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Gottes Kinder, denn der Geist Gottes treibt sie dazu, und „welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder." Und nun, liebe Christen, sehe ein Jeglicher zu, wie es mit seinem Werk stehe. Gleichwie ein Mensch in einer verpesteten und verderbten Luft nicht leben kann, sondern krank werden und sterben muß, so kann auch der neue Mensch in uns nicht leben in einem Herzen, in welchem die Sünde genährt und gepflegt wird. Das wisse ein Jeglicher unter uns: Dienest du der Sünde, ohne zu wachen und zu beten wider dieselbe, ohne in Reue und Buße umzukehren von derselben, so kannst du ein Kind Gottes nicht sein. Kränkt dich aber die Sünde im Innersten deines Herzens, kehrest du um, wachest und streitest du wider dieselbe im Glauben und in der Kraft Jesu Christi, so bist du ein Kind Gottes. Und ob deine Kraft so gering wäre, als die eines Wurmes im Staube, und ob dein Herz so arm wäre, als der Bettler, der von heute auf morgen kaum zu leben hat, du wärest doch ein Kind Gottes, Christus wäre deine Kraft, und Gottes Gnade wäre dein überschwänglicher Reichthum, davon geschrieben steht: „Laß dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig." Wohlauf denn, laßt uns Panier aufwerfen, und das Schwerdt des Geistes erheben wider die Sünde, und wider die todten Werke des Fleisches. Die Rechte des Herrn ist unser Schild, sie ist erhöhet, und behält den Steg. Laffet die Welt mit ihrer Lust, mit ihrem Prangen fahren, wohin sie will! Laffet die, so nach dem Fleische wandeln, austoben, und ihre Schande ausschäumen, ihre Erndte wird ihnen bitter sein! Lasset uns die kurzen Erdenfreuden, die sündlichen und verderblichen von uns werfen, auf daß wir die ewigen Himmelsfreuden gewinnen.

Eine solche Stellung des Herzens, ein solcher Streit wider die Sünde und das Fleisch, bringt dem Menschen Frieden und Freudigkeit zu Gott, und daran erkennen wir zweitens, ob wir Gottes Kinder sind, oder nicht. Unsre Epistel sagt: „Denn ihr habt nicht ein knechtlichen Geist empfangen, daß ihr euch abermal fürchten müßtet, sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wirrufen: Abba, lieber Vater! Derselbige Geist giebt Zeugniß unserm Geiste, daß wir Gottes Kinder sind." Seht hier, der gnädige und barmherzige Gott will uns nicht in Ungewißheit lassen, ob wir seine Kinder sind; er selbst will zu uns reden, will zeugen in unsern eigenen Herzen durch seinen Geist, daß wir es gewiß wissen sollen, das wir seine Kinder sind. Ihr habt nicht einen

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knechtlichen Geist empfangen, daß ihr euch abermal fürchten müßtet. Als Adam und Eva gesündigt, und die Kindschaft verloren hatten, da verbargen sie sich vor dem Herrn, sie fürchteten sich, sie mochten ihn nicht hören, nicht vor ihm erscheinen. Das war der knechtliche Geist, der ihr Herz eingenommen hatte. Noch waren sie nicht so verstockt, noch nicht so frech geworden, daß sie mit teuflischer Dreistigkeit ungeachtet ihrer Sünde vor dem Angesichte Gottes hätten erscheinen mögen. Sie verbargen sich und fürchteten sich. Nun ist es bis auf diesen Tag nicht anders unter denen, die die Kindschaft Gottes verloren haben. Etliche sind trogig und verstockt. Die kommen, man kann nicht anders sagen, mit teuflischer Dreistigkeit vor das Angesicht Gottes, hören sein Wort, und verachten es,' verspotten seine Heiligthümer, und lassen sich ihre Sünde wohlgefallen. Das sind keine Kinder Gottes. Etliche sind scheu vor dem Herrn, und seinem Worte, sie beten nicht zu ihm, sie kommen nicht in das Haus Gottes, fie lesen und hören das Wort Gottes nicht, sie verbergen sich vor ihm. Trifft es sich einmal, daß sie das Wort des Herrn hören müssen, so ist ihnen beklommen zu Müthe, und ihr Herz wird erst wieder leicht, wenn es zu Ende ist. Das sind keine Kinder Gottes. Es ist ganz anders mit den Kindern Gottes. Der Geist Gottes treibt sie; sie haben Lust zum Hause des Herrn, sein Wort ist ihnen ein Labsal und eine Freude; wenn sie fehlen und in der Schwachheit fündigen, so ist das, was ihr Herz ergreift, mehr Schmerz und Betrübniß zu nennen, als Furcht. Es ist ein Schmerz und Betrübniß, welcher sie nicht von Gott weg, sondern zu Gott ihn treibt, welcher sie treibt, vor ihm niederzufallen, und zu sagen: „Abba, lieber Vater, vergieb, und sei mir Sünder gnädig!" Das macht die Erlösung, die wir durch Jesum Christum haben. An ihn, an sein Kreuz glauben wir, darum haben wir Freudigkeit und Zugang zu Gott. Durch ihn wissen wir, daß Gott den Bußfertigen Gnade giebt, und ihren Schuldbrief um Christi willen zerreißt. Und der Geist der uns gegeben ist, der uns also zur Buße und zum Glauben treibt, der Geist Gottes antwortet und bezeugt in unsern Herzen: Sei getrost, deine. Sünden sind dir vergeben, du bist ein Kind Gottes." Liebe Christen, ich hoffe, daß ich deutlich und bestimmt genug geredet habe. Der Mensch welcher sich von Gott wendet, und vor Gott verbirgt mit seinen Sünden, der ist kein Kind Gottes; Der Mensch aber, der sich zu Gott wendet durch Jefum Christum und Gnade sucht wegen seiner Sünde, der ist ein Kind Gottes, und der Geist Gottes lehrt ihn sagen: „Abba, lieber Vater!" und giebt ihm zur Antwort: Du bist Gottes Kind." So wende sich denn zu Gott Alles, was Sünder heißt, seine Vaterarme sind uns offen. Christus ruft uns: Kehre dich zu mir, denn ich erlöse

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dich." Siehe, Gott ist dein Licht, verbirg dich nicht in den Schatten der Nacht! Der Herr zu deiner Rechten ist Sonne und Schild, der die Armen errettet, die Thoren erleuchtet, und den Elenden hilft.

Die also zu Gott ihren Lauf richten, denen geht endlich eine lebendige und selige Hoffnung auf. „Sind wir denn Kinder," fagt unsre Epistel, „so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben, und Miterben Christi; so wir anders mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden!"

Was kann über eine solche, selige Hoffnung gehen? Ein Kind hat Kindesrecht, und Gott, der allein Gerechte, wird es ihm nicht verkürzen. „Sind wir Kinder, so sind wir auch Erben," und werden das Erbtheil des himmlischen Vaters mit Jesu Christo ererben in der ewigen Herrlichkeit. "Seht, welch eine Liebe uns der Vater im Himmel erzeigt hat, daß wir sollen Gottes Kinder heißen," so ruft Johannes in seinem 1. Briefe aus, und sezt hinzu: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden; wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist." Wo diese Hoffnung in einem Herzen lebendig ist, da ist ein Kind Gottes. Aber, daß wir uns nicht selbst betrügen. Viele geben diese Hoffnung vor, und haben sie doch nicht lebendig in ihren Herzen. Viele singen und sagen von Unsterblichkeit, und von Wiedersehen in einer bessern Welt; aber ihr Lauf ist nicht dahin gerichtet. Ihre Werke strafen ihren Worten Lügen. Das ist Satans Werk, daß er den Menschen auf dem Wege zur Hölle führt, und ihm den Himmel vorspiegelt, daß er sich verstellt in einen Engel des Lichts. Diese Hoffnung ist todt. Die Hoffnung der Christen aber ist lebendig, sie bewährt und beweist sich auch. Sie schicken ihr Herz dahinein, wo ihre Heimath ist; ihr Wandel ist droben. In der Trübsal wissen sie, daß ihr Ziel jene über alle Maaße. wichtige Herrlichkeit ist. In guten Tagen bedenken sie, daß sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind, die ein Vaterland suchen. Im Kreuze wissen sie, daß sie mit Christo leiden müssen, auf daß sie mit zur Herrlichkeit erhoben werden. Sie sprechen mit den Worten jenes Liedes: „So will ich zwar nun treiben mein Leben durch die Welt, doch denk ich nicht zu bleiben in diesem fremden Zelt; ich wandre meine Straßen, die zu der Heimath führt, da mich ohn' alle Maaßen mein Vater trösten wird." Amen!

