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allerschändlichsten Art,

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Beweis genug, daß sein Glaube lediglich auf besonderer Gabe Gottes, auf Offenbarung Gottes in seiner Mitte beruht. Und auch in künstlerischer Beziehung weist es durchaus keine hervorragende Begabung auf. Es hat es nie zu einer eigentlich nationalen Kunst auf den Gebieten der Malerei, der Plastik, der Musik und Architektur gebracht. Selbst sein größtes nationales Kunstwerk, der Tempel in Jerusalem, ist kein selbständiges, sondern von anderen Völkern entlehntes. Hiram von Tyrus war der Baumeister Salomo's, der im eigenen Volf keinen genügenden Meister der Baukunst fand. Auch in der neueren Zeit hat es, ausgenommen in der lyrischen Poesie und der Musik, nichts Nennenswertes auf dem Gebiete der Kunst produciert, - und auch dann erst wieder, wenn es, wie in Mendelssohn, den christlich-deutschen Geist entschiedenen Einfluß über sich hat gewinnen lassen. Freilich gerade in künstlerischer Beziehung hat die ihm durch Offenbarung Gottes gegebene Religion die etwa vorhandene natürliche Begabung zurückgehalten. Das Bilder-Verbot des Dekalog: „du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen!" mußte ja und hat nachweislich die Bildnerei in Israel auf ein enges Gebiet beschränkt; und wie notwendig dieses Verbot war, bezeugt das goldene Kalb am Fuße des Berges der Gesezgebung. So finden wir von Malerei bei ihm keine Spur und die Plastik tritt nur als Begleiterin der Baukunst in untergeordneter Verbindung, d. h. als ornamentale, nicht als selbständige Kunst auf, und so wird die Kunstgeschichte Israels zur Apologie der Offenbarung Gottes unter seinem Volke. Damit stehen wir aber auch auf der anderen Seite vor der interessanten Thatsache, daß nicht das künstlerisch begabteste und leistungsfähigste Volk des Altertums, die Griechen sondern das in dieser Beziehung ihm durchans inferiore, Israel, der Welt das Buch gegeben hat, an dem sich die Kunst aller Völker seitdem mehr genährt hat, als an allen Büchern Griechenlands zusammen.

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Aber wieder dieses Buch ist ja selber garnicht eigentlich Israels Buch, - nicht Werke seines nationalen, natürlichen Geistes, sondern des Geistes der Offenbarung, der ihm von oben oft gegen sein Widerstreben geschenkt war. Dieser Geist hat sich in diesem Buch verleiblicht, eine für alle Zeiten gültige, sprechende Form geschaffen, und deshalb sagen wir: die Bibel ist das internationale Kunstwerk, in dem sich eine allgemeine Menschheits-Idee: die Religion, verkörpert hat, darum international, weil der Geist sein Schöpfer ist, der an keine Nation gebunden ist: Der heilige Geist Gottes! Man streitet fich heutzutage wieder so viel unter den Theologen über die Inspiration der Bibel, und es dürfte schwer werden, dieselbe in eine Formel zu fassen, - so schwer wie das Verhältnis des Menschlichen und Göttlichen in der Person des Heilandes. Ein Kunstwerk möchte vielleicht noch am ersten veranschaulichen, was es um die Inspiration der Schrift ist, und uns zugleich sagen, in wiefern die Bibel selber ein Kunstwerk ist, geschaffen von keinem geringeren Künstler, als dem Geiste Gottes, aus dem Material menschlichen Lebens und Denkens.

