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demüthigen Stellung des Herzens ist. Als einst ein gottseliger Mann gefragt wurde, was das Händefalten beim Gebet zu bedeuten Habe, da erklärte er sehr treffend: er wisse zwar nicht zu sagen, woher es komme, und was es bedeuten solle, aber seinem Gefühle nach heiße es so viel, als daß man sich auf Gnade und Ungnade dem Allmächtigen ergebe. Eine solche unbedingte Hingebung und Ergebung in Gottes Willen, begleitet mit herzlicher Demuth und Verleugnung alles eigenen Ruhmes stellt auch das Kniebeugen vor. Einen bußfertigen, demüthigen Christen zieht das Herz von selbst nieder in den Staub, und einem unbußfertigen, selbstgerechten Menschen widerstehet es, seine Kniee vor dem Herrn der Herrlichkeit zu beugen. Ob wir nun zwar christliche Freiheit haben, es sei stehend, oder gehend, sißend oder liegend zu beten, und es nur darauf ankommt, daß die Seele sich in einer demüthigen Fassung vor Gott befinde; so ist doch die knieende Stellung der natürlichste Ausdruck von der Herzensstellung eines christlichen Beters, wie wir an dem Beispiele des Apostel Paulus sehen. Jedoch ist diese Stellung nicht allenthalben angebracht. Und warum nicht? Wegen der Schwachheit unsers Fleisches," auf daß wir nicht in Heuchelei fallen.

Der Apostel sagt, er beuge seine Kniee gegen den Vater unsers Herrn Jesu Christi. Warum schreibt er nicht ganz kurz: gegen Gott?" Anzuzeigen, daß er nur durch Christum Freudigkeit und Zugang habe zu Gott. Wie könnte doch ein armer, sündiger Mensch sich unterwinden, mit dem heiligen Gotte zu reden, wenn uns nicht in Christo seine Freundlichkeit und Lentseligkeit erschienen wäre, wenn er sich nicht in Christo zum Vater für uns gegeben hätte. Auch wir können kein wahrhaft kindliches Bitten vor Gott bringen ohne durch Jesum Christum. Unser Mund könnte ihn wohl „Väter" nennen; aber wie wollte unser Herz den Gedanken fassen, wenn wir nicht den Mittler und Versöhner hätten, durch welchen wir Gottes Kinder sind? Wie wollten wir es erkennen, daß er der rechte Vater ist über Alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden, wenn nicht der eingeborne Gottessohn unser Fleisch und Blut angenommen, und uns zur Erlösung gestorben und auferstanden wäre? Durch diesen Glauben nahet der Apostel zu dem Vater des Herrn Jesu Christi als zu seinem Vater, und bittet, wie die Kinder ihren Vater bitten. Durch diesen Glauben dürfen und sollen sich alle Bekenner des Herrn zu Gott nähen. Wie St. Paulus schreibt Epheser 3, 12: Durch Christum, unsern Herrn, haben wir Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn." Ja der Vater selbst ziehet und treibt uns dazu durch seinen Geist, daß wir alle unsre Bitte vor ihm kund werden lassen, alle unsre Sorge auf ihn

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werfen, alle unsre Noth vor ihm herausschütten, und das mit glän biger Gewißheit, er werde uns erhören. Der Vater will aud haben; die ihn also anrufen. „Denn sagt Paulus hat eli auch seines einigen Sohnes nicht verschonet, sondern hat ihn für uns Alle dahingegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht Alle schenken?" So merket nun, was wir an des Paulus Beispiel als die rechte Herzensstellung zum Gebete erkennen. Es ist die gänzliche Demüthigung und Hingebung an Gott, ver bunden mit gläubigem Aufsehen auf die Gnade Jesu Christi. Was ist dagegen das leere Geplerr des Mundes, oder das todte Gemurmel der Lippen, welches so Mancher für Gebet ausgiebt? Es ist eine falsche Münze welche auswendig ein schein bares Gepräge, aber inwendig keinen Werth hat, womit fie im Hause Gottes zuweilen dem Herrn ein Geschenk zu machen denken.

