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Der Apostel Paulus redete hier von den Christen zu Rom, die da gläubig geworden waren an den Herrn Jesum, die sich bekehrt hatten von ihren Sünden, und nun Gottes Knechte geworden waren. Er erinnert sie daran, was sie gethan haben, was sie gewesen sind, und was sie gehabt haben, da sie noch der Sünden Knechte waren; demnach hält er ihnen vor, was sie nun thun, was sie sind und was sie haben, da sie Gottes Knechte geworden sind. Hieran werden wir uns selbst prüfen und uns Rechenschaft geben können auf die Frage, die wir uns vorlegen: Bist du ein Sündenknecht, oder ein Gottesknecht?

Unsre Epistel lehrt uns, du bist ein Sündenknecht, wenn du deine Glieder begiebst zum Dienste der Unreinigkeit und von einer Ungerechtigkeit zu der andern. Höret es doch Alle, die ihr auf Christi Tod getauft seid: Wer seine Glieder begiebt zum Dienste der Unreinigkeit und mancherlei Ungerechtigkeit, der ist ein Sündenknecht, ob er schon mag getauft sein in Christi Tod, ob er schon das Sakrament des Altars genießen mag, ob er schon Gottes Wort hören, fingen und beten mag. Begiebst du z. B. deine Zunge zum Lügen und Trügen, zur Heuchelei, Schmeichelei oder Verleumdung, so bist du ein Sündenknecht. Denn es steht geschrieben: Welchem ihr euch zu Knechten begebet in Gehorsam, deß Knechte seid ihr, dem ihr gehorsam seid.“ Nun aber sind Lügen und Trügen, Heuchelei, Schmeichelei und Verleumdung offenbar Sünden, wer also denselben seine Zunge ergiebt, der ist ein Sündenknecht. Oder wenn du deine Hand gebrauchst, unrechtes Gut einzuscharren und zu bewahren, es set, auf welche Art es sei, so bist du ein Sündenknecht; denn unrechtes Gut an sich bringen ist offenbar Sünde, und wer sich dazu ergiebt, der ist ein Sündenknecht. Darum steht geschrieben: Daß Niemand zu weit greife, noch vervortheile seinem Bruder im Handel, denn der Herr ist der Rächer über das Alles, wie wir euch zuvor gesagt und bezeuget haben." Weiter, wenn du deinen Leib ergiebst zu Fressen, Saufen, Unzucht, øder zu andern Lüsten des Fleisches, so bist du ein Sündenknecht; denn diese Werke des Fleisches sind offenbare Sünde, und wer ihnen dient, der ist ein Sündenknecht. Oder wenn du deine Glieder gebrauchst, es sei zu Worten oder zu Werken, wodurch Andere verführt werden vom rechten Wege, daß sie auch ihre Glieder zum Dienste der Sünden begeben, so bist du ein Sünden- und Satansknecht; denn das Verführen ist des Satans Werk und Gelüsten von Anbeginn, und die ihm dabei helfen, sind seine Knechte. Dies und Aehnliches thun wir, wenn wir Sündenknechte sind. Die Sünde

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herrscht dann in uns. Auch ein gläubiger Christ irrt, fehlt, sündigt mannigfaltig, aber er ergiebt sich nicht darein, er ringt und streitet wider die Sünde. Sind wir aber ohne Christum, so find uns die Sünden wie das tägliche Handwerk, da sind wir geschickt, hier Gewalt, da Unrecht zu thun, hier zu lügen, da zu trügen, da zu verleumden; hier zu heucheln, da zu schmeicheln; hier Hader und Neid, da Zank und Streit zu üben. Das thun wir als Sündenknechte, und glauben zu allem ein Recht und eine Erlaubniß zu haben, es fällt uns nicht einmal ein, daß es Sünde ist.

Darum sagt unsre Epistel weiter: Da ihr der Sünde Knechte waret, dawaretihr frei von der Gerechtigkeit." "Frei von der Gerechtigkeit?" Was wollen die Worte sagen? Jeder Mensch, der noch Gottesfurcht in seinem Herzen trägt, fühlt sich in seinem Innern durch die Forderungen der Gerech tigkeit gebunden. Das Gesez Gottes redet in seinem Herzen. Wo er einen Gewinn haben könnte durch Uebervortheilung des Nächsten, wäre es auch vor allen Menschen verborgen, da spricht das Geset der Gerechtigkeit in ihm: „Du sollst nicht stehlen." Das Gesez hält ihn gebunden, vom unrechten Gut zurück. Wo er Macht hat Unrecht zu thun, da hält ihn das Geseß der Gerechtigkeit gebunden. Wo sein eignes, sündiges Herz gelüftet, wo seine Begierden ihn reizen und locken, etwas Böses zu thun, da hält ihn das Gefeß der Gerechtigkeit gebunden. Er kann und darf nicht so thun, als er nach dem sündlichen Gelüsten thun möchte, sondern er muß oft thun, was sein alter Mensch nicht mag; er muß sich selbst verleugnen, dazu auch sein Fleisch kreuzigen sammt den Lüsten und Begierden. Von diesem sehr heilsamen inneren Zwange, sind die Sündenknechte völlig frei. Da ihr der Sünde Knechte waret, da waret ihr frei von der Gerechtigkeit." Was die Gerechtigkeit betrifft, so fühlen sie sich ganz ungebunden. Sie freuen und rühmen sichs wohl gar, wenn ihnen eine Sünde gelungen ist. Sie thun die Sünde, und haben auch noch Gefallen an denen, die es thun. Sie freuen und rühmen sich der Klugheit, mit welcher sie das Unrecht bedecken, der Schlauheit, mit welcher sie den Betrug ausführen, der Kunst, mit welcher sie die Lügen darstellen, und dergleichen viel. Während es einem Christen Sorge und Grämen verursacht, wenn er fich wo übereilt, etwas Unrechtes gesagt oder gethan hat, empfinden sie nichts von Reue, sondern rathschlagen nur, wie sie es weiter und weiter treiben wollen in ihren Sünden. So sind wir, wenn wir Sündenknechte sind; dann sind wir frei von der Gerechtigkeit, und lassen uns nicht binden unter das Wort und Gebot Gottes. Und umgekehrt dürfen wir schließen: Lässest du dich durch das Wort und Gebot Gottes nicht binden in deinem Herzen, so bist du ein Sündenknecht. Lasset euch nicht dünken, daß da noch wohl ein

Mittelstand sein möge zwischen Sündenknechten und Gottesknechten, daß es noch Leute geben könne, die gerade dem Geseze Gottes nicht gehorchen, aber auch noch keine Sündenknechte sind. Es giebt so viele äußerlich anständige und ehrbare Leute in der Welt, die man nicht Knechte Gottes nennen kann, denn danach treiben sie es eben nicht; die man aber auch nicht Knechte der Sünde nennen möchte, denn so arg scheinen sie auch nicht zu sein. Aber, liebe Christen, das scheint nur so vor uns Menschen, die wir nicht in die Herzen sehen können. Wir können es bei vielen nicht wissen, ob fie Gottes Knechte, oder der Sünden Knechte sind; Gott aber weiß .es. Vor ihm giebt es nur zwei Klassen von Menschen; Licht oder Finsterniß, Wiedergeborne oder in Sünden Todte, und am jüngsten Lage wird er sie nur in zwei Theile scheiden, die Einen zur Rechten, die Andern zur Linken, die Einen zum Himmel, die Andern zur Hölle. Wer sich nun durch das Wort und den Geist Gottes nicht will binden und regieren lassen, der ist durch die Sünde gebunden, und daher ein Sündenknecht. So waren die Leute zu den Zeiten der Sündfluth, von welchen der Herr sagt: „Die Menschen wollen sich meinen Geist nicht strafen lassen, denn sie sind Fleisch." So waren die Bewohner Sodom's und Gomorrha's, verstockt in ihren Sünden, und das drohende Gericht Gottes, da es schon ganz nahe war, war ihnen lächerlich. So war Pharao, der König in Aegypten, ob er schon alle Zeichen von der Hand des Herrn vor Augen sah, wollte er doch sich in den Willen Gottes nicht fügen. So war das Volk zu Jerusalem sammt ihren Hohenpriestern und Aeltesten; ob sie schon die gewaltigen Thaten unsers Heilandes nicht leugnen konnten, wollten sie doch sich nicht beugen unter den Rath und die Gnade Gottes. Diese alle waren frei von der Gerechtigkeit, aber sie waren der Sünde Knechte.

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Was hattet ihr nun zu der Zeit für Frucht?" sagt unsre Epistel weiter. Welcher ihr euch jezt schämet, denn das Ende derselbigen ist der Tod." Was haben wir als Sündenknechte? Was haben wir davon, daß wir uns der Sünde zu Knechte begeben? Solche Frucht haben wir, deren wir uns hernach schämen. Die Sünde lohnt ihren Knechten anfangs füß, danach bitter und schrecklich. Die Frucht der Sündenknechtschaft ist schändlicher Gewinn, eitle Ehre, vergängliche, sündliche Lust. Mancher wird reich durch Betrug und Sünden; ein Anderer gelangt zu Macht und Ehren durch Sünde; Andere pflegen und weiden sich in den Wohllüsten als Knechte der Sünde. Aber seht, solcher Früchte schämt man sich, wenn man erwacht, wenn man bekehrt worden ist zu den rechten Hirten und Bischof der Seelen. Dazu kommt, daß die Sünde dem Menschen vielmehr nimmt, als sie ihm giebt. Wie oft folgt nicht schon hier in der Zeit auf die Sünde das Elend! Wie

Jeremias sagt: „Es ist deiner Bosheit Schuld, daß du so gestäupet wirst, und deines Ungehorsams, daß du so gestraft wirst. Also mußt du inne werden und erfahren, was es für Jammer und Herzeleid bringt, den Herrn, deinen Gott, verlassen, und ihn nicht fürchten, spricht der Herr Zebaoth." Und wo das äußere Elend nicht überall auf die Sünde folgt, so ist doch immer gewiß, daß die Sünde den Frieden der Seele hinwegfrißt, ja das sichere Ende derselben ist der Tod. Und zwar nicht allein das leibliche Sterben, sondern der ewige Tod, der Tod der Seele, die Verdammniß in der Hölle. Unvermeidlich ist dies Verderben, denn der Herr hat es geredet, der da richtet ohne Ansehn der Person. Schrecklich. ist es, denn es trifft den Sündenknecht alsdann der gehäufte Zorn am Tage des Zorns; ewig ist es, denn da jenseits ist kein Opfer mehr für die Sünden, keine Gnade, keine Erlösung mehr zu finden, sondern nur die äußerste Finsterniß, wo Heulen und Zähnklappen ist. ,, Mensch gedenk ans Ende! wer weiß, ob nicht noch heut der Tod sich zu dir wende, drum mache dich bereit, wenn du sollst Rechnung geben von dem, was du gethan, damit dein eigen Leben dich nicht verklagen kann.“

Wir kommen zu der zweiten Frage: „Bist du ein Knech Gottes? Wir werden Alle Lust haben, zu dem Vorigen „Mein" zu sagen, ich bin kein Sündenknecht, und zu dieser Frage „Ja“ zu sagen, ich bin ein Knecht Gottes; aber laßt uns auch zusehn, daß wir uns nicht betrügen, sondern uns ernstlich prüfen und richten, auf daß wir nicht mit der Welt verdammt werden. Merket doch vorweg, daß wir von Natur Alle Sündenknechte sind, und daß wir nur durch die Erlösung in Christo Jesu Gottes Knechte werden können.

Bist du nun ein Knecht Gottes geworden? Wobei sollen wir es erkennen? Was thun die Knechte Gottes? Sie begeben ihre Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit, daß sie heilig werden. Höret ihr es? Den Knechten Gottes liegt Alles daran, daß sie heilig werden an Leib und Seele, wie der Herr geboten hat, da er spricht: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott." Darum begeben sie sich mit Leib und Seele zum Dienste der Gerechtigkeit, zum Gehorsam gegen Gottes Wort. Sie bewahren ihre Zunge, daß sie nichts Böses rede, und ihre Lippen, daß. sie nicht trügen. Ihr Mund soll der Wahrheit dienen, ihre Zunge der Gerechtigkeit. Sie halten ihren Leib in Keuschheit, Zucht und Ehren. Sie reinigen ihre Hände vom unrechten Gut, arbeiten und schaffen dagegen, auf daß sie

haben, zu geben dem Dürftigen. Sie reinigen ihr Herz von Schalkheit und Bosheit und hängen vielmehr dem Guten an. Sie verschließen ihre Ohren dem Verleumder, und öffnen dieselben dem Worte der Wahrheit. Sie verschließen ihre Augen vor der Eitelkeit und Thorheit der Welt, und richten sie auf die Werke Gottes, welche groß und viel sind, und auf den Elenden und Armen, ihm zu rathen und zu helfen. Sie wenden sich vom Bösen und thun Gutes, sie suchen Frieden und jagen ihm nach. Sie wenden ihre Kräfte und ihren Fleiß nicht auf den Mammon oder die Ehre der Welt, sondern sie sammeln sich Schäße im Himmel, daß sie Gottes Reich bauen auf Erden, und für sich reich werden'in Gott.

Und das Alles in viel Schwachheit und Armuth, geängstigt, doch ohne zu verzagen, gezüchtigt und doch nicht ertödtet, in taglichem Fehlen, aber auch in täglicher Reue und Buße, in täglichem Aufsehen auf Jesum Christum, der uns besucht und aus Gnaden erlöst hat. So thun die Knechte Gottes, und darum find sie frei von der Sünde, wie unsre Epistel sagt: „Ihr seid nun von der Sünde frei, und Gottes Knechte geworden." Was wollen wir dazu sagen? Welcher Mensch von Erde kann frei von der Sünde genannt werden? Das will freilich viel sagen, doch ist es so, wie die Worte sagen. Die Knechte Gottes sind nicht so von der Sünde frei, daß sie nun gar nicht mehr irren und fehlen sollten, daß nun gar keine Sünde mehr an ihnen zn finden wäre. Mußte ja ein Paulus, der doch gewiß ein Knecht Gottes war, beklagen, daß ihm ein Pfahl ins Fleisch gegeben sei, nämlich des Satans Engel, der ihn mit Fäusten schlage, daß er sich nicht überhebe. Mußte ja ein Jacobus, der doch gewiß ein Knecht Gottes war, in seinem Briefe bekennen und schreiben: „Wir fehlen Alle mannigfaltiglich." Konnte ja ein Petrus, der doch gewiß ein Knecht Gottes war, und Barnabas und andre Gläubige mit ihm zu Antiochien in Heuchelei gerathen, wie der Apostel Paulus an die Galater schreibt. Sünde findet sich an den Knechten Gottes, und doch dürfen wir sagen: Sie sind frei von der Sünde. Die Sünde kann nämlich eines Theils nicht über sie herrschen. Sie können fehlen, aber sie können auch der Sünde widerstehen, wo sie dieselbe zur rechten Zeit erkennen. Die Sünde kann sie überfallen und ergreifen, aber sie können sich von derselben losreißen und sie überwinden, wo sie dieselbe gewahr werden. Andern Theils haben die Knechte Gottes für ihr tägliches Irren und Fehlen tägliche Reue und Buße, und tägliche Gnade und Vergebung von Gott. Darum sagen wir mit Recht: Sie sind frei von der Sünde. Und was erlangen fie für Gewinn auf diesem schmalen, mühevollen Wege? Unfre Epistel sagt: „Nun ihr seid von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden, habt ihr eure Frucht, daß ihr

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