ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

schon seit einiger Zeit, eine Umkehr zum Besseren wahrnehmen. Vielleicht daß unsere Zeit noch manchem ihrer Vertreter die Augen weiter öffnet für die Wahrheit!

"

Darwin, der wissenschaftliche Begründer des modernen Materialismus, der Geistesrichtung, die unter dem Zeichen des Thieres" die Menschheit durch die Emanzipation des Fleisches beglücken will, hat nicht mehr den Einfluß wie ehedem. Es haben sich die Hoffnungen, die man auf ihn und seine Lehre geseßt, daß er die ganze Wissenschaft in andere Bahnen lenken und eine neue Glanzepoche der Kultur heraufführen werde, nicht nur nicht erfüllt, sondern sie sind sogar zurüdgegangen. Das neue Morgenrot ist nicht heraufgezogen. Der heutige Standpunkt der Naturforschung ist besonnener geworden. Viele Anhänger Darwins, die zuerst, was ihnen an Genie ihres Meisters abging, durch die Kühnheit in der Aufstellung neuer Hypothesen zu ersehen suchten, haben den Rückzug angetreten. Daß Darwins Lehre nicht den legten Entstehungsgrund der Dinge gefunden habe, hat selbst, um nur einen Gelehrten von Namen anzuführen, Rud. Virchow zugestanden. Das ist schon ein unendlicher Gewinn für die göttliche Wahrheit. So bleibt doch wenigstens Raum für einen Schöpfer. Freilich, welch ein großer Schritt von solchem dankenswerten Zugeständnis bis zur Anerkennung des biblisch-christlichen Glaubens liegt, welche eine breite Kluft dabei noch immer zwischen Naturwissenschaft und Theologie bestehen bleibt, wer wollte es verkennen? Ob diese Kluft überhaupt je überbrückt werden wird, wer kann es sagen? Aber daß man sich als Theologe von jedem Versuch der Verständigung mit der Naturwissenschaft fernhalten soll, wie manche theologische Kreise wollen, scheint zuviel gefordert. Erwarte man doch nicht gleich eine Bekehrung der Naturwissenschaft zur Theologie, nehme man es vielmehr schon dankbar an, wenn erstere die lettere nicht befehdet, sondern ihr freundlich und wohlwollend gegenübersteht. Es braucht dabei die Theologie von ihrem Wahrheitsgrunde nichts aufzugeben und beim Paktieren ihren Prinzipien nicht untreu zu werden.

Von diesem Gesichts- und Standpunkt aus sei es gestattet, auf eine Schrift hinzuweisen, die in einer litterarischen Fehde des Verfassers dieses Aufsages mit einem Bertreter der Naturwissenschaft das Streitobjekt bildete. Der Naturgelehrte wollte sich mit dem Theologen über den Darwinismus verständigen und wies zu diesem Zweck auf die vor einigen Jahren erschienene Schrift des Zoologen Dr. Dahl in Kiel hin, mit dem Titel: „Die Notwendigkeit der Religion, eine leßte Konsequenz des Darwinismus“. Immerhin ist die Abfassung eines Buches mit diesem Titel ein erfreuliches Zeichen dafür, daß der Naturgelehrte die Religion wenigstens nicht als einen überwundenen Standpunkt ansieht, wie es vordem oft geschah, sondern daß er sie als eine Macht und Thatsache anerkennt, mit der zu rechnen ist. Aber die Art und Weise der Ausführung des Themas läßt aufs deuts lichste erkennen, wo es den modernen Naturgelehrten noch immer fehlt

