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Lehrern zu zeigen, warum ein Pastor der „Preußischen Lehrerzeitung" feine Sympathie entgegenbringen kann, und den an der geistlichen Lokalschulinspektion festhaltenden Pastoren zu zeigen, welch' eine Weltanschauung in der Preußischen Lehrerzeitung zum Ausdruck kommt, und wie im Vergleich mit der tiefen Kluft, welche diese moderne und die evangelische Weltauffassung trennt, die Frage, ob geinliche oder fachliche Schulinspektion, nur von sehr untergeordneter Bedeutung ist.

Nun muß ich freilich noch eins vorausschicken. Ich möchte den Geist der Zeitung kurz charakterisieren. Dazu reichen aber eigentlich Auszüge nicht hin. Es wird der ganze Charakter eines Blattes vollständig nicht nur aus dem erkannt, was es schreibt, sondern auch aus dem, was es verschweigt. Nur ein Beispiel möchte ich hierfür anführen. Es ist gewiß anzuerkennen, was die liberalen und insbesondere wohl auch israelitische Kreise Berlins durch Einrichtung von Wärmstuben zur Linderung der notleidenden Arbeiterbevölkerung mit zum Teil großen Opfern in der leßten Zeit gethan haben. Wenn aber ein höchst anerkennender Artikel über diese Thätigkeit gebracht wird, ohne daß auch nur einmal auf die viel länger bestehende, viel tiefer gehende und doch wohl auch nicht zu übersehende großartige Arbeit der Inneren Mission anerkennend hingewiesen wird, so meine ich, ist dieses Verschweigen vielleicht charakteristischer als manche der nachstehenden Auszüge. Aber es war meine Absicht, nicht selbst zu reflektieren und aus angestellten Reflektionen Schlüsse zu ziehen, denen man doch immer nur eine subjektive Beweiskraft hätte beimessen können, sondern ich wollte die Zeitung selbst reden lassen, um so ein möglichst objektives Bild den Lejern zu bieten.

Den vorhandenen Stoff habe ich in 5 Abschnitte geteilt:

1. Die Stellung zur Staatsregierung.

2. Die Stellung zur Kirche.

3. Die Stellung zu den politischen Parteien.

4. Die Stellung zu den Kollegen.

5. Formales.

1. Die Stellung zur Staatsregierung.

Über die Preußische Regierung, ihre Gesinnung und ihre Erfolge lesen wir, wohlgemerkt alles nicht im politischen, sondern im pädagogischen Teil, Folgendes:

Es ist schon immer ein Spezialvergnügen preußischer Regierungen gewesen, sich mit den Polen ein bißchen zu schaukeln."

„Man kann die Weisheit der Regierung nicht genug bewundern, die den Theologen die Mittelschulprüfung jezt ganz und gar crlassen hat!"

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„Aus Nassau schreibt man der Preußischen Lehrerzeitung in partikularistischer Weymut: Unser Ländchen fuhr zur Zeit seiner Selbstständigkeit auf kirchlichem, kommunalem und Schulgebiete stets im liberalen Fahrwasser. Einrichtungen, die in Preußen noch erstrebt werden, hatten wir schon vor 60, 70 oder mehr Jahren. Unsere

nassauische Regierung war stets auf Hebung des Volksschulwesens bedacht."" Das ist ja alles nur Einbildung, denn wie heißt es doch

im Preußenliede?

Jhr Glück ist Lug, und ihre Freiheit Schein!

Ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein!

Und das wird man den verehrten Nassauern schon noch gründlich beibringen."

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Die Schule ist in Preußen der große Weihnachtskuchen, an dem alle artigen Kinder" knabbern dürfen!"

,,Bisher war die Volksschule doch nur Kompensationsobjekt auf kirchenpolitischem Gebiete. Wenn sie nun diese Rolle auch noch auf handelspolitischem Gebiete spielen soll, dann wehe ihr und dem Vaterlande."

,,Wann werden wir wohl endlich ein Dotationsgeseß bekommen, was diesen elenden Zuständen ein Ende macht? Leider hat uns aber die Vergangenheit gelehrt, daß es thöricht ist, solche Hoffnungen überhaupt noch zu hegen."

,,Wo fragt man in Schulsachen nach der Meinung eines Lehrers?! Das Wohl (!) der Schule beraten adlige Patrone, Bauern, Nachtwächter u. s. w., nicht aber die Lehrer."

,,Wer sich unbefangen auf dem Gebiet des Preußischen Volksschulwesens umsieht, und die Verhältnisse der Gegenwart mit den in den 70er Jahren herrschenden vergleicht, der wird es nicht leugnen können, daß heutzutage in mehrfacher Beziehung ein entschiedener Rückschritt eingetreten ist."

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Die preußische Schule brilliert auf der Weltausstellung in Chicago. Zu Hause hat sie es nicht nötig."

Bei dieser Stellungnahme zur Staatsregierung als solcher wird es uns nicht überraschen, wenn auch die einzelnen staatlichen Beamten vom Minister bis zum Subalternbeamten sich einer nicht immer grade wohlwollenden Beurteilung zu erfreuen haben.

Während man ihnen [den Volksschullehrern] alle Wege zu höheren Stellungen verlegt, öffnet man den Theologen ein Pförtlein nach dem andern, damit sie im Schulfach irgendwo und irgendwie einen Unterschlupf finden. Wenn Minister wie von Buttkamer und Graf Zedlig hierzu die Hand boten, so mag das niemand wundern, daß aber auch ein Mann wie Dr. Bosse den Begehrlichkeiten der Geistlichkeit sich durchaus willfährig erweist, macht stugig und giebt zu ernsten Befürchtungen um die Selbständigkeit der Schule Anlaß."

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Der Kultusminister schlägt der Kunstgewerbeschule zu Düsseldorf die Erhöhung ihres Etats um 565 Mk. ab, da er keine Mittel dazu habe. Es wäre auch der reine Unsinn, wenn ein so gediegener Militärstaat wie Preußen für solche Schnurrpfeifereien wie Kunst und dergleichen auch nur einen Pfennig ausgäbe. In einem einzigen Husarenlieutenant steckt mehr Kunst als in einem Dußend Apollos oder einem Viertelhundert Rubens. Darüber sind sogar alle jungen Damen in Preußen einig."

„Au, au, Herr Hauffe". So wird der Herr Provinzialschulrat Hauffe in Stettin angeredet.

,,Um die Vorbereitungen der zweiten Lehrer auf die von ihnen noch abzulegende zweite Lehrerprüfung beffer leiten und kontrollieren zu können, beabsichtige ich, sämtliche zweite Lehrer des Kreises, die die zweite Lehrerprüfung noch nicht bestanden haben, einmal im Monat zu einer Konferenz zu versammeln". Wenn ein Kreisschulinspektor durch eine solche Verfügung sich bereit erklärt, seine wirklich nicht allzu reichlich bemessene freie Zeit den Lehrern seines Aufsichtsbezirks zu opfern, so wird dies als „eine seltsame Verfügung" bezeichnet, welche unter den Lehrern eine gewaltige Erregung hervorgerufen“ habe.

Wenn in einigen Schulen bei den Urwahlen zum Landtage der Echulunterricht nicht ausgefallen ist, so giebt das zu der Bemerkung Anlaß: Sollte dies etwa auf Wunsch oder Anordnung des Kreisschulinspektors geschehen sein?"

Die geistlichen Ortsschulinspektoren, die, wie jedermann weiß, gar nicht in der Lage sind, ohne Erlaubnis der kirchlichen Aufsichtsbehörde das ihnen von der Königlichen Staatsregierung übertragene Amt abzulehnen oder niederzulegen, werden mit den Ehrentiteln sogenannte Lokalschulinspektoren“ und „geistliche Aufpasser" bedacht.

Von denjenigen Volksschullehrern, die wegen Unfähigkeit ihres Amtes entsegt werden und in den Büreaudienst eintreten, heißt es, daß fie oft Glanznummern der Verwaltung" würden. (305. 302 282. 294. 287. 305. -287. 305. 297. 286. 302. 305. 306.)

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2. Die Stellung zur Kirche.

Wie wir nicht anders erwarten werden, wünscht die Preußische Lehrerzeitung die völlige Trennung der Schule von der Kirche, vom Ministerium herab bis auf die einklassige Volksschule im kleinsten Dorfe. Nachstehende Stellen mögen als Belag dafür dienen.

