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Wessen Gotteserkenntnis nicht weiter reichen würde, der hätte nur den geringen Teil der Wesensfülle Gottes erkannt, der stünde mit Heiden und Juden nur im Vorhofe der christlichen Religion (wie es in Wirklichkeit bei vielen Naturforschern der Fall ist). Den Gott aber, der den Menschen nicht bloß erschaffen hat, erhält und regiert, sondern der ihn auch aus dem Tode und ewigen Gericht errettet, den gnädigen. Gott, den wir bei unseren Sünden brauchen, den kann die Natur so wenig offenbaren wie des Menschen eigner Geist und Gewissen. Das konnte nur Gott selbst thun; und er hat es gethan in der Selbstoffenbarung durch sein Wort, zulezt durch das fleischgewordene Wort, seinen Sohn.

Diese Gotteserkenntnis zu vermitteln, ist Sache der Religion, und die Wissenschaft, die es hiermit zu thun hat, ist die Theologie, die also das fortsett und vollendet, was die Naturwissenschaft zufolge ihrer Schranken nicht zu stande bringen kann.

Wenn die Naturwissenschaft diese ihre hohe Stellung, aber auch ihre Schranken erkannt hat, dann hat die Stunde der Versöhnung geschlagen zwischen Naturwissenschaft und Theologie.

Evangelisation und Kirche.

Von

Adolf Lindenborn.

Auf verschiedenen Konferenzen ist die Frage der Evangelisation wir wollen diese Bezeichnung hinnehmen, bis ein geeigneterer Name gefunden ist - unter lebhafter Teilnahme besprochen, und sie wird den Gegenstand weiterer Besprechungen und Beratungen bilden. Deshalb darf auch an dieser Stelle die Aufmerksamkeit auf jene Bestrebungen hingelenkt werden.

Wir fragen erstens: wie fassen die „Evangelisten“ ihre Thätigkeit auf? Welche Frucht erhoffen sie von derselben? Luther, dies nebenbei, unterzeichnet zuweilen M. L., von Gottes Gnaden Evangelist zu Wittenberg; so z. B. in einem Brief an Herzog Georg von Sachsen vom Jahre 1523.

Zweitens: welche Einwendungen bezw. Bedenken erheben die Vertreter der kirchlichen oder meinetwegen,,streng kirchlichen“ Anschauung gegen die neue Weise, das Evangelium in sich rasch folgenden Gottesdiensten oder Versammlungen zu verkündigen?

Der eigentliche Träger der Evangelisations-Bestrebungen in der Gegenwart ist der frühere Baseler Missionar, dann Vertreter der Baseler Missionsgesellschaft in Frankfurt a. M. für Missionsfeste und Verbreitung der Missionsschriften El. Schrenk, eine Zeit lang in Marburg, nun in Barmen wohnhaft. Wir haben ihn erst jüngst

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wieder in seiner Arbeit“, wie er sich gern ausdrückt, gehört, und waren Ohrenzeugen, wie er sich Ende April dieses Jahres in eingehender Darlegung über seine Evangelisierungs-Thätigkeit verbreitet hat.

Ausdrücklich hat Schrenk betont, wie sehr es ihm am Herzen liege, im Einvernehmen mit dem kirchlichen Amt und den Presbyterien zu arbeiten. Er weise den Vorwurf entschieden ab, etwa im Gegensat zu den berufenen Dienern am Worte eine Thätigkeit in den Gemeinden entfalten zu wollen. Nur hier und da gehe er, dazu eingeladen, auch in Gemeinden, von deren Hirten er wisse, daß sie das Evangelium nicht schriftgemäß verkündigten (Männer des Protestantenvereins, Prediger wie Schwalb in Bremen und dergl.). Am liebsten aber sei ihm diejenige Thätigkeit, in der er mit den berufenen Zeugen zusammen, in einer Gesinnung und Denkart, wirken könne. Da Schrenk Gewicht darauf legt, daß man seine Stellung dem geistlichen Amt und der Gemeinde gegenüber nicht verkenne, so dürfte es Manchen erwünscht sein, von seinem guten Willen, nicht zu zerstreuen, sondern zu sammeln, nicht Separationen zu veranlassen oder zu befördern, vielmehr zu verhindern, Akt zu nehmen.