-

trog ihres Wohlwollens. Es fehlt ihnen die Kenntnis und darum die Wertschäzung der christlichen Religion. Sie nehmen Stellung zu einer ihnen unbekannten Sache, sie bekämpfen einen Gegner, dessen eigent liche Kraft und Macht ihnen verborgen ist; weshalb wir auch hoffen, daß ihr Kampf stets vergebens ist. Würden sie die christliche Religion kennen, - sei es auch nur verstandesgemäß, so würde ihre Stellung zu ihr eine andere sein; würden si: sie kennen erfahrungsgemäß, so würden sie ihre Wissenschaft, wie viele große Naturgelehrte es gethan haben und thun werden, in den Dienst dessen stellen, der Himmel und Erde gemacht und die Welt erlöst hat. Sonst wird von jedem wissenschaftlich Gebildeten als erste Vorausseßung verlangt, daß er genau kennen muß, worüber er schreiben will. Aber über Gottes Wort, Religion und Theologie schreiben viele, die nicht einmal in den Elementen derselben unterrichtet sind, die vielleicht auf dem Mutterschooß und auf der Schulbank davon ein wenig gekostet, aber seitdem darin nichts mehr gelernt haben. Daher das Gebahren vieler Naturgelehrter und anderer „Gebildeter", als ob die Theologie keine Wissenschaft sei, als ob Wissenschaft“ nur in der Erforschung der sinnlichen Dinge, der sichtbaren Natur liege; als ob es schwerer und wissenschaftlicher sei, mit einem Mikroskop einen Bacillus oder mit einem Fernrohr einen Stern zu beobachten als sich in die Ideenwelt eines Aristoteles zu versenken oder gar in die Tiefe der Weisheit und Erkenntnis Gottes zu schauen. Dieser Hochmut ist der Grund der Beschränktheit der Naturwissenschaft. Ihm gegenüberzutreten durch den Hinweis auf die einfache Erfahrung, daß mehr Wissen und Wissenschaft zur Erkenntnis der geistigen und geistlichen als der sinnlichen und sichtbaren Dinge gehört, ist die erste Pflicht.

[ocr errors]

Wenn nun im Folgenden auf das oben genannte Buch des Näheren eingegangen wird, so geschieht es, weil die darin ausgesprochenen Ansichten typisch sind und immer wiederkehren in der Stellung der meisten Naturgelehrten unserer Zeit zur Religion und ihrer Wissenschaft, der Theologie.

Daß der Darwinismus der Religion förderlich sein solle, ist schwer einzusehen. Denn mag auch mit dem Namen Darwins viel Mißbrauch getrieben werden, indem vieie bei demselben sich nichts anderes vorstellen, als daß er der Name des Mannes sei, der es entdeckt habe, daß der Mensch vom Affen abstamme, so darf doch auch bei der Beurteilung Darwins nicht vergessen werden, daß der Grund seines Verkanntwerdens und der Abneigung gegen seine Lehre zum großen Teil an ihm selbst und an der Art seines wissenschaftlichen Verfahrens liegt.

Denn die Art und Weise, wie Darwin seine Wissenschaft entwickelt hat, ist nicht bloß den meisten Theologen, sondern auch vielen Männern anderer und auch seiner eigenen Wissenschaft anstößig geworden. Daß seine Lehre zum Teil nur aus hypothesen besteht, die heute noch nicht bewiesen sind, und deren Resultate noch nicht feststehen, werden auch seine Anhänger zugeben müssen. Aber Darwin trägt seine

Lehre als etwas vollständig Sicheres, Festes und Ausgemachtes vor, hat aus Beobachtungen und Erfahrungen, die für die Wissenschaft unzweifelhaft vom höchsten Werte sind, Konsequenzen gezogen, die weit über das Ziel hinausschießen. Vielleicht hat gerade diese Sicherheit in seiner wissenschaftlichen Methode ihm so großen und augenblicklichen Erfolg verschafft. Gewiß hat sie aber viele seiner Anhänger noch kühner gemacht, so daß einer den anderen in Behauptungen und in der Aufstellung neuer Hypothesen zu überbieten suchte, ohne doch andere Beweise dafür vorzubringen als Begriffe wie „Urstoff" u. a., deren Eristenz man aufs Wort glauben mußte, da man das Gegenteil nicht beweisen konnte. Jezt scheint schon, wie oben angedeutet, eine ernüchternde Rückwirkung eingetreten zu sein. Der Ruhm des augenblicklichen Erfolges erblaßt vor einer besonnereren Forschung. Wer weiß, wie viel noch fallen wird von dem, was jezt noch steht?

"

An Newton rühmt der englische Apologet Dodwell, daß derselbe nur da, wo er in seiner Wissenschaft die Evidenz der Sinne für fich hatte, ein fester Kämpfer, wo sie aber aufhörte, der bescheidenste und demütigste Schüler der Natur war. Um hiermit die Weise der Darwinschen Wissenschaft zu vergleichen, mögen einige Worte von ihm angeführt werden, die auch ohne Zusammenhang nicht mißzuverstehen sind. Er sagt (aus der Zeitschrift Der Globus" zitiert): „Die Urerzeuger der Menschen waren ohne allen Zweifel einstmals mit Haaren bedeckt; beide Geschlechter hatten Bärte; ihre Chren waren spißig und konnten bewegt werden, und die Körper waren mit einem Schwanz versehen, welcher die geeigneten Muskeln besaß.“ Unsere Vorfahren haben ohne Zweifel auch auf den Bäumen gelebt und hielten sich in warmen, waldbedeckten Gegenden auf. Die Männer hatten große Hundszähne und bedienten sich derselben als einer furchtbaren Waffe." In einer noch früheren Periode müssen die Urerzeuger des Menschen im Wasser gelebt haben; denn die Morphologie zeigt uns klar, daß unsere Lungen aus einer modifizierten Schwimmblase bestehen, welche einst als Floß diente." Diese Beispiele mögen genügen! Fürwahr, uninteressant klingt es nicht, solche Weisheit zu hören als die eines Mannes, der im Rate des Schöpfers gesessen hat! Aber ob das Wissenschaft ist?!

"

Aber auch der Inhalt der Lehre Darwins ist für die Religion durchaus nicht so unbedenklich. An und für sich freilich alteriert es den Bestand der Religion nicht im Beringsten, ob in der Pflanzen- und Tierwelt eine Entwickelung der Arten stattgefunden hat oder nicht. Denn die Religion hat es nur mit der rechten Entwickelung der Menschenseele zu thun. Aber da es nur eine wahre Religion, die christliche, giebt, diese aber die in Gottes Wort geoffenbarte ist, so wird ein Christ bei der Entscheidung: ob Darwins Lehre, ob Gottes Wort? fich nicht lange bedenken, bei der Wahrheit des Schöpfungsberichtes zu bleiben, welcher sagt, der Schöpfer habe die Beschöpfe erschaffen ein jegliches nach seiner Art". Ferner, wenn unter Entwickelung nicht bloß die äußere Entstehung und Bildung höherer Arten, sondern eine geistige

Weiterbildung der Tiere, ein Wachsen der geistigen Fähigkeiten der selben infolge gemachter Beobachtungen, gesammelter Erfahrungen, gebildeter Begriffe verstanden wird, so gefährdet solche Lehre direkt nicht nur die Religion, sondern auch die Philosophie.

Wie also die Religion eine leßte Konsequenz des Darwinismus sein solle, ist weder nach dem Inhalte des selben, noch nach der Art und Weise seiner wissenschaftlichen Ausführung einzusehen.

Und doch hat Dr. Dahl dies in der angeführten Schrift nachgewiesen. Wie ist das zu erklären? Nur so, daß er unter Religion etwas versteht, was sie nimmer ist. Er versteht unter Religion das allen Menschen gemeinsame, sozusagen instinktive Gefühl für ein höheres Wesen, eine gewisse Abhängigkeit und Gebundenheit, deren sich jeder Mensch innerlich bewußt ist, ein Gefühl, das man wohl religiöse Anlage, aber nicht Religion nennen kann. Kein Theologe, welcher Richtung er auch angehören mag, wird Dahl darin beistimmen, daß die Religion, als aus dem natürlichen Menschengeiste und dessen Kräften und Anlagen stammend, sich nach Analogie der geistigen Fähigkeiten, der Bildung und Kultur entwickele. Die Religion ist nicht ein Produkt des Menschengeistes, sondern der göttlichen Offenbarung an den Menschen. Ein Mensch steht in seiner Religion nur so hoch, als sich Gott ihm geoffenbart hat. Auch die Geschichte der alten Völker bestätigt es, daß mit dem Wachsen der Kultur und Civilisation die Religion sich nicht vervollkommnet hat, sondern vielmehr rückwärts gegangen und immer mehr entartet ist. Wenn aber die Menschheit heute sich einer höheren Religion rühmt als im Altertum, so ist das nicht eine Folge der höheren Bildung, sondern des Christentums, der höheren Offenbarung in Christo. Das sind die einfachsten Grundwahrheiten der Religionsphilosophie, die jemand, der über Religion schreibt, wissen und berücksichtigen muß.

