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seit dem Jesus sein Werk vollendet, und Befehl gegeben hat, das Evangelium aller Creatur zu predigen, und noch liegen wohl mehr denn drei Viertheile der Menschheit in des Satans Ketten. Hin find 18 Jahrhunderte, und hin ist hin, der Feind spottet unser, und die Hölle wird nicht satt! Die armen Heiden schmachten entweder, ringen und verzweifeln, oder laufen auch blindlings dem ewigen Lode in die Arme. Ohne Hoffnung sind sie in der Welt, und das Wort, welches wir so leicht hinhören, oder lesen, schließt doch eine halbe Hölle in sich; denn die Hoffnung ist gerade die wunderbare Kraft, welche dem Christen die Bitterkeit alles Kreuzes und zulezt des Todes vertreibt. Und dieses Fünklein aus Gott, das in dem Herzen glimmet, und es erwärmt mitten in dieser kalten und todten Welt, das fehlt den Heiden. Fühlen sie diesen Mangel, so find sie elend, fühlen sie ihn nicht, so sind sie auch elend, und das find unsere Brüder. Ueber sie ruft der Apostel Paulus die Mark und Bein durch dringenden Worte aus: „Welche ohne Geseß gesündigt haben, die werden auch ohne Gefeß verloren werden." Und zu uns gewendet, spricht er: Wie sollen sie aber anrufen, an den sie nicht glauben? wie sollen sie aber glauben, von dem sie nichts gehört haben?" Meine theuren Brüder, wenn wir die Gewißheit des göttlichen Wortes, und daß nur in dem Glauben an Jesum Christum wahrhaftiges und alleiniges Heil ist, ansehen, und dagegen die Menge des Unglaubens und Gewalt der Finsterniß ansehen, wie sie theils ganze Völker, Mann für Mann, bedeckt, theils allenthalben mitten in der Christenheit die größeste Menge gefangen hält;, so wird unser Herz so voll Schrecken und Zagen, daß wir nicht wissen, wohin sich unsre Augen wenden, und wo wir Trost finden sollen. Es ist ja doch gewiß, daß der Tag des Herrn kommt, daß er den Erdkreis richten wird mit Gerechtigkeit, und wer wird bestehen vor ihm, wenn er erscheinen wird? Was soll ich euch nun für Freude predigen, da es vielmehr eine Zeit des Weinens und des Herzeleids sein mag. Unser Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Herrn ist über uns aufgegangen; aber," sagt Johannis, „das Licht scheint in der Finsterniß, und die Finsterniß haben es nicht begriffen." Wie der Herr selbst sagte: „Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird, meinest du, daß er auch werde Glauben finden auf Erden?" so stehet es nun: des Menschen Sohn ist gekommen, und seine Herrlichkeit hat er offenbaret; aber Glauben? Glauben? der ist wie ein Fremdling im Lande. "Omache dich auf," du Volk, das des Herrn Namen trägt, werde Licht," du theuer erkauftes Erbe! Siehe ein Fels stehet noch, ein Fels des Heiles allen elenden Seelen, Jesus Christus lebet noch. Ein Stern Leuchtet noch, der Stern aus Jacob, der Morgenstern eines besseren Tages, Jesus Christus, der unsre Hoffnung und Gerechtigkeit ist.

Ein Held streitet noch, der Held aus Juda, dem die Völker anhangen sollen, Jesus Christus, die Kraft aller zerbrochenen Herzen. Ein König regiert noch vom Aufgang bis zum Niedergang, der seine Ehre nicht wird zu Schanden werden lassen, das ist Jesus Christus, zur Rechten Gottes erhöhet. Ein Wort stehet noch, das ist gewiß und köstlich, daß Alle, die auf ihn trauen werden, nicht zu Schanden werden. Denn er ist Gott über Alles, hochgelobet in Ewigkeit. Amen!

Sei hochgelobt und gepriesen, Du König der Ehren, Jesu Christe! daß Du zu uns gekommen bist, ein Gerechter und ein Helfer, und hast uns Dein Licht und Deine Gnade geoffenbaret. Du hast unsere Seelen aus schweren Ketten erlöset, und unseren Augen Licht gegeben, den Weg des Lebens zu er kennen. Was wären wir ohne Dich, Du Herzog der Seligkeit? Wir wären die Elendesten unter allen Creaturen, lebendig todt, und hingegeben in die Gewalt des Teufels. Nun aber hast Du unsern Mund fröhlich gemacht, daß wir sagen dürfen: Mein Fels und meine Burg, mein Gott, auf den ich traue. O stärke uns täglich, daß wir doch nicht weichen von Dir, sondern unser ganzes Herz immer fester und aufrichtiger zu Dir wenden, daß wir das Volk Deines Eigenthums sein, und Deinen Namen an unserer Stirne tragen mögen, dazu auch den neuen Namen in, unseren Herzen, den Niemand kennt, als der ihn empfängt. Amen!

10.

Am 1. Sonntage nach Epiphanias.

Wirk', mein Heiland, wahre Buße

Und ein reines Herz in mir;

Ach, ich falle Dir zu Fuße,

Gieb doch, daß ich für und für

Allen Sünden widersteh',

Und auf deinen Wegen geh';

Laß mein ganzes Thun und Leben

Deinem Dienste sein ergeben. Amen!

An

Geliebte Christen! Der Herr, Jesus Christus, sagt bei Matthaeus im 7. Capitel, indem er vor den falschen Propheten warnt: ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben

lesen von den Dornen, oder Feigen von den Diesteln? Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt arge Früchte. Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Darum an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Dies Wort ist nicht allein auf die falschen Propheten anzuwenden, sondern auf allé Christen, daher auch auf uns. An den Früchten muß es sich offenbaren, weß Geistes Kinder wir sind, ob Christus oder die Welt, ob das Leben oder der Tod in uns herrsche. Die Früchte, an welchen sich dies offenbaren soll, sind nicht einzelne Werke des Menschen, sondern die ganze Richtung seines Thuns und Treibens. Nach einem einzelnen Werke kann man des Menschen Herz nicht beurtheilen, weder im Guten noch im Bösen. Auch die Kinder Gottes fehlen hie und da, und sind keine Engel, denen die Sünde nichts zu schaffen machte. Wiederum auch den Gottlosen wandelt hie und da eine gute Regung des Herzens an. Der Unzüchtige ist zuweilen gutmüthig, der Trunkenbold ist zuweilen ehrlich. Der Gottesfür htige wird zuweilen von einem Fehler übereilt; der Fromme redet oder thut zuweilen, was nicht recht ist. Solche einzelnen Werke sind nicht die Früchte, an welchen man den Baum erkennen soll. Diese Früchte sind vielmehr die ganze Lebensart des Menschen, seine Gewohnheiten, seine Bestrebungen, die ganze Richtung seines Gemüthes. Sind diese nach dem Laufe der Welt auf die sündlichen Lüste, auf eitle Ehre, auf schändlichen Gewinn, Reichthum, und was da mehr in der Welt ist, gerichtet, so ist der Baum ein fauler, und die einzelnen guten Werke, die ein solcher Mensch an sich trägt, find sehr gering zu achten. Sind sie nach dem Willen Gottes auf das Rechte, Gute und Göttliche, auf das, was droben im Himmel ist, auf Glauben, Treue und Wahrheit gerichtet, so ist der Baum ein guter, und die hie und da vorkommenden Fehler und Mängel müssen auf die menschliche Schwachheit gerechnet, und vergessen werden, bis es ihm gelingt, fie abzulegen. Ist aber die ganze Lebensart eines Menschen, seine Gewohnheiten, seine Bestrebungen, die ganze Richtung seines Gemüthes getheilt, bald zu Gott und und bald zum Teufel, bald zum Himmel und bald zu der Welt, bald nach dem Geiste und bald nach dem Fleische, so helfe ihm Gott, der die Herzen durchschauet; wir aber halten unsre Meinung zurück, und sprechen: Wir wissen nicht, was aus dem Menschen noch werden kann, der Tag des Herrn wird es offenbaren. Wollte nun Gott, daß wir alle gute Bäume werden möchten, erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit zur Ehre und Lobe Gottes! Unsre heutige Epistel wird uns solche guten Früchte des guten Baumes zeigen, und wir wollen uns zur gottseligen Beherzigung derselben den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.

Epistel: Römer 12, 1-6.

Ich ermahne euch, lieben Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Verneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, der wohlgefällige und der vollkommene Gottes-Wille. Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedermann unter, euch, daß niemand weiter von sich halte, denn sich's gebühre zu halten, sondern daß er von ihm mäßiglich halte, ein jeglicher, nach dem Gott ausgetheilet hat das Maaß des Glaubens. Denn gleicher Weise, als wir in Einem Leibe viele Glieder haben, aber alle Glieder nicht einerlei Geschäfte haben, also find wir viele Ein Leib in Christo, aber unter einander ist einer des andern Glied, und haben mancherlei Gaben, nach der Gnade, die uns gegeben ist.

Diese Epistel führt uns vier gute Früchte am guten Baume vor die Seele, und wir wollen dieselben unter Gottes Beistand näher betrachten.

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"Ich ermahne euch, lieben Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst." ist eine gute Frucht des Glaubens, wenn ein Christ auch seinen Leib, sein leibliches Leben, Gott zum Opfer bringt. Gleichwie Jesus Christus seinen Leib für uns dargegeben hat, zum Opfer für unsre Sünden, so sollen auch wir unser leibliches Leben als ein Eigenthum Gottes, unsers Heilandes, betrachten, und sollen dasselbe so einrichten, daß es zur Ehre und zum Dienste Gottes gereiche, wie die Worte sagen: Welches sei euer vernünftiger Gottesdienst." Ihr esset nun, oder trinket, oder was ihr thut, so thut es Alles zu Gottes Ehre. Selbst hingeben sollen wir es in den Lod um des Namens Jesu willen, Blut und Leben, wenn er es fordern sollte. Das wäre ein rechtes Opfer und ein rechter Gottesdienst, wenn der Herr es verlangte, und wenn er uns die Kraft dazu gäbe, das Leben um seines Namens willen daran zu geben. Davon spricht er: „Wer sein Leben verlieret um meinetwillen, der wird es finden." Das haben die Blutzeugen, die um Christi willen den Tod erlitten haben, wohl erkannt, und haben sich deß getröstet. So konnte ein Stephanus voll heiligen Geistes den Himmel offen sehen, und den Herrn Jesum zur Rechten des Vaters im Himmel. So konnte er im Augenblicke des Todes voll Glaubensfreudigkeit ausrufen: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!" - So konnte ein Paulus in seinen Ketten mit aller Freudigkeit Jesum Christum

bekennen, und mit getrostem Muthe schreiben: „Ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerech tigkeit, welche mir der Herr an jenem Tage, der gerechte Richter geben wird; nicht mir aber allein, sondern auch Allen, die seine Erscheinung lieb haben." - Er wußte, daß wer sein Leben verliert um Jesu willen, der wird es finden. Und nicht allein diese und andre Blutzeugen, welche der Herr gewürdigt hat, um seines Namens willen den Tod zu erleiden, haben ihre Leiber Gott zum Opfer gegeben, sondern auch die andern Gläubigen und Heiligen zur Zeit des alten und des neuen Bundes. Moses wollte lieber die Schmach Christi mit seinem Volke ertragen, als das Wohlleben an dem Hofe des Königs genießen. Abraham wollte lieber im Gehorsam gegen Gott ein Fremdling sein im fremden Lande, und alle Sorge und Beschwerde, die damit verbunden war, daß er sein Vaterland verließ, ertragen, als die fleischliche Ruhe und den zeitlichen Frieden unter seinem Volke genießen; denn er suchte ein besseres Vaterland und einen ewigen Frieden. Die heiligen Propheten haben den Haß, die Schmach und Verfolgung von ihrem gottlosen Volke willig erduldet, denn das Wohlgefallen Gottes war ihnen lieber als das Wohlleben der Welt. Sie haben in Höhlen gewohnt, in Gefängnissen geschmachtet, wie Elias und Jeremias, find den wilden Thieren vorgeworfen, wie Daniel. Ihr Leben war Gott dem Herrn geweiht und geopfert, fie dienten ihm mit Leib und Seele. Nicht minder haben die Gläubigen zur Zeit des neuen Bundes dies gethan. Ihr Leben und Sterben war ein Opfer, daß sie Gott darbrachten, lebendig, heilig und Gott wohlgefällig, so daß Paulus schreiben konnte: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn; darum wir leben, oder wir sterben, so sind wir des Herrn."

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So sollen auch wir nicht bloß unsre Herzen und Sinne, sondern auch unsre Leiber Gott zum Opfer darbringen. Das ist eine gute Frucht am lebendigen Baume des Glaubens. Dieser Leib, den wir an uns tragen, ist zwar nur Asche und Erde, Staub vom Staube, muß wieder zur Erde werden davon er genommen ist, aber Gott hat ihn doch zu großen Ehren erwählt und bestimmt. In diesem zerbrechlichen Gefäße des Leibes tragen wir den Geist Gottes, den er uns durch Jesum Christum gegeben hat. Dieser Leib ist ein Tempel Gottes des heiligen Geistes. Er soll auch nicht in der Erde bleiben nach diesem Leben, sondern auferstehn durch die Kraft Gottes, und wenn wir lebendige Glieder Jesu Christi geworden find, verklärt und verherrlicht werden, zu einem ewigen himmlischen Leben geschickt. Hinweg alsó mit allem, was unsern Leib beflecken und schänden würde, denn er ist Gottes Tempel, und es steht

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