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Art des Todes des Herrn. Denn daß das Tragen des Kreuzes schon vor den Lebzeiten des Herrn eine sprichtwörtliche Redensart gewesen sei zur Bezeichnung der willigen Übernahme des schmerz- und schmachvollsten Leidens, ist unerweislich und unwahrscheinlich. Der figürliche Gebrauch des Kreuzes hat seinen Ursprung in dem geschichtlichen Kreuz, das auf Golgatha gestanden hat. Jedenfalls drückt das Tragen des Kreuzes ein schmerz und schmachvolles Leiden aus. Und wenn der Herr dieses als Merkmal des Jüngers bezeichnet und betrachtet, so muß er doch von der Überzeugung durchdrungen gewesen sein, daß auch ihn ein solches Leiden erwartet. Die Stelle ist schon eine Ankündigung seines Leidens im Sinne von Matth. 16, 21 ff. und zu einer Zeit gesprochen, wo auch nach 3. (S. 18) seine früheren Hoffnungen auf Rettung seines Volkes noch nicht vernichtet worden waren.

Drittens meint 3., daß (S. 18) die Darstellung des Johannes in Widerspruch stehe zu der der Synoptiker. Davon ist nur das richtig, daß der Leidenskampf in Gethsemane bei Johannes, und daß das Gespräch mit Nikodemus bei den Synoptikern fehlt. Aber die Annahme, daß Johannes jene Erzählung nicht erwähnt habe, weil er sie für seine Zwecke nicht brauchen konnte, ist völlig willkürlich. Die synoptische und johanneische Darstellung ist verschieden. Aber die Verschiedenheit ist fein Gegensas, sondern eine Ergänzung. Es ist eben falsch, das Christusbild lediglich nach den Synoptikern zu entwerfen.

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Das johanneische Evangelium ist für 3. zwar geistig, fein und zart, philosophisch angehaucht" (der geschichtl. Christus S. 94), aber ungeschichtlich. Aber auch bei den Synoptikern sieht er sich genötigt, viele geschichtlich unhaltbare Teile auszuscheiden (ibid.). Was ist denn da geschichtlich? Welches ist der Maßstab, an welchem man die Geschichtlichkeit irgend einer neutestamentlichen Überlieferung prüfen kann? Das Evangelium kann nicht mehr eine Kraft Gottes zur Seligkeit, nicht mehr eine Macht in der Gemeinde sein, wenn jedes Glied derselben vor die Aufgabe gestellt wird, die einzelnen Worte oder Thaten des Evangeliums nach Wahrheit oder Unwahrheit, Glaubwürdigkeit oder Unglaubwürdigkeit von subjektiven Gesichtspunkten bald theoretischer bald praktischer Natur aus zu prüfen. Dem Subjektivismus ist dann Thür und Thor geöffnet. Der Christ ist dann nicht mehr auf das Urteil der Schrift, sondern auf sein Urteil über die Schrift angewiesen. 3. sagt z. B. von der Erzählung der Versuchung Jesu (5. gesch. Christus S. 100), daß sie auf jeden Empfänglichen den Eindruck der Ursprünglichkeit mache und daß sie gewiß aus Jesu Munde stamme. Diese Gewißheit soll auf dem Eindruck beruhen, den sie auf den Empfänglichen macht. Auf Viele macht das Wort des Täufers über das Lamm Gottes, welches die Sünden der Welt trägt, auch den Eindruck der Ursprünglichkeit. Geschichte scheint für 3. nicht das zu sein, was geschehen ist und uns als geschehen von glaubwürdiger Seite berichtet wird. Geschichte ist ihm das, was ihm den Eindruck der Geschichtlichkeit macht, was er als geschehen für möglich hält und zwar

darum für möglich, weil es alle Tage geschicht. Was aber Christus gethan hat, geschieht nicht alle Tage und kann nicht geschehen. So ist es auch bei dem Tode Jesu. Vergebens ist es, diesen in das Licht dessen zu stellen, was Leonidas und Sokrates gethan haben, was Liebe, Treue und Mut auch jezt noch alle Tage thun. Wenn auch 3. immer wieder hervorhebt, daß der Tod J. größer und wertvoller sei als der Tod irgend eines Frommen, so kommt man doch durch Steigerung des Menschlichen niemals zum Göttlichen. Hier stehen wir vor einer göttlichen That, die ohne Vorbild ist in menschlichen Werken.

