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„Wohin sollen wir gehen?" Hat er, von dem aller Weisheit und aller Seligkeit Fülle ausströmt, uns einmal an sein Joch gebunden, haben wir den Ruf „Folge mir nach!" einmal aus seinem Munde gehört, haben wir das Wort, dessen Kraft und Seligkeit ich nicht zu beschreiben weiß, einmal aus seinem Munde gehört: „Sei getrost, deine Sünden sind dir vergeben," so kann uns Alles, was Himmel und Erde umschließt, ohne ihn nur als eine weite, wilde Wüste erscheinen. Was könnte uns denn diese ganze, weite, arme Welt noch bieten ohne den, der uns zur Erlösung von Gott gegeben ist? Wenn einer von den Seligen im Himmelreich gefragt würde, ob er auch wieder zurückwollte auf die Erde in das Leben, ob er noch einmal wollte Fremdling und Pilgrim sein, und durch so viel Kampf und Sorge, durch so viel Thränen und Zagen, durch so viel Prüfung und Herzeleid seine Pilgerfahrt halten nach dem bessern Vater land? gewiß er würde nicht lange wählen, sondern da bleiben, wo Friede, Erlösung und Seligkeit ist. Wie müßte einem Menschen sein, der einmal schon die Freuden jener Herrlichkeit geschmeckt hätte, und sollte wieder hinein in dieses Jammerthal? Der Schmerz würde ihn in Kurzem verzehren. Aehnlich aber, als dies, däucht uns der Gedanke, wenn eine Seele, die Jesum einmal erkannt und gefunden hat, wieder van ihm sollte? Gefängniß, Elend, Hunger, Noth oder Tod sind ja nichts gegen diese Trennung. Wenn eine Macht in der Tiefe oder Höhe im Stande wäre, uns den Glauben an den Heiland der Welt wieder aus dem Herzen zu reißen, so müßten wir, wie Hiob die Stunde verfluchen, da wir geboren wären, und wüßte ich nicht, welche Höllenpein noch größer sein könnte, als die. Wo sollten wir hingehen, nachdem wir einmal geglaubt und erkannt haben, daß er Christus ist, der Sohn des lebendigen Gottes. „Es ist in keinem Andern Heil," diese Worte stehen durch Gottes Gnade in dem Herzen des aufrichtigen Christen fester als Himmel und Erde.

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Mit diesen Gedanken laßt uns an die Betrachtung der heutigen Epistel gehen, und unsern Blick von uns auf Alle richten, welche in dem gleichen Tode der Sünden gefangen liegen, und für welche auch in keinem Andern Heil ist; zuvörderst aber uns den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: Jesaias 60, 1-6.

Mache dich auf, werde Licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn gehet auf über dir. Denn siehe, Finsterniß bedeckt das Erdreich, und Dunkel die Völker; aber über dir gehet auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheinet über dir. Und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln, und die Könige im Glanz, der über dir aufgehet. Hebe deine Augen auf, und siehe

umber: diese alle versammelt kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen, und deine Töchter zur Seite erzogen werden. Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehret, und die Macht der Heiden zu dir kommt. Denn die Menge der Kameele wird dich bedecken, die Läufer aus Midian unt Epha. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des Herrn Lob verkündigen.

Diese wunderbaren Worte kommen zu uns aus der grauen Vorzeit herüber und sind dem Propheten von dem Geiste gegeben, der alle Dinge erforschet, sie sagen uns, daß nur Ein Heil und Eine Erlösung für die Völker der Erde ist, und dem wollen wir unter Gottes Beistand nachdenken.

Zuerst wollen wir uns aus Gottes Wort wiederum deutlich und gewiß machen, daß es so ist.

Finsterniß bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker" Das menschliche Herz ist in allen fünf Welttheilen, dazu auf den Inseln der fernsten Meere dasselbige troßige und verzagte Ding, als bei uns. Es ist auf gleiche Weise dem Guten abgeneigt und zu dem Bösen hingeneigt, als bei uns. Der menschliche Verstand ist an allen Enden der Erde mit derselben Finsterniß umhüllt, und vernimmt nichts vom Geiste Gottes, wie bei uns. Denn wie von Einem Blute aller Menschen Geschlechter herkommen, so ist auch die Sünde von dem Einen zu Allen hindurchgedrungen. So weit Menschen wohnen, gilt das Wort: „Es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder, und mangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollten. Gott hat es Alles beschlossen unter den Unglauben, auf daß er sich Aller erbarme." „Finsterniß bedecket das Erdreich, und Dunkel die Völker."

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Wir können uns das kaum noch, und zum Theil gar nicht mehr vorstellen, was wir sein würden, wenn wir das Evangelium von Christo nicht hätten. Der allerroheste Mensch unter uns ist doch nicht ganz unberührt geblieben von der Kraft dieses Lichtes, es liegt, wie ein starker Riegel vor den Ausbrüchen vieler Sünden, und wir würden ganz andere Dinge erleben, wenn Gottes Gesetz und Evangelium nicht durch ihre göttliche Kraft steuerten und wehrten. „Finsterniß bedecket das Erdreich," denn „da ist nicht, der Gutes thue, oder nach Gott frage, auch nicht Einer: sie sind allesammt abgewichen und untüchtig geworden, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert." Die Macht dieser Finsterniß, wie tief, wie groß sie ist, ersieht man am deutlichsten daran; wenn einem Volke, einer Stadt, oder einem Dorfe das theure Evangelium von Christo noch so viel und noch so dringend verkündigt wird, ich sage, das theure Evangelium, dié wunderbare Gnade Gottes in Christo, welche Predigt nicht

von Menschen ist, sondern von Gott, das Wort, welches göttliche Kraft und göttliche Weisheit in sich schließt, wenn es also noch so viel und noch so dringend gepredigt wird; wie so Wenige lassen sich rufen, lassen sich helfen von ihrem Elend! wie so Viele gehen kalt vorüber, wie so Manche verspotten und verachten es wohl gar. Wie ist es doch möglich, dieses Wort Gottes, welches bald wie die Donner des Sinai, bald wie der Thau der Morgenröthe, schrecklich und mild, Alles durchdringend und Alles belebend, sich als Gottes Wort erweis't, zu verachten, wohl gar zu verspotten? Welch' eine Finsterniß muß das sein, welche sich gegen ein solches Licht verschließen kann? Und wir dürfen die Macht dieser Finsterniß so weit weg nicht einmal suchen. Wenn wir an uns selbst betrachten die mannigfaltige und große Gnade Gottes, welche wir erfahren, und dagegen die geringe Treue, daß mannigfaltige Irren und Fehlen, die häufige Unlust des Herzens, womit wir seinen Willen thun; so müssen wir eingestehen, es muß eine große Finsterniß unsrer Herzen sein, welche auch dieser großen, göttlichen Gnade immer noch widersteht in uns, welche uns täglich zum Bösen locken und reizen kann. Wo nun die Macht dieser Finsterniß sich ungehindert entwickeln kann, wo Gottes Geset und Evangelium nicht steuert und wehrt, da geräth auch das menschliche Herz in solche schrecklichen Greuel und Sünden, daß man sie nicht einmal auszusprechen wagt, da bedeckt Dunkel die Völker. Das ist zwar allenthalben so in denen, die der Wahrheit nicht gehorchen; aber ganz besonders in denen, welche die Wahrheit auch nicht einmal gehört haben, in den Heiden. Da machen sie zu ihres Herzens Lust Alles, was wider Gottes Gebot ist und nicht genug, daß ste alle Sünden ohne Scheu thun, sie machen auch noch aus den allerverwerflichsten Sünden, aus Mord und allerlei Unzucht einen Gottesdienst, und meinen sich das Wohlgefallen ihrer Gözen dadurch zu erwerben. Siehe, mein Christ, das ist dein Herz dessen du dich wohl mitunter rühmest; und was du anders bist, das ist die Kraft der Gnade Gottes in Christo Jesu.

Für dies ganze unermeßliche Elend der Völker hat Gott von Ewigkeit her Ein Heilmittel ersehen, die Sendung seines eingebornen Sohnes, Jesu Christi, des Herrn. Wie durch Einen Menschen die Sünde, der Tod und die Verdammniß über Alle gekommen ist, so sollte auch durch Einen Menschen die Gnade, das Leben und die Gerechtigkeit für Alle erworben werden, auf daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Und dieser Eine Erretter ist in Juda's Volk erschienen, von Zion ist sein Heil ausgegangen. Darum spricht der Herr zu Zion: Aber über dir gehet auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheinet über dir." Von Zion sollte dieses Heil ausgehen, und sich über alle Völker erstrecken, darum spricht er: „Und die

Heiden werden in deinem Lichte wandeln, und die Könige im Glanz, der über dir aufgeht. Hebe deine Augen auf, und siehe umher, diese Alle versammlet kommen zu dir. Dann wirst du deine Lust sehen und ausbrechen, und dein Herz wird sich wundern und ausbreiten, wenn sich die Menge am Meer zu dir bekehrt, und die Macht der Heiden zu dir kommt. - Wir sagen nun, Gott hat von Anbeginn nur Ein Heil und Eine Erlösung für die fündige Menschheit verheißen und bereitet, diese ist erschienen in Christo Jesu; sie soll nach Gottes Absicht für alle Völker der Erde sein, und es ist in keinem andern Heil. Als Abraham Verheißung empfing von der zukünftigen Guade, da hießen die Worte: "Durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden." Als David seine Psalmen sang durch den Geist Gottes, da hieß es (Ps. 86, 9):

Alle Heiden, die Du gemacht hast, werden kommen, und vor Dir anbeten, Herr, und Deinen Namen ehren." Salomo riefim 72. Pf. von dem Könige, den Gott senden würde, aus: „Zu seinen Zeiten wird blühen der Gerechte, und großer Friede, bis daß der Mond nimmer (nicht mehr) sei. Er wird herrschen von Einem Meer bis an's Andere, und von dem Wasser an, bis zur Welt Ende. Vor ihm werden sich neigen, die in der Wüste, und seine Feinde werden Staub lecken. Die Könige am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen; die Könige aus Reich Arabien und Seba werden Gaben zuführen. Alle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen. Denn er wird den Armen erretten, der da schreiet und den Elenden, der keinen Helfer hat." Und weiterhin heißt es von ihm: „Man wird immerdar vor ihm beten, täglich wird man ihn loben. Sein Name wird ewiglich bleiben, so lange die Sonne währet, wird sein Name auf die Nachkommen reichen, und werden durch denselben gesegnet sein; alle Heiden_werden ihn preisen." Als der Prophet Jesaias von dem Herrn Offenbarung empfing, verkündete er an einem Orte von dem Gesalbten des Herrn: Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleibe an zu seinem Knechte bereitet hat, daß ich soll Jakob zu ihm bekehren, auf daß Israel nicht weggerafft werde. Er spricht: es ist ein Geringes, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakob's aufzurichten, und das Verwahrlosete in Israel wieder zu bringen; sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seist_mein Heil bis an der Welt Ende." Als nun der erwählete Helfer, der eingeborene Gottessohn in die Welt eintrat, kündigte ihn der Engel sogleich an, nicht blos als den Heiland Israels, sondern als die Freude, welche allem Volke widerfahren sollte. Während seiner Niedrigkeit auf Erden war er zwar nur zu den verlorenen Schaafen vom Hause Israel gesandt; aber auf seinem Herzen trug

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er alle Geschlechter auf Erden. Wenn er einem gläubigen Heiden Hülfe brachte, und dagegen zu den ungläubigen Juden sprach: „Ich sage euch: Viele werden kommen vom Morgen und Abend, und mit Abraham, Isaak und Jacob im Himmelreich sigen, aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in die äußerste Finsterniß hinaus,“ so reichte sein Blick weit über die Grenzen des jüdischen Volkes hinaus. Wenn er ausrief (Joh. 10, 16): "Ich habe noch andre Schaafe, die sind nicht aus diesem Stalle, und dieselbigen muß ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und wird Eine Heerde und Ein Hirte werden" so umfaßte sein Herz Alles, was Mensch heißt und zum ewigen Leben geschickt werden kann durch die neue Geburt. - In diesem Sinne legte er seinen Jüngern die Schrift aus, und sprach: „Also ist es geschrieben, und also mußte Christus leiden, und auferstehen von den Todten am dritten Tage, und predigen lassen in seinem Namen Buße und Bergebung der Sünden unter allen Völker, und anheben zu Jerusalem." In gleichem Sinne that er seinen Jüngern zulezt Befehl, und sprach: „Gehet hin, und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes." Daher konnte denn Petrus mit Zuversicht predigen und sagen: „Es ist in keinem Andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden." Daher konnte Johannes mit Gewißheit schreiben: Derselbige ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unsere, sondern auch für der ganzen Welt." Daher konnte Paulus mit Gewißheit sagen: E; ist das Wohlgefallen gewesen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte, und Alles durch ihn versöhnet würde zu ihm selbst, es sei auf Erden, oder im Himmel, damit daß er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuze."- Da stehen wir denn auf festem Grunde, wenn wir sagen: Es ist nur Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen und außer ihm ist kein Heil, wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes."

Ist dies aber gewiß, wie es denn gewiß ist, so kann ein Christ, der etwas mehr vom Christenthum hat, als den Namen, nicht anders als mit innigster Sehnsucht darauf hinsehen, daß doch Christus allen armen Heiden, und denen vom Hause Israel, Allen die nah und fern find, möge offenbar werden. Hin sind nun schon 18 Jahrhunderte,

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