,,Wir haben uns sehr bald daran gewöhnen müssen, daß engherzige kirchliche Interessen immer wieder bei der Schulleitung die Oberhand gewannen, daß die Besorgnisse vor Entchristlichung der Schule, an die in pädagogischen Kreisen gar nicht gedacht wurde, dazu führten, eine höchst schädliche Verquickung von Kirchen- und Schulinteressen herbeizuführen".

Angenommen, die Schulaufsicht ruhte überall, wo sie besteht, in den Händen wirklicher Fachmänner, so wäre sie immer noch keine ,,Fachaufsicht", solange nicht sämtliche Schulen des betreffenden Bezirkes unter einer Aufsicht stehen, solange der konfessionelle Charakter der Schulen hier noch eine Sonderstellung bedingt. . . . Ach wir stehen doch noch tief unter dem kirchlichen Einflusse, will sagen, unter dem Einflusse der Geistlichkeit, wenigstens, was die Schule anbetrifft! Wann wird man endlich anfangen, die Schule selbständig zu machen!"

Es,,waltet [in den religionslosen Schulen] in Frankreich augenscheinlich zwischen dem Zurücktreten des Einflusses der Geistlichkeit und

Kirchl. Monatsschrift. Jahrg. XIII. Heft VIII.

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dem Vorwärtskommen der Volksschullehrer ein ursächlicher Zusammenhang ob, und dabei hat weder die eine noch die andere Thatsache der Volksschule geschadet; im Gegenteil ist ihr Aufblühen seit 1881 unverkennbar. Was nun in Frankreich möglich und nüßlich war, sollte das nicht auch in Preußen, dessen Schulwesen viel älter ist, der Durchführung wert sein?" Also hinweg mit dem Einfluß der Kirche auf die Schule. Aber auch neben der Schule soll die Kirche ihren Einfluß nicht geltend machen. „Am besten, . . . . wäre es, wenn es nach dem Wunsch des Regierungsrates vielscher ginge. Er sagte : Der Konfirmandenunterricht müßte erteilt werden nach der Entlassung aus der Schule. Mag ein mal die Kirche die Probe machen, wieweit ihr Einfluß reicht“.

Und warum diese Zurückdrängung der Kirche? Damit nicht etwa ,,in dem unverständigen Kinde die Meinung entsteht, nicht die Schule und der Lehrer, sondern die Kirche und der Geistliche seien die Hauptsache".

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Treten kirchliche Kreise ein für die Geltendmachung des Evangeliums auf dem Gebiete der Schule, so wird das bezeichnet als ein ,,von orthodorer Seite unternommener Angriff auf die Einigkeit der Lehrer". Treten dagegen evangelische Christen gegen das Evangelium auf, dann hat man nur Worte der Anerkennung. Die . . . Vierteljahrsschrift Einiges Christentum" verdient die vollste Beachtung. Ganz besonders möchten wir das . . . . 5. Heft zum Studium empfehlen. Es behandelt . . . die . . . Tagesfragen in so klarer und objektiver Weise, daß es für jeden eine Erholung ist, dem Gedankengang des... Verfassers nachzugehen. In dem Sozialdemokratie, Geistlichkeit und Volksschule" überschriebenen Artikel heißt es

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u. A. . . .: Der Staat muß endlich die allgemeine freie deutsche Volksschule im Sinne Steins schaffen. Auch hier steht wieder die Kirche im Wege, welche die Oberaufsicht beansprucht, weil sie nur durch Gewissenszwang ihr Scheinleben weiterführen kann. . . Man nehme der Volksschule die kirchlichen und bureaukratischen Fesseln ab, dann wird der gesunde Volkssinn die sozialdemokratischen Berirrungen überwinden!" Der Magistrat hatte zum Rektor der simultanen höheren Mädchenschule Dr. Fischer, der jüdischen Glaubens ist, gewählt und ihn der Regierung zur Bestätigung präsentiert. Gleichzeitig lief bei ihr eine Petition aus der Bürgerschaft ein, dem Gewählten die Bestätigung zu versagen. Die Regierung ist denn auch hierauf eingegangen und hat die Bestätigung zurückgewiesen“. Diese Notiz fand sich ohne ein Wort des Tavels gegen den Magistrat, welcher einen jüdischen Rektor wählte, ohne ein Wort der Anerkennung für die Königliche Regierung, welche dieser Wahl ihre Bestätigung versagte.

