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reichend zu sein für eine Behandlung auf verhältnismäßig wenigen Seiten? Trifft es also nicht von vornherein der Vorwurf: ein Bischen weniger wäre mehr? Indessen worauf es mir ankommt, ist und kann nicht eine irgendwie erschöpfende Behandlung der beiden Seiten des Themas sein; was ich möchte, ist vielmehr nur dies, gerade durch die Verbindung der beiden das Thema bildenden Säße den erneuten und womöglich gesteigerten Eindruck davon hervorzurufen, was wir auch für diesen Zweig des Kultur-Lebens, den wir mit dem Namen „Kunst“ bezeichnen, der Bibel verdanken und wie wir auch aus diesem Zweige die schönsten und edelsten Blüten herausbrechen müßten, wenn wir die Bibel nicht hätten oder ihren Einfluß auf unser Kultur-Leben einbüßten. Troßdem wird ja der Unverstand, der nicht zu belehren ist, weil er aus einem Herzen stammt, das nicht zu bekehren ist, fortfahren und die alte Mähr von dem Widerspruch zwischen Kultur und Bibel weiter predigen, aber troßdem wird auch die Kunstgeschichte weiter fortfahren, Zeugnis abzulegen für das innige Band, welches Bibel und Kultur mit einander verbindet, und troßdem wird jedes Zeitalter, in welchem eine ächte, ihrer Gaben und Aufgaben sich bewußte Kunst lebt, ein neues Kapitel hinzufügen zu dem ersten Teil unseres Themas.

1.

Die Bibel in der Kunst.

Hat sich die Kunst von der Bibel je und je auf das lebhafteste angezogen gefühlt und haben sich immer die allerlebendigsten Beziehungen zwischen beiden herausgestellt, so liegt das in dem Wesen beider naturgemäß begründet. Die Geistesverwandtschaft beider hat sie einander die Hände reichen und bis auf diesen Tag im Bunde mit einander bleiben lassen. Kann die Bibel zur Kunst sagen: „Du bist Fleisch von meinem Fleisch", so darf die Kunst der Bibel antworten: „Du bist Bein von meinem Bein". In gewissem Sinne find sie beide Verleiblichungen des einen Geistes, und recht verstanden haben sie beide ein Wort Gottes an uns Menschen zu richten: Das Wort von der Versöhnung von Außen und Innen, von Form und Inhalt, von Leib und Geist, von Gott und Welt, von Himmel und Erde! „Außen ist Innen und Innen ist Außen" sagt Goethe von der Kunst und meint damit die gegenseitige Durchdringung von Form und Inhalt, von Leib und Geist, welche dem echten Kunstwerk eigen ist, in welchem der Leib vergeistigt, der Geist verleiblicht erscheint. Aber wie begegnen sich darin eben auch wieder Kunst und Bibel! Denn die Kunst erweist sich darin als Nachfolgerin, oder auch als Prophetin wie man's nimmt der Wege Gottes, die in der Bibel uns gezeigt werden: Leiblichkeit Anfang, Mitte und Ende dieser Wege in Welt-Schöpfung, Welt-Erlösung und Welt-Vollendung. Schon in der Natur tritt uns Gottes Geist verleiblicht entgegen: „Der Geist Gottes schwebte über den Wassern", sagt die Schöpfungsgeschichte der Bibel, und: „Gott sprach", so leitet sie die Entstehung der einzelnen Lebe

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wesen der Welt ein bis hin zum Menschen, in dem Gottes unsichtbares Bild irgendwie sichtbar wird als in einem nach seinem Bilde geschaffenen, geistleiblichen Wesen. Von Gottes Odem fühlen wir uns umweht in der Natur, und schauen in ihr die Herrlichkeit Gottes, wenn anders wir nicht zu denen gehören, die da nicht sehen, ob sie schon sehen. Hat aber die Sünde diese ursprüngliche Verleiblichung Gottes in der Schöpfung gestört und verunstaltet, in der Erlösung erscheint fie als wieder hergestellt: Christus der Gottmensch, der Geistesmensch, die vollkommene Verleiblichung des Gottes, der Geist ist! Und was zunächst in dem Einen ist, soll am Ende der Entwicklungsreihe, die in Ihm ihren keimkräftigen, wachstümlichen Anfang und Ursprung hat, seine Verwirklichung in allen denen haben, die im Glauben mit Ihni eins geworden und in Ihm erneuert werden zu Menschen Gottes, in denen Innen Außen und Außen Innen sein wird: ihr Leib ein reiner Spiegel ihres Innenlebens, ihr Äußeres völlig durchgeistet und ihr Inneres völlig verleiblicht, d. h. das Ideal des Kunstwerkes in vollkommener Erfüllung zur Erscheinung gebracht durch Gottes erlösende Gnade und schöpferischen Geist! Sind aber diese im höchsten Sinne künstlerischen Gedanken, Anschauungen und Werke der Inhalt der Bibel, so wäre es ein reines Wunder, wenn die Kunst nicht frühe angefangen hätte, mit ihr einen Bund zu schließen und mit vollen Händen aus ihr Vorwürfe und Stoffe zu schöpfen für ihre Behandlung in Ton und Farbe, in Wort und Stein.

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Dazu kommt noch ein Anderes: Trägt die Kunst auch ein nationales Gepräge, reden wir deshalb von einer deutschen, italienischen, französischen Kunst und zwar nicht nur, um den verschiedenen Ursprung derselben zu bezeichnen, sondern auch, um den irgendwie verschiedenen Geist damit zu charakterisieren, der sich in ihren Werken je nach der Nationalität ausspricht die Kunst hat doch etwas Internationales an fich; nicht der Franzose, nicht der Deutsche, nicht der Italiener ist doch ihr Objekt, wie sehr er auch darin zur Geltung kommen mag, sondern der Mensch das allgemein Menschliche, so gewiß die Idee und das Ideal das eigentliche Objekt der Kunst ist und bleibt so gewiß ihre Aufgabe besteht in der Darstellung der Idee der Schönheit in sinnlicher Form; denn nicht das Wirkliche, sondern das Wahre will und soll der Künstler zur Anschauung bringen! Dann aber ist die Brücke zwischen Kunst und Bibel wieder leicht geschlagen. Denn die Bibel erhebt den Anspruch, nicht das Buch eines Volkes zu sein, sondern das Buch der Völker, der Menschheit wie denn ihr Kern und Stern wieder nicht irgend ein Mensch ist, sondern des Menschen Sohn d. h. der Mensch, der allen Menschen angehört und die ganze Menschheit angeht - das persönlich erschienene Menschheits-Ideal - Jesus Christus, der zweite Adam, wie ihn Paulus nennt. Die Gesamtgeschichte, welche die Bibel vor unsern Augen entrollt von dem ersten Kapitel der Genesis an bis zum legten der Apokalypse hin, sowie die einzelnen Geschichten in dem Verlauf dieser Gesamtgeschichte, welche sie erzählt,

- sie beide sind nicht individueller, sondern genereller Natur; in ihrer Gesamtgeschichte giebt sie die Entwicklung der Geschichte der Menschheit vom Weltanfang bis zum Weltende hin, und die einzelnen Geschichten inmitten derseben spiegeln alle mehr oder minder das einzelne individuelle Leben der Menschen wieder, wie es sich in jedem Menschenleben wiederfindet, mit seinen Fehlern und Verirrungen, Leiden und Freuden, Kämpfen und Siegen, Fügungen und Führungen durch die Hand des Heiligen und Gerechten, Gnädigen und Barmherzigen! Und eben um dieses Charakters der biblischen Geschichte willen thut sich in derselben vor den Augen der Kunst ein Reichtum von Gestalten auf, an dem fie niemals vorüber gekonnt und niemals wird vorüber können, so lange fie überhaupt ihres eigentümlichen Wesens und Berufes sich bewußt bleibt. Vor allem wird die Geschichte aller Geschichten, die Geschichte des Menschensohnes, immer einen unerschöpflichen Born für die Kunst abgeben, aus dem sie Wassers die Fülle schöpfen wird, ihren Durst zu stillen nach Bildern, von deren elementarer Gewalt sich jeder Mensch jeder Zeit und jeden Geschlechts und Volkes mächtig und unmittelbar angezogen und angesprochen fühlt. Und so ist es denn geschehen und mußte es geschehen, daß die Bibel, sobald sie mit der Kunst in Berührung getreten ist, in das Leben, Wirken, Bilden derselben ihren Einzug gehalten hat. Blättern Sie eine Kunstgeschichte durch, so begegnen Sie von dem Auftreten des Christentums an auf dem Gebiete der bildenden Künste, sonderlich der Malerei, fast nur biblischen Stoffen in Gestalten und Geschichten, so daß einem beispielsweise eine Geschichte der deutschen Malerei mit Nachbildungen der verschiedenen Meisterwerke aus den verschiedenen Epochen fast wie eine Bilderbibel anmutet; - so sehr war die Bibel in diesem Zweig der Kunst die Geberin, um nicht zu sagen die Herrscherin geworden. Mit der Reformation ist dann freilich insofern eine veränderte Sachlage eingetreten, als sie auch auf dein Gebiete der Kunst ihre freigebende Kraft und freilassende Wirkung bewies und das ganze weite Gebiet der Natur und des Menschenlebens derselben erschloß, in scheinbarem Widerspruch mit ihrer sonstigen eigentümlichen Tendenz; denn gab fie die Parole aus: „zurück zur Bibel!", so scheint dieser Rückkehr zur Bibel eine Abkehr der Kunst von derselben zu widersprechen, die im Gefolge der Reformation gewesen. Aber nein -die gesteigerte Hinkehr der Kunst zu andern als biblischen Stoffen und Gedanken ist nicht gleichbedeutend mit der Abkehr derselben von diesen. Das Formal-Prinzip der Reformation: die Schrift allein Norm unseres Glaubens und Lebens, empfängt seine Weite und Freiheit von dem Material-Prinzip derselben: der Gerechte lebt seines Glaubens. Es bedeutet nicht sowohl eine Verschränkung des Menschen und seines Lebens, als vielmehr eine Entschränkung, eine Befreiung desselben zur Durchdringung des gesamten natürlichen Lebens mit dem Geiste Gottes. Die Kunst braucht nicht im engeren Sinne des Wortes religiöse und biblische zu sein, um befreiend, erhebend, versöhnend wirken zu können; fie muß sich nur immer und überall im Dienste Gottes wissen und

fühlen, sie muß nur von dem Geiste Gottes geführt und erfüllt sein, der das Natürliche heiligt, dann verleugnet sie das biblische Prinzip der Refor mation nicht, sondern bringt es vielmehr zur Geltung, wie denn umgekehrt noch nicht jedes Kunstwerk darum biblisch ist, weil es Gestalten und Geschichten der Bibel behandelt; es thut auch hier nicht der Stoff, die Form an sich, sondern der Geist, der den Stoff durchwaltet, der Inhalt, welcher die Form erfüllt.

So meint es Luther, wenn er den Kanon für die reformatorische Kunst des Protestantismus ausspricht: „Alle rechte Kunst ist Gottes Werk und Gabe und darum Gottes Dienerin."

Übrigens erscheint die vorreformatorische Kunst in vielen ihrer Produkte biblischer als sie ist; das katholische Traditions-Prinzip, das doch zuleßt auf ein antibiblisches hinausläuft, macht sich natürlich auch auf dem Gebiete der gleichzeitigen Kunst geltend. Die Kunst des Mittelalters ist mehr kirchlich, als biblisch, was bekanntlich im Mittelalter sehr zweierlei bedeutet. Welche breite Masse nimmt in ihr die MarienMalerei ein, so daß die katholische Kunst nicht minder, wie die katholische Lehre von der Mariologie beherrscht erscheint, d. h. von einer ethnifierenden Verherrlichung der Mutter Jesu, von der die Bibel nichts weiß, gegen die sie vielmehr auf das Unzweideutigste streitet. Demgegenüber beweist in der nachreformatorischen Kunst das biblische Prinzip des Protestantismus sofort seine Macht, indem es die unbiblischen Motive und Gestalten in der christlichen Kunst zurückdrängt, so daß wir von einer wahrhaft biblischen Kunst überhaupt erst seit der Refor mation reden können; damit will ich, wie oben bereits angedeutet, nicht fagen, daß alle biblische Stoffe behandelnde Kunstwerke, die seitdem innerhalb des Macht- und Lebensgebietes des Protestantismus entstanden find, wirklich biblische zu heißen verdienen, weil es ihnen bisweilen an dem biblischen Geiste fehlt, - wie auf der anderen Seite natürlich nicht bestritten werden soll, daß die vorreformatorische Kunst auch wahrhaft biblische Werke aufweist; wohl aber darf behauptet werden, daß es eine naturgemäße Folge der Reformation gewesen ist, auch auf dem Gebiete der Kunst die Bibel zum Siege über die Tradition zu führen, und zwar nicht nur durch die Ausscheidung der Legende aus ihren Werken zu Gunsten der heiligen Schrift, sondern auch durch Reinigung der biblischen Geschichte und Wahrheit von katholischer Entstellung und Entartung. Stand die Kunst bis dahin unter dem Zeichen der Mutter Gottes", so nun unter dem des „Sohnes Gottes"; beherrschte sie bis dahin die Mariologie, so nun die Christologie, - oder vielmehr der biblische Christus, wie er als der heilige Gottes- und Menschensohn lehrend, lebend, leidend einst mitten unter uns gewandelt und sterbend und auferstehend die Welterlösung vollbracht hat, wieder nicht als ob die verschiedenen Scenen aus dem Leben des Herrn von der Krippe bis zum Kreuz nicht bereits in der vorreformatorischen Malerei zur Darstellung gekommen wären; aber wo das Leben der Maria in diese Scenen mit hineingreift, wird dasselbe nicht selten mit

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so sichtlicher Vorliebe seitens des Künstlers behandelt, daß die Wirkung des Herrn selbst darüber beeinträchtigt wird, ja auch sonst will es mir erscheinen, daß die bildnerischen Darstellungen jener Zeit aus dem Leben des Heilandes weniger christocentrisch sind, als die unter dem Zeichen des Protestantismus entstandenen. So erinnere ich mich eines Bildes von Fustmaier in Regensburg aus dem 15. Jahrhundert, das jene biblische Scene darstellt, von der Goethe gesagt hat: „Ich wüßte in dem ganzen Evangelium keinen höheren und ausdrucksvolleren Gegenstand, als Christus, der leicht über das Meer wandelnd, dem sinkenden Petrus zu Hilfe tritt. Die göttliche und menschliche Natur ist in keinem andern Falle den Sinnen und so identisch darzustellen, daß der ganze Sinn der christlichen Religion nicht beffer mit Wenigem auszudrücken; das Uebernatürliche, das dem Natürlichen auf eine übernatürlich-natürliche Weise zu Hilfe kommt und deshalb das augenblickliche Anerkennen der Schiffer und Fischer, daß der Sohn Gottes bei ihnen gegenwärtig sei, hervorruft, ist selten gemalt worden, so wie es zugleich für den lebenden Künstler von großem Vorteil ist, daß es Raphael nicht unternommen, denn mit ihm zu ringen, ist so gefährlich als mit Phanuel". Und gewiß, Goethe hat recht, wenn er diesen biblischen Stoff den Malern als einen der malerischsten empfiehlt, und wie fein seine Bemerkung, wie sich in demselben zugleich das eigentümliche Wesen der Person des Heilandes wie des Christentums versinnbildliche ein malerischer Vorwurf allerdings würdig eines Raphael; aber ist Raphael überhaupt vielleicht weniger biblischer Historien-Maler, als philosophisch-dogmatischer und idealistischsymbolischer Maler, so hat es meines Wiffens überhaupt keiner der Maler ersten Ranges weder vor noch nach der Reformation, weder auf katholischem, noch auf evangelischem Gebiete versucht, an diesen Stoff seine Meisterschaft zu seßen. Aus der vorreformatorischen Malerei ist mir, wie gesagt, nur eine Darstellung desselben bekannt, die oben genannte des Regensburger Künstlers aus dem 15. Jahrhundert, und aus der nachreformatorischen erinnere ich an jenes bekannte Richtersche Bild des sinkenden Petrus, das in ungezählten Häusern die Wände schmückt oder an das Plockhorst'sche in dem weit verbreiteten Werke des genannten Malers, das er zusammen mit dem seligen Gerok herausgegeben: „Von Betlehem nach Golgatha!" Dort auf jenem mittelalterlichen Bilde Christus ziemlich abseits auf den schäumenden Wogen stehend, auch in der Figur und Größe durch nichts hervorragend und unmittelbar die Augen auf sich ziehend, Mittelpunkt des Bildes vielmehr Petrus bildend und mit ihm das von den bangen Jüngern befeßte und mit den Wellen ringende Schiff! Wie anders jene modernen, dem evangelischen Bereich der Kunst entstammten Bilder: sie sind durchaus christocentrisch gedacht und gemalt: der Herr der sichtliche, alles beherrschende Mittelpunkt der ganzen Scene, um den sich das Ganze derselben bewegt, und von dem Licht und Leben auf das Ganze, vor allem auf den sinkenden Petrus aus

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