Es sei noch auf einen Begriff hingewiesen, der im Kampf zwischen Theologie und Naturwissenschaft stets eine große Rolle gespielt hat: das Wunder. Da hinkt nun Dahl wie seine Wissenschaft nach zwei Seiten. Einmal kann der Schöpfer nach Belieben in den regelmäßigen Gang seines Werkes eingreifen; dann aber werden ihm gleich wieder Schranken auferlegt und Bedingungen gemacht mit dem Worte: „vor= ausgeseßt, daß er sich dabei im Allgemeinen an die von ihm weise aufgestellten Geseze bindet." Was wissen wir denn, ob der Schöpfer und welche Geseße er aufgestellt hat? Was wir Naturgeseze nennen, ist doch nur eine menschliche Abstraktion. Hat der Schöpfer Naturgefeße aufgestellt, so find fie für den Menschen, aber nicht für den Schöpfer; denn der Gesetzgeber steht über dem Gesez. Wer also dem Schöpfer Schranken auferlegt also, daß er keine Wunder thun könnte, der beschränkt seine Allmacht, der steht nicht mehr zu ihm im Verhältnis der Religion. Wer aber unter den Wundern Gottes nur die täglichen

Kirchl. Monatsschrift. Jahrg XII. Heft IX.

41

Wunder der Erhaltung und Regierung versteht, geht der Sache aus dem Wege und um sie herum.

So ist diese Schrift nur als ein neuer Versuch der alten Weise anzusehen, welche an Stelle der christlichen Offenbarungs religion ein allen Religionen Gemeinsames, dem natürlichen Menschenherzen innewohnendes religiöses Gefühl seßt. Wie dasselbe seiner Natur nach nicht anders beschaffen sein kann als unklar und verschwommen, so kann es auch dem Menschenherzen keinen Halt geben weder im Leben noch im Sterben.

Es hilft dem Menschen nicht eine beliebige, sondern die Religion d. i. die von Gott selbst geoffenbarte, die christliche Religion. Das meint auch Tertullian in dem von Dahl fälschlich angewandten Citat: anima humana naturaliter christiana.

Aber auch die christliche Religion und ihre Wissenschaft, die Theologie, steht so wenig als Feindin der wahren Naturwissenschaft gegenüber, daß sie vielmehr ihre Hilfe sucht im Rampfe gegen den Materialismus und Atheismus der Zeit. Kann man doch Theologie und Naturwissenschaft in weiterem Sinne als die beiden menschlichen Hauptwissenschaften bezeichnen: diese als die Wissenschaft des Sinnlichen, jene als die des Übersinnlichen. Sollten sie darum nicht Hand in Hand gehen können? Jede in ihren Grenzen, schiedlich - friedlich? Ift doch jede Wissenschaft nicht um ihrer selbst, sondern um des Menschen willen da, dem sie ein Wegweiser sein will zum höchsten Ziele der Wahrheit. Das höchste Ziel des Menschen aber ist Gotteserkenntnis und Gottesgemeinschaft. Zu diesem Ziele muß auch die echte Naturwissenschaft hinweisen und hinführen. Es ist also ein viel zu geringes Postulat, daß mit der Naturwissenschaft religiöses Gefühl verträglich sei. Das braucht nicht erst nachgewiesen zu werden, sondern ist selbstverständlich und das Naturgemäße. Das haben schon Männer der Naturwissenschaft wie Kopernikus, Kepler, Newton u. A. durch ihr Leben bewiesen.

Nein, eine weit höhere Stellung ist der Naturwissenschaft zu vindizieren. Sie soll dem Menschen, der das Gottesbewußtsein schon von Natur hat, die Gotteserkenntnis auch aus der Natur erschließen. Die finnliche Welt (Natur) und die übersinnliche Welt des Geistes stehen mit einander in mannigfaltiger Berührung. Das Übersinnliche ist vielfach an das Sinnliche gebunden, das Sinnliche trägt mancherlei Spuren des Übersinnlichen und der höheren Welt an sich. Es gehört nur ein empfängliches Herz und ein erschlossenes Auge dazu, solche Spuren zu erkennen. Wie können da Naturwissenschaft und Theologic Hand in Hand gehen und sich Hilfeleistung thun, cine jegliche aus dem Schaße ihrer Erfahrungen!

Das aber ist der Unterschied und hier sind die Grenzen: Die Naturwissenschaft kann dem Menschen aus der Natur nur die Allmacht, Weisheit und (allgemeine) Büte Gottes zeigen; fie hat als religiösen Inhalt nur den ersten Artikel des christlichen Glaubens.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »