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Noch einiges einiges über Kirchen- und Pfarrhaus

An

bauten.

Gr. Golle i Pr., den 17. Juli 1894.

die Schriftleitung der Kirchl. Monatsschrift.

Irre ich nicht, so hat die Schriftleitung in einer früheren Nummer der Kirchl. Monatsschrift anläßlich eines Aussages über die Kirchenbauten der Gegenwart, den Wunsch ausgedrückt, daß die Leser über diesen Gegenstand fernerhin sich äußern möchten. S. 495 ff. des laufenden Jahrganges ist denn auch ein Urteil des Oberhofpredigers Dr. Meyer in Dresden über die gegenwärtige Richtung in der evangelischen Kirchbaukunft mitgeteilt worden. Vielleicht findet die geehrte Schriftleitung die nachfolgenden Wahrnehmungen, die ich an neuerbauten und älteren evangelisden Gottes- und Pfarrhäusern gemacht, und die aus denselben gewonnenen Folgefäße der Veröffentlichung wert, in welchem Falle ich ergebenst um ihre Aufnahme bitte.

Im Laufe der leßten etwa 10 Jahre sind im Umkreise meines Wohnortes mehrere evangelische Kirchen, ländliche und städtische, in größeren und kleineren Orten für große und kleine Gemeinden gebaut worden, welche in Augenschein zu nehmen ich Gelegenheit gehabt habe; aber nicht eine habe ich gefunden, an welcher nicht wesentliche Mängel zu entdecken gewesen wären. Da giebt es eine Anzahl Size, nicht bloß auf den Emporen, sondern auch im Schiff, von denen aus der Liturg am Altar, ja auch der Prediger auf der Kanzel nicht gesehen werden kann und die deswegen niemand benußen mag, wenn er nicht durch die Überfüllung der Kirche dazu genötigt wird. In einer Dorffirche mit etwa 300 Sizpläßen wird der Prediger nicht verstanden, wenn er nicht über kräftige Stimmmittel verfügt und deutlich spricht. Eine andere Dorfkirche hat fünf Eingänge, wie es heißt, zum Zwed der schnellen Entleerung, aber auf die Orgelempore, die nicht nur für den Sängerchor, sondern auch für andere Kirchgänger bestimmt nnd sehr geräumig ist, führen Wendeltreppen, deren Stufen nur für eine Person Raum lassen und es ist nicht abzusehen, wie im Notfalle die Menge ohne Lebensgefahr für jeden Einzelnen von der Empore ins Freie gelangen soll. Ju einer dritten findet sich derselbe Übelstand, nur noch dadurch verschlimmert, daß man über den Windkanal klettern muß, um auf seinen Sig zu gelangen. Außerdem wird durch die unverhältnismäßig große Orgelempore die Harmonie des Innern gestört und das Schiff zum Teil verdunkelt. In mehreren Kirchen be steht zwischen Orgelempore und Schiff keine Verbindung und müssen die Abendmahlsgäste, die ihren Siß auf ihr haben, um zum Altar zu gelangen, in Wind und Wetter hinaus. Wo Seitenemporen vorhanden find (sie scheinen aber bei den Herren Bautechnikern verpönt zu sein),

sind sie von der Orgelempore völlig abgesperrt und wer etwa auf der einen keinen Plaß findet, muß hinaus, um auf der andern ein Unterkommen zu suchen. In einer großen Kirche sind die 10fißigen Bänke nur an einem Ende mit einem Eingange versehen und muß der erste Kirchenbesucher die nach ihm kommenden 9 an sich vorüberlassen. Dazu ist der Raum so eng, daß die bereits Sißenden sich erheben und hintenüberbeugen müssen, um das Durchkommen gerade noch möglich zu machen. Man denke sich nun, was ich gesehen habe, auf dem zweiten (oder, wenn man will, auf dem ersten) Plaß eine gebrechliche ältere Person, die sich der beiden Krücken, welche zu ihren Füßen liegen, bedienen muß und stelle sich dieselbe vor, wie sie acht oder neunmal sich erheben und mit den Händen auf der Rücklehne sich stüßend mühsam fich aufrecht erhalten muß. Da wird die christliche Geduld auf eine harte Probe gestellt und es fallen dann auch wohl von Seiten der Belästigten Bemerkungen, welche vom Geiste brüderlicher Liebe nicht eingegeben sind und weder dem, der sie macht, noch dem, welchem sie gelten, zu besonderer Erbauung dienen.