Der Evangelist geht nun in der Regel 15-16 Tage, drei Sonntage mit den zwischenein liegenden 2 Wochen in eine Gemeinde und predigt oder hält Bibelstunden jeden Tag zweimal, Nachmittags von 4-5 und Abends von acht Uhr ab. In einfacher, schlichter Weise legt er Gottes Wort aus, bringt es eindringlich an die Herzen, geht ein auf Gesinnung und Herzensstellung des natürlichen Menschen mit allen seinen Sünden und Schwächen, mit seinem Widerstreben gegen die Wucht und Schärfe des göttlichen Wortes, aber auch seinem Ünbefriedigtsein von den Genüssen, den „Träbern“ der Welt und des Weltlebens; er dringt auf Hinkehr des sündigen Herzens zu Gott, auf Ergreifen des dargebotenen Heiles in Christo, auf eine aufrichtige und baldige Befehrung. Durch Schrenks Predigten klingt herzandringend das: Heute so Du Gottes Stimme hörest, verstocke Dein Herz nicht! Gieb Deinem Herzen die gottgefällige Richtung, thue es bald, ja heute!

Da der Evangelist überall Sprechstunden für Seelen, die nach dem Heil verlangen, anberaumt, so hat er im Laufe seines Lebens schon in manches Herz tiefe Blicke thun können; viele haben ihm Geständnisse über die Sündenwege gemacht, auf denen sie längere oder kürzere Zeit gewandelt, und da er nicht Wenigen, Gebildeten wie ein fachen Leuten aus dem Volk näher getreten ist, so liegt es nahe, Erfahrungen und Erlebnisse auch in der Predigt und Bibelstunde zu verwerten. Auch hierdurch bekommt die Predigt eine Färbung, die nach manchen Seiten anziehend und gewinnend wirkt. Es werden Begegnungen und Erlebnisse im Verlauf der Rede mitgeteilt, die auf der einen Seite das sündige Verderben des natürlichen Menschenherzens erkennen lassen, auf der anderen wiederum die Macht und Freundlichkeit der göttlichen Gnade und der Barmherzigkeit des Heilandes, dessen Wille dahin geht,

daß niemand verloren werde, sondern daß sie alle zur Erkenntnis der Wahrheit und des Heils kommen.

Schrenk ist der bestimmten Meinung: wenn so einige Wochen hindurch täglich das Heil in Christo den Seelen, die sich locken lassen - und es fommen erfahrungsgemäß viele mit Energie nahe gebracht werde, so wirke dieses energische Andringen doch noch ganz anders als die gewohnte Weise und Ordnung: die sonntägliche Predigt und die wöchentliche Bibelstunde. Die Erfahrung giebt ihm, so scheint es manchem, Recht. Seine Weise, die Seelen anzufassen und zu ge= winnen, macht besondern Eindruck; ein Charisma steht ihm zur Seite, Gott der Herr segnet sein Werk, und nicht wenige sind nicht nur neu gestärkt und gegründet, sondern auch dauernd für das Evangelium gewonnen worden; es war kein Strohfeuer, das aufgelodert, sondern das Feuer des heiligen Geistes, der die Seelen für den Herrn gewonnen und ihm bleibend verbunden hat.

In Anerkennung dieses Segens, den Gott auf die Arbeit des Evangelisten gelegt, haben denn auch manche Kirchenvorstände hin und her in deutschen Landen dessen Mitwirkung sich erbeten, und es ist bes greiflich, daß El. Schrenk solchen Einladungen mit besonderer Freude Folge geleistet hat, wiewohl er gelegentlich bemerkte: man werde leicht verstehen, wie anstrengend und aufreibend einem Manne von 63 Jahren allmählich diese Arbeit werde. Wahrscheinlich ist es, daß auch in kirchenregimentlichen Kreisen die Frage in Erwägung gezogen werden wird, ob nicht einzelne zu diesem Berufe vor andern innerlich und äußerlich begabte Geistliche eine Zeit lang für eine ähnliche Thätigkeit in andern Gemeinden beurlaubt und ausgesandt werden sollten, um ihre Gabe, wenn sie eine anerkannte ist, auch für andere Kreise, nicht nur für die eigene Gemeinde fruchtbar und wirksam zu machen.

