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sein Inneres bewegten, so waren die Aeußerungen dieser Gefühle immer gehalten. Diese stets gleiche und ebene Stimmung seines Geistes brachte ihm und dem Werke, das er trieb, großen Gewinn. Von Uebereilungen, zu denen sich manche für die Ausbreitung des Reiches Gottes eifrige Prediger zuweilen hinreißen lassen, war bei thm nicht die Rede. Wenn er etwas unternahm, bauete er erst festen Grund, und so leicht kam ihm keine Schwierigkeit unerwartet. Durch Geduld und Ausdauer, durch Stillesein und Harren überwand er die Hindernisse. Die Sicherheit, welche sich in allen seinen Reden und Thun kund gab, flößte Wohl- und Uebelgesinnten Respect ein. In keinen Kampf ging er rasch hinein, darum ging er auch aus jedem fiegreich hervor. Wenn er erregten Menschen gegenüber stand, etwa wenn er mit separirten Lutheranern zusammentraf, øder wenn aufgebrachte Eltern sein Einschreiten als Stadtschulinspektor forderten, leistete seine unverwüstliche Gelassenheit treffliche Dienste. Gar manches erhißte Gemüth hat er abgekühlt, manches wogende besänftigt. Vor Allem aber war er ein Meister, in allerhand schwierigen Lagen guten Rath zu ertheilen. Doch gemeinlich kam er mit demselben nicht sogleich, sondern erst am anderen Morgen zum Vorschein.

Es konnte nicht fehlen, daß Tertor bei dem göttlichen Grunde seiner Gesinnung und bei solchen Gaben des Geistes jede Stellung, welche ihm anvertraut wurde, auf ausgezeichnete Weise behauptete. Als Prediger wurde er von seiner Gemeinde je länger je mehr geehrt und geliebt, und unter seinen Amtsbrüdern gewann er solches Ansehen, daß sie seinem Rathe überall folgten. So wurde er in innigster Herzens- und Sinnesgemeinschaft mit seinem Superintendenten der Leiter der Camminer Synode, welche während der acht Jahre seiner Mitgliedschaft die schwersten, durch die confessionellen Wirren herbeigeführten Kämpfe zu bestehen hatte. Seine klare Einficht in die verwickelten kirchlichen Verhältnisse bestimmte die Schritte der untereinander innig verbundenen Geistlichen, und seine Entschiedenheit in dem Festhalten und Geltendmachen des reinen lutherischen Bekenntnisses gegenüber den unklaren Unionsbestrebungen stärkte mächtig die Amtsbrüder in gleicher Ueberzeugung. Besonders erquickend war das herzliche Verhältniß, in welcher der Selige mit seinem damaligen Superintendenten und Collegen verbunden stand. In ächter Verleugnung und reiner Bruderliebe suchte Einer des Anderen Ansehn in Gemeinde und Synode zu befestigen und zu erhöhen. Unter solchen Umständen konnte sich das Wort bewähren, daß es fein und lieblich ist, wenn Brüder einträchtig bei einander wohnen, und daß da der Herr Segen und Leben verheißt immer und ewiglich!

So war denn unserm Textor Cammin wieder lieb geworden, wie es ihm sein Sarnow nur gewesen war. Er glaubte wohl nicht, daß es ihm beschieden war, die Hütte seiner Fremdlingschaft hie nieben noch weiter zu rücken. Und doch hatte der Herr es so versehen. Nach achtjähriger Thätigkeit, im Jahre 1845, sollte er seine Aemter in Cammin mit der durch den Tod des Schulraths Cawerau an der Königlichen Regierung zu Cöslin erledigten Stelle vertauschen. Kostete es ihm schon einen harten Kampf, als er sich für die Verseßung von Sarnow nach Cammin entscheiden sollte, so war dieser doch nicht gegen den zu rechnen, der jeßt sein Herz beben machte, da er zugleich mit der Uebernahme eines ihm mehr unbekannten Berufs sich von dem Amte trennen mußte, in welchem so recht eigentlich die Wurzeln seines Lebens ruhten. Nur nachdem ihm der Rücktritt in das Predigtamt verheißen war, wenn er die Trennung von demselben nicht ertragen könne, ließ er sich willig finden, in Gottes Namen den Ruf anzunehmen. So ward denn auch dem Schreiber dieses die Freude, mit dem theuren Freunde, von welchem er zwei Jahre zuvor bei seiner Berufung in sein erstes Pfarramt zu Coprieben, Synode Neustettin, scheiden mußte, nicht nur in amtliche Berührung zu kommen, sondern ihn auch bet seinen Inspectionsreisen wiederholt bei sich zu haben. Erfreulich war es zu sehen, wie bald der Vollendete in seinem neuen Wirkungskreise so ganz zu Hause war, wie er mit Bewahrung seiner Eigenthümlichkeit dieselbe Treue und völlige Hingabe an die mannigfachen, oft sehr verschiedenartigen Arbeiten seines Berufs festhielt, die ihn als Pastor charakterisirte. Die Lehrer und ihre Schulen sind jezt meine Gemeinde," äußerte er einst in trautem Zwiegespräch,,,und fehre ich auch, wenn die Gelegenheit sich bietet, gern zur Kanzel zurück, so darf mich das nicht hindern, alle Kräfte auf das jezt vor mir liegende Ziel zu richten; es heißt vorwärts, nicht rückwärts sehen." Dem gemäß war sein Eifer, in welchem er das Kleinste wie das Größte mit gleicher Liebe umfaßte, so daß er nicht nur den Schulen selbst, sondern auch den Wohnungen und äußeren Verhältnissen der Lehrer seine speziellste Aufmerksamkeit schenkte, um überall aus eigener Anschauung zu wissen, wo Abhülfe noth thue. Denn was er war und that, das war und that er ganz; jede Halbheit war ihm verhaßt. Wir sind gewiß, daß die so kurze Zeit seiner Amtsführung in Cöslin ihm manches Herz zugewendet, das seiner noch jezt in dankbarer Liebe gedenkt.

Doch hatte Textor kaum Ein Jahr dort gewirkt, als ihm schon ein neuer Ruf in die durch den plöglichen Tod des Schulraths Ulrich erledigte Stelle nach Stettin ward. Anfangs ward ihm dieselbe nur interimistisch, im November 1846 jedoch definitiv überwiesen, und nahm er sie um so freudiger an, weil er zugleich

als Mitarbeiter des Königlichen Consistoriums dem kirchlichen Gebiete seine Kräfte wieder widmen konnte; auch ward er dadurch mit feiner in Stettin lebenden hochbetagten Mutter und feinen Geschwi stern vereinigt. Das Glück des Beifammenlebens sollte jedoch nicht lange währen. Schon nach wenigen Wochen mußte er die geliebte Mutter, und einige Monate später die theure Gattin in das Grab legen, welche ihm fünf Kinder hinterließ, von denen das jüngste erst wenige Monate alt war. Seine Seele, stille in Gott, ertrug alle diese herben Schmerzen in christlicher Ergebung, und ließ sich durch sie nicht in den Pflichten seines schweren Berufs lähmen, ja es schien fast, als ob sein Eifer dadurch nur vergrößert sei.

Unermüdlich thätig in seiner Arbeit, wußte er die Zeit doch so auszukaufen, daß er noch einige Stunden erübrigte, die er den Seinen und den freien Vereinen zur Beförderung des Reiches Gottes schenkte. Wie er schon in Sarnow und Cammin der Bibelgesellschaft und dem Missionsverein mit thätiger Liebe angehört hatte, so trat er beiden Vereinen bald nach seiner Ankunft in Stettin bei, und übernahm willig die Mitgliedschaft in dem Comité des legteren, als er durch die Generalversammlung im Mai 1848 dazu gewählt worden war. Mit besonderer Liebe bemühte er sich um die Gründung des dortigen Vereins für die innere Mission, von dem er für die Zukunft reichen Segen für jene Stadt und die ganze Provinz hoffte. Er brachte diesem Vereine große Opfer an Zeit und Geld, und bekümmerte sich sorgsam um die Thätigkeit desselben, wie er gleichfalls später, als dieser mit dem Vereine zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder sich enge verband, und er als Präses in den Vorstand gewählt war, mit rastloser Sorge für den nöthig gewordenen Neubau des Rettungshauses in Züllchow mitwirkte. Da schien ihm denn das Leben noch einmal zu lächeln, besonders als ihm der Herr in seiner zweiten Gattin, welche so ganz den Werth eines so seltenen Mannes zu schäßen wußte, und mit ihm in der innigsten Seelengemeinschaft lebte, eine liebende Mutter für seine unmündigen Kinder zuführte. Ja, als ihn des Königs Majestät im Januar 1850 zum wirklichen Mitgliede und Rath des Consistoriums von Pommern ernannte, aus welchem er seit Jahresfrist sich zurück gezogen hatte, als nach dieser Ernennung er auch die Zusage erhalten, daß ihm bei seinen vielfachen Berufsgeschäften Hülfe gewährt werden solle, als auch seine sonst wankende Gesundheit sich zu kräftigen schien: sah der Heimgegangene mit großer Freudigkeit in die Zukunft, weil die Mitwirkung in den kirchlichen Angelegenheiten, mit denen sein Leben verwachsen war, das höchste Interesse für ihn hatte. Aber → meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege" spricht der Herr, Herr! Kaum hatte unser Freund das neue Amt, in

welches so Viele mit Dank gegen Gott ihn eintreten sahen, wirklich übernommen, als der Herr ihn am 25. Mai jenes Jahres aus feiner vollen Thätigkeit plöglich zu sich rief! Sein Heimgang war wie sein Leben: stille in Gott; er schmeckte die Bitterkeit des Todes nicht, und schied, bereit, sein Hüttlein abzulegen, in stillem Gebete von den Seinen, der theuren Gattin seine fünf unmündigen Kinder als ein heiliges Vermächtniß hinterlassend.