Bei dieser Stellung zur Kirche dürfen wir nicht erwarten, daß für die christliche Institution des Sonntags ein volles Verständnis vorhanden sei. Wir lesen: „Wenn sich nicht Mittel und Wegen finden, den Fortbildungsschülern einen ununterbrochenen vierstündigen Unterricht an den Sonntagvormittagen zu sichern, so würden die durch die lette Gewerbeschulordnungsnovelle geschaffenen Neuerungen für das Fort

bildungsschulwesen eher zum Schaden als zum Segen ausschlagen". ,,Die ganze Angelegenheit zeigt aber wieder einmal deutlich, zu welchen Mißständen es führen muß, wenn staatliche Maßregeln nach kirchlichen Rücksichten geformt werden."

Auch die Grundlage unseres Glaubens, das göttliche Wort der heiligen Schrift, wird nicht als solches, wohl aber dazu herangezogen, um dasselbe zu profanieren:,,Das Brot ist nun ja allerdings in diesem Jahre nicht so teuer, aber:,,Der Mensch lebt nicht von Brot allein"." ,,Ein Seminardirektor der Provinz Sachsen verbietet den Eltern der Seminaristen, diesen zu reichlich Wurst, Schinken, Speck u. s. w. zu senden. Das ist brav. Wie sollen die Lehrer auch später leuchten wie des Himmels Glanz, wenn sie mit solchen Sachen vollgepfropft werden."

Dies die Stellung, welche die Preußische Lehrerzeitung zu der Kirche einnimmt. Bei ihrer Geringschäßung derselben wird es uns nicht überraschen, wenn sie auch an dem berufsmäßigen Diener der Kirche, dem Pastor, mancherlei auszuseßen findet und mit Vorliebe von wirklichen und vermeintlichen Mängeln und Mißgriffen der Kandidaten der Theologie und der Pastoren berichtet. Dem Lehrer als dem Vertreter der historischen“ Weltauffassung mit der welthistorischen" Bedeutung, der Vermittler zu sein zwischen der Wissenschaft und der Volksbildung", stellt sie mit Professor Frohschammer den Theologen gegenüber als den Vertreter der ,,unhistorischen“ Weltauffassung. In Pommern war eine theologische Prüfung. „Drei fielen durch, so daß nur zehn für bestanden erklärt werden konnten."

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„Auf der Posener Provinzialsynode äußert Konsistorialassessor Superintendent Saran-Bromberg . . ., daß die Kandidaten in ihrem Wissen große Lücken hätten."

„Beim Mittelschuleramen in Hannover fiel ein ordinierter Geistlicher in Religion durch. Warum soll man von einem Theologen auch) verlangen, daß er gerade in seinem Fache beschlagen sei."

Aus der Rheinprovinz hören wir, daß die Theologen „Ansprud) machten, in alle nicht gelehrten Berufsarten einzudringen.“

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In Frankreich müssen die Schulinspektoren, ehe sie angestellt werden, eine Probeinspektion halten. Müßten sich auch die preußischen Theologen einer ähnlichen Prüfung unterwerfen, dann, ja dann würde fie jeder Volksschullehrer willig als Fachmänner gelten lassen; aber die nach Dr. Bosses Rezept hergestellten geistlichen Fachmänner" wird niemand als vollwertig betrachten können noch wollen."

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"In dem Dorfe C. des Kreises Bitterfeld... machte . . . der jezige Geistliche nach beendeter Predigt der Gemeinde bekannt, daß an einem gewissen Tage im Pfarrholze 48 Raummeter Holz zu verkaufen seien."*)

*) Es möchte vielleicht von Interesse sein, über die obige Abkündigung einiges zu erfahren. Zunächst möchte ich feststellen, daß die fragliche Auktion nicht etwa zu Gunsten des Stelleninhabers stattgefunden hat, sondern zu Gunsten der Pfarrholz

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