Den meisten Kirchen mangelt es an Licht. Man scheint auch in den evangelischen Gotteshäusern das Halbdunkel zu lieben, als ob sie Tempel jenes Dunkelhellen aus Faust Teil II wären. Auch scheint es moderner Kirchenbaustil zu sein, die Fenster in ein unteres, schmales, rechteckiges und ein oberes kreisrundes zu teilen, ein Geschmack, den viele nicht teilen, und was die Passion für farbige Fenster anbelangt, so hat die Kirchliche Monatsschrift über dieselben ihr zutreffendes Urteil bereits abgegeben.

Für die Malerei und den Anstrich scheinen die Muster aus Pompeji oder den ägyptischen Grabmälern hergeholt zu sein. Unfreundlich und düster empfängt den Eintretenden das Gotteshaus und ein frostiges Gefühl beschleicht ihn. Wie stimmt das mit der Botschaft, die in einem evangelischen Gotteshause verkündigt werden soll, mit der Predigt von der Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes? Dazu giebt sich in der Malerei das Bestreben kund, aufzufallen; die Bibelsprüche flattern in vom Winde gepeitschten Wimpeln von der Decke zum Fußboden herab und wer sie lesen will, muß die einzelnen Wörter mit einiger Mühe heraussuchen und zusammenstellen. Im Buche des Propheten Sacharja steht zwar auch etwas von einer fliegenden Schriftrolle, aber sie enthält nicht Worte des Lebens, Segens- und Trostworte, sondern den Fluch, der über das ganze Land ausgehen soll.

Die Wände der Apsis sind mit Teppichvorhängen bemalt, als ob dahinter ein Allerheiligstes verborgen wäre. Die modernen Baukünstler scheinen bei Kirchbauten weniger den Zweck des evangelischen Gotteshauses im Auge zu haben, als vielmehr originell sein und etwas noch nicht Dagewesenes schaffen zu wollen. Die christliche Kunst aber, wenn sie nicht mit Unrecht christlich genannt sein will, hat in keuscher Selbstzucht und Selbstbeschränkung der Erbauung zu dienen und darf

Kirchl. Monatsschrift. Jahrg. XIII Heft XI.

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deshalb nicht die Augenlust reizen, den Geist zerstreuen und das Herz von der Richtung auf das Eine, was not thut, ablenken.

In manchen Kirchen führen 3, 4 und mehr Stufen zum Altar. Das entspricht der Bedeutung desselben, als des Tisches des Herrn nicht und erschwert namentlich den Gebrechlichen das Hinzutreten zum Empfange des heiligen Mahles.

So könnte ich bei einigem Besinnen noch mehr Mängel aufzählen, die mir bei Besichtigung evangelischer Gotteshäuser aufgefallen find und die mir beweisen, daß die evangelische Kirchbaukunst noch eines eingehenden Studiums und der sorgfältigsten Pflege bedarf.

Mit Benußung der von mir gemachten Wahrnehmungen habe ich nun für einen innerhalb der von mir verwalteten Parochie in Aussicht stehenden Bau einer Kirche in einem kleinen Städtchen folgende Gesichtspunkte und Grundsäge aufgestellt.

1. Hauptbestimmung des evangelischen Gotteshauses ist die, eine Stätte zu sein für die Verkündigung des Wortes Gottes. Daraus ergiebt sich die Forderung einer guten Akustik, und da diese durch das Auge unterstüßt wird, einer Stellung der Kanzel und des Altars, die den Prediger und Liturgen allen Versammelten sichtbar sein läßt. Dieser Hauptzweck muß bei Entwerfung des Bauplanes der leitende Faden sein.

2. Der zur Verfügung stehende Raum muß bei den Maßbestimmungen für Altar und Altarraum, Kanzel, Emporen, Gestühl und Gänge und dergleichen auf's zweckmäßigste ausgenußt werden, jedoch so, daß die Harmonie des Ganzen nicht gestört wird.

3. Mit Berücksichtigung des Raumbedürfnisses für die Altargeräte und unter Annahme einer mittleren Größe des amtierenden Geistlichen müßte meines Erachtens der Altar eine Grundfläche haben von 1,60 m 0,95 m und eine Höhe von 0,93 m. Das Höhenmaß könnte auch das der Kanzelbrüstung sein. (In einer Kirche mußte der Prediger wegen der übermäßigen Höhe der Kanzelbrüstung sich eines Fußschemels bedienen, in einer andern macht die Höhe des Altars den Altardienst unbequem.)

4. Zum Altare führen höchstens zwei Stufen. (Die Austeilung der Abendmahlsclemente macht einen etwas erhöhten Standpunkt für den Geistlichen notwendig.)

5. Der Raum vor dem Altare müßte, wenn die Seelenzahl der Gemeinde es zuläßt, so groß sein, daß die Charfreitags-Abendmahlsgemeinde sich vor dem Altare versammeln kann. Das unbequeme und die Feier störende Knieen zwischen den Bänken würde damit vermieden werden und die Feier einen würdigeren und erbaulicheren Verlauf nehmen.

6. Für den Umgang um den Altar genügt eine Breite von 1 m. Hier kann mit dem Raume sparsamer umgegangen werden, als ich es in neuerbauten Kirchen gesehen habe.

7. Die Beleuchtung des Altares ist wohl am wirksamsten herzustellen durch zwei in der 3 oder 5seitigen Apsis seitwärts angebrachte Fenster. Die zwischen ihnen befindliche Wandfläche könnte durch ein Altarbild ausgefüllt werden, das durch die beiden Fenster wohl eine genügende Beleuchtung erhalten würde.

8. über dem Altare ein Bogen (Zeichen des Gnadenbundes 1. Mos. 9) mit der Abendmahlseinladung: Kommt, es ist alles bereit! Die Schrift ohne verzierende Schnörkel, schon vom Eingange aus lesbar. Die Ecken sind auszufüllen mit Kelch, von Weinreben mit Trauben umrankt und (mit Fuß versehener) Patene in ährentragenden Halmen. In der Mitte ist die Inschrift durch ein Kreuz geteilt.

9. An den Wänden und Pfeilern des Altarraumes werden auf Konsolen 4 Figuren in Metergröße angebracht, darstellend etwa Matthäus, Johannes, Petrus und Paulus; fie umgeben ein Altargemälde, den dornengekrönten Christus darstellend.

10. Die Kanzel darf nicht über dem Altar ihre Stelle erhalten. Der Altarraum mit dem Altar und seinem Zubehör entspricht dem alt= testamentlichen Allerheiligsten mit der Bundeslade und versinnbildet die Wohnung Gottes. Diese finnbildliche Bedeutung wird ver= kannt, wenn die Kanzel in den Altarraum und so der Altar unter die Füße eines Menschen gestellt wird. Der passendste Play für die Kanzel ist wohl zur Seite des Altars an einem der Eckpfeiler. 11. Die Emporen sind nicht zu entbehren und zu verwerfen. Die Kirchbaukunst hat dahin zu streben, sie in das Ganze organisch und harmonisch einzugliedern. Sie dürfen das Schiff nicht verdunkeln. Seiten und Orgelempore müssen unter einander in Verbindung stehen.

12. Die Orgelempore, dem Altar gegenüber, ist nur für Orgel und Sängerchor bestimmt.

13. Der Orgelraum muß so konstruiert sein, daß der Ton nicht ge= dämpft, sondern verstärkt und in das Schiff geleitet wird; so fann auch ein kleines Orgelwerk seinen Zweck erfüllen, und armen Ge= meinden wird die Anschaffung einer volltönenden Orgel erleichtert. 14. Die Emporen müssen besondere, für schnelle und bequeme Entleerung genügend weite Ausgänge nach außen haben und auch durch die Vorhalle mit dem Schiff verbunden sein, damit die Abendmahlsgäste zum Altare gelangen können, ohne die Kirche verlassen zu müssen.

15. Die Treppen müssen mit Rücksicht auf Schwache und Gebrechliche leicht und bequem zu ersteigen sein.

16. Der Kirchenbesucher muß seinen Sig leicht und ohne Belästigung des neben ihm Sißenden einnehmen und verlassen können. Dies würde meines Erachtens am einfachsten zu erreichen sein durch Teilung der Bankreihen in zweifißige Bänke an den Wänden entlang und zwei vierfißige in der Mitte mit dem Hauptgange von

1,50 m Breite und zwei Nebengängen von 1 m Breite.

Das dadurch vermehrte Raumbedürfnis darf der Sorge für die Bequemlichkeit der Kirchenbesucher gegenüber nicht maßgebend sein. 17. Auf den Emporen müssen die Bankreihen (2 höchstens 3) nach rückwärts aufsteigen.

18. Die Safristei muß heizbar und für die Sigungen der Gemeindekörperschaften, sowie für den Unterricht der Konfirmanden einge richtet sein. Sie muß außerhalb des Kirchenschiffes liegen.

19. Die Turmtreppen müssen ohne Gefahr zu ersteigen und zur Verhütung von Unfällen an ihren Mündungen mit festen Geländern versehen sein.

an

Vorstehende Säße sind das Ergebnis von Beobachtungen, die ich
neueren und ganz
neuerbauten evangelischen Gotteshäusern

gemacht habe.

Auch für den Bau von Pfarrhäusern scheint es an klaren, zwec entsprechenden brauchbaren Grundsäßen zu fehlen. Es werden bei demselben Fehler begangen, unter denen die Pfarrhausbewohner schwer zu leiden haben und die sich entweder gar nicht oder nur mit großen Unkosten abstellen lassen, während an die Ausstattung des Hauses mit Veranden und Balkonen, Erkern und Türmchen große Sorgfalt und viel Geld verschwendet wird. Durchgehende Flure und offene Bodentreppenluken machen das hochliegende und von freiem Felde umgebene Haus unerträglich zugig und beschränken die Wohnräume. Ein oder mehr Zimmer liegen vereinzelt, durch den Flur von den übrigen getrennt, und sind deshalb schwer heizbar oder müssen im Winter ungeheizt und unbewohnt bleiben. Die Wohnzimmer befinden sich an der Nord-, die Küche und Speisekammer an der Südseite des Hauses, auch wo der Bauplag eine bessere Anordnung zugelassen hätte. Größe und Anreihung der Zimmer entspricht ihrer Zweckbestimmung nicht, Thüren, Fenster und Öfen sind so angebracht, daß die ihrer Bestimmung entsprechenden Hausgeräte nicht in geeigneter Weise aufgestellt werden fönnen. Küche und Speisekammer sind zu klein, erstere im Winter unerträglich kalt, die Kellerräume nicht ausreichend; es fehlt eine Räucherkammer (ich rede von ländlichen Pfarrhäusern) oder die vorhandene ist unbrauchbar; ebenso mangelt es an einer heizbaren, wohnlichen Mädchenkammer. Der Schreibtisch muß in das sehr kleine Zimmer gerückt werden, um genügend Licht zu erhalten. Die Eingangsthär zum Arbeitszimmer des Pfarrers kann nur halb geöffnet werden, weil hinter ihr in Ermangelung eines anderen Plages der Aktenschrank aufgestellt werden muß, ein Bücherregal muß dicht an den Ofen gestellt werden u. s. w. u. s. w.

Ich halte folgende Räume in einem ländlichen Pfarrhause für notwendig: Im Erdgeschoß sich an einander anschließend: Wohnzimmer, Gesellschaftszimmer, Speisezimmer, Küche (durch einen schmalen Zwischenraum von dem Speisezimmer getrennt), Mädchenkammer, Speisekammer, Hinterflur, Arbeitszimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer. Zwischen

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