahin zu ziehen, wie also der Weg des Christen durch Leiden gehen muß.

Alle eure Sorge werfet auf ihn," ist die folgende Ermahnung unsrer Epistel. Daran sehen wir zunächst, daß der Weg des Christen durch mancherlei Sorge geht. Groß und von schwerem Gewichte ist schon die Sorge um das Eine, was noth ist, die Sorge um das Heil unsrer Seele. Vergleichen wir dabei die Macht der Sünde mit unsrer kleinen Kraft, denken wir daran, wie schwerfällig und langsam wir auf der Glaubensbahn dem Ziele entgegengehen, wir, die wir laufen und eilen sollten; denken wir daran, wie oft wir die Gnade Gottes, die in uns wirksam ist, verhindern und aufhalten, wie unser Herz so leicht, so bald wieder Gefallen findet an gottlofem Thun; denken wir daran, wie so Manche, die vor uns fein entronnen waren, doch wieder umgewendet haben, dem Satan nach; so sehen wir hinreichend, wie manchen innern Kampf die Jünger Christi zu bestehen haben, wie manche innere Schmerzen und Leiden auf ihrem Wege sich finden, von denen oft keines Menschen Ohr etwas vernimmt. Ihr Weg geht durch Leiden. Es kommt hinzu, daß unser trogiges und verzagtes Herz noch eine Menge von Sorgen, ja unerträgliche Lasten selbst erwählt und auf fich ladet. Ich will gar nicht einmal sagen von den irdischen Dingen. Der Eine will seine Fehltritte selbst büßen und versöhnen, ein Anderer will sich selbst schmücken mit allerlei Tugend und Gottseligkeit, auf daß Gott an ihm ein Wohlgefallen haben möge. Wenn aber wir auf unsre eigene Hand den Schaden heilen und das Joch tragen wollen, so hilft die Gnade Gottes uns nicht tragen, sondern er legt noch sein Theil hinzu zu unsrer Last, auf daß wir lernen an uns selbst verzagen, und in seiner Gnade genesen. Der Herr wirft uns nach seiner Weisheit in mancherlei Sorge, auf daß wir eilen und lernen, die Sorge auf ihn zu werfen. Es kostet manchen Kampf, giebt manchen Schmerz und manches Leiden, ehe wir das lernen. So geht der Weg des Christen durch Leiden.

Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher, wie ein brüllender Löwe, und sucht, welchen er verschlinge. Dem widerstehet fest im Glauben." Da hören wir, daß Gott es dem ältesten, und ärgsten Feinde unserer Seelen gestattet, wie ein Löwe auf Raub ausgehet, also den Menschen nachzustellen, daß er sie mit List und Gewalt in sein Verderben reiße. Wunderbar und unbegreiflich ist das in der That. Da ich ein Kind war, und kindische Anschläge hatte, dachte ich wohl bei mir, Gott würde besser gethan haben,

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