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von Menschenhänden gebaut sei, und sah in Kaiser Vespasian einen Messias, der der ganzen Welt die wahre Freiheit bringe. Aber auch im weiten Römerreich träumte mancher Dichter oder Denker von einem,,Weltheiland“, und in wenigen Jahrzehnten traten eine ganze Reihe von „Messiassen“ auf. zu jenen beiden Josuas schuf das poetisch thätige Volksgemüt einen dritten Josua (griech. Jesus).

Das Leben eines solchen, besonders eines schwärmerisch angelegten Armenfreundes, Wunderthäters und Weltheilands war nicht eben allzuschwer zu schreiben: Erlebnisse, Thaten, Reden lieferten von den damals im Morgenlande seit Jahrhunderten allgemein verbreiteten Arischna- und Buddha1- Sagen (s. Anhang S. 391) ganz abgesehen Vorbilder des A B (AT), ein Moses, ein Elias, ein Elisa, hinter denen er natürlich nicht zurückbleiben durfte, Worte der Psalmen und der Propheten. Vielfach nahmen dabei die Verfasser bildlich Gemeintes buchstäblich (vergl. Auslegung S. 384). Die Kirchenväter hielten noch manche Wunder-Erzählung für ein Gleichnis, während die Kirche jezt so ziemlich alles, auch das Wunderlichste, buchstäblich genommen haben will.

Das Bild des Messias gestaltete sich ganz allmählich aus. In den nachweislich vor den Evangelien" Dichtungen entstandenen Paulus"Briefen findet sich von ihm nichts als Tod und Auferstehung. Aus wörtlich aufgefaßten Prophetenstellen dichtete man dann Lehre und Heilthätigkeit hinzu. Zulezt erst fragte man sich: wo, wie, von wem ist er geboren? wie lange hat er gelebt? u. ä.

Sobald einmal das Beispiel einer solchen Dichtung wie die später „Nach Markus“, dann „Evangelium nach Markus" genannte gegeben war, ergoß sich eine Flut ähnlicher Dichtungen, zumteil geschmacklose Zerrbilder, zumteil in den Grenzen einer Art Möglichkeit gehaltener Lebensbilder. Jede Gegend, ja jede bedeutendere Gemeinde, hatte ihr Evangelium, und oft nannte sich dieses nach einem bekannt gewordenen Namen: unter solchem fremden Namen zu schreiben, galt für durchaus erlaubt 2).

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Diese Evangelien"- Dichtungen versehen ihren Helden in die erste Hälfte des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Aber weder jüdische

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1 R. Seydel, Das Evangelium von Jesu in seinen Verhältnissen zu Buddha-Sage und Buddha-Lehre (Leipzig 1882) und Die Buddha-Legende und das Leben Jesu (Leipzig 1884), weist die große Zahl von Berührungspunkten nach und erhebt die Vermutung, daß die christlichen Evangelien buddhistischen Dichtungen in sehr vielen Stücken nachgebildet sind, zur Gewißheit. 2,,Schriftsteller zu erdichten Leuten, die feinen Buchstaben geschrieben haben, ganze das Neueste in ein graues Altertum zurückzudatieren, die bekannten Philosophen Ansichten aussprechen zu lassen, die ihrer wirklichen Meinung schnurstracks zuwiderlaufen: diese und ähnliche Dinge sind grade in den lezten vorchristlichen und den ersten christlichen Jahrhunderten ganz gewöhnlich". "Um den Verfasser einer Schrift machte man sich eben damals wenig Sorge, wenn nur ihr Inhalt dem Geschmack und Bedürfnis der Zeit zusagte". (Prof. Ed. Zeller, Vortr. u. Abh. 1865, S. 298 f.)

Reihen von Büchern unterzuschieben,

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Schriftsteller (wie Philo und Josephus 1), noch römische und griechische (wie Tacitus, Sueton, Plinius, Dio Cassius) dieser und der nächstfolgenden Zeit, kennen einen solchen Jesus von Nazaret oder die aus seinem Leben erzählten Vorfälle; ja nicht einmal eine Stadt Nazaret ist bekannt.

Nach Markus" stellt mit lebendiger Frische und in wohl erwogener Steigerung die Thaten des Helden in der Absicht dar, ihn als erwarteten Messias zu erweisen.

Bei „Nach Matthäus“ ist zunächst die allzukünstlich auf „heilige“ Zahlen (s. Sachverzeichnis XXVIII) sich stüzende Anordnung auffällig. Die Darstellung ist zuunteil durch spätere Bearbeiter in große Verwirrung geraten. Der Standpunkt ist jüdisch (daher auch die steten Hinweise auf vermeintlich erfüllte „Weissagungen“). Spätere Zusäße oder Aenderungen haben aber auch nichtjüdische (heidnische") Anschauungen hineingetragen. Eine wunderbare Kindheitsgeschichte, und der ebenso zahlenmäßig genaue wie unmögliche Stammbaum sind ebenfalls spätere Zuthaten.

Die beiden lezten Dichter zeigen in weiteren Steigerungen ein neues Bild des Helden. Bei „Nach Lukas“ ist er ein von „Heiligem Geist“ erzeugter, von einer Jungfrau geborener Wundermann, dem Engel erscheinen, der einen Toten aus dem Sarge ruft, den „Teufel“ entthront, alles weiß, wunderbar entflieht, am Kreuz statt bangen Schmerzensrufs fürbittend und sich befehlend, mit seinem Gott verkehrt und endlich sichtbar zum Himmel auffährt.

Beim Vierten („Nach Johannes") ist der schlichte jüdische Rabbi vollends zum Fleisch gewordenen" Wort (Logos) ausgewachsen. Ueber kein Buch der Bibel gehen die Urteile der Gelehrten so auseinander wie über dieses Lehrgedicht. Die einen stellen es überaus hoch und erklären es für das einzig geschichtliche"; die anderen rügen die,,willkürliche Zusammenhäufung der widersprechendsten Stoffe, die an Aberwiz grenzenden Allegorisierungen, die zusammenhangslose Unklarheit und die Gedankenarmut, die sich ver= geblich hinter dem Schwulst der Sprache zu verstecken sucht, die fortwährenden Mißverständnisse, ohne die die Reden freilich ein frühes Ende erreichen würden“.

Der bekannte gelehrte Theologe Bunsen sagt 1858 im Vorwort zu seinem großen Bibelwerk (I S. X): Ist das Evangelium des Johannes kein geschichtlicher Bericht des Augenzeugen, sondern ein Mythus, so giebt es keinen geschichtlichen Christus, und ohne einen geschichtlichen Christus ist aller gemeindliche Christenglaube ein Wahn, alles christliche Bekenntnis eine

1 Die beiden ihm zugeschriebenen, von „Christus" handelnden Stellen find anerkanntermaßen untergeschoben. In einer uns unbegreiflichen Unbefangenheit veränderte man sogar die griechische Übersehung (Septuaginta) des AB (A T) „in christlichem Interesse“.

Heuchelei oder Täuschung, die christliche Gottesverehrung eine Gaukelei, die Reformation endlich ein Verbrechen oder ein Wahnsinn“.

Das waren Worte eines freimütigen Mannes. Wie anders jene Spißfindigkeit, die auf der einen Seite den gänzlichen Mangel irgend zuverlässiger Quellen für ein Leben Jesu nach dem heutigen Maßstabe geschichtlicher Wissenschaft zugiebt und offen bekennt, daß der evangelische" Jesus für ein Phantasiebild der Gemeinde ums Jahr 100 (oder 150?) gelten könnte, und dann neben dem nicht vorhandenen „historischen“ Christus einen wirklichen geschichtlichen“ annimmt, nämlich den geglaubten d. h. den von der Kirche seit der Dauer ihres geschichtlichen“ Bestehens gepredigten Christus !1)

Seit Bunsen ist aber die unbefangene Forschung nicht müßig gewesen. Ihre Ergebnisse finden auch in der hier gebotenen vergleichenden Gegenüberstellung volle Bestätigung und konnten wohl nicht zurückhaltender und doch zugleich überzeugender zusammengefaßt werden, als durch Prof. Holzmann in seinem Handkommentar zum Neuen Testament (1890) Band 4, S. 14. 18: Innerhalb der Kreise, aus welchen das Evangelium („Nach Johannes") hervorgegangen ist, scheint man also einen Anspruch auf den Namen des Apostels erhoben zu haben, unter der Vorausseßung, daß er das Haupt der Kirche, welcher jene Kreise angehören, gewesen sei“ „Der Evangelist will eben nur das Christusbild malen, wie es in seiner Seele und in der Gemeinde, für welche er schrieb, lebte, und wie es nach seiner Ansicht in den Gemeinden aller Zeiten als ewige Wahrheit, als Abbild der Gottheit leben sollte; wobei seine ganze Weltanschauung es mit sich brachte, die Ansprüche auf Geltung als Wirklichkeit nach dem Maßstabe der Angemessenheit des Mittels im Verhältnis zum idealen Zweck zu beurteilen" ,,Der Evangelist sieht und legt die Geschichte der Gemeinde in die Geschichte ihres „Stifters“ hinein . . .“

Band 1, S. 20 spricht derselbe Gelehrte sich dahin aus, daß bei der endgiltigen Feststellung, die Erzählung des Lebens Jesu teils eine durchaus messianische Färbung, teils aber auch das A B (A T)-Messiasideal selbst eine neue Haltung gewinnen mußte. Der religiöse Geist habe die eigentlichen Gegenstände seiner Anschauung im Uebersinnlichen und könne daher gar nicht anders thätig sein als mit Mitteln der Phantasie: eine poesielose Religion wäre eine lebensunfähige Mißgeburt. Die ganze Bibel sei vom Geist des Morgenlandes durchweht, und diesem entspreche nichts so sehr wie der überall bemerkbare und oft durchschlagende Trieb der Evangelisten, die Erzählung zum Sinnbild und Träger religiöser und sittlicher Wahrheit umzugestalten.

„Kann denn aber irgend ein Buch treten?“ wirft man ein. Wozu ein Buch?

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anstelle der Bibel Und wozu ein Buch?

1) Martin Kähler (Prof. der Theologie in Halle), Der sogenannte historische Jesus und der geschichtliche, biblische Christus, 2. Aufl. (Leipzig 1896), S. 49 u. 66.

Warum nicht das Gemeingut allen edlen, wahren, schönen Schrifttums ? Die „Bibel“ ist ja auch nicht ein Buch, sondern das jüdische Schrifttum.

Sollte die Menschheit wirklich mehr nötig haben als alles Wahre, Gute, Schöne, was Leben, Wissenschaft und Kunst geschaffen haben? Hat man etwa bis jezt genügend aus den Erfahrungen des täglichen Lebens, aus der Geschichte, aus der Vernunft die unabweisbaren Lehren gezogen, nach denen das Gewissen des Einzelnen, wie der Gesamtheit sich erziehen und bilden, und Wahrheit, Gerechtigkeit und Geistesfreiheit zur Herrschaft gelangen sollten? Hat man etwa schon zur Genüge aus den Schäßen der Kunst und der Wissenschaft die Genüsse gezogen, die das Gemüt erheitern, der Seele Adel, dem Geist ewige Jugend verleihen können?

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Schon in der Zeit der Wiedergeburt der Wissenschaften und Künste hofften selbst hochgestellte Geistliche wie Gemisthos Plethon, Bessarion, Kardinal Bembo und der hoch gebildete Papst Leo X. und sprachen es offen aus, - die Tage seien nicht mehr fern, wo Judentum, Christentum und Islam von der Religion der allgemeinen Menschlichkeit überwunden sein würden.

