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An und für sich konnte der heilige Geist jede Irrtumsfähigkeit der Offenbarungszeugen und biblischen Verfasser nach allen Seiten hin aufheben. Er konnte sie auch nach ihrer rein menschlichen Seite herausheben über die Gefeße der menschlichen Geistesentwicklung und Erkenntnis. An dieser Möglichkeit ist durchaus nicht zu zweifeln. Es frägt fich nur, ob der heilige Geist dies gewollt und gethan hat, und das ist wenigstens in der heiligen Schrift nirgends behauptet. Im Gegenteil, wo es sich um Dinge handelt, die mit der göttlichen Heilsoffenbarung nichts zu thun haben, läßt die heilige Schrift ganz offenbar rein menschliche Züge der Entstehung der darauf bezüglichen Säße und Worte durchblicken.

Rein menschlich geht es z. B. zu, wenn Paulus im ersten Korintherbriefe schreibt, er habe in Korinth niemanden anders getauft als den Crispus und Gajus und dann hinzufügt, daß er doch auch des Stephanas Hausgesinde getauft habe und vielleicht auch noch den einen oder den andern getauft haben könne. Solches ist dem Paulus, wie wir sehen, sehr bald eingefallen; kaum, daß er die ersten Worte geschrieben, erinnert er sich daran. Aber dem heiligen Geiste kann nichts nachher einfallen, weder ein Jahr noch eine Sekunde später, er kann sich von Anfang an nicht irren. Wir sehen daraus, daß sich auf solche rein menschlichen Angelegenheiten seine Eingebung des Schriftwortes nicht erstreckt, nicht, weil sie sich nicht darauf erstrecken könnte, sondern weil sie sich nicht darauf erstrecken will.

Wo es sich um die getreue Darstellung dessen handelt, was zur göttlichen Offenbarung gehört, um die treue und zugleich innerlich geistig kräftige Mitteilung der Gottesthaten und Gottesworte und um die Entfaltung der Heilsgedanken, die darin gegeben sind, sowie um die Vollendung dieses Heils, da beansprucht die Bibel unmittelbar von Gott und dem heiligen Geist eingegeben zu sein. So weit es sich Dagegen um rein äußerliche und persönliche Erinnerungen und Beziehungen handelt, um nebensächliche Züge, um die rein äußerliche Ordnung der Thatsachen, um weltliche Urteile, die von der jedesmaligen Geistesausbildung und Zeiterkenntnis beeinflußt sind, da sind wir durch die heilige Schrift selbst nicht gezwungen, eine unmittelbare, all und jeden Irrtum ausschließende Geisteseinwirkung anzunehmen. Wohl werden auch hierin die biblischen Verfasser als äußerst zuverlässige Männer anzusehen sein. Sie sind Männer, die die Wahrheit sagen wollen und die ihrer großen und heiligen Aufgabe bei Abfassung ihrer Bücher sich bewußt sind. Sie wenden darum auch in den ihnen pers sönlich angehörigen Aussagen sicherlich die allergrößte Sorgfalt an und verdienen zum Mindesten ebensoviel Glauben, als etwaige weltliche Schriftsteller und Schriftdenkmäler, die ihnen hin und wieder zu widersprechen scheinen, sintemal es sich oft genug herausgestellt hat, daß nicht diese, sondern die Berichte der biblischen Schriftsteller das Richtige sagten. Nichtsdestoweniger halten wir fest, daß das Wort Gottes selbst auf dies Gebiet die Geisteseingebung nicht ausdehnt. Wir können

daher in solchen Dingen ganz unbefangen untersuchen, was das Richtige ist und sind nicht gezwungen, an der göttlichen Eingebung der heiligen Schrift irre zu werden, wenn in solchen rein äußerlichen Fragen der Jahreszahlen, der Zeitangaben, der geographischen oder naturgeschichtlichen Beschreibung und dergl. mehr wirklich einmal ein Irrtum glaubhaft gemacht werden könnte. Gott hat dem Menschen die Aufgabe gestellt die Erde zu beherrschen, dazu gehört als erstes, daß er sie und die Gescße ihres Lebens durchforscht und erkennt. Die Offenbarung des heiligen Geistes ist nicht dazu da, dem Menschen diese Arbeit und Aufgabe abzunehmen. Sie hat nicht die Absicht, über Physik und Astronomie, Kriegskunst und Landbau, Erd- und Geschichtskunde Aufschluß zu erteilen. Sie kann sich hier, ohne ihrer göttlichen Hoheit etwas zu vergeben. an den Standpunkt anschließen, den die jedesmalige Entwicklung des Menschengeistes bereits erreicht hat. Sie bleibt damit natürlich einfach in ihrer Göttlichkeit. Sie verzichtet damit nicht auf ihren göttlichen, wohl aber auf jeden zauberhaften Charakter. Für sie fommt eben Erde und Menschheit nur soweit in Betracht, als diese zu Gott und zu seinem Reich der Liebe und des ewigen Lebens in Beziehung steht.