Wir forschen weiter dem nach, was der Apostel für seine Gemeinde zu Ephesus zu bitten hat. Er sagt: „Daß euch Gott Kraft gebe, nach dem Reichthum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen." Die Christen zu Ephesus waren durch die Predigt des Evangeliums schon bekehrt von der Finsterniß zum Licht, und von der Gewalt des Satans zu Gott, sie hatten dem Worte geglaubt, und waren versiegelt mit dem heiligen Geiste. Sie waren also auf die rechte Bahn gebracht, und es hieß nun für sie: „Laufet_nun also, daß ihr das Kleinod ergreifet! Kämpfet nun recht, daß ihr auch gekrönet werdet." Dazu aber gehört Kraft aus der Höhe, deßhalb ist des Apostels Bitte, daß Gott ihnen Kraft gebe. Das sollte auch unsre tägliche Bitte sein, für uns selbst und für einander. Wie bald find wir verweht, wenn die Quelle göttlicher Kraft in uns versiegt. O der Geist von oben her ist es nicht, der unsre Herzen oft so matt und müde werden läßt, daß wir, gleich jenen Jüngern, kaum eine Stunde mit dem Herrn zu wachen vermögen. Der Geist von oben her ist es nicht, der uns das Licht des Glaubens oft als mit Nebel und Wolfen in uns bedeckt, daß wir hinund hertappen, als ob wir in geistlichen Dingen nicht wüßten, was rechts und links ist. Der Geist von oben her ist es nicht, der uns oft so ungewiß werden läßt, daß wir uns von jeglichem Wind der Lehre heben und weben lassen, als ein Schilfrohr im Wasser. Der Geist von oben her ist es nicht, der heute Wollen, und morgen Nichtwollen, heute Glauben und morgen Zweifeln in uns erregt, daß wir, wie das Zünglein einer Wage, bald auf dieser, bald auf jener Seite stehen. Das ist die Schwachheit unsers Fleisches, dazu

auch der Geist von unten, von der Hölle her. Darum ringet des Apostels Seele mit Gott für seine geistlichen Kinder, daß Gott ihnen Kraft gebe, stark zu werden an dem inwendigen Menschen. Darum sollen wir auch mit Gott ringen für uns und unsre geistLichen Brüder, daß Gott unserm inwendigen Menschen die Kinderschuhe ausziehe, und uns den gewissen Geist gebe, nämlich den Geist des Glaubens und des Gehorsams gegen sein Wort.

„Und Christum zu wohnen durch den Glauben in euren Herzen und durch die Liebe eingewurzelt und gegründet zu werden."

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Hier kommen wir an das Herz des christlichen Lebens. „Christum zu wöhnen in euren Herzen." So lange du nicht fest in deinem Glauben und Bekenntniß des Sohnes Gottes bist, so lange wohnet Christus nicht in deinem Herzen. Wenn du auch einige Lust hast zu seiner Gnade und zu seinem Kreuze, gehest aber darauf wieder der Welt und ihrer Lust nach, thust doch wieder den Willen des Fleisches, so hältst du Christum nur als einen Gast und Fremdling; er wohnet nicht bei dir. Ihm aber ist es nicht genug, so einigen Antheil an deinem Herzen zu haben, er will es ganz, er will der Herr darin sein, auf daß er dich zum Miterben seiner Herrlichkeit erhebe. Er will in heißer und heiliger Liebe mit dir verbunden sein, und dann bei dir wohnen, nicht zu deiner Last, sondern zu deiner Lust, Freude und Seligkeit. Wer mich liebet, spricht er Joh. 14, 23 der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen, und Wohnung bei ihm machen." Wenn so einmal die Nachricht einginge: „der König will in unseren Ort kommen," wenn er nun seine Boten und Briefe voraussendete zu diesem und jenem, und spräche: zu dir will ich einkehren, bereite mir deine Wohnung auf kurze Frist, ich will dir's vergelten; wer würde sich's weigern? sei es aus Liebe, set es aus Furcht, oder Ehrfurcht, ein Jeder, den solche Botschaft träfe, würde sein Haus kehren und schmücken, seine Feierkleider anlegen, und den königlichen Gast, so gut er vermag, empfangen. Aber, mein Christ, dein König stehet schon lange vor deiner Thür, und klopfet an. Kennest du ihn denn nicht, den mit der Dornenkrone? Willst du ihm deines Herzens Thore nicht weit machen, daß er einziehe der König der Ehren und Wohnung bei dir mache? Willst du nicht deine Herzenswohnung kehren und schmücken für ihn? willst du nicht der Seele Feierfleider anlegen. Siehe, hier hast du es in deinem Willen, ob du ihn willst aufnehmen oder nicht; dort jenseits hat er es in seinem Willen, ob er dich will aufnehmen, oder nicht.

Der Apostel fährt fort: „Auf daß ihr begreifen möget. mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die

Länge und die Tiefe und die Höhe." Wo Christus Wohnung macht in einem Herzen, demselbigen Menschen wird erst Gottes Liebe und Erbarmung offenbar, wie breit, wie lang, wie tief, wie hoch sie ist, d. h. wie sie alles umfasset, wie sie ewiglich währet, wie sie überschwenglich übersteigt Alles, was wir bitten und verstehen.

„Auch erkennen, daß Christum lieb haben viel besser ist, denn alles wissen." - Laßt uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt," nicht mit menschlicher, sondern mit göttlicher, unaussprechlicher Liebe. „Niemand hat größere Liebe, denn die, daß er sein Leben läsfet für seine Freunde." "Darum preiset Goft seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch (nicht einmal seine Freunde, sondern) noch Sünder waren." Alle die Seelen, welche in das Morgenroth des ewigen Lebens eingetaucht sind, alle die Geister, welche an den Brüsten der ewigen Weisheit genährt und verklärt sind, bekennen es einmüthig, daß die Liebe Jesu Christi alle Erkenntniß übersteigt. Und wo diese göttliche Liebe zu uns mit hellem Wiederschein, oder auch nur mit einem matten Schimmer aus uns zurückleuchtet, das ist besser als Alles wissen. Merket das, alle Klugen dieser Erde, alle Schriftgelehrten, und Alle, welche in den Augen der Welt etwas find: „Christum lieb haben ist besser, als Alles wiffen." Die verborgene, verachtete, in der Welt vergessene Seele, welche Christum lieb hat, ist vor Gott herrlicher geschmückt, als alle mit Lorbeern, Sternen, Ehren und Orden bedeckten Großen, wenn sie dieser Liebe ermangeln. Wenn ich mit Menschen- und mit Engel-Zungen redete, und Hätte der Liebe nicht; so wäre ich ein tönendes Erz, oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte, und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntniß, und hätte allen Glauben, also daß ich Berge verseßte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts."

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Wer nun im Glauben stark und in der Liebe reich ist, der ist erfüllet mit allerlei Gottesfülle, ist ein Tempel Gottes, darinnen seine Ehre wohnt. Das sind nun des Apostels Bitten für seine Gemeinde, daß sie an dem inwendigen Menschen stark werden, Christum in ihren Herzen wohnen, die Liebe Jesu Christi zu den Sündern begreifen, und zur Gegenliebe entzündet werden. Er hat nichts von guten Tagen, Wohlergehen, nichts von Gesundheit oder Reichthum, nichts von Leben oder Tod zu bitten, nur das Eine, daß sie Jesum kennen und wissen, und in ihm gewurzelt und lebendig erfunden werden. Was lernest du daraus, o Christ? Laßt uns das daraus lernen, das Eines vor Allen noth ist, zu suchen und zu bitten, daß wir Jesum kennen und haben; das Andre walte Gott nach seinem Wohlgefallen.

Das lezte Ziel nun alles seines Suchens, Bittens und Trachtens beschreibt der Apostel mit den Worten: „Dem aber, der überschwenglich thun kann über Alles, das wir bitten, oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirket, dem sei Ehre in der Gemeine, die in Christo Jesu ist, zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit." Siehe, o Seele, die du Jesum kennest, suchest und lieben willst, die du schwer gedrückt von der Sünde nach Gerechtigkeit dürstest, und nicht wagest, dich der erworbenen Erlösung zu freuen; über uns waltet Einer, der thun kann und thun will, überschwenglich über Alles, das wir bitten, oder verstehen; der unsre Last und unsre Bürde, sammt allen Ketten der Sünde und des Todes einst von uns, den Seinigen abstreifen wird, wie man Spinngewebe abstreift, der uns aufschließen wird, was noch kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was noch nicht erschienen ist, aber zu seiner Zeit erscheinen wird, und wogegen die Leiden dieser Zeit sein werden, wie der Traum einer vergangenen Nacht. Darum beharre bis ans Ende im Glaubenskampf. Wer überwindet, dessen Theil wird sein, wo der Herr ist, das ewige Licht, wo der andere Tod keine Macht mehr hat. Das bezeugt uns die Kraft, die in uns wirket, der Ruf des Geistes, der uns zu dem Lichte Jesu Christo gezogen hat. Da wird es erscheinen, daß der Gipfel aller unsrer Seligkeit Gottes Preis und Ehre ist. Darum heißt es Ps. 115, 1: „Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen, gieb Ehre!" Darum fingen die himmlischen Heerscharen: Ehre sei Gott in der Höhe!" Darum sollen einst alle Zungen bekennen, daß Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes des Vaters. Darum ruft der Apostel auch in unsrer Epistel aus: Dem sei Ehre in der Gemeine, die in Christo Jesu ist, zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit!" Amen!

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Lieber Vater unseres Herrn Jesu Christi, der Du der rechte Vater bist über Alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden, Dir allein sei die Ehre in der Gemeinde, die in Christo Jesu ist; denn Du hast Deines einigen Sohnes nicht verschonet, sondern hast ihn für uns Alle dahingegeben ån des Kreuzes Stamm, auf daß wir in ihm hätten die Gerechtigkeit, die vor Dir gilt. Ach, so gieb uns denn Gnade nach dem Reichthum Deiner Herrlichkeit, stark zu werden durch Deinen Geist an dem inwendigen Menschen; gieb Kraft, daß wir in lebendigem Glauben Christum aufnehmen in unsere Herzen, auf daß wir also immer mehr erfüllet werden mit aller Gottesfülle, und wir, wie hier auf Erden, so dereinst droben im Himmel mit allen Heiligen Dich rühmen und preisen mögen, der Du sammt dem Sohne und dem Heiligen Geiste bist würdig zu nehmen Preis und Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!

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