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ihrem Sinne reine" Lehre gebe, alle ihre Kräfte darauf verwende und damit viel Streit und Kampf in unserer evangelischen Kirche anrichte, während die positiven Kreise in der innern und äußern Mission Tüchtiges schaffen, dieselbe aus ihren persönlichen Kräften bestreiten und somit die Probe des guten Baumes bestehen, da antwortete er mir: Ja, darüber habe ich auch schon viel nachgedacht und sage mir: Es ist ein Charisma, welches sie haben! Das war eine Ausflucht der Verlegenheit, recht besehen ein Zugeständnis. Lipsius hat sich die richtige Antwort offen und ehrlich gegeben und darum hat er sich nicht nur zu gemeinsamer Thätigkeit mit den kirchlichen Kreisen verbunden, sondern ist ihnen auch innerlich näher gekommen. Damit wurde aber nur eine Kraft entbunden, welche bereits in ihm war. Und woher diese stammte und ihre Nahrung zog, liegt zu Tage.

Die Großmutter väterlicher Seite, Frau Pastor Lipfius in Bernstadt war, wie schon oben bemerkt, in der Brüdergemeinde erzogen und wohnte als Witwe in Herrnhut. Dieselbe übte einen ersichtlichen Einfluß auf den Enkel sowohl als sich derselbe seiner Gesundheit wegen bei ihr aufhielt als auch als sie von 1845 im Hause ihres Sohnes in Leipzig ihren Aufenthalt nahm. Daher schrieb sich auch sein Gebrauch der Brüderlojung. Er sagte selbst einmal, daß kein Buch auf sein inneres Leben einen so tiefen Einfluß geübt habe, als die Brüderlosung. Jugendeindrücke pflegen in den späteren Jahren ihre Kraft zu erneuern. Die Brüdergemeinde war ihm lieb und aus diesem Zusammenhange bekommt es eine besondere Bedeutung, daß auf seinen Antrag die Jenenser theologische Fakultät dem jeßigen Direktor des theologischen Seminars in Nisky die theologische Doctorwürde verlieh. Es wäre dies wieder ein Fall (cf. Schleiermacher), wo die Brüdergemeinde auf die Theologie in den Landeskirchen einen heilsamen und wichtigen Einfluß geübt hat.

Die näheren Freunde L.'s, besonders der Kirchenhistoriker Nippold, sehen in der Wendung, welche er vollzogen hat, nicht bloß ein Ereignis von persönlicher, privater und vorübergehender, sondern von allgemein kirchlicher und folgereicher Bedeutung. Lipfius selbst identifiziert mit seiner neuen Stellung diejenige fast der gesamten liberalen Theologie. Sie will in Gemeinschaft des Geistes mit der positiven Theologie wenigiens mit den Anhängern derselben arbeiten und kämpfen. *) Mag nun auch die feindselige Haltung der Ritschl'schen Theologie der liberalen Theologie gegenüber und die Gefahren, welche von ersterer der Kirche drohen ein nicht unwichtiger Faktor gewesen sein, welcher die im Lager der liberalen Theologie eingetretene Veränderung mitbewirkte und legtere zu der Schwenkung" mitveranlaßte,**) eine Thatsache ist sie. Da sie

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*) Ich erkenne mit Freuden an, daß auch D. Dreyer in Meiningen in seinem undogmatischen Christentum und in seinem Wirken diesem Zuge folgt. Ähnlich D. Pfleiderer in seinen Publikationen der letzten Jahre.

**) Schwarz charakterisierte s. 3. in einer gothaischen Landeskonferenz den Ritschlianismus als religiösen Nihilismus.

dies ist, so müssen wir auch im gegebenen Fall die Frage, ob wir die dargebotene Hand zu gemeinsamer, praktisch-kirchlicher Thätigkeit annehmen wollen und können, einer gewissenhaften und wohlwollenden Prüfung unterziehen. Andrerseits werden wir bei aller Versöhnlichkeit, allem persönlichen Entgegenkommen und aller gerechten Anerkennung dessen, was uns jest verbindet, aus dem Entwicklungsgang der liberalen Theologie spec. Lipfius's, eines ihrer bedeutendsten Theologen, einen Grund mehr nehmen, das Bekenntnis unsrer Kirche und unsern Glaubensstandpunkt auch ferner ohne Rechthaberei und unter gewissenhafter wissenschaftlicher Arbeit, aber auch in Treue, Wahrheitsliebe und Lauterkeit mit gutem Gewissen festzuhalten und zu verteidigen. Verdanken doch wir und mit uns die liberale Theologie dieser Treue die erfreuliche Wendung.