Der Befähigung hierzu tritt, wenn auch nicht bei allen, so doch bei manchen Zeugen der Wahrheit die Neigung zur Seite, in weitere Kreise evangelisierend, fast möchten wir lieber sagen: missionierend, das Reich Gottes (auch die Kirche!) weiter aus und aufbauend zu gehen. Gott der Herr gab seiner Kirche und den Gemeinden charismatisch hierzu begabte Erweckungsprediger, aber auch wieder, sie ergänzend, Männer berufen zur Seelenpflege, zur Weiterführung in Erkenntnis und Glauben.

Da an Kandidaten des Predigtamtes im Augenblick kein Mangel ist, so kann eine Vertretung im Amte beschafft werden. Denn zur Evangelisierung (Missionierung) können in der Regel nicht Anfänger im Predigtamte die geeigneten Leute sein, vielleicht am wenigsten in heutiger Zeit, auch wenn dabei an die Aus- und Vorbildung auf den Universitäten gedacht werden muß, sondern unter der seelsorgerlichen Arbeit gereifte und erfahrene Pastoren, die ihre Theologie nicht etwa nur in ihren Heften und Niederschriften suchen, sondern beides mit einander vereinigen: Forschen in der Schrift und Studium, tiefes, eindringliches Studium der Menschenherzen, das eine nicht ohne das

andere. Es bleibt eine Aufgabe für die Zukunft, der man nachdenken foll: ob irgendwie die Evangelistenthätigkeit in geordneter Weise für die Kirche fruchtbar zu machen sei?

Wir möchten diese Frage zur Erwägung nicht ohne Namhaftmachung der Bedenken hinausgehen lassen, die man zu diesem Thema erheben könnte, wenn man den Finger auf das Wort Kirche legt.

Man wird einwerden: Wird am Ende die Einwirkung der Evangelisten nicht doch einzelne Kreise der Kirche mehr entfremden als sie ihr erhalten oder zuführen?

An ihnen hat eine eigenartige Begabung und Ausrüstung gearbeitet und hat Wellenkreise gezogen; konzentrisch oder ercentrisch? Sollten nicht gleichgestimmte angeregte Kreise sich verbinden, um die Loosung auf das Panier zu schreiben: extra ecclesiam, ex ecclesia? Man darf solche Erwägungen gewiß nicht von vorn herein ablehnen oder für überflüssig erachten; sie wollen gehört sein.

Unter den Trägern des heiligen Amtes darf kein Neid, foll keine Mißgunst aufkommen; es wäre unziemlich, gegen Gottes Willen, ein Stück des alten Menschen.

Indes denkbar ist es gewiß: Troß aller Treue und Hingebung könnte es dem einzelnen, mäßig beanlagten oder nach einzelnen Seiten weniger begabten Pastor begegnen, daß die durch eine Evangelisierung angeregte Gemeinde oder doch ein Teil derselben ihm fich fremd und fremder stellt, daß Elemente führend und verlockend an die Spise treten, die geneigt sind, die Treue zu übersehen, die ruhige Weise ihres Hirten gering zu werten, die Rede von ausgefahrenen Geleisen weiter zu kolportieren, auch die Rücksichtnahme auf die Schwachen und noch Fernstehenden zu unterschäßen, und somit eine Bewegung veranlassen, die der Kirche kein Heil, keinen Segen bringt.

An vielen Orten sind kleinere Kreise, die zum Austritt bereit sind. Das trat neuerdigs wieder recht zu Tage, als P. Jdel in Velbert seines Amtes entlassen wurde. Sehet da, so riefen rheinische und, wie wir wissen, außerrheinische Kreise, die Landeskirche! Sie kann das ernste, feurige Bekenntnis nicht dulden! Die rheinische Kirche weiß, wie sorgfältig erwogen die schließliche Entlassung jenes Mannes war; sie weiß, wie sie einem Oberhirten mit der Denkart D. Wilhelm Baur's vertrauen darf!

Sollten nicht ähnliche Bewegungen und Erregungen infolge der Evangelistenthätigkeit irgendwo eintreten? Methodistenart ist nicht Eigenart, nicht Charisma der evangelischen Kirche. Wort und Sakrament; jenes andringend, heilskräftig allen zugewandt, dieses nach der Einsezung gespendet, dabei wird es, dabei muß es bleiben. Noch eins: an die Evangelisten wird sich mancher heranwerfen", der aus ganz nichtigen Gründen, eben weil er Einspänner" ist und meint: seine Art käme zu kurz in der verfaßten Kirche, sich am kirchlichen Leben inkl. das Sakrament nicht mehr beteiligt. Ist der Evangelist als Reiseprediger nicht sehr vorsichtig, so kann er ein unlauteres, selbstisches Feuer

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schüren, anstatt es zu löschen und die richtigen Wege zu weisen. Der treue, scharfblickende Pastor kennt seine Leute"; der Reiseprediger fönnte ihm weniger vertrauen und folgen als solchen, welche für die kirchliche Gemeinde nur ein Stein des Anstoßes sind, die sich auch nicht von ihrem Hirten weisen lassen. Doch genug: soll die Reisepredigt gesegnete Frucht auf die Dauer bringen: so liegt auch hier wieder vieles an den Personen, alles aber an dem göttlichen Segen. Diesen erbitten wir dringlich von oben; er thut allerwege not. Die richtigen. Männer aber zu wählen und zu senden, dazu erleuchte Er dem Kirchenregimente Herz und Augen. Er verleihe Nüchternheit und Weisheit!

Graf Leo Tolstoj's neuestes Buch: „Das Reich Gottes ist in Euch“.*)

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Von

Julius Werner, Pfarrer.

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Unter den auch bei uns eingebürgerten ausländischen Schriftstellern. ist der Russe Leo Tolstoj entschieden die merkwürdigste Erscheinung. Sonderbar ist die Lebensführung dieses Mannes er, der geborene Graf und einstige Kavalier, hat sich freiwillig zur Lebenshaltung eines Arbeiters" erniedrigt sonderbar ist aber auch seine ganze Weltauffassung. Darin, daß er die glänzende Hülle von dem Abgrund reißt, an dem sich die modernen Kultur- und Sittenzustände befinden, könnte man ihn mit Turgenjeff und Ibsen vergleichen. Allen dreien erscheint das gegenwärtige Geschäfts- und Gesellschaftsleben wie ein mit Trümmern besätes Schlachtfeld; der Fall des Einen dient dem Andern als Schemel seiner Hoheit. Die sozialen Kontraste zerreißen das menschliche Gemeinschaftsleben; die Menschen bekämpfen sich unter zivilisierten Formen mit der Grausamkeit von Tiger, Leoparden; die moralischen Stüßen der verlogenen Gesellschaft find faul durch und durch; alle Vergnügungen sind nur Goldfranzen am Leichentuch und aller Glanz der kapitalistischen Kultur ist ein Licht in der Totengruft. In diesen Säßen kann man wohl die Quintessenz der negativen Kritik der genannten Schriftsteller zusammenfassen. Während nun aber Jbsen das moderne Heidentum glorifiziert und als einziges Mittel gegen die überhandnehmende Fäulnis die Rückkehr zur Natur und zur Arbeit empfiehlt, während Turgenjeff ebenfalls den Glauben der Väter" verhöhnt und auf den schwarzen Ozean des Nihilismus hinausjegelt, erscheint dem russischen „Mystiker" Tolstoi das Christentum als die

*) Leo N. Tolstoj: „Das Reich Gottes ist in Euch oder das Christentum als eine neue Lebensauffassung nicht als mystische Lehre." Vom Verfasser autorisierte Übersetzung von R. Löwenfeld. Deutsche Verlags-Anstalt. 1894. Preis 5 Mk.

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