Lieber Herr Gott, Vater in dem Himmel, der Du Deinen Heiligen Geist geben willst denen, die Dich darum bitten, laß uns in unseren Herzen sein Zeugniß spüren, daß wir in seiner Kraft den Kampf gegen unseres Fleisches Gelüste siegreich führen und in Gerechtigkeit und Heiligkeit vor Dir leben mögen. Mache durch Deinen Geist uns los von allem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Lüsten, daß wir uns nicht abermal fürchten müssen, sondern allezeit und mit aller Zuversicht zu Dir kommen und Dich bitten, wie die lieben Kinder ihren lieben Vater bitten. Tröste uns durch Deinen Geist unter den Leiden dieser Zeit, daß wir fröhlich in Hoffnung und geduldig in Trübsal nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare, bis Du uns hindurch gebracht haft zu jenem Erbe, das Du uns droben behalten hast im Himmel durch unseren Herrn Jesum Christum. Amen!

48.

Am 9. Sonntage nach Trinitatis.

Herr, weil Du sprichst: kommt her zu mir!
So komm ich auch und ruf zu Dir,
Laß mich stets folgen Dir allein,
Gott'sfürchtig, fromm, gehorsam sein;

Gieb Demuth, Wahrheit, Zucht und Fleiß,

Zu Deinem Dienst Lob, Ehr' und Preis. Amen!

Geliebte Christen! Wir lesen beim Evangelisten Marcus im 13. Capitel, daß unser Herr, Jesus Christus, als er zu seinen Jüngern von den legten Zeiten, und von dem Tage des Gerichts geredet hatte, zum Schluffe die Worte hinzufügte: „Was ich aber euch sage, das sage ich Allen: Wachet! Laßt uns diese Stimme unsers Hirten heute nicht mit den Ohren allein, sondern mit den Herzen hören. Wachet, denn es ist hohe Noth, daß uns der Feind nicht überliste, daß das böse Stündlein uns nicht unserhofft überfalle. Zuerst wachet auf aus dem Sündenschlafe!

„Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen." Gott wird sie richten, diese arge und verkehrte Welt, er wird sie schlagen mit der Ruthe seines Zornes am Tage des Zornes. Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. Was der Mensch säet, das wird er erndten. Wer auf sein Fleisch säet, der wird von dem Fleische das Verderben erndten. Wer aber auf den Geist säet, der wird von dem Geiste das ewige Leben erndten." Laßt sie hingehn in ihren Sünden, die den Ruf zur Buße nicht hören wollen, „wer böse ist, der sei immerhin böse, und wer gottlos ist, der sei immerhin gottlos; wisset aber, daß Gott, der Herr, sie um das Alles vor Gericht fordern wird." - -Wachet, die ihr euer Seelen Seligkeit suchet! Euer Widersacher ist bereit, zu verschlingen und zu verderben, welche nicht wachen und beten. Ihr wisset aus dem heiligen Worte Gottes daß nur in Jesu Christo für uns. Sünder Heil und Gnade zu finden ist. Wer will bestehen vor Gott ohne diesen Fürsprecher und Erlöser? Das habt ihr gelernt, und euer Mund bekennt es, aber ist das Wort auch in eurem Herzen lebendig, und beweis't euer Wandel solchen Glauben? Du nennest Jesum deine einzige Hülfe, deinen einzigen Trost. Ist das nun wahr, warum sehen deine Augen nach der Welt und ihrer Lust? warum hängt dein Herz an den Schäßen der Erde? Du weißt, daß aller Trost und alle Freude, alle gute und alle vollkommene Gabe von oben herab kommt, von dem Vater des Lichts. Glaubest du das gewiß, warum ringest du denn nach den Freuden der Erde? warum hängest du an den Mammon dein Herz? "Wachet," spricht der Herr, und betet, denn der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach." Eines ist noth, laßt uns nicht nach Vielem jagen. Wachet, daß euer Herz seinen besten Schaß nicht verliere. Wachet, daß euch der Feind nicht eure Waffen aus den Händen reiße, nämlich das Gebet und den Glauben. Wachet, daß die Welt euch nicht eure Sinne bezaubere, und von Christo ablenke. Wachet, daß euch das Fleisch nicht in Sünde und Schande stürze. Wachet, daß das Gift der Sünde nicht durch euer Auge, oder Ohr in das Herz schlüpfe. Wachet, daß der Brunnen der Sünde in euren Herzen nicht hervorbreche, und euch von eurem Erlöser scheide. Die Liebe zu Christo und die Liebe zu der Sünde und zu der Welt stehen in unserm Innern wie die zwei Schalen einer Wage, wie die eine finkt, so steigt die Andere. Nimmt die Liebe zu der Welt und zu der Sünde zu, so nimmt die Liebe zu Christo ab, und umgekehrt. Darum wachet!

Die heutige Epistel wird uns die Versuchungen näher zu betrachten geben, um welcher willen das Wachen so nothwendig ist, wir aber wollen uns zur rechten Beherzigung dieser Epistel den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

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