ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub
[ocr errors]

über die andern Sünder, welche niemals zum Besiß der Gnade gelangt waren. Ja es giebt einen solchen Grad des Abfalles, von welchem das Wort Gottes bezeugt, daß da kein Opfer mehr für die Sünde übrig bleibt, sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widerwärtigen verzehren wird.

Dazu werden wir täglich an unsre große Schwachheit erinnert, täglich von den Versuchungen der Welt und des Satans umgeben. „Wachet und betet," spricht der Herr, „daß ihr nicht in Anfechtung fallet, denn der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach." Seid nüchtern und wachet," ermahnt der Apostel Petrus, „denn euer Widersacher der Teufel geht umher, wie ein brüllender Löwe, und suchet, welchen er verschlinge, dem widerstehet fest im Glauben." „Schaffet," ruft uns der Apostel Paulus zu, „schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern." Darum fagen wir mit den Worten des Liedes: „Welch' eine Sorg' und Furcht soll nicht bei. Christen wachen, und sie behutsamlich und wohlbedächtig machen! Mit Furcht und Zittern heißt's, schafft euer Seelenheil, wenn kaum der Fromme bleibt, wie denn der sünd'ge Theil." Haben wir nun schon einen unermeßlichen Reichthum in der Gnade Gottes durch Jesum Christum, wie sollen wir uns denselben erhalten und be wahren? Wir wollen wachen und beten, aber das giebt uns keine Gewißheit, denn unser Fleisch ist schwach. Wir wollen nüchtern und wacker sein, auch schaffen mit Furcht und Zittern, aber das giebt uns keine Gewißheit, denn des Feindes Macht und List ist groß. Wir wollen laufen und kämpfen, aber das giebt uns keine Gewißheit, nicht einmal für heute, viel weniger für morgen, ob wir auch obsiegen werden. Und wir wären elender, als wir jemals ge wesen sind, wenn wir das Heil unsers Gottes sollten geschmeckt haben, und es doch wieder verlieren, wenn wir den Reichthum seiner Gnade sollten gekostet haben, und dann wieder hinausgestoßen sein in die Nacht und Einsamkeit unsrer Sünden. Liebe Christen, es giebt hier für uns nur Einen Grund, auf den wir uns gründen, nur Einen Anker, auf den wir hoffen können, und der ewig hält, das ist abermal die Gnade und Treue unsers Gottes, die uns gegeben ist in Christo Jesu. Der uns den Reichthum seiner Gnade in Christo gegeben hat, der allein kann und will und wird uns denselben auch erhalten und bewahren in Ewigkeit. Davon sagt unsre Epistel: Welcher auch euch wird fest behalten bis an's Ende, daß ihr unsträflich seid auf den Lag unsers Herrn Jesu Christi. Denn Gott ist treu, durch welchen ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes, Jesu Christi unsers Herrn.

Seht, Gott wird uns fest behalten bis auf den Tag Christi, denn er ist treu. Davon heißt es an einem andern Orte: „Ich

bin desselbigen in guter Zuversicht, daß, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollführen bis an den Lag Jesu Christi." Die Gnade Gottes ist unsers Heiles Anfang, Mittel und Ende, sie giebt den Reichthum des Heiles, sie erhält ihn auch. Wir wachen und beten, aber Er, der Herr, wacht mit uns und über uns, der Hüter Israels schläft, noch schlummert nicht. Wir widerstehen dem Teufel im Glauben; aber Er hat ihm den Kopf zertreten und ihn mit Ketten der Finsterniß zur Hölle verstoßen. Wir streiten, aber Er giebt den Sieg; wir laufen, aber Er giebt die Kraft und die Krone; wir schaffen und sørgen, aber Er schenkt das Gedeihen und das Gelingen, wie er schon das Wollen und Laufen, das Wachen und Beten, das Schaffen und Kämpfen durch seinen Geist aus Gnaden gegeben hat. Gott wird uns fest behalten in dem Reichthum seiner Gnade, denn er ist treu. Wir haben solchen Schat in irdischen, schwachen Gefäßen, auf daß die überschwengliche Kraft set Gottes, und nicht von uns. Gott wird uns fest behalten in dem Reichthum seiner Gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu, denn er ist treu. Auf diesen Grund wollen wir uns gründen, und kühnlich trogen gegen alle Feinde, und sprechen: "Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?" Ja laßt uns immer fester und stärker werden in dem Vertrauen auf seine Treue und Gnade in Christo Jesu, und zuversichtlich sprechen: Dein' ewge Treu und Gnade, o Vater, weiß und sieht, was gut sei oder schade dem sterblichen Geblüt; und was Du dann erlesen, das treibst Du, starker Held, und bringst zum Stand und Wesen, was Deinem Rath gefällt!" Amen.

1

[ocr errors]

Dir sei Preis und Dank, lieber Vater in dem Himmel, für Deine unaussprechliche Gnade, die Du uns gegeben hast in Deinem Sohne, Jesu Christo, daß Du uns an allen Stücken hast, reich gemacht, an aller Lehre und in aller Erkenntniß. D, so laß uns denn nun immer mehr darin wachsen und zunehmen, daß wir keinen Mangel haben an irgend einer Gabe; laß uns durch Deines. Geistes Kraft in Lauterkeit und Unsträflichkeit fest bewahrt werden im Glauben und Gehorsam gegen Deinen Willen bis auf den Tag unseres Herrn Jesu Christi, auf daß wir mit allen Heiligen Deine Treue und Gnade rühmen mögen in Ewigkeit. Amen!

[ocr errors]

59.

Am 19. Sonntage nach Trinitatis. Erndtefeßt.

Es wartet Alles auf Dich, Herr! daß Du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit. Wenn Du ihnen giebst, so sammeln sie, wenn Du Deine Hand aufthus, so werden sie mit Gut gesättigt. D, Herr! nimm weg aus uns das kaltı undankbare Herz, daß wir es erkennen, schmecken und sehen, wie freundlich Du bist. Lehre und erkennen, daß wir viel zu geringe sind aller Barmherzigket und Treue, die Du an uns gethan hast; lehre uns bedenken, daß Deine Gütt uns zur Buße leiten soll. Durch einen kindlichen, dankbaren Sinn willst Du gepriesen sein, darum verhilf uns dazu, daß wir Dir gern Dank opfern, und nimmer vergessen, von wem uns alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt. Amen!

Geliebte Christen! Die Werke Gottes find Boten an uns, durch welche er uns seinen Willen und seine Herrlichkeit kund giebt, und uns zu sich ruft. „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Feste verkündigt seiner Hände Werk; ein Tag sagt's dem andern und eine Nacht thut es kund der andern." Er macht die Winde zu seinen Boten und die Feuerflammen zu seinen Dienern. An seinen Werken wird seine unsichtbare Kraft und Gottheit ersehen, so man deß wahrnimmt. Er redet mit uns in dem Sturmwind und in dem Sonnenschein, er predigt uns durch die Wogen des Meeres, und durch die Blumen des Feldes; er ruft uns durch die mancherlei wunderbaren Schicksale, die er über uns herbeiführt. Von ihm kommen die guten und ruhigen Lage, die Tage der Gnade; von ihm kommen die bösen Tage, die Tage der Heimsuchung, fie find Boten Gottes an uns; von ihm kommen die mancherlei Zücht gungen, in denen wir lernen müssen mit Thränen zu fäen, auf daß wir dereinst mit Freuden erndten können. Der Herr redet zu durch solche Werke, daß wir erkennen sollen, daß er allein Gott ist, der die Gewaltigen vom Stuhl stößt und erhebet die Niedrigen, der die Hungrigen mit Gütern füllt und läßt die Reichen leer.

uns

1

A

Er hat auch durch die vollbrachte Erndte zu uns geredet; sie war ein Bote Gottes an uns, der uns seine Güte und seinen Ernst verkündigt. O möchten wir seine Sprache recht verstehen, seine Botschaft recht beherzigen! Wir wollen uns heute bemühen, uns etwas von dieser Botschaft auszulegen und ins Herz zu schreiben. Der Herr selbst möge uns dazu seinen Geist und Segen verleihen, wenn wir ihn gemeinschaftlich darum anflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

*

[ocr errors][merged small]

Denn des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiß.

[ocr errors]

1.Wir sagen nun: Die vollbrachte Erndte ruft uns zu: Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiß.

Dies ist der Gegenstand unserer Betrachtung. Sie ruft es uns zu als ein Zeugniß, als einen Trost, als eine Warwung.

Die vollbrachte Erndte giebt uns Zeugniß, daß des Herrn Wort wahrhaftig ist, und daß er gewiß hält, was er zugesagt hat. Das Feld hat wiederum seine Früchte getragen, in Ruhe und Frieden haben sie eingesammelt werden können. Der Vorrath für das Jahr, das vor uns liegt, ist wieder hervorgebracht. Das Herz Ides Christen eilt von der Gabe zu dem Geber. Wir müssen ausrufen:,,Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich!" Die vollbrachte Erndte ist uns ein sichtbarer, ein fühlbarer Beweis, daß seine Güte noch über uns währt. Es geziemt uns aber nicht, daß wir die empfangene Gnadengabe Gottes nur im Lichte der Gegenwart als eine Gabe für heute und morgen betrachten, sondern unser Beruf für die Ewigkeit fordert es von uns, daß wir alle: zeitlichen Dinge im Lichte der Ewigkeit ansehn. So müssen wir auch in den Erndtegaben nicht das Vergängliche allein ansehen, sondern das Ewige, was durch dieselben zu uns redet. Der Mensch lebet nicht vom Brodt allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht. Nicht das Stroh und Korn sammt andern Früchten des Feldes, sondern die Güte und Barmherzigkeit Gottes, welche durch diese Gaben zu uns redet, soll der Gegenstand unsrer Freude und unsers (Dankes

[ocr errors]
[ocr errors]

sein. Nicht der Vorrath in den Scheunen, sondern die Wahrhaftig feit Gottes, die uns durch diesen Vorrath abermal kund geworde ist, soll der Gegenstand unsrer Zuversicht und unsers Trostes sein.

1

Die Wahrhaftigkeit Gottes und seines heiligen Wortes ist un aber durch den Erndtesegen aufs Neue bezeugt.

Sehen wir zurück auf die vergangene Erndte. Es hat mancher Schweiß gekostet, bis daß die Frucht nun zur Reife kam, bis de fie in die Scheunen gesammelt war. Es war eine besonder drückende Hiße in den Tagen der Erndte und eine mühevolle Arbeit Auch die, welche nicht unmittelbar an der Feldarbeit Theil nahmen sondern in anderem Berufe ihr Werk trieben, mußten sich unte mühsamer Arbeit ihren Antheil an den Früchten des Feldes, den darnach um Geld kaufen, verdienen. Da sehen wir aufs Neue de Wort des Herrn bestätigt, das er zu Adam nach dem Sündenfall redete: "Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brod effer bis daß du wieder zur Erde werdest, davon du genommen bist, dem du bist Erde, und sollst wieder zur Erde werden." Wir haber von manchen Orten unsers Vaterlandes gehört, daß der Ausfall de Erndte wegen der großen Dürre ein sehr trauriger gewesen ist Da sind hin und wieder ganze Felder verdorrt und versengt von der Hiße, es ist großer Waffermangel gewesen und großer Mange an Weide für das Vieh. Der Herr hat jenen und uns dadurc sein Wort aufs Neue eingeschärft, das er ebenfalls zu Adam geredet hat: Verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer folli du dich darauf nähren dein Lebenlang. Dornen und Disteln soll & dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Felde effen.“ Deffent ungeachtet ist seine Gnade nicht von uns gewichen, und ob er schon einige Gegenden so gezüchtigt hat, so hat er doch das Uebrige gesegnet, daß wir eine allgemeine Noth nicht fürchten dürfen. Was den Einen mangelt, ist den Andern reichlich gegeben, und wir sehen in Betracht des ganzen Landes das Bundeswort des Herrn aufs Neue bestätigt, welches er zu Noah geredet hat, da er sprach: „J¢ will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen. So lange die Erde steht, soll nicht aufhören Saame und Erndte, Frost und Hiße, Sommer und Winter, Tag und Nacht." Wit sehen es bestätigt, was der Geist des Herrn uns im Psalmbuch verkündigt; wo es heißt: Aller Augen warten auf dich, Herr und du giebst ihnen ihre Speise zu ihrer Zeit; du thust deine Hand auf und sättigest Alles, was lebet, mit Wohlgefallen." Wir haben auch im vergangenen Jahre manche Sünde, manches Unrecht, das unter uns begangen worden ist, zu beklagen. Ja sehen wir ein Jeder für sich auf das Jahr zurück, gedenken wir an die mancherlei

1

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »