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zu sehen; aber die geistliche Hoffahrt, wenn ein Christ sich aufbläst, darum, daß Gott ihm gnädig gewesen ist, erregt Widerwillen und ein unheimliches Gefühl der Abneigung. Ein solcher Mensch müht sich immer um Andere, wie er sie leiten und auf den rechten Weg bringen wolle, während seine eignen Augen noch dunkel sind; er will ein Licht sein, aber nicht durch seinen Wandel, sondern durch seine Worte; er will ein Leiter der Blinden sein; er will an Andern zum Helden werden, und Ruhm gewinnen, und nicht an sich selbst. Aber, du Heuchler," spricht der Herr, "ziehe am Ersten den Balken aus deinem Auge, und befiehe dann, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest." "Ein jeglicher prüfe sein selbst Werk, und alsdann wird er an ihm selbst Ruhm haben, und nicht an einem Andern." Ein jeglicher prüfe nicht seine Worte allein, sondern seine Werke, dann wird er seine Mängel und Gebrechen kennen lernen, dann wird er nach der Heiligung trachten, und wird nicht an Andern, sondern an sich selbst einen unvergänglichen Ruhm gewinnen. Denn ob wir zwar hier Einer des Andern Last tragen sollen, so kommt doch die Zeit, da ein Jeg licher seine eigne Last tragen wird, wenn Gott geben wird einem Jeglichen nach seinen Werken.

Indem der Apostel Paulus aber nicht will, daß sich eitle Menschen ohne Beruf zu Lehrern und Leitern aufwerfen, so soll doch darum das Amt derer, die zum Lehren berufen sind, nicht ver achtet werden. Daher schreibt er: „Der aber unterrichtet wird mit dem Worte, theile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet." Ja überhaupt ist das der rechte Wandel im Geiste, daß wir Gutes thun, und nicht müde werden, Gutes thun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.

Es bleibt uns noch die Frage übrig, warum wir so im hei ligen Geist wandeln sollen? Diese beantwortet uns der Apostel mit großem Ernste in den Worten: „Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, das wird er erndten. Wer auf sein Fleisch säet, der wird von dem Fleisch das Verderben erndten. Wer aber auf den Geist säet, der wird von dem Geiste das ewige Leben erndten." "Irret euch nicht." Spreche Niemand in seinem Herzen, der Herr verziehet zu kommen, und Gericht zu halten über Lebendige und Todte, es wird so streng nicht sein, als es im Worte Gottes geschrieben steht. Irret euch nicht, wenn seine Gnade so überschwenglich, seine Langmuth so unermeßlich ist, wenn er mit

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den Gottlosen immer noch Geduld hat. Gott läßt sich darum nicht spotten, er bleibt ein verzehrendes Feuer, das hervorbrechen wird zu der Stunde, da sie es nicht meinen; er bleibt ein starker, eifriger Gott, der bezahlen wird, wie geschrieben steht: Jes. 65, 6: „Siehe, es steht vor mir geschrieben: Ich will nicht schweigen, sondern bezahlen; ja, ich will sie in ihren Busen bezahlen, beides, ihre Missethat und ihrer Väter Missethat miteinander." Bezahlt hat er der ganzen ersten Welt, da er sie durch die Sündfluth vernichtete, bezahlt hat er Sodom und Gomorrha, da er sie mit Feuer umkehrte, bezahlt hat er Jerusalem, da er sie zerstören ließ durch des Schwerdtes Gewalt, daß es mit ihr ein Ende nahm, wie durch eine Fluth. Bezahlt hat er den Engeln, die gesündigt haben, da er fie mit Ketten der Finsterniß zur Hölle verstieß und übergab, daß sie zum Gericht behalten würden. Bezahlen wird er der gegenwär tigen, argen Welt am Tage des Gerichtes, wenn er über die Gottløsen alle das Urtheil der Verdammniß sprechen wird. Darum sollen wir seines Gerichtes nicht spotten durch Sicherheit, sondern vielmehr geschickt werden mit gottseligem Wesen, daß wir durch Christi Gnade dem zukünftigen Zorne entrinnen.

Unser Wandel hier auf Erden ist eine Aussaat, auf welche die Erndte unausbleiblich folgen wird. „Was der Mensch säet, das wird er erndten. Wer auf sein Fleisch fäet, der wird von dem Fleisch das Verderben erndten." So ihr nach dem Fleische Lebet," sagt er an einem andern Orte, so werdet ihr sterben müssen; denn fleischlich gesinnet sein, ist der Tod; fleischlich gesinnet sein, ist eine Feindschaft wider Gott." Darum sae säe nicht auf dein Fleisch, thue nicht, was der Geist Gottes im Worte und in deinem Gewissen verbietet; thue es nicht, obschon dein Herz danach gelüftet; wandle nicht auf den Wegen, die wider Gott sind und wider sein heiliges Wort. Dein Wandel ist eine Saat; ist deine Saat aber Gottes Feindschaft, so muß ja deine Erndte das Verderben sein von dem Herrn. Wer auf den Geist säet, der wird von dem Geiste das ewige Leben erndten;" "wo ihr aber," sagt er an einem andern Orte, „durch den Geist des Fleisches Geschäfte tödtet, so werdet ihr leben; denn geistlich gesinnet sein ist Leben und Friede." O ihr Alle, die ihr wisset, daß ihr theuer erkauft seid von dem Wege des Verderbens mit dem Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes, laßt uns merken auf die Stimme des Geistes im Worte und im Gewissen! laßt uns folgen, und thun, was er gebietet. Die wandeln im Geiste, welche nach Gottes Wort in Kraft des heiligen Geistes Jefu Christo nachfolgen, und nicht weichen, weder zur Rechten, noch zur Linken; die säen auf den Geist, welche das Fleisch kreuzigen, sammt den Lüsten und Begierden, welche von sich ablegen, nach

dem vorigen Wandel den alten Menschen, der durch Lüste in Irrthum sich verderbet; erneuern sich aber im Geist ihres Gemüthes, und ziehen den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Und diese werden von dem Geiste das ewige Leben erndten in Christo Jesu, der sie durch | sein Blut erlöset hat; welchem sei Lob, Ehre und Preis, Anbetung, Gewalt, Macht und Stärke in Ewigkeit! Amen!

Weise uns, Herr, Deinen Weg, daß wir wandeln in deiner Wahrheit, erhalte unser Herz bei dem Einigen, daß wir Deinen Namen fürchten. Du hast ja Lust zum Leben, und willst, daß wir laufen den Weg Deiner Gebote. So hilf uns denn durch Deine Kraft, daß wir die kurze Zeit unsrer Pilgrim schaft wohl ausrichten, und in täglicher Reue und Buße uns erneuern zum ewigen Leben, damit Dein Gradenwille an uns geschche, wir des Fleisches Geschäfte in unserem Herzen ertödten, und heilig und ́gerecht vor Dir wandeln in der Liebe. Laß uns je mehr und mehr Fleiß thun, in Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmuth und Keuschheit stark zu werden, daß wir also im Geiste wandeln, und von dem Geiste das ewige Leben erntten. Amen!

55.

Am 16. Sonntage nach Trinitatis.

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Gewähre uns die Bitte, Du König aller Könige, daß Deines Namens Ehre allezeit unter uns wohnen möge. Baue Dir selbst Deinen Tempel hier aus lebendigen Steinen. Du weißt unsres Fleisches Schwachheit und Trägheit, wenn auch der Geist zuweilen willig ist, Du weißt, daß uns Stricke des Todes allenthalben umgeben, Du willst nahe sein Allen, die Dich mit Ernst anrufen; so gieb uns denn den Geist des rechten Gebetes, daß wir Dich mit ganzem Ernst täglich anrufen, auf daß Dein Nahesein unsre müden Herzen erquicke und belebe! Amen!

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Geliebte Christen! Der Apostel Paulus schreibt Römer 8, 26 die merkwürdigen Worte: Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebühret; sondern der Geist selbst vertritt uns aufs Beste mit unaussprechlichem

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Seufzen." Das sagt ein Apostel, dessen Geisteskraft wir bewundern müssen überall, wo wir ihn erblicken, deffen Höhe und Tiefe der Erkenntniß, dessen Glaubens Kraft und Freudigkeit wir von fern ahnen und davor erstaunen, von dem wir etwa sagen können: wir sind nicht werth, daß wir seine Schuhriemen auflösen. Er bekennt in tiefer Herzens Demuth: „Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sichs gebühret." Wir werden es dem Apostel gewiß nicht sagen können, denn was wir davon wissen, das wußte er auch. Wollten wir sagen, das Gebet des Herrn lehrt es uns, was und wie wir beten sollen? Wie sollte das dem Apostel Paulus unbekannt gewesen sein. Worte des Gebetes wußte er ja wohl mehr, als wir Alle. Die Dinge, um welche man zu bitten habe, waren ihm mehr, als uns Allen bewußt. Aber wie er selbst an einem andern Orte sagt: „Unser Wissen ist Stückwerk,“ und „Wir sehen jezt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort," so beuget sich auch hier seine Seele in den Staub vor dem, der da wohnet in einem Lichte, da Niemand zukommen kann; welchen kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann, und bekennt, ich weiß nicht, was ich zu dir flehen soll, wie sich's gebühret. Wir haben freilich die Unterweisung des Herrn, wie und was wir beten sollen; aber wo ist ein Menschen-Geist, der die Tiefen und Höhen dieses Gebetes umspannen könnte? Erinnern wir uns nur an die ersten Worte, die da lauten: „Unser Vater, der du bist im Himmel,“ da ist uns schon jedes Wort ein Geheimniß. Vater sollen wir den nennen, den alle Himmel und aller Himmel nicht mögen versorgen. Ein geheimes Ahnen bebt durch die Seele, wenn das Wort „Unser Bater" aus unserm Munde geht, und unser Wissen ist zu Ende. Wir stammeln dem Herrn die Worte nach gleich einem Kinde, welches seiner Mutter das Abba, Vater, erbarme dich," nachbetet. Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebühret. Welcher Christ, der nicht mehr ein Neuling ist auf der Glaubensbahn, hätte das nicht erfahren. Wenn das Herz voll unaussprechlichen Verlangens ist, voll Durst nach Gott, schließen sich da nicht deine Lippen? Findest du mehr, als ein Seufzen, das keine Worte fassen? Und ob du einen Strom von Worten vor dem Herrn auszuschütten fändest, du würdest doch nicht mehr sagen, als jenes unaussprechliche Seufzen fagt, und würdest doch bei dem Geständniß bleiben müssen wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sichs gebühret." „Aber der Geist selbst hilft dieser Schwachheit auf." Er, der das Herz mit jenem unaussprechlichen Verlangen erfüllt, der jenes Seufzen hervorbringt, er vertritt die Heiligen nach dem, das Gott gefällt, sein Seufzen ist mehr vor Gott, als Tausend Worte.

Wir erkennen hieraus, daß das vor Gott wohlgefällige Gebet nicht in vielen, oder schönen Worten besteht, sondern es darauf

ankommt, daß der heilige Geist das Herz mit rechtem Verlangen erfülle. Es ist uns heilsam, aus den Beispielen der heiligen Menschen Gottes die rechte Stellung des Herzens zum Gebete und den rechten Inhalt des Gebetes zu lernen. Ein solches Beispiel begegnet uns in der heutigen Epistel, und wir wollen uns zur gottseligen und fruchtbaren Betrachtung derselben den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: Epheser 3, 13-21.

Darum bitte ich, daß ihr nicht müde werdet um meiner Trübsalen willen, die ich für euch leide, welche euch eine Ehre ind. Derhalben beuge ich meine Kniee gegen den Vater unsers Herrn Jesu Christi, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, daß er euch Kraft gebe nach dem Reichthum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen. Und Christum zu wohnen durch den Glauben in eurem Herzen, und durch die Liebe eingewurzelt und gegründet zu werden; auf daß ihr begreifen möget mit allen Heiligen, welches da sei die Breite, und die Länge, und die Tiefe, und die Höhe, auch erkennen, daß Christum lieb haben, viel besser ist, denn alles Wissen, auf daß ihr erfüllet werdet mit allerlei Gottesfülle. Dem aber, der überschwenglich thun kann über alles, das wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirket. Dem sei Ehre in der Gemeine, die in Christo Jesu ist, zu aller Zeit; von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen!

Wir haben in dieser Epistel einen Bericht wie der heilige Apostel für seine Gemeinde betet, und lernen daraus 1) wie der Apostel und Jünger Jesu Christi im Gebete zu Gott nahet, 2) was er für seine Gemeinde zu bitten hat, und 3) was der letzte und höchste Wunsch seines Herzens ist. Diese drei Dinge werden die Gegenstände unsrer nachfolgenden Betrachtung sein. Der Gott aller Gnade wolle dem Worte Leben und Kraft verleihen, daß wir dadurch gestärkt und gesegnet werden.

Wie der Apostel, welcher gewiß im Geiste, im neuen, heiligen Geiste lebte und wandelte, zu Gott nahet, das zeigen uns die Worte an: Derhalben beuge ich meine Kniee gegen den Vater unsers Herrn, Jesu Christi, der der rechte Vater ist über Alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden." Das Knie beugen, oder Niederknieen zum Gebete ist eine feine, äußerliche Zucht, vergeblich, wenn es eine leere, äußerliche Gewohnheit ist, gut, wenn es der sichtbare Ausdruck einer

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