Nebenbei sei noch bemerkt, daß Z. den Tod J. völlig seines tief tragischen Inhalts entkleidet. Das Wesen des Tragischen liegt nicht bloß in dem Tode des Helden, sondern in dessen Zusammenhang mit einer Verschuldung. Darum ist der Tod J. die Welt-Tragödie, das Tragische zar' oz, weil dieser Tod verkettet ist mit einer Verschuldung, mit der Schuld der Welt, die J. hohepriesterlich als seine eigene auf sich genommen hat, die in seinem Tode ihre Sühne findet.

Evangelisches Religionsbuch*)

ist der Titel eines auf drei Bände angelegten großen Werkes von Gustav Voigt, dessen erster Band „Aus der Urkunde der Offenbarung" im vorigen Jahre erschienen ist. Die Litteratur des Unterrichts im Christentum gleicht einem breiten Strome, in den alljährlich viele neue Wasser und Wässerchen einmünden. Wenn aus dieser reichen Fülle des Stoffes ein Buch herausgegriffen wird, um dasselbe einer eingehenderen Besprechung in diesen Blättern zu würdigen, so wird man von vorn herein annehmen dürfen, daß es sich um eine hochbedeutsame Erscheinung auf diesem Gebiete der Litteratur handelt. Und als eine solche muß in der That Voigts Religionsbuch angesehen werden.

Drei Vorzüge vereinigt dieses Buch in sich: in ihrer Vereinigung liegt seine Bedeutung. Es will den gesamten Unterricht im Christentum sicher fundieren durch Entwicklung der Glaubenswahrheiten. aus der Urkunde der Offenbarung. 2. Es will uns die Fülle der Offenbarung bieten, dabei aber durch das Mittel einer wissenschaftlichen Schriftbetrachtung unseren Glauben an diese Offenbarung erleichtern und vertiefen. 3. Es will die Vorteile, welche die Herbartschen Formalstufen dem Unterricht bieten, voll und ganz ausnüßen.

1.

Es ist heutzutage unter evangelischen Pädagogen kein Zweifel darüber, daß eine Lehre evangelischen Glaubens und Lebens nicht anders begründet werden darf als auf die Offenbarung des Gottes

*) Neumeister. Schönebeck a. E. 400 S. geb. 5 Mk.

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wortes. Es ist aber von der Erkenntnis dieser Wahrheit ein weiter Schritt bis zu ihrer durchgehenden Anwendung auf den systematischen Unterricht im Christentum. Vor nun bald fünf Jahrzehnten**) schrieb D. Wilhelm Harnisch seine Geschichte des Reiches Gottes auf Erden", meines Wissens der erste Versuch, die Glaubens- und Sittenlehre auf eine zusammenhängende Darstellung der Offenbarungsgeschichte zu gründen. In der Weiterausführung aber ist dann Harnisch wieder von diesem richtigen Grundgedanken zurückgekommen, und seine Entwürfe und Stoffe ermangeln troß der großen Vorzüge, welche die selben sonst auszeichnen, doch einer lebendigen Rückbeziehung auf die zusammenhängende Geschichte des Reiches Gottes. Im Laufe der nachfolgenden Zeit in verschiedener Stärke betont, ist jener richtige Gedanke erst in der bekannten Schrift von Rhodens***) in seiner Alleingültigkeit nachgewiesen worden. Voigt nun hat denselben in seinem Buche durchgeführt. Freilich haben wir erst den ersten Teil seines Werkes, und kann es uns nicht ganz befriedigen, wenn in der Vorrede über die nachfolgenden Bände nicht mehr gesagt ist, als daß dieselben die Offenbarungsgeschichte und Lehre behandeln sollen. Über die Umgrenzung des dritten Bandes wird man nicht sehr in Zweifel sein, obgleich auch hier eine Andeutung schon jeßt uns lieb gewesen wäre, unter welchen Gesichtspunkten sich dort der Stoff gruppiert finden wird. Wohl aber möchte man wissen, was ungefähr im zweiten Teil stehen. wird. Soll er nur eine Darstellung der heiligen Geschichte enthalten von der Schöpfung der Welt bis zur apostolischen Zeit, oder soll er auch die Geschichte der Kirche mit umfassen, in deren Entwicklung wir doch auch ein Wirken des Geistes Gottes erkennen? Ein Hinweis darauf wäre um so erwünschter gewesen, als er zugleich uns die Frage zumteil beantwortet hätte, nach welchen Gesichtspunkten die Auswahl der Schriftabschnitte im ersten Bande getroffen ist. Aus dem Alten Testament werden die Propheten und Psalmen behandelt, aus dem Neuen Testament die Bergpredigt, die Gleichnisse und einiges aus den Reden der Apostelgeschichte. Also meist lehrhafte Stücke, doch die Briefe bleiben gänzlich unberücksichtigt; und doch auch schon Geschichte. Bei der Besprechung der prophetischen Abschnitte wird wiederholt auf dieselbe zurückgegriffen. Und auch vom Leben Jesu hören wir etwas: aus den Weissagungen auf ihn, wie sie in den prophetischen Schriften, und aus den Aussagen über ihn, wie sie im Lehrtropus der Apostelgeschichte sich finden. Ich zweifle keinen Augenblick, daß Voigt auc) die Lebensdarstellung der Synoptiker, die johanneischen Ausführungen und die paulinischen Gedankengänge im Verlauf seines Werkes heranziehen wird. Aber es wäre erwünschter gewesen, wenn über den Plan des Ganzen gleich im Anfang eine flare Übersicht geboten wäre. Wenn ich troß dieses Mangels es als einen bedeutsamen Vorzug des Buches hervorgehoben habe, daß es den gesamten Unterricht des

