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Volke die Meinung, daß der Pastor ein bequemes Amt habe, daß er wenig Geschäfte habe, und er wird von den Weltleuten darum für einen glücklichen Mann gehalten, weil er ohne ein Leben voll Mühe und Arbeit sein Brot effe. Freilich äußerlich betrachtet, mit einem vielbeschäftigten Arzt, mit einem den ganzen Tag im Dienste stehenden Beamten verglichen, hat der Pastor wenig zu thun, aber diese Meinung möchte sich ändern, wenn man sieht, daß er seine Gemeindeglieder fleißig besucht und sich, soweit es ihn angeht, um deren Angelegenheiten bekümmert. Bei manchem Geistlichen möchte man wohl fragen, womit er eigentlich seine Zeit ausfüllt, und wenn auch für den geist lichen Stand ein gewisses Otium durchaus nötig ist, so hat er doch die Versuchung, viel Zeit für Nebendinge zu gebrauchen, anstatt sie für das Amt fruchtbar zu machen, oder sich gar einem dolce far niente zu ergeben. Wie unendlich viel Zeit kostet jezt das Zeitungslesen und die Lektüre der Zeitschriften, aber selbst das eigentliche theologische Studium muß den Ansprüchen des Amtes und der Gemeinde doch nachstehen.

Es geht durch unsere Zeit die Versuchung, daß man sich für das Allgemeine gar zu viel interessiert und das Spezielle zu wenig beachtet, daß man das Naheliegende über das Ferne übersieht, oder das Schwere wegen des Leichtern zurückschiebt. Mancher einfache Pfarrer ist mit den neuen Kirchengeseßen, mit dem Verfassungs- und Synodalwesen aufs Beste bekannt und interessiert sich lebhaft für zahlreiche Vereine, aber dabei entgeht ihm manches, was in der eigenen Gemeinde vorfommt und ihn angeht, ja in demselben Maße, als das Interesse an den allgemeinen Zeitbewegungen die Kraft absorbiert, tritt oft das spezielle Interesse für die eigene Gemeinde zurück. Es giebt Geistliche, die man Reisepastoren" genannt hat, weil sie allzuoft unterwegs gejehen werden, aber nicht die eigene Gemeinde dabei zu kurz kommt? - Das Eine thun, aber das Andere nicht lassen!

Etwas Leichtes, Bequemes, Angenehmes sind die pastoralen Be= suche durchaus nicht. Abgesehen von der nicht gemütlichen Luft des Bauernhauses und von der Unsauberkeit einer Arbeiterwohnung, hat man es fast durchweg mit Leuten zu thun, welche in Bildung und Lebensart tief unter dem Geistlichen stehen. Mancher Weg wird vergeblich gemacht; man findet die Hausthür verschlossen, denn alle find auf dem Felde. Oder wenn die Thür offen steht, so doch nicht die Herzen; man findet nicht immer eine freundliche Aufnahme, man stößt auf Gleichgültigkeit, auf Abneigung oder gar auf Rohheit; man erfährt eine wenn auch nicht mit Worten ausgedrückte Abweisung, leßteres häufiger bei den Großen und Reichen, als bei den Geringen.

Daraus kann leicht eine Verdrossenheit und Ermüdung entstehen, so daß der Geistliche seine Besuche ganz einstellt und sich auf das beschränkt, „was ihn anläuft", daß er wartet, bis er gerufen wird, bis er gesucht wird, was bei manchem Lutheraner sogar als Regel gilt; aber dies Warten möchte lange dauern oder ganz vergeblich sein.

Wenn in irgend einer Zeit, so ist wohl in unserer Zeit das „Suchen“ angezeigt und nötig wegen der herrschenden Gleichgültigkeit, wegen des geistlichen Schlafes, wegen des Materialismus. Ein Blick in das Leben Jesu zeigt uns, daß nur wenige den Herrn aus eigenem Antriebe aufsuchten, um Nahrung und Trost für die Seele bei ihm_zu finden, als: Nikodemus, der reiche Jüngling, etliche Griechen (Joh. 12,21), desto mehr Fälle werden uns berichtet, wo der Heiland Verlorne suchte, Verirrten nachging, Schlafende aufweckte, einsam Bekümmerten Trost brachte.

Die Predigt allein, wenn sie auch noch so lebendig und kraftvoll ist, möge fie immerhin als das Hauptstück des geistlichen Amtes angesehen werden vermag für sich allein das Bedürfnis der Gemeinde nicht zu befriedigen, am wenigsten in unserer Zeit, wo so viele sich von der Kirche fernhalten, also die Predigt gar nicht hören. Diese bedürfen der Anregung und dazu ist persönlicher Verkehr nötig, dazu find die Hausbesuche des Geistlichen unentbehrlich.

Aber freilich kommt alles darauf an, daß der Verkehr des Geistlichen mit den Gliedern seiner Gemeinde in rechter Weise geschehe. Die Liebe Christi, welche nicht das Ihre sucht, muß ihn bewegen und treiben, nach dem Worte Pauli: „ich suche nicht das Eure, sondern Euch," so daß er stets den Zweck im Auge behält, die ihm anvertrauten Seelen zu Christo zu führen und im christlichen Leben zu fördern. Es kann nicht Aufgabe des Seelsorgers sein, daß er eine angenehme, interessante Unterhaltung bringe, daß er den guten Gesellschafter mache, der von allen Dingen zu sprechen weiß; sondern er soll stets als ein „geistlicher Mann“ erscheinen und geistliche Gabe zu spenden bereit sein, ohne deshalb seine Amtswürde besonders hervorzukehren. Dies seßt voraus, daß er in dem Worte Gottes ganz heimisch sei und dasselbe in den mannigfaltigen Fällen des Lebens zur Anwendung zu bringen wisse. Der religiöse Gesichtspunkt liegt den Menschen in unserer Zeit meist sehr fern der Geistliche wird ihn, wie man billig erwartet, geltend machen, indem er die so oft in Fäulnis ausartende Unterhaltung mit dem Salze des göttlichen Wortes würzt. Darum ist für den Geistlichen das Gleichnis (Matth. 13, 52) sehr wichtig: ein jeglicher Schriftgelehrter, zum Himmelreich gelehrt, ist gleich einem Hausvater, der aus seinem Schaße Neues und Altes hervorträgt." Gut, wenn er die Gabe der populären Rede, die Gabe der Erzählung besigt, aber die Liebe weiß auch mit geringen Gaben zu dienen.

Man hört nicht selten sagen, daß es eigentliche Seelsorge in unserer Zeit nicht mehr gebe, daß diese abgekommen sei, und der thatsächliche Zustand scheint dem zu entsprechen; aber wie das Predigtamt und die Predigt fortbesteht troß aller Wandlung der Zeit, so wird auch die Seelsorge fortbestehen und von allen treuen Geistlichen geübt werden, wenn sie auch mit mehr Schwierigkeiten, als früher, verbunden ist. Mit der Kultur und Bildung hat sich ein einseitiger, überwuchern

der Subjektivismus entwickelt, ein falsches Selbständigkeitsgefühl, ein dünkelhaftes Selbstvertrauen, welches weder menschliche noch göttliche Autorität achtet, sondern ihr kritisch gegenübersteht. Während in den früheren Zeiten das Gemeindeglied von seinem Seelsorger zu sehr abhängig war, findet jeßt das Gegenteil statt; der heutige Christ glaubt, er könne fich auch in geistlicher Hinsicht allein beraten und fühlt überhaupt nicht das Bedürfnis nach einem Seelsorger. Daß die Pietät vor dem geistlichen Amt sehr gesunken ist, liegt deutlich genug zu Tage und wird von denjenigen am meisten empfunden, die sich mit der Gemeinde am eingehendsten beschäftigen. Das demokratische Gift ift tief in die Gesellschaft eingedrungen und weit verbreitet. Darum äußert sich Unglaube und Ignoranz so dreist und sicher auch auf kirchlichem Gebiete.

Aber wenn es feststeht, daß jeder Christ, sei es, daß er auf rechtem Wege geht oder sich in der Jrre befindet, der Seelsorge bedürftig ist, so muß sie auch geübt werden und die entgegenstehenden Schwierigkeiten werden um so mehr weichen, als der Geistliche nicht bloß der ganzen Gemeinde, sondern auch den einzelnen seinen Dienst widmet und auf diese Weise an Vertrauen gewinnt.

Man muß nur von der Thätigkeit, die man Seelsorge nennt, nicht eine einseitige oder überspannte Vorstellung hegen. Tholuck, der bekannte, unvergeßliche Studentenvater, welcher täglich mehrere Stunden mit etlichen Studiosen verkehrte, hatte dabei gewiß neben wissenschaftlichen auch seelsorgerliche Zwecke, aber er bewegte sich in freiester Weise. Irgend ein treffendes Wort, eine überraschende Frage, eine alte oder neue Geschichte, ein kurzes Lebensbild, irgend eine interessante Mitteilung - alles war darauf berechnet, die jungen Männer christlich anzuregen und zum Herrn zu führen. Ohne das Wort Bekehrung zu gebrauchen, hatte er es toch schließlich darauf abgesehen. So braucht auch der Seelsorger nicht immer von geistlichen Dingen oder im geistlichen Tone zu reden; ein treffendes Wort, zur rechten Zeit geredet, kann doch eine große Wirkung haben und einen Segen mit sich führen.

Es hat den Anschein, als ob viele Geistliche mit ihrer Gemeinde nicht genug bekannt sind, weil sie zu wenig in die Häuser und Familien eindringen. Wie häufig ist der Fall, daß ein Gemeindeglied gestorben ist und die Grabrede wird bestellt, aber der Pastor sieht sich in Verlegenheit, weil er den Verstorbenen nicht kannte, auch während der Krankheit nicht kennen lernte! Sollte nicht jeder Geistliche wissen, in welchen Familien ein Tischgebet, eine Hausândacht stattfindet, in welchen Häusern Bibel und Gesangbuch oder sonstige Erbauungsschriften gebraucht werden und in welchen nicht? Da fehlt wohl viel. -Man freut sich mit Recht, daß die innere Mission ihre hilfreichen Hände in die Gemeinden hineinstreckt, aber man darf sich nicht zu sehr darauf verlassen. Manches gute Blatt wird in vielen Exemplaren verbreitet, aber es wird nicht viel gelesen; so mancher Verein besteht dem Namen nach und sammelt Beiträge, aber es ist kein Leben darin.

Jedenfalls ist bei den Werken und Bestrebungen der innern Mission das wachsame Auge und die leitende Hand des Geistlichen nötig, um dieselbe im Gange zu erhalten. Überhaupt will ja die innere Mission nicht eine Macht neben der Kirche sein, sondern ihr nur dienen und dem geistlichen Amte unter die Arme greifen.

Je mehr der Geistliche seinen Gemeindegliedern durch fleißigen Verkehr sich nahestellt und ihre Bedürfnisse erforscht, desto mehr Vorteil wird er für sein Amt überhaupt und besonders für seine Predigt haben, welche er erst dann seiner Gemeinde recht anpassen kann. Wenn er wahrnimmt, wie gering im allgemeinen die christliche Erkenntnis, wie schwach die Begriffe, wie verworren die Vorstellungen in den Köpfen der lieben Christenleute sind, so wird er sich gewiß der hohen, schwungvollen Reden auf der Kanzel enthalten, er wird vielmehr um der Schwachen willen sich möglichst der Einfachheit befleißigen, er wird den rechten populären Ton treffen und praktisch predigen.

Eine gewisse Ordnung für die Wege in die Gemeinde hinein und den Umgang mit ihr ist sehr zu empfehlen; hat doch mancher Prediger sogenannte Seelenregister geführt (zu seinem eigenen Nußen); besonders aber hat man sich zu hüten vor Ermüdung, welche deshalb leicht eintritt, weil der Seelsorger immer mitteilen und ausgeben soll, ohne von Seiten der Gemeinde wieder zu empfangen, aber er kennt ja den Quell, woraus er sich selbst neu beleben und erfrischen kann.

Ein erfahrener Christ, im Dienst der innern Mission stehend, sagte im Hinblick auf unsere Zeit: möchte doch die Christlichkeit mehr Einfluß in den Gemeinden haben! Aber wie? Mehr Bekanntschaft mit und in der Gemeinde, mehr persönlicher Verkehr. Billig sollte der Geistliche alle, die ihm als die Seinen zugehören, auch kennen und kennen zu lernen suchen. Der Schlüssel der Liebe öffnet die Herzen und erweckt Vertrauen. Also mehr Bekanntschaft zwischen Pastor und Gemeinde. Darauf ruht gewiß ein Segen. In den städtischen Massengemeinden ist ein richtiges pastorales Verhältnis nicht mehr möglich; wie große Nachteile ergeben sich daraus, da die großen Städte einen so starken Einfluß auf das Land ausüben.

„Ich bin bekannt den Meinen" eigentlich: „Die Meinen kennen. mich", auch dieser andere Teil des Spruches legt dem Pastor eine Erwägung nahe. Paul Göhre teilt in seiner Schrift: „Drei Monate Fabrikarbeiter" mit, daß unter den Hunderten von Arbeitern, unter welchen er lebte, kaum einige wenige waren, die zuweilen eine Kirche besuchten oder einmal mit einem Pastor in Berührung gekommen waren leicht begreiflich durch den in Chemniz herrschenden Kirchenmangel und die Macht der Demokratie. Es ist ganz natürlich, daß in den großen Städten der Pastor des Orts vielen eine unbekannte Person ist, aber auch in mäßig großen Gemeinden finden sich solche. Sie sehen und kennen ihn wohl von Angesicht, aber wie seine Stimme flingt und seine Rede lautet, wissen sie nicht, da sie ihn von der Kanzel herab nicht hören, noch sonst in Berührung mit ihm kommen, so daß

So

eine innere Bekanntschaft und Verständnis nicht entstehen kann. macht sich mancher eine ganz falsche Vorstellung von dem Pastor und fieht ihn für einen finsteren strengen Mann an, den er meidet, oder für einen vornehmen Mann, welcher die Lage der Armen und Gedrückten nicht versteht, oder er hält den Mann im schwarzen Rock und sein Amt für überflüssig. Kurz, es ist eine traurige Thatsache, daß recht viele Gemeindeglieder ohne alle innerliche Verbindung mit ihrem Pastor dahinleben und eine Anknüpfung nimmer suchen. Eben darum wird der Pastor sich bemühen, ein Band anzuknüpfen und denen, die fern stehen, sich zu nähern. Dann wird er sicher etliche finden, welchen die pastorale Liebe wohlthut, welche die Gaben und Dienste des Amtes schäßen und annehmen, welche den Pastor als den von Gott bestellten Seelenhirten erkennen, dem sie wieder Vertrauen schenken und durch den sie sich wieder der Kirche nähern. Das ist der Segen, womit die Amtstreue belohnt wird, ein Segen, der oft verborgen bleibt, der aber nicht ausbleiben wird, da Liebe und Gegenliebe unzertrennlich sind.

Aber neben der fleißigen, treuen Amtsführung des Geistlichen darf der lautere Wandel vor Gott, das reine, unanstößige, unbescholtene Leben nicht fehlen, denn dies ist ein Stück seines Amtes und ein wirksamer Beweis seiner Lehre. Luther hat geschrieben: Non esse theologum, qui magna sciat et multa doceat, sed qui sancte et theologice vivat*). Von Origenes berichtet Eusebius: wie sein Wort, so war sein Leben. Die Grabschrift des Bafilius d. Gr. lautete:,,Du bist es allein, welcher das Leben der Lehre und die Lehre dem Leben gleich machte." Vita clerici evangelium populi,**) wozu Löhe die Bemerkung macht: Die Menge hat ein arges Auge, fie läßt kaum ein reines und heiliges Beispiel unbekrittelt, sie hascht nach einem jeden Flecken im Wandel eines Predigers, wäre es auch nur, um selbst Ärgernis zu nehmen, das eigene Gewissen zu stillen und die eigene Sünde zu entschuldigen. Noch einmal mehr Bekanntschaft, mehr Verbindung zwischen Pastor und Gemeinde in der Liebe; das wäre sicher ein Weg zur Sammlung und Besserung der Gemeinde.

Die Bibel in der Kunst und die Kunst in der Bibel.

Von

Pastor Ernst Albert in Strehlen i. Schl.

Verspricht das Thema nicht zu viel, wenigstens für den engen Rahmen einer naturgemäß beschränkten Abhandlung? Schon einer der beiden Säße, die es zusammenfaßt scheint er nicht mehr als aus

*) Nicht der sei ein Theologe, welcher großes weiß vieles lehrt, sondern welcher heilig und theologisch lebt."

**) „Das Leben des Geistlichen ist das Evangelium des Volkes.“

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