Jedes echte Kunstwerk ist inspiriert und doch zugleich das Produkt energischer, an bestimmte Geseße gebundener Arbeit. Die künstlerische Idee meinetwegen das Thema einer Beethoven'schen Symphonie kommt dem Künstler von ohngefähr als unmittelbare Gabe des Genius; ohne bewußtes Suchen wird sie von ihm empfangen; er ist in dem Augenblick ihrer Entstehung mehr receptiv als produktiv, mehr leidend als schaffend, — wie selig er auch gerade bei diesem Leiden ist. Aber alsobald beginnt dann seinerseits die bewußteste Thätigkeit, die empfangene Idee verarbeitend und zwar nach den strengsten Geseßen der Harmonie, bei deren Ausführung selbst sein Verstand ein Wort mitzusprechen hat zur planvollen Durchführung der Grund-Idee und des ganzen Kunstwerks. Und dabei ist es nicht so, daß, so gewiß diese Idee das Ganze beherrscht, nicht doch ein Nebenthema aufträte, und daß nicht Stimmen ertönten, welche nur begleitender Natur find, obwohl bald das eine, bald das andere Instrument die führende Idee übernimmt und ausspricht. Ähnlich ist auch das Buch der Bücher entstanden, diese große Symphonie mit dem Thema der Welt-Erlösung, und in diesem Sinne ist es auch ein Kunstwerk: inspiriert von oben und doch zugleich nach den Geseßen des menschlichen Geistes und Denkens entstanden, die Idee gegeben vom heiligen Geist der Wahrheit, aber die Darstellung dieser Idee das Werk des biblischen Schriftstellers; und durchklingt auch diese große Symphonie der Schrift jene eben ausgesprochene Idee Gottes, als ihr Grund- und Haupt- Thema -: an dem Neben-Thema fehlt auch ihr nicht, indem die geschichtliche Verwirklichung dieses Gottesgedankens in der Darstellung begleitet wird von der Geschichte eines Volkes oder einzelner menschlicher Persönlichkeiten! Und endlich: hören wir in einer Beethoven'schen Symphonie eine Menge von füllenden Stimmen und Instrumenten, von denen bald diese bald jene das Thema des Ganzen aufnimmt, nicht anders in der Schrift: Füllstimmen auch in ihrem hehren Konzert und nicht alle immer gleich erfüllt von dem inspirierten Gedanken Gottes, der doch das Ganze von Anfang bis Ende durchklingt, ob auch hier und da in verschiedener Stärke und Klarheit.

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Oder um es mit einem andern Bilde zu sagen: die Bibel ein großartiges Bauwerk, ein Dom, zur Andacht und Anbetung uns einladend. Sein Architekt der h. Geist Gottes, die Bauleute die menschlichen Schriftsteller, die unter seiner Anleitung und Führung den Dom bauen und dabei keineswegs, wie viel sie auch von dem Architekten empfangen, außer geistiger Thätigkeit gesezt, so wenig wie die Bauleute bei einem Dom-Bau: ja so entstand er dieser Geistes-Bau, dieser Bibel-Dom, selber in seiner Weise ein Kunstwerk, und auch darum wohl die Kunst seit Jahrhunderten immer wieder so anlockend, wie nichts Anderes. Denn um in diesem Bilde weiter zu reden: giebt es Dome in der Christenheit, in denen derselbe künstlerische Gedanke in immer neuen Windungen und Wendungen das Ganze beherrscht bis in seine Hleinsten Teile hinein, von dem Grundstein an bis zum Schlußstein der

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Türme hinauf und wird, je weiter und höher hinauf der Bau vor unsern Augen steigt, um so klarer der Grundgedanke, der das Ganze erfüllt, immer lichter vor unserm Auge heraustretend : folch ein Bau ist auch der Bibeldom. Unsere deutschen Dome haben ihm seine Kunst zum Teil abgesehen und seine Grundform nachgebildet: auf_der Kreuzform bauen sie sich auf und diese Form tragen sie bis hinauf zu der Kreuzblume, die in schwindelnder Höhe ihre Türme frönt! Auf dem Kreuze baut sich auch der Bibeldom auf, das Kreuz der Grundriß, nach dem er gebaut ist. Schon die Grundmauern deuten darauf, die Moses im Geseß gebaut: die Opfer vom Sinai weissagen das Opfer von Golgatha, das auch in der ehernen Schlange der Wüste sein_alttestamentliches Schattenbild hat. Und je höher hinauf der Bibeldom steigt unter den Händen der späteren Bauleute, der Propheten, um so unverkennbarer tritt die Form und Gestalt, die das Ganze trägt, heraus: das Kreuz, unter dem Jesaias anbetend kniet und weissagt, wie wenn er es bereits mit Augen gesehen: „Fürwahr, Er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Miffethat willen verwundet und unserer Sünde willen geschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilet!" Und bedarf es noch weiter Zeugnis, wie im Bibeldom neuen Testaments sich vollendet, was im alten also angebahnt und angebaut worden: die Kreuzgestalt des Ganzen? Der Gekreuzigte selbst stellt diese Einheit fest zwischen dem alten und dem neuen Teile dieses wunderbaren Baues in seiner Osterpredigt an die kreuzesscheuen Jünger: Mußte nicht Christus folches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen! Von Ihm zeugen Moses und alle Propheten!"

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Und so ist denn auch der Schlußstein, der das Ganze krönt, eine Kreuzblume: jener Schlußchor, der aus der in den Himmel ragenden Kuppel des Bibeldomes in der Offenbarung St. Johannes zu uns her niederklingt: das Triumphlied der Erlösten Jesu Christi nach allem Kreuz der Zeit und doch über das Kreuz, in dessen Zeichen sie gefiegt haben: das Lamm, das erwürgt ist, ist würdig zu nehmen Preis, Ehre, Kraft, Stärke und Ruhm und Anbetung von Ewigkeit zu Ewigkeit!" Wahrlich fordert ein Kunstwerk eine einheitliche Idee, und ist es um so größer, je größer diese Idee ist, welch ein Kunstwerk dann dieser Bibeldom! und riefen die Jünger Jesu einst angesichts des Tempels die Worte voll staunender Bewunderung aus: „Meister welch ein Bau ist das!" hier angesichts dieses Wunderbaues hat dieser Ruf noch ein größeres Recht!

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Aber seßen jene bei diesem Ausruf noch hinzu: „Welche Steine!“ so thun wir's auch hier mit nicht minderem Recht. Ja wie herrlich nicht nur das Ganze, nein, wie schön auch das Einzelne in diesem Ganzen!

Kunst ist Wahrheit in der Gestalt der Schönheit! Und suchen Wahrheit und Schönheit einander, sofern es doch auch eine wahre

Schönheit geben muß, so haben sie auch beide einander in der Bibel gefunden; in ihr bietet sich uns die Wahrheit, die ewige, dar und zwar in der ihr adäquaten Form: in der der Schönheit, bald mit der näheren Bestimmung der Erhabenheit, bald mit der der Lieblichkeit, bald wieder mit der der anschaulichen Lebendigkeit! Nie hat ein Mensch erhabener geredet als Jesaias, der Prophet der Erhabenheit Gottes! Nie einer aus lebendigerer Anschaulichkeit als der bilderreiche Hesekiel, der nicht umsonst der Liebling unseres Schiller gewesen. Nie aber jemand bei aller Erhabenheit und Anschaulichkeit zugleich lieblicher als der Menschensohn! Seine Reden wie sind sie zumal in seinen Gleichnissen Bilder von einer plastischen Schönheit und Anschaulichkeit, daß fie wie Gemälde von eines Künstlers Hand mit unvergleichlicher Lebendigkeit vor unsern Augen stehen. Kann's dir schöner gesagt werden, wer dein Nächster ist, als in dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter, in dem der Heiland sein Selbst-Porträt entworfen hat mit der Unterschrift: „der die Barmherzigkeit an dir that!"? Und kann's dir schöner gesagt werden, wer du bist, als in dem Gleichnis vom verlorenen Sohn mit dem Jubellied am Schluß: „dieser mein Sohn war verloren und ist wiedergefunden, er war tot und ist wieder lebendig geworden!"?

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Und wie oft erhebt sich die Rede des Denkers unter den Aposteln, des Paulus, zu lyrischem Schwung, zu dramatischer Lebendigkeit: so dort, wo er im 2. Korintherbrief die innere Unabhängigkeit der Christen von der Welt in jener langen Reihe von Gegensägen schildert: „als die Verführer und doch wahrhaftig, als die Unbekannten und doch be= kannt, als die Sterbenden und siehe, wir leben, als die Gezüchtigten und doch nicht ertötet, als die Armen, aber die doch viele reich machen, als die nichts inne haben und die doch alles haben!" oder da wieder, wo er das ergreifende Lied vom Heimweh fingt, das durch alle Adern der Natur hindurchgeht und in welchem die Kreatur sich mit uns sehnt nach der seligen Freiheit der Kinder Gottes; - oder um endlich nur noch eins zu nennen: jenes Hohelied von der Liebe 1. Kor. 13, das, wie viel Lieder auch der Liebe gesungen sein mögen und noch gesungen werden, doch die Krone aller ist und bleiben wird. - Und soll ich die schlichte Kunst epischer Erzählung rühmen, die uns in den Evangelien begegnet, oder die Schönheit der Psalmen preisen, die aus Davids königlicher Leyer und aus Assaphs güldener Harfe in der Schrift für uns erklingen? Und sind die letteren Kunst im engeren und eigentlichen Sinn des Wortes in der Bibel- lyrische Kunstwerke von unvergänglicher Schönheit, die hier und da zerstreut im Verlauf der biblischen Erzählung ihre ebenbürtigen Genossen haben, so hat auch die eigentlich epische und dramatische Kunst-Poesie ihre Beiträge zu der Bibel geliefert; jene in dem Lehr-Epos des Buches Hiob, diese in dem lyrischen Drama des Hohenliedes Salomo, das viele ganz anders anmuten würde, wenn sie es zum ersten Doch mal in der Form eines solchen gedruckt vor sich hätten! genug! Denn mit einem Worte: sagt ein jedes echte Kunstwerk: „Etwas

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über allem Scheine trag ich in mir" dann ist die Bibel eins der ersten und echtesten! Und wenn Rafaels Sirtina und Michel-Angelo's Moses, Beethovens Symphonien und Goethes Dichtungen längst in Staub und Asche zerfallen sein werden, wird dieses Kunstwerk, das die Wahrheit ebenso zur Schönheit, wie die Schönheit zur Wahrheit geführt hat, noch leben in unvergänglicher Jugendfrische, und nur die Frage kann entstehen und ist während des Schreibens dieser Gedanken in mir aufgestiegen: Was wird aus der Bibel werden, wenn der leßte Tag der Welt gekommen sein wird, und der neue Himmel und die neue Erde geschaffen werden als das ewige, vollendete Kunstwerk Gottes? - Wird dann auch die Bibel mit allen andern Kunstwerken unter den Trümmern der alten Welt begraben werden oder als das Buch gewordene Wort Gottes ihren Einzug halten in die neue Welt ewiger Schönheit?

Das Ja und das Nein auf diese Frage geben Jesu Worte: „Himmel und Erde werden vergehn, aber meine Worte vergehen nicht!" und der Prophet, der von Ihm geweissagt, und der Apostel, der von Ihm gezeugt, stimmen mit ein: „Alles Fleisch ist wie Gras, und alle —, auch die Kunst-Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blume; das Gras verdorrt und die Blume verwelkt; aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit!"

Das sechste Gebot im Konfirmanden-Unterricht.

Von E. Gründler,

Pfarrer und Schulinspektor am Militär-Knaben-Erziehungs-Institut zu Annaburg.

Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz, samt der Seele und Leib, müsse behalten werden unsträflich auf die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi. 1. Thess. 5, 23.

Unter denjenigen Stücken des Katechismus, welche vor anderen dem Katecheten beschwerlich fallen, steht erfahrungsmäßig das sechste Gebot in erster Reihe. In dem gesamten Gebiete der drei ersten Hauptstücke dürfte nur noch der dritte Artikel es sein, der in ähnlichem Grade schwierig zu behandeln ist. Und doch liegen hier und dort die Schwierigkeiten auf verschiedenen Gebieten. Bei dem dritten Artikel ist es vorwiegend die dogmatische, bei dem sechsten Gebote mehr die praktische Seite, welche der Behandlung Hindernisse in den Weg legt. Bei beiden Abschnitten heißt es: „Herr, hilf, Herr, laß wohlgelingen" aber an jenen geht es mit Verstandesfragen, an diesen mit Herzklopfen. Ohne Zweifel ist es eine außerordentlich schwierige Sache, nicht nur für den Lehrer in der Schule, auