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Das Gericht steht noch vor uns mit seinem Schrecken, und die Hölle mit ihren Dualen; überwunden zwar für Alle, die in Christo Jesu find, aber voller heimlicher Schauer und Entseßen für uns nach der Schwachheit unseres Glaubens. - So liegt nun vor den Kindern Gottes ein herrlicher, über Alles großer und wichtiger Sieg, eine gewisse Hoffnung der ewigen Herrlichkeit; aber um sie her liegt noch ein heißer Kampf, viel Zittern und Zagen. Die Krone winkt, aber sie haben sie noch nicht ergriffen. Wie kann es da anders sein in den Kindern Gottes, als ein ängstliches Harren, Warten und Sehnen nach der Offenbarung jener herrlichen Freiheit. Da ruft der Christ mit David: „Ach, Herr, wie lange! Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott, wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue!" Uns ist bange, aber wir verzagen nicht", sagt St. Paulus. So ist ein Kind Gottes auf dieser Erde; es verzagt nicht, denn Gott ist mit ihm, doch ist ihm bange; es schafft seine Seligkeit mit Furcht und Zittern. Wie kann es da anders sein, als daß die Sehnsucht nach jener herrlichen Freiheit das Herz des Christen je mehr und mehr ergreift. Davon sagt unsere Epistel: „Auch wir selbst, die wir haben des Geistes Erstlinge, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft, und warten auf unseres Leibes Erlösung."

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In diesem Stande des Kampfes und der Hoffnung rief der Apostel Paulus aus: „Nicht daß ich es schon ergriffen habe, oder schon vollkommen sei, ich jage ihm aber nach, ob ich es ergreifen möchte, nachdem ich von Christo ergriffen bin. Meine Brüder, ich schäße mich selbst noch nicht, daß ich es ergriffen habe, oder schon vollkommen sei; Eins aber sage ich, ich vergeffe, was dahinten ist, und strecke mich zu Dem, das da vorne ist, und jage nach, dem vorgesteckten Ziele nach, dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu." In diesem Stande des Sehnens und Hoffens schreibt derselbe Apostel: „Ich habe Lust abzuscheiden, und bei Christo zu sein, welches auch viel besser wäre; denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn." Und an einem andern Orte sagt er: Wir sehnen uns auch nach unserer Behausung, die vom Himmel ist, und uns verlanget, daß wir damit überfleidet werden;" und wiederum: „Wir haben vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen, und daheim zu sein bei dem Herrn." In dieser Sehnsucht rief der fromme Simeon aus: „Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren, wie Du gesagt hast, denn meine Augen haben Deinen Heiland gesehen!" Sie haben es nun errungen, die heiligen Menschen Gottes; die Krone der Gerechtigkeit ist ihnen beigelegt. Sie haben die Stadt Gottes gefunden, da ihre Sonne nicht mehr untergeht, noch ihr Mond den Schein verliert

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da der Herr ihr ewiges Licht, und ihr Gott ihr Preis ist. Wohl uns, wenn wir werden hindurchgedrungen sein, und Glauben gehalten haben bis ans Ende! Da wird es heißen: Sie sind hingegangen weinend, und haben edlen Samen getragen, sie kommen nun mit Freuden, und bringen ihre Garben. Da soll man sagen: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein, wie die Träumenden, dann wird unser Mund voll Lachens, und unfre Zunge voll Rühmens sein. Der Herr hat Großes an uns gethan, deß sind wir fröhlich." O, wäre sie erst da, diese Zeit, da wir sehen werden, daß dieser Zeit Leiden nicht werth sind der Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbaret werden;" da wir in das himmlische Zion aufgenommen jubeln werden: „Selig find die Todten, die in dem Herrn sterben! Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, und ihre Werke folgen ihnen nach. Da wird sein das Freudenleben, da viel Tausend Seelen schon find mit Himmelsglanz umgeben, dienen da vor Gottes Throne; da die Seraphinen prangen, und das hohe Lied anfangen: Heilig, heilig, heilig heißt Gott der Vater, Sohn und Geist! Amen!

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Wie der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu Dir, meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue? Also sehnen wir uns, und verlangen immerdar nach Dir, Du Gott unseres Heils, denn siehe, Hier sind wir Gäste und Pilgrimme, die mit Heimweh nach der Heimath wallen. Hier ist Noth und Tod, Sünde und Verderben um uns her, und das Herz will sich nicht trösten lassen. Ach, Herr, so verziehe nicht! Ach, daß Deine Hülfe bald aus Zion käme, und Du bald Dein gefangenes Volk erlösetest! Nun, Herr, Dein Wille geschehe! Gieb nur, daß wir treulich bei Dir ausharren bis ans Ende, daß wir nicht lässig werden im Kämpfen wider die Sünde, so wirst Du uns unsere Beilage bewahren bis anf jenen Tag, und wir werden ¡Dir noch danken, daß Du unseres Angesichts Hülfe und unser Gott bist. Amen!

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44.

Am 3. Sonntage nach Trinitatis.

Ach, führe mich, mein Gott!
Und laß ja nicht geschehen,
Daß ich auch Einen Schritt
Nur ohne Dich sollt' ehen;
Denn wo ich selbst mich führ',
So stürz' ich mich in Tod;
Führst Du mich aber, Herr!

So hat es keine Noth. Amen!

Geliebte Christen! Als die Kinder Israel durch die starke Hand Gottes aus Aegypten und durch das rothe Meer geführt waren, famen fie in ein ganz wüstes Land. Da sah es vor Menschenaugen sehr bedenklich aus, als wenn es ihnen schlecht gehen würde, denn in der Wüste waren keine Lebensmittel, und was sie aus Aegypten mitgenommen hatten, das war am 15. Lage des andern Monats nach ihrem Auszuge, also nach ungefähr 4 Wochen alles verzehrt. Da murrte die ganze Gemeinde wider Mose und Aron in der Wüste, und sprachen: „Wollte Gott, wir wären in Aegypten gestorben durch des Herren Hand, da wir bei den Fleischtöpfen faßen, und hatten die Fülle Brodt zu essen; denn ihr habt uns darum ausgeführt in die Wüste, daß ihr diese ganze Gemeinde Hungers sterben lasset." Das waren recht gottlose Reden, denn nachdem sie so viele, große Zeichen und Wunder Gottes erlebt hatten, sollten sie billig gewußt haben, wer sie ausgeführt habe und wer sie erhalten werde, nämlich weder Moses noch Aron, sondern der Herr vom Himmel. Aber diese Leute waren ungläubig, dazu war ihnen der Weg Gottes zu rauh und zu unbequem, auch zu verborgen. Sie wollten es menschlicher Weise absehen können, woher ihr Brødt kommen und wie ihr Weg gehen solle. Es ist aber Gottes Art von Anbeginn nicht gewesen, seine Kinder so zu führen, daß sie denken und sagen können: Dieses Gut habe ich mir erworben, und diesen Weg habe ich mir erwählet; sondern sie sollen sagen lernen

Gelobt sei der Herr, der mich bis hierher gebracht und gnädig geleitet hat. Ein anderes Mal, da sie noch in. der Wüste waren, als die Kundschafter das verheißene Land erkundet hatten, und nun das ganze Volk mit ihren Nachrichten verzagt machten, murrten fie abermal wider Mose und Aron und sprachen: Ach, daß wir in Aegyptenland gestorben wären, oder noch stürben in dieser Wüste! Warum führet uns der Herr in dies Land, daß unsre Weiber durch's Schwerdt fallen, und unsre Kinder ein Raub werden? It's nicht besser, wir ziehen wieder in Aegypten? Und Einer sprach zu dem Andern: Laßt uns einen Hauptmann aufwerfen, und wieder in Aegypten ziehen." — Abermal, und so

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geschah es oft, war ihnen der Weg Gottes zu rauh und zu unbequem. Die Tage gefielen ihnen nicht, die ihnen der Herr bereitete, und sein Rath war ihnen zu verborgen, sie wollen sich selbst rathen, sich selbst gute Tage verschaffen nach ihrem Dünken. Bei den Fleischtöpfen Aegyptens däuchte es ihnen besser, als unter. den Augen und an der Hand ihres Gottes. Ihr werdet Alle an diesem Volke das Bild unsers eignen ungläubigen Herzens erkennen. Wie schwer hält es doch, daß wir die Tage, ja auch die schwern Tage, welche der Herr uns bereitet, als gute Tage ansehen! Wie schwer hält es, daß wir die Wege, auch die trüben Wege, welche der Herr uns führt, als gute Wege erkennen! Wie schwer hält es daß wir alle unsre Sorge im Glauben auf ihn werfen! Wie schwer, daß wir das verkehrte, ganz blinde Wünschen und Begehren unsers Herzens überwinden, und uns unter die gewaltige Hand Gottes beugen. Daß wir dies aber mehr und mehr lernen, dazu wolle der Herr auch die heutige Betrachtung seines Wortes segnen. Wir wollen ihn um seinen Segen anflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: 1. Petri 3, 8-15.

Endlich aber seid allesammt gleichgesinnet, mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich. Vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort; sondern dagegen segnet und wisset, daß ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen beerbet. Denn wer leben will, und gute Tage sehen, der schweige seine Zunge, daß sie nicht Böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht trügen. Er wende sich vom Bösen, und thue Gutes; er suche Frieden, und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Gebet; das Angesicht aber des Herrn slehet auf die, so Böses thun. Und wer ist, der euch schaden könnte, so ihr dem Guten nachkommet? Und ob ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trogen nicht, und erschrecket nicht. Heiligt aber Gott den Herrn in euren Herzen. Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist.

Nach Anleitung dieser Epistel wollen wir uns heute die Frage zur Beantwortung vorlegen, wie man gute Tage erlangen könne.

Der Wunsch nach guten Tagen liegt so recht in der Natur des Menschen, Jugend und Alter sehnen sich danach, jedes auf seine Art. Dies ist an sich kein Unrecht, sondern könnte etwas Gutes heißen. Warum sollte nicht auch ein Christ nach guten Tagen trachten? Nur das ist der große Fehler der Welt und unsers verkehrten Herzens, daß wir ganz verkehrte Wege einschlagen, um uns gute Lage zu bereiten, und dann hernach uns getäuscht und betrogen sehen, und daß wir die wahrhaft guten Tage so schwer erkennen, ja wohl gar dieselben für sehr üble Lage ansehen, und uns dagegen als gute Tage vorstellen, was in der That keine guten, sondern böse Tage find. Laßt uns demnach zuerst fragen, auf welchem Wege wir gute Tage erlangen können, und demnach hören, welches wahrhaft gute Lage sind.

Auf welchem Wege können wir gute Lage erlangen? Wohin wenden sich eure Gedanken bei dieser Frage? Sehet ihr nach außen, auf eure Lage in der Welt, wie es wohl gehen und kommen müßte, wenn ihr gute Lage haben solltet? Denkt ihr an ein gutes und reichliches Auskommen in zeitlichen Gütern? Ihr wißt ja wohl längst und könnt es allenthalben gewahr werden, daß davon keine wahrhaft guten Tage kommen können. Was halfen dem Salomo alle seine Schäße? Ob er schon Alles durchprobirte, was die Welt einem Menschen bieten kann, so konnte er doch darin sein Herz nicht sättigen, sondern mußte es demnach Alles eitel nennen, und konnte in aller Freude und Herrlichkeit keine guten Lage finden. Oder denkt ihr an euer und eurer Kinder Gedeihen, daß ihr euch ausbreitet mit ihnen in Ehren und Ansehen, und daß es euch wohl gehe auf Erden? Was half es dem Jacob, ob er schon das Alles reichlich besaß? Mußte er nicht, was diese Dinge anbelangt, doch vor Pharao bekennen, da er 130 Jahre alt war: Wenig und böse ist die Zeit meines Lebens?" Sehet nicht nach außen, auf eure Lage in der Welt, wie es wohl gehen und kommen müßte, wenn wir nach dem Wege fragen, auf welchem wir gute Lage erlangen können; von daher kommen sie nicht. Laßt uns das Wort des Herrn in unsrer Epistel hören, das wird uns lehren. Es weist uns lediglich auf unser eigenes Herz und Leben hin. Wir sind, nachdem uns Gott in Christo erlöst, uns sein Vaterherz geöffnet und zugewandt hat, zu unsern guten und bösen Tagen selbst die Meister. Wer also guté Lage sehen will, der sehe nicht umher

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