Aber auch eine Ermunterung und ein Trost liegt darin, nämlich daß wir in den gegenwärtigen Kämpfen an der Zukunft unserer Kirche nicht verzweifeln. Auch die, welche jezt noch unsere Gegner sind, können über kurz oder lang den Weg des Friedens finden, wie gering auch die Anzeigen einer Neigung dazu zu sein scheinen. Den Aufrichtigen läßt es der Herr gelingen. Unsere geliebte evangelische Kirche wird neu belebt, bereichert und fester gegründet aus allen ihren Nöten hervorgehen.

Jugendvereine chriftl. Bestrebungen.

Jede Arbeit, welche die religiöse Pflege der Konfirmanden bezweckt, verdient bei der Wichtigkeit des Gegenstandes aufmerksame Prüfung, zumal in unsrer Zeit, in der immer dringender die Frage wiederholt wird: Wie erhalten wir die Jugend bei Christus und der Kirche?" In jüngster Zeit macht sich eine Bewegung mehr und mehr geltend, die in neuer und doch einfacher Weise die Antwort auf obige Frage glaubt gefunden zu haben. Wir meinen die Jugendvereine christlicher Bestrebungen, wie solche bei unsern deutschen Brüdern jenseits des Oceans bereits in großem Segen bestehen, nachdem sie in den englischen Kirchen schon eine große Bedeutung erlangt haben. Es freut uns, hier kurz auf dieselbe hinweisen zu können. Sie stehen bisher fast einzigartig in der Kirchengeschichte da. Sie sind nicht etwa eine Art von Verein in unserer mit Vereinen übersäeten Zeit, sondern eine hervorragende religiöse Bewegung, ähnlich derjenigen der Mission und Sonntagsschule. Wir heben nur das eine hervor, daß aus den zwei Vereinen mit 68 Mitgliedern, die 1881 gebildet wurden, heute, also nach 13 Jahren, mit fast wunderbarem Wachstum, bereits 30 610 Vereine mit 1 836 660 Mitgliedern entstanden sind. Und daß diese Zahlen nicht bloß auf dem Papier stehen, sondern daß Geist und thatkräftiges Leben dahinter steht, beweist nur die eine Notiz allein, daß im vorigen Jahr, als ca. 26,000 Vereine bestanden, diese Vereine

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allein für die Mission ca. 420 000 Mk. aufbrachten. Und der Hauptleiter äußerte dazu: „Das war etwas, aber nur der Anfang für eine viel größere Summe." Man muß diese äußere Zunahme um so mehr bewundern, weil sie mit dem innern Wachstum Hand in Hand geht. Denn nach den trefflich verfaßten Statuten, welche eine sehr strenge Vereinsucht vorschreiben, ist es geradezu unmöglich, daß ein aktives Mitglied, welches nicht mit Ernst für Christum und die Kirche" so lautet nämlich der Wahlspruch des Vereins - arbeitet, fich längere Zeit als solches halten kann. Als Hauptursache der segenbringenden Wirkungen dieser Vercine ficht man mit Recht die Gebetsversammlungen an, zu deren regelmäßigem Besuch jedes Mitglied sich verpflichtet und das jeden Monat zu erneuernde Gelübde. In ihm liegt die Kraft und das Rückgrat der Vereine. Es lautet:

Ich gelobe meinem Herrn Jesu Christo, im Vertrauen auf seine Krast:
Daß es mein ernstes Bestreben sein soll, allezeit zu thun, was meinem
Herrn und Heiland wohlgefällt, überhaupt mein lebenlang einen wahrhaft
christlichen Wandel nach bestem Wissen und Gewissen zu führen.

Daß ich es mir zur Regel meines Lebens mache, jeden Tag zu beten und Gottes Wort zu lesen. die Gemeinde, der ich angeböre, nach Kräften zu unterstüßen und ihre regelmäßigen Gottesdienste zu besuchen.

Daß ich als aktives Mitglied meine Pflichten gegen den Verein gewissenhaft erfüllen will.

Daß ich in den Gebetsversammlungen des Vereins immer anwesend sein und an denselben nicht nur durch Gesang, sondern auch in anderer Weise thätigen Anteil nehmen will.

Daß mich nur solche Gründe von dem Besuche der regelmäßigen Gottesdienste und der Gebetsversammlungen des Vereins abhalten können, die ich vor meinem Herrn und Meister mit gutem Gewissen verantworten kann.

Sollte ich bei einer monatlichen Konsekrations-Versammlung durchaus nicht anwesend sein können, so will ich, wenn irgend möglich, einen Spruch heiliger Schrift einsenden, der beim Aufruf meines Namens verlesen werden soll.

Diese Vereine umfassen Mitglieder aller christlichen Konfessionen. Die Bedeutung der Vereine liegt darin, daß sie allein bisher praktisch das Konfirmationsversprechen derartig voll und ganz in that sächliche Wirkung umseßen, wie es bisher von uns nur gewünscht, erstrebt, aber nicht genügend erreicht ist. Die Vereine wollen die gesamte Jugend zu selbständigen Christen erziehen, indem sie ihr die Möglichkeit und das Mittel an die Hand geben, um das, was sie am Konfirmationstage gelobt, auch praktisch halten zu können. Ob das auch für uns in Deutschland durchzuführen ist, diese Frage wird in einem mit Nr. 21 beginnenden Artikel der Deutsch-Ev.-Kirchen-Ztg.: Etwas das auch in Deutschland nötig ist", besprochen.

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Aus den Schriften dieser Vereine geht so viel hervor: Wir haben es hier mit einer Sache zu thun, von der jenseits des Oceans Geist und Leben ausgeht, weil Gottes Geist dabei waltet. Die Jdee, welche die Vereine christlicher Bestrebungen ins Leben gerufen hat, ist es wahrlich wert, daß auch wir Deutschen uns auf die eine oder andere Weise mit ihr auseinanderseßen. Denn auf gesunder biblischer

Grundlage im Anschluß an die Lokalgemeinde bietet jene der Jugend beides: den richtigen Beweggrund zu einer gottgewollten, religiösen Begeisterung und die erforderliche Gelegenheit und Handhabe zu einer naturgemäßen Entfaltung des religiösen Lebens und Strebens. Die auffallend schnelle Ausbreitung und Bewegung und ihr unverkennbarer segensreicher Einfluß auf die jugendlichen Gemüter und das kirchliche Leben muß jedem, der sehen will, zeigen, was die religiöse Hingabe der Jugend an Christum, und ihr Eifer für Christus vermögen, wenn das jugendliche Feuer in der rechten Weise angefacht und unterhalten wird.

Es bestehen bereits in den deutschen Gemeinden von 13 Staaten der nordam. Union 150 jolcher deutschen Vereine mit über 4000 Mitgliedern, die seit 2-3 Jahren entstanden sind; (in den leßten 4 Wochen allein 14 Vereine!). Ende 1892 waren es nur 39 Vereine und im Laufe dieses Jahres wird die Zahl sich auf wenigstens 300 steigern. Diese ganz bestimmte Erklärung konnte P. Berner, der Präsident des deutschen General-Vereins christlicher Bestrebungsvereine, zu dem die deutschen Vereine organisiert sind, auf der diesjährigen II. Konferenz zu Tiffin am 25. und 26. April aussprechen. Wir sehen, es hat nur des deutschen Gewandes bedurft, und alsbald hat die gewaltige religiöse Bewegung in der englischen Kirche sich auch auf die deutschen Gemeinden ausgedehnt und dort überall Leben hervorgerufen. Es kann ja auch nicht anders sein, wo Cottes Geist so sichtbar und spürbar waltet, wie hier, da müssen alle Bedenken fallen, die überhaupt nur theoretischer Natur sind und nichtig werden, sobald man die Sache kennen lernt. Man läßt sich eben vom Geist Gottes ergreifen, weil man's ahnt, das ist's, was wir brauchen. Und nach Leben hungern wir sehnsuchtsvoll. Was wir auch hier in Deutschland brauchen, das ist Leben, Leben, vor allem unter der Jugend, damit wir auf eine gute Zukunft hoffen dürfen. Wir kennen diesbezüglich kein besseres Mittel bisher, um dasselbe zu wecken, wie den Jugendverein christlicher Bestrebungen. Die Konfirmation, wie sie bei uns gehandhabt wird, muß auf unzählige Kinder den Eindruck machen: So, Vogel flieg! So lange das Vöglein sicher im Nest ruht, ist wenig Gefahr, solange die Kinder daheim im Schul- und KonfirmandenUnterricht stehen, ist wenig Gefahr, aber nach der Konfirmation! Feinde ringsum! Die Konfirmierten fallen wie ein junges Täubchen den Krallen der Kaße oder des Habichts zur Beute, denn sie können ja nicht selbständig fliegen, sie flattern nur. Da tritt nun der christliche Bestrebungs-Verein ein, auf biblischer, kirchlicher und gesunder Grundlage beruhend und will gerade im Anschluß an die Lokalgemeinde die Jugend hegen und pflegen, die unselbständigen, unmündigen zu selbständigen, mündigen Christen erziehen, indem er ihnen durch obiges Vereins-Gelübde das Mittel und damit die Möglichkeit bietet, daß sie dem Konfirmationsgelübde auch wirklich treu bleiben können. Denn das Vereinsgelübde ist nur eine praktische Anwendung des

Kirchl. Monatsschrift. Jahrg. XIII. Heft XII.

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Konfirmationsgelübdes, allerdings im vollen Umfang und im ganzen wirklichen Ernst auf Bethätigung desselben und zugleich, wodurch

es gerade so hervorragt, in solch einfach bestimmter und positiver Form. Es verpflichtet, bestimmte Dinge zu bestimmter Zeit zu thun. Würde es einfach lauten: „Ich verspreche, bei jeder Gelegenheit meine Pflicht zu thun", so läge darin keine bindende Kraft. Es lautet positiv und enthält keine verneinende Klausel. Sein Geist ist: „Ich thue", nicht: Ich entsage, nicht: ich will beten, ich will die Bibel lesen, die Kirche unterstüßen. Das Gelübde ist nicht nur bestimmt und positiv, sondern es enthält auch spezielle und klar ausgesprochene Pflichten. Zwar versucht es nicht, alle Einzelheiten des religiösen Lebens zu nennen und zu decken. Es enthält nicht für jede Sünde ein bestimmtes Verbot und soll dieses auch nicht. Es faßt ganz spezielle Gegenstände ins Auge. Es bezieht sich auf die persönliche Frömmigkeit und die Unterstüßung der Kirche, desgleichen auf das entschiedene Bekenntnis für Christum in den Gebets- und Konsekrations versammlungen. Dieses Gelübde hat namentlich die Eigentümlichkeit, daß es alles an dem Maßstabe des Gewissens prüft. Es sagt uns, etwas nicht zu thun, wenn wir dafür einen Grund haben, den wir Jesum Christum geben können. Mit einem solchen Grunde darf ich von der Gebetsversammlung und dem Gottesdienst wegbleiben; ohne einen solchen darf ich mich ihm nicht entziehen. Habe ich eine Entschuldigung, die ich mit gutem Gewissen vor meinem Herrn und Heiland verantworten kann, dann darf ich in den Gebetsversammlungen schweigen. Aber ich muß ganz gewiß sein, eine solche Ents schuldigung zu haben. Das ist vernünftig, das ist schriftgemäß, das ist evangelisch, das ist christliche Bestrebung.

Da hätten wir also kurz die wesentlichen Merkmale des Gelöbnisses: bestimmte Pflichten, positive Pflichten, spezielle Pflichten für alle jungen Leute. Es befaßt sich auf dem religiösen und sittlichen Gebiete nicht mit jeder einzelnen Pflicht, prüft aber die oben genannten Pflichten an der Frage: Was wünscht Christus von mir gethan zu haben?

In den meisten Fällen wissen die Kinder nicht und könnens auch nicht ganz begreifen, welch' ein herrliches Gut fie mit der Konfirmation überkommen haben. Darum knüpft der Bestrebungsverein hieran an und seßt das Konfirmationsgelübde in thatsächliche praktische Wirkung für das alltägliche Leben um, indem er die Konfirmierten anleitet, wie man selbständig betet, Gottes Wort regelmäßig unter Gebet liest, wie man überall für Christum und Seine Kirche wirken kann.

Die leitende Idee des Vereins ist es, jedem Mitglied eine bestimmte Arbeit zu geben; gethan wird diese vornehmlich durch verschiedene Komitees, die je nach Bedürfnis gebildet werden. Durch solche praktische Christenarbeit kommt der Glaube der jungen Christen am besten zum Durchbruch; er wird gestärkt und gestählt gegen die Feinde und Versuchungen; die Herzen werden zur Liebe zum Heiland

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