**) 1844. Halle a. S. Anton.

***) Ein Wort zur Katechismusfrage. Getha. Thienemann. 46 S.

Christentums sicher fundieren will auf die Entwicklung der Glaubenswahrheiten aus der Urkunde der Offenbarung, so beruht dieses Urteil darauf, daß bei jedem einzelnen Abschnitt mit großem pädagogischen Geschick der in demselben enthaltene Lehrgehalt herausgestellt ist.

Was die Einteilung im Einzelnen angeht, so sind die Überschriften. zumeist treffend gewählt. Teilweis erinnern sie an die geistvollen Überschriften in den Bausteinen des Generalsuperintendent D. Schulze. „Die entlaubte Terebinthe“, „Auserkoren und doch verloren“, „Bei des Gerichtes leßtem Schlage ohne Klage" mögen gleich aus dem ersten Kapitel als Beispiele dienen.

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2.

Als einen zweiten Vorzug hatte ich es bezeichnet, daß sich Voigt die Aufgabe stellt, uns die Fülle der Offenbarung zu bieten, dabei aber durch das Mittel einer wissenschaftlichen Schriftbetrachtung unsern Glauben an diese Offenbarung zu erleichtern und zu vertiefen. Unser Volk, unsere Jugend, hat ein Recht darauf, daß ihm die Fülle der Offenbarung unverkürzt geboten werde. Ich habe ein volles Verständnis dafür, wenn der Theologe durch den Umgang mit den kritischen. Bewegungen der Gegenwart in Zweifel und Bedenken hineingerät. Wenn aber die Bibel die Grundlage unserer evangelischen Lehre sein soll, so ist es unstatthaft, die biblischen Berichte auf grund einer theolo gischen Meinung umzudeuten. Ich halte es für erlaubt, wenn sich jemand in seinem Gewissen dazu gedrungen fühlt, wie dies Eltester 3. B. in seinen Materialien) thut, nach Einführung des Begriffs "Sohn Gottes" die verschiedenen Auslegungen anzuführen, welche dieser Ausdruck gefunden hat, oder nach Erzählung der Auferstehungsthatsache bei Würdigung derselben als Geschichte doch auch den minder schriftgemäßen Erklärungsversuchen derselben das Prädikat einer nicht unwürdigen Auffassung dieser wunderbaren Thatsache zuzuerkennen. geradezu für ein Unrecht muß ich es bezeichnen, wenn man Ausdrücke der Schrift bezw. des Bekenntnisses in einer ganz andern Weise erklärt, als dieselben nach ihrem Wortlaut verstanden werden müssen, und dabei den Schein zu erwecken suchen, als ob solche Auslegung die einzig zulässige wäre. Ein Jahr vor Voigt's Buch erschien Dörries',,Glaube" **) nach seinem ganzen Inhalt, wie auch nach dem Zugeständnis in seinem Vorwort ein Versuch, Ritschl's Theologie in die Volksschule einzuführen, deren leitende Gedanken sich in voller Übereinstimmung mit den genuinen Gedanken und Intentionen Luthers befinden und allein imstande" sein sollen „ein wirkliches Verständnis derselben zu erschließen.“ Wie würde unser D. Martin Luther dreinfahren, wenn er zur Erklärung des zweiten Artikels die Worte läse: „daß Jesus, von der Jungfrau Maria geboren ist, soll an zweierlei uns erinnern: 1. Er war der Sohn Davids, aus dessen Hause der Messias kommen sollte; 2. er

*) Materialien aus dem Katechumenenunterricht. Berlin. Reimer. 271 S. **) Der Glaube. Göttingen. Vandenhoek und Ruprecht. 312 .

war armer Leute armes Kind." Oder auch, wenn er nachstehenden Beweis für die Gottheit Christi fände: Zwei Eigenschaften machen das Wesen Gottes aus, seine Allmacht und seine Liebe. Gott ist allmächtig, bedeutet: Er ist Herr der ganzen Welt. Auch Christus hat sich als Herrn über die Welt gewußt. Und in ihm ist die Liebe Gottes uns erschienen. Also u. f. w." (Dörries a. a. D. S. 202 u. 121.) Wir- evangelischen Christen kennen keine sklavische Unterwerfung unter einzelne Worte der Bibel oder des Bekenntnisses. Die Theologen unserer Tage nehmen zumeist eine freiere Stellung zu beiden für sich in Anspruch. *) Das dürfen wir; aber nicht dürfen wir in Schrift und Bekenntnis unsere Gedanken hineintragen und den Schein erwecken, als ob diese Gedanken schriftgemäß und bekenntnisgemäß wären. Wo aber Schrift und Bekenntnis zu erklären sind, da gilt es in erster Linie, den vollen Sinn wiederzugeben, nichts wegzunehmen, nichts hinzuzufügen. Dies hat Voigt gewollt. Die Schrift, wie sie ist, will er reden lassen und erklären. Mit Recht durfte ich es als einen Vorzug unseres Werkes bezeichnen, daß sich Voigt die Aufgabe stellt, uns die Fülle der Offenbarung zu bieten.

Dabei aber will er durch das Mittel einer wissenschaftlichen Schriftbetrachtung unsern Glauben an diese Offenbarung erleichtern und vertiefen. Seit Jahrzehnten ist die Theologie thätig in dieser Arbeit. Für die Volksschule aber ist der Ertrag derselben nur in geringem Maße bisher verwertet worden. Voigt führt zum ersten male die gesicherten Ergebnisse der eregetischen Wissenschaft in weitestem Umfang in die Volksschule ein. Wenn ich von gesicherten, also allgemein anerkannten Ergebnissen rede, so kann sich dies natürlich nur auf die Grundzüge beziehen; die Anführung einzelner Beispiele von Voigt's vertiefender Schriftbetrachtung wird mir zugleich Gelegenheit bieten, eine Reihe von Ausstellungen zu machen.

Noch heute hört man in den Volksschulen hier und da als die einzige Aufgabe der Propheten die Weissagung und als den einzigen Inhalt der Weissagung die Vorherverkündigung zukünftiger Dinge bezeichnen. Ganz vorzüglich sind Voigt's Ausführungen über das Wesen der Prophetie im besonderen um das Wesen der Offenbarung im allgemeinen. Die Offenbarung ist fortschreitende Selbstmitteilung Gottes, durch welche er seinen Geist dem Geist der Menschen stufenweise enthüllt, bis er sich in Jesus als die ewige Liebe offenbart." „Es ist Gottes Geist, der sich dem Geist des Propheten offenbart, aber wenn auch nach ihrem Ursprung gottgewirkt, ist jene Anschauung doch nach ihrem thatsächlichen Verlauf durch die Subjektivität des

*) Und zwar in Übereinstimmung mit den diesbez. Erklärungen des Ev. Oberkirchenrates. S. G. u. V. Bl. 1879, 50 und 1878, 53. Auch die neueste diesbz. Hundgebung d. 25. 11. 92 betont ausdrücklich, daß der Ev. Oberkirchenrat_„entfernt davon" ist, aus dem Bekenntnis, oder aus jedem einzelnen Stück desselben ein starres Lehrgesey zu machen“.

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