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54.

Am 13. Sonntage nach Trinitatis.

Heiligster Jesu, Heilungsquelle!

Mehr als Krystall rein, klar und helle,
Du laut'rer Strom der Heiligkeit!

Aller Glanz der Cherubinen

Und Heiligkeit der Seraphinen
Ist gegen Dich nur Dunkelheit.
Ein Vorbild bist Du mir;

Ach, bilde mich nach Dir,

Du mein Alles!

Jesu, ei nu!

Hilf mir dazu,

Daß ich mag heilig sein, wie Du. Amen!

Geliebte Christen! Zu den Zeiten, als das erste große Gericht Gottes über den Erdkreis d. i. die Sündfluth herannahete, sprach Gott der Herr: „Die Menschen wollen sich meinen Geist nicht mehr strafen lassen, denn sie sind Fleisch. Ich will ihnen noch Frist geben 120 Jahre." Als aber die Frist verstrichen war, hatten die Menschen nicht Buße gethan, daher sprach Gott zu Noah, der vor seinen Augen Gnade gefunden hatte: „Alles Fleisches Ende ist vor mich gekommen, denn die Erde ist voll Frevels von ihnen; und siehe da, ich will fie verderben mit der Erde." So stand es damals, und in vieler Rücksicht ähnlich stehet es jezt. Die ganze Welt liegt im Argen, und die Menschen wollen sich den Geist Gottes nicht strafen lassen, denn sie sind Fleisch. Es hilft nicht, daß der Herr im Wetter auf Sinai erschienen ist, es hilft nicht, daß er im stillen, sanften Saufen, wie einst vor Elia, erschienen ist durch sein heiliges und gnadenreiches Evangelium. Die Donner des Gesezes mögen die verstockten Herzen nicht erschrecken, das stille, sanfte Saufen des Evangeliums mag die Knechte der Sünde nicht ergreifen; denn ihre Ohren sind verschloffen, ihre Augen find

zugethan. Das sagen wir von den Sündendienern, die nicht hören wollen, was des Herrn Mund zu ihnen redet. Sie wollen fich den Geist Gottes nicht strafen lassen. Sie gehen ihm geflissentlich aus dem Wege. Ruft er sie in das Haus Gottes, so sprechen_fie: wir bleiben lieber draußen, oder zu Hause, wir haben keine Lust an den Dingen, die dort getrieben werden. Sucht er sie in ihrem Hause und in ihrer Einsamkeit auf, und legt ihnen ihre Last aufs Herz, sammelt er ihre Sinne und Gedanken, so sprechen fie: es ist mir hier so eng und schwer zu Muthe, ich will hinaus, mich mit der Welt zu zerstreuen. Da giebt es Wege genug, sich gegen die Stimme des Geistes zu verstocken, fie finden in des Satans Kapellen größere Lust. Sie wollen sich den Geist Gottes nicht strafen lassen, denn sie find Fleisch. Aber siehe, Gott hat der Welt noch Frist gegeben zur Buße, nicht auf eine bestimmte Zahl von Jahren wie vormals, sondern auf unbestimmte Zeit; eine Frist, welcher Ende kommen wird, als ein Dieb in der Nacht zum Verderben der Gottlosen, die Verstockten zu erhaschen in ihrer Bosheit, zu geben einem Jeglichen nach seinen Werken. O'wie sorgfältig soll ein Christ ringen, daß er von solchem gottlosen Wesen ausgehe und sich absondere, und rühre kein Unreines an; daß er dem Geiste Gottes nicht widerstehe, sondern in ihm lebe und wandle! Wir werden unter Gottes Beistand hiervon näher reden, und erflehen uns dazu den Segen Gottes in einem stillen und andächtigen Gebete.

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Epistel: Galater 5, 25-6, 10.

So wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln. Lasset uns nicht eitler Ehre geizig sein, unter einander zu entrüsten und zu haffen. Liebe Brüder, so ein Mensch etwa von einem Fehler übereilt würde, so helft ihm wieder zurecht mit fanftmüthigem Geist, die Ihr geistlich seid. Und siehe auf Dich selbst, daß Du nicht auch versuchet werdest. Einer trage des Andern Last, so werdet ihr das Gesez Christi erfüllen. So aber sich jemand läßt dünken, er sei etwas, so er doch nichts ist, der betrügt sich selbst. Ein jeglicher aber prüfe sein selbst Werk; und alsdann wird er an ihm selber Ruhm haben, und nicht an einem andern. Denn ein jeglicher wird seine Last tragen. Der aber unterrichtet wird mit dem Wort, der theile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet. Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, das wird er erndten. Wer auf sein Fleisch säet, der wird von dem Fleisch das Verderben erndten. Wer aber auf den Geist säet, der wird von dem Geist das ewige Leben erndten. Lasset uns aber Gutes thun, und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch erndten ohne Aufhören. Als wir denn nun Zeit haben, so lasst uns Gutes thun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.

Diese Epistel legt uns mit sehr eindringlichen Worten die Ermahnung ans Herz, daß wir im Geiste wandeln sollen, sie Lehrt uns: wie wir im Geiste wandeln sollen, und warum? Laßt uns den Inhalt derselben näher betrachten.

So wir im Geiste leben, so laßt uns auch im Geist wandeln." Ein Christ kann es nicht leugnen, daß ihm sein eigent liches Leben, das inwendige Leben des neuen Menschen von Gott im heiligen Geiste gegeben worden ist. Bei uns war weder Kraft, noch Licht, noch Trost; wir konnten nicht an Jesum Christum glauben, nicht zu ihm kommen aus eigner Vernunft und Kraft; sondern der heilige Geist berief uns durch das Evangelium, erleuchtete uns mit seinen Gaben, und pflanzte den Glauben an Jesum Christum sammt der Liebe in unsre Herzen. Daß uns Gottes Wort flar und gewiß ist, das ist ein Geschenk des heiligen Geistes, ohne ihn würden wir es verschmähen und für Thorheit ansehen; daß wir an Jefum glauben, uns seiner Gnade trösten, auf seine Erlösung hoffen können; ist ein Geschenk des heiligen Geistes, ohne ihn würden wir das Wort bezweifeln und verachten. Was also von Leben in uns ist, das haben wir im heiligen Geiste; Licht und Kraft, Glauben und Liebe, Trost und Hoffnung sind seine Gaben. So wir aber im heiligen Geiste leben, so sollen wir auch im Geiste wandeln. Die Gaben des heiligen Geistes sind nicht todt, sondern lebendig, fie können nicht in dem Herzen ruhen, wie ein vergrabener Schat, sondern sie durchdringen, reinigen und heiligen Herz, Sinn und Wandel. Die Pfunde sollen - ihr kennet das Gleichniß -- nicht eingewickelt und vergraben werden, sondern es soll damit gewuchert, geschafft und gewonnen werden, was zu Gottes Ehren dient. Ist also der Geist Gottes in uns lebendig, so muß auch unser äußeres Leben eine Frucht und ein Beweis davon sein, wir müssen auch im Geiste wandeln.

Wie geschieht das? Ihr habt wohl schon am vorigen Sonntage gehört, daß zwei Mächte in uns find, die wider einander gelüsten, das Fleisch wider den Geist, und den Geist wider das Fleisch. Den alten Adam in uns gelüftet wider den Geist Gottes, der uns gegeben ist, und den Geist Gottes wider den alten Menschen. Wenn wir nun das Gelüsten des alten Adam überwinden, das Fleisch kreuzigen sammt den Lüsten und Begierden, so machen wir uns Bahn, im Geiste zu wandeln. Das Werk ist zwiefach; ein Tempel des Satans soll zerstört werden, auf daß an feiner Statt ein Lempel Gottes erbaut werden könne. Das alte, ungläubige Herz ist ein Tempel des Satans, der sein Werk hat in

den Kindern des Unglaubens; das neue, gläubige Herz ist ein Tempel Gottes, darin wohnt und herrscht sein guter Geist. Also hinweg mit den Werken des Fleisches, als da find Ehebruch, Hurerei, Unreinigkeit, Unzucht, Abgötteret, Zauberei, Feindschaft, Hader, Neid, Zorn, Zank, Zwietracht, Rotten, Haß, Mord, Saufen, Fressen und dergleichen, von welchen wir wissen, daß, die solches thun, das Reich Gottes nicht ererben werden.“ „Laßt uns auch nichteitler Ehre geizig sein, unter einander zu entrüsten und zu hassen." Das würde heißen, im Fleische und nicht im Geiste wandeln. Wir wollen das Wort noch einmal hören; der Apostel sagt uns im Namen Gottes: Laßt uns nicht eitler Ehre geizig sein, unter einander zu entrüsten und zu hassen." Das ist der Welt Art, und soll der Christen Art nicht sein. Der alte Mensch in uns findet gar leicht und allenthalben Beleidigungen; bald beleidigt ihn ein Wort, bald eine Handlung des Nächsten, da wallt ihm das Blut, da verdunkelt sich sein Auge, er sinnt und sucht, wie er es ihm, wo möglich doppelt, entgelten wolle. Ja er meint, man könnte in der Welt gar nicht bestehen, wenn man nicht alle Beleidigungen auf das Empfindlichste räche und vergelte, man müsse sich seine Ehre bewahren. Das heißt im Fleische wandeln. Wohl muß man sich seine Ehre sehr sorgfältig bewahren; aber nicht diese eitle Ehre" vor der Welt, sondern die Ehre vor Gott, daß man seiner Stimme gehorcht, und wandelt in seinen Wegen. Denn der Herr spricht: „Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn, denn es steht geschrieben, die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr." Zürnen und fündigen stehen nahe beisammen, darum steht geschrieben: „Zürnet und fündiget nicht, laßt die Sonne nicht über eurem Zorne untergehen."

Wenn dieser fleischliche Sinn, welcher nach eitler Ehre trachtet, aus dem Herzen vertrieben ist, dann erst lernen wir im Geiste wandeln. Dann heißt es, wie unsre Epistel weiter sagt: „Lieben Brüder, so ein Mensch etwa von einem Fehler übereilet würde; so helfet ihm wieder zurecht mitsanftmüthigem / Geiste, die ihr geistlich seid: Und siehe auf dich selbst, daß du nicht auch versucht werdest." Mein Christ, kennst du die Gebrechen deines eignen Herzens? weißt du, wie leicht ein Mensch von der Sünde übereilt wird? dann trage Geduld mit Andern, heut fehlt und übereilt sich dieser, morgen du selbst; der Eine hat hier, der Andre dort den Splitter im Auge, und der sich am höchsten erhebt, wird am tiefsten erniedrigt werden. Sündigt ein Bruder so lehrt uns dies Wort Gottes so lästere, verachte, verdamme ihn nicht, sondern hilf ihm zurecht mit fanftmüthigem Geiste. Gedenke daran, daß du auch schwach bist, und wache, daß

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du nicht auch versucht werdest. Sündigt ein Bruder an dir beleidigt und kränkt er dich, so gedenke daran, wie oft du Andere kränkst und beleidigst, bald durch den Eigensinn, bald durch die Lieblosigkeit deines Herzens; so besinne dich was begehrst du, wenn du Andere gekränkt und beleidigt hast? Ist es nicht also, du begehrst, daß sie es dir vergessen und vergeben sollen, daß sie dir nicht mit Hader, oder Scheltwort, sondern mit Freundlichkeit begegnen, und dir zurecht helfen sollen mit sanftmüthigem Geiste. Darum fiehe, was du willst, daß dir die Leute thun sollen, das thue du ihnen auch. Ja „Einer trage des Andern Last, so werdet ihr das Gesez Christi erfüllen." Merket recht auf dies viel fagende Wort. Einer trage des Andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." Daran sehen wir zuerst, daß ein Jeder seine Last zu tragen hat; nicht zu gedenken an die zeitliche, irdische Last und Mühe, es hat auch an dem inwendigen Menschen Jeder seine Gebrechen, seine Last zu tragen. Wir sehen aus dem Worte weiter, daß auch ein Jeder dem Andern, mit welchem er zusammenlebt, Last verursacht. Wegen der Sünde, die uns anklebt, find unsre Gesinnungen und Neigungen, wenn auch in Hauptsachen einig, doch in vielen kleineren Dingen uneins; da kann es nicht ausbleiben, daß man dem Mitchristen, mit dem man zusammen leben und wandeln soll, Last verursache; da ist es nothwendig, daß man sich in einanter füge und schicke, so weit es recht und christlich ist. Es ist leicht, Einer des Andern Last aufzusuchen, zu sehen; leicht, dem Andern seinen Fehler zu erkennen zu geben; aber das Gebot Christi heißt nicht also, sondern Einer trage des Andern Last. Tragen helfen sollen wir ihm alle seine Last und sein Ungemach, und tragen sollen wir die Last, welche er uns verursacht in Geduld, Freundlichkeit und Gütigkeit, das heißt im Geiste wandeln. Das mögen sich vor Allen Eheleute merken, ja alle Glieder der Familien. Das Beisammenleben hat seine Last und seinen großen Segen; trage Einer des Andern Last, so werdet ihr den Segen erlangen. Es mögen sich's merken Alle, die an Einem Werke gemeinschaftlich arbeiten, ja alle Christen, die miteinander Gottes Lempel bauen; trage Einer des Andern Last, so wird der Segen Christi mit uns sein. Nur das bleibe ferne von uns, daß wir uns nicht erheben und etwas dünken lassen. Hielt sich doch Paulus als den Allergeringsten unter allen Aposteln, und als den Vornehmsten unter den Sündern. So aber, „So aber, sagt unsre Epistel, - sich jemand läßt dünken, er sei etwas, so er doch nichts ist, der betrügt sich selbst. Es ist ein besonders widerwärtiger Anblick, wenn ein Mensch in geistlichem Stolze aufgeblasen ist. Der gewöhnliche, weltliche Stolz und die Hoffahrt erregen Bedauern, es betrübt den Christen, Gottes Creatur so für nichts in der Welt Knechtschaft

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