Wie Jesus Christus beides ist, wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch, so trägt auch die heilige Schrift beide Seiten an sich, eine göttliche und eine menschliche. Es hat in der Kirche Christi Zeiten gegeben, wo man über der göttlichen Seite in Christi Person seine wahre Menschheit wohl nicht leugnete, aber doch zu sehr in den Hintergrund treten licß. Darauf kamen andere Zeiten und sind vielfach noch, da man noch verkehrter das Menschliche in Christo so betont, daß die Gottheit des Herrn, die doch bei seiner Person das Grundlegende ist, darüber verloren geht. Ganz ebenso ist's mit der heiligen Schrift gewesen. Es gab Zeiten, da man ihre göttliche Eingebung und ihren göttlichen Ursprung so einseitig hervorhob, daß die menschliche Natürlichkeit, die lebendige Mannigfaltigkeit und die geschichtliche Wahrhaftigkeit des biblischen Wortes darüber nicht genügend zu ihrem Rechte kam. Dann verfiel man in den entgegengeschten schlimmeren Fehler, die menschliche, vom heiligen Geist zugelassene Seite bei der Entstehung der biblischen Bücher so einseitig zu betonen, daß ihr göttlicher Ursprung darüber geleugnet wird. Es gilt auch hier festzuhalten: „Das Wort ward Fleisch." Der Ursprung, der Ausgangspunkt ist das Göttliche, der heilige Gottesgeist selbst; aber wie der Sohn Gottes in das schwache irdische Fleisch gekommen ist und in dieser Niedrigkeit seine Herrlichkeit offenbart, so hat auch der heilige Geist, der im Worte Gottes zu uns redet, Fleisch angenommen, er ist eingegangen in Werkzeuge, die an sich nicht vollkommen, sondern vielfach irdisch bedingt find, er giebt sich herab in solche Niedrigkeit und Schwachheit, aber doch so, daß gerade dadurch seine Trost, Lebens- und Wahrheitsmacht nur zur volleren Entfaltung kommt und daß gerade darum, weil sein Wort in menschlich natürlicher und ungekünstelter Form an's Menschen

herz herantritt, es unsere Herzen um so tiefer ergreift und um so eher Eingang findet.

Es wird noch von Wert sein, nachzuweisen, daß ein derartiges Gotteswort, ein derartiges Gottesbuch, auch innerlich eine Notwendigkeit in dem ganzen Heilsplane Gottes ist. Wir dürfen freilich unsern Glauben an das, was Gott thut, nicht davon abhängig machen, ob wir die Notwendigkeit davon einsehen. Manches kann sehr notwendig sein, auch wenn wir es noch nicht begreifen. Ein Kind wird nicht alles für notwendig halten, was der Vater dafür erkennt. Aber als Ziel ist es doch für unsere Erkenntnis gefeßt, die Werke Gottes in ihrer inneren Notwendigkeit verstehen zu lernen. Der Glaube ist nicht abhängig von solcher Erkenntnis, aber er wird aus ihr Stärkung gewinnen. Der Nachweis aber, daß der Heilsratschluß Gottes eine derartige heilige Schrift notwendig macht, ist übrigens nicht schwer.

Wenn Gott der Herr sich überhaupt den Menschen geoffenbart hat und wenn er wollte, daß alle Menschen zu der in seiner Offenbarung gegebenen Wahrheit kommen sollten, so war eine derartige, von dem göttlichen Geist gewirkte Schrifturkunde der Offenbarung unent behrlich. Zunächst ist festzuhalten, daß der Träger für den Geist überhaupt das Wort ist, das mündliche für die unmittelbare Mitteilung, das schriftliche für Kreise, die zeitlich und räumlich entfernt sind. Bei gewöhnlichen Geschichtsereignissen kann es gewissermaßen dem Zufall überlassen bleiben, ob und wie weit sie schriftlich auf die Nachkommen gelangen. An die Stelle der schriftlichen Aufzeichnung kann da auch allenfalls die mündliche Überlieferung treten. Bei einem Gegenstand aber wie die Offenbarung Gottes, der in weiten Zwischenräumen ganze Jahrhunderte und Generationen umfaßt, der die jedesmal herrschende Denkweise und Zeitrichtung nicht nur überragt, sondern ihr widerspricht, kann eine sich selbst überlassene Überlieferung der Verderbnis und Verunstaltung nicht entgehen; sie würde in dem herrschenden Verderbensprozeß des Unglaubens und Aberglaubens teils verschlungen, teils zeriezt und getrübt werden. Wenn die Offenbarung nun diesem sich) ausscßte, so müßte sie sich selbst für überflüssig und entbehrlich erklären nach Aufwendung so mancher außerordentlichen Mittel. Wollte Gott der Herr seine Offenbarungen und Erlösungsthaten nicht unablässig wiederholen d. h. immer geben, ohne Frist zur Entwicklung des Gegebenen, zur inneren Versenkung in dasselbe und zur inneren Aneignung zu lassen, sollten seine Offenbarungen, einmal geschehen, für alle Menschen und Völker da sein, so mußte die Offenbarung selbst Sorge tragen, daß in dem verderbten Welt und Zeitlaufe eine absolut treue und zuverlässige Darstellung dieser Gottesthaten und Offenbarungen vorhanden war. Ja mehr als das, es war notwendig, daß eine so geistesmächtige und innerlich geistesbelebte Darstellung dieser Gottesoffenbarung der Welt gegeben wurde, daß in dieser Darstellung das einmal Geschehene und Begebene mit derselben ursprünglichen Kraft auf einen jeden wirkt, der mit dieser Darstellung in Berührung kommt,

wie die ursprünglichen Offenbarungsthaten auf die Augen- und Ohrenzeugen gewirkt haben. Nicht nur ein absolut treues, sondern ein innerlich geistig-kräftiges und geistbelebtes Zeugnis dieser Ereignisse und Wahrheiten mußte die Offenbarung selbst schaffen, wenn sie ihre Wirksamkeit auf alle Kreatur auszudehnen beabsichtigte. Nur durch eine solche, von ihrer eigenen ewigen Kraft durchdrungenen schriftlichen Urkunde war die Erhaltung einer himmlisch wirksamen und dem Menschengeiste nie erreichbaren Wahrheit innerhalb der Menschheit gesichert. Darum heißt auch das Wort Gottes ein lebendiges Wort, voll Kraft, ein durch dringendes zweischneidiges Schwert, ein lebendiger Same des unvergänglichen Lebens.

Die Aussage des Johannesevangeliums von Jesu wesentlicher Gottheit nicht ein Gegensatz gegen die der synoptischen Evangelien vom Menschensohne, sondern ein innerlich notwendiger Fortschritt, der das Bild vom Gottmenschen zu einheitlichem Abschluß bringt. *)

Vergleichen wir einmal die beiderseitigen Aussagen von Christus, so oird sich dies Verhältnis klar herausstellen. Der sogenannte historische Christus“ der Synoptiker, wenn man deren Zeugnissen nur nichts abzieht, sondern sie nimmt, wie sie sind, wird sich zeigen als eine unabgeschlossene Größe, welche mit innerlich notwendigem Fortschritt zur vollendeten Erkenntnis Christi im Sinne des Johannesevangeliums hintreibt. Wir finden diesen Fortschritt auch sonst in der h. Schrift, von den Aussagen des Apostels Petrus und der früheren Zeugen zu denen des späteren Paulus und des Johannes als Vater" in Christo. In der Apostelgeschichte und in den Thessalonicherbriefen geht Paulus nicht hinaus über das Zeugnis, das Jesus der Christ sei, welcher auferstanden ist und wiederkommen wird in Herrlichkeit, (T. 1, 10. 4, 16), während er im 1. Korintherbrief (8,6) und noch eingehender in den Gefangenschaftsbriefen ihn belennt als den, durch welchen alle Dinge geschaffen seien und als das Haupt der Gemeinde kraft der Auferstehung, welches in ihr, seinem Leibe, nun in allen alles ist. (Ephef. 1, 23. Rol. 3, 11.) Der Gegensat zwischen jenem sogenannten,,historischen" Christus und dem,,dogmatischen" d. h. aber in Wahrheit: dem biblischen, ist ein gemachter, in h. Schrift selbst nicht begründeter.

Sehen wir uns zuerst die synoptischen Evangeli mit dem, was sie von Jesu sagen. Überall ist er der einzige F

Vgl. Kähler, der sogenannte historische Jesus und der geschichtl Christus. Leipzig. 1892.

Christ, der verheißene Messias, und sie sagen von ihm Dinge aus und er selbst sagt sie aus, welche über den Begriff des gottversehenen Menschen hinausragen, welche ahnen lassen, daß er der Sohn Gottes in einziger Weise sei, aber sie sprechen es nicht aus, daß er Gott sei in der Tiefe seines Wesens.

1. Jesus ist übernatürlich erzeugt worden nach Lukas und Matthäus. Durch die im Verlauf der Geschichte zu Tage tretende Sündlosigkeit ist dies innerlich gefordert, aber sie wird nicht durch seine Wesensverschiedenheit von den Menschen begründet, denn um den Menschen gleich zu werden, war er gekommen. (Phil. 2, 6.)

Daß alle auf gewöhnliche Weise erzeugten Menschen Sünder sind, ist Grundvorausscßung der ganzen h. Schrift alten und neuen Testamentes, mit welcher die allgemeine Versöhnung und Erlösung aller Menschen durch Christus steht und fällt. Sie ist auch in 1. Moje 3 ausdrücklich bezeugt. Daß ein Mensch sündlos sein könne, welcher nicht aus göttlicher Gestalt (uoggy Feov) in die Menschheit eingetreten sei, also Gott war, ehe er Mensch wurde, ist denkbar für einen noch nicht tiefer erleuchteten Standpunkt der Erkenntnis, aber durchaus unwahr scheinlich. Er würde ein Wunder sein in seiner Einzigartigkeit. Kein Wunder aber ist er, wenn die christliche Erkenntnis kraft weiterer Erleuchtung diesen Fortschritt vollzieht, und darum ward er ihr gegeben.

Um so weniger ist er ein Wunder, wenn es in der Natur der Eache liegt, daß die Übernatürlichkeit seiner Erzeugung vorderhand stilles Geheimnis blieb. Und dies ist wirklich der Fall.

Je ungeeigneter für den liturgischen Gebrauch der Gemeinde die Erzählung davon bei Matthäus ist, desto wertvoller ist sie auf der anderen Seite. Denn fie giebt die Thatsache in ihrer ganzen Nacktheit und verschweigt nicht den Eindruck, welchen sie in dieser Gestalt, als bloß menschliche Mitteilung, auf Josef machen mußte. Ihn hat die jüdische Sagenbildung festgehalten in den Erzählungen von jenem römischen Soldaten, welchen sie für den Vater Jesu ausgegeben hat. Josef wird erst durch göttliche Erleuchtung, soweit fie damals nötig war, darüber beruhigt und glaubt an ihren übernatürlichen, göttlich heiligen Charakter.

Den Späteren wird sie in der Folgezeit bei Lukas - so mitgeteilt, wie nur Maria selbst es konnte. Dieser Evangelist sagt dem Theophilus damit nichts Neues. Er wußte auch darum schon Bescheid aus der christlichen Katechese, nur kaum so genau, wie hier. Nun bezeugt aber Lukas ausdrücklich im Eingang zu seinem Evangelium, er habe alles von Anfang an genau erforscht und das Folgende der Reihe nach berichtet. (Luk. 1, 1-4) Darin werden wir ihm Glauben schenken müssen, solange nicht das Gegenteil erwiesen ist, und dies ist rog aller geschehenen Angriffe auf die Ächtheit und Genauigkeit cht Vollständigkeit des Evangeliums und der Apostelgeschichte der Fall. Wir haben aber in bezug auf seine Erzählung von der Jesu auch äußeren genugsamen Grund und gutes Recht.

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