Sollte diese Hoffnung auf immer vereitelt sein? sollte nicht durch die Forschung der lezten hundert Jahre ihre Verwirklichung näher gerückt sein? Durch eine Verwirklichung solcher Hoffnung würde auch jener Teil der Menschheit keineswegs Beraubung, sondern nur Bereicherung erfahren, der mit Liebe und Andacht an einem Idealbilde „Christus“ als an einer besonderen Verkörperung reinster Menschenliebe und Selbstverleugnung hängt. Es ist für die sittlichen Wirkungen dieses Jdeals von nicht eben wesentlicher Bedeutung, ob von der Persönlichkeit irgend etwas authentisch ist, die mit jenem idealen Glanze umkleidet wurde. Wirkt nicht ein Kunstwerk auf uns, gleichviel ob es sich mehr oder weniger von einem Modell entfernt, oder ob es ganz ohne Modell der Phantasie des Künstlers entsprungen ist? Und den „idealen Christus“ haben wohl mehr noch die Künstler als die „Evangelien“dichter geschaffen! Die geistige Geburt dieses Ideals fällt nun in jene mehr als ein halbes Jahrtausend umfassende bedeutsame Zeit des Zusammenströmens der höchsten Ergebnisse jüdischer, griechischer und ostasiatischer Geisteskultur, und manche seiner reinsten und rührendsten Züge, welche über anderthalb Jahrtausende den Zielpunkt des Wirkens und Denkens vieler unter den besten Menschen bildeten, sind und bleiben naturgemäß auch innig verbunden mit den künftigen Zielen höchster Kultur der menschlichen Lebensgemeinschaft.

Anhang.

Buddha und Jesus.
(vgl. S. 386.)

Prof. Rud. Seydel hat in mehreren fleißigen Arbeiten, die auch von namhaften Gelehrten (wie Prof. Pfleiderer) anerkannt werden, die „Evangelien" - Dichtungen mit den verschiedenen, nachweislich vor unserer Zeitrechnung entstandenen, indischen und chinesischen Lebensbeschreibungen Buddhas verglichen und Folgendes als zweifellos festgestellt.

Die Grundlage des Lebens der beiden „Religionsstifter“ bildet ein belehrendes und heilendes Wanderleben, meist in Begleitung von Schülern, bisweilen unterbrochen von Ruhepausen (Gastmähler, Wüsteneinsamkeit), daneben Predigten auf Bergen und Aufenthalt in der Hauptstadt nach feierlichem Einzuge.

Aber auch in vielen Einzelheiten und ihrer Reihenfolge zeigt sich eine überraschende Uebereinstimmung.

Buddha ist ein fleischgewordener Gott, als Mensch königlicher Abkunft. Er wird auf übernatürliche Weise gezeugt und geboren, seine Geburt auf wunderbare Weise vorher verkündet. Götter und Könige huldigen dem Neugeborenen und bringen ihm Geschenke dar. Ein alter Brahmane erkennt in ihm sofort den Erlöser von allen Uebeln. Friede und Freude zieht auf Erden ein. Der junge Buddha wird verfolgt und wunderbar gerettet, feierlich im Tempel dargestellt, als zwölfjähriger Knabe von den Eltern mit Sorgen gesucht und mitten unter Priestern wiedergefunden. Er ist frühreif, übertrifft seine Lehrer und nimmt zu an Alter und Weisheit.

Er fastet und wird versucht. Er nimmt ein Weihebad im heiligen Flusse. Einzelne Schüler eines weisen Brahmanen gehen zu ihm über. Berufungswort ist „Folge mir". Einen Schüler weiht er nach indischem Brauch unter einem Feigenbaum. Unter den Zwölfen sind drei Musterschüler, und einer ein ungeratener. Die früheren Namen der Schüler werden geändert. Daneben findet sich ein weiterer Kreis von achtzig Schülern. Buddha sendet seine Schüler mit Unterweisungen versehen zwei und zwei aus. Ein Mädchen aus dem Volke preist seine Mutter selig. Ein reicher Brahmane möchte ihm folgen, kann sich aber nicht von seinen Gütern trennen; ein anderer besucht ihn nachts. Seiner Familie gilt er nichts; er findet aber bei Vornehmen und bei Frauen Anhang.

Buddha tritt als Lehrer mit Seligpreisungen auf; besonders gern spricht er in Gleichnissen. Seine Lehren zeigen (oft sogar in der Wahl der Worte) überraschende Aehnlichkeit: er lehnt Wunder ab, verachtet irdische Güter,

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