Wir sagten:,,bereit, sein Hüttlein abzulegen,“ und können solches mit guter Zuversicht, da wir wissen, wie der Selige mit dem Apostel,,Lust hatte abzuscheiden und bei Christo zu sein,"

wie so herzlich er sich oft aus der Fremdlingschaft nach der Ruhe der Heimath dort oben sehnte. Auch sein plöglicher Heimgang beirrt uns nicht in solcher Zuversicht, da seine irdische Wallfahrt Zeugniß war, wie er bereits hier das ewige Leben durch den Glauben an Jesum Christum ergriffen. Will der christliche Leser deß weiter Zeugniß, so erlaube er uns, daß wir schließlich den uns zu früh Vollendeten selbstredend einführen, und einen Brief von ihm, den er wenige Tage vor seinem Hingange zu seinem Herrn einem tødtkranken Freunde auf der Insel Rügen schrieb, so weit er unserem Zweck dient, mittheilen. Er schreibt:

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,,Der nächste. Termin, welcher mich nach Greifswald rufen
,,wird, wird wohl in den August d. J. fallen. Kann ich irgend,
,,so komme ich dann nach Rügen, sollte es auch in der Erndte
,,sein. Finde ich Dich dann noch, so will ich's Gott danken,
,,wo aber nicht nun, wir kommen bald nach. Es
summt mir seit Wochen immer still in Ohr und Herzen ?
,,und wenn ich ausgebauchet, so scharrt man mich in's Grab."
-Hätte ich die fünf Kinder nicht, und was mir Gott sonst
,,Liebes gegeben und wiedergegeben hat, was flagen und
,,trauern und zagen würde, wenn Er mich abriefe; ich könnte,
däucht mir, frohlocken, wenn Er sagen würde: Es ist genug
,,Denn es ist, wie P. Gerhard sagt: „Die Herberg' ist zu
,,böse, des Jammers ist zu viel; ach komm, mein Gott, und
,,löse mein Herz, wenn Dein Herz will." Doch die Tage und
"Jahre eilen, und ein kurzes Warten reißt uns ohnehin zum
„Ziel. Darum nur noch eine kleine Geduld bis die Nebel
,,fallen und die Seele durchbrechen wird mit dem Jubelliede:
"Sieg! Sieg! mein Kampf ist aus, nun hab ich
,,meine Krone!" Mein lieber Bruder, das Alles sage ich
,,aus dem allererbärmlichsten Glauben, der im Gebete ist, wie
,,ein Vogel mit gebrochenem Flügel, dem um Trost oft sehr
,,bange ist, der an That wenig oder nichts aufzuweisen hat
,,der nur zu oft wie ein Lahmer strauchelt, der matt und träge
,,ist zum Worte Gottes und zum Dienste des Herrn, der aber

,,im Sinken und Unterliegen immer von dem Namen Jesu ,,Christi nicht lassen kann, und vom dem treuen Hirten nicht ,,losgelassen wird, der sich, wie ein Küchlein unter die Flügel ,,der Henne, in die Barmherzigkeit Jesu Christi verbirgt und ,,zu Seinen Wunden flüchtet, und darum nicht verzagt, wenn „tausend Verkläger und Sünden ihn anklagen und zehntausend „Teufel ihm Hohn sprechen. Ich weiß nichts mehr zu ,,rühmen, und will nichts mehr sein und haben, als „daß Jesus Christus mir Barmherzigkeit schenkt, und mich um Seines Namens willen annimmt, ,,während ich weiß, daß ich nichts werth bin. Darin ,,bin ich nun sorglos und fröhlich wie ein Kind, und finde ,,immer, daß, wenn es auch tausendmal Nacht in mir und um ,,mich war, dieses Gnadenlicht meines einzigen Helfers immer ,,wieder aufgeht. Ich weiß, daß Er Deinem Schmerzenslager ,,nahe ist, und das tröstet mich. Ja Deine Schmerzen selbst find Schläge Seiner Liebe, denn weil Er Dich lieb hat, züchtigt Er Dich. O, zweifle nicht! und wenn Du zweifelst, ,,verzage nicht! und wenn Du verzagst, verzweifle nicht! und "solltest Du verzweifeln eine Weile: Er läßt Dich nicht los! "Hat Er Dich auf so manchen verkehrten Irrwegen nicht losgelassen, so jest in der Noth, im Feuer der Trübsal gewiß „nicht!“

So unser Freund tröstend und selbst getröstet! Wir aber schließen mit dem Gebete:

,,Meine Seele müsse sterben des Todes der Gerech,,ten, und mein Ende werde wie dieser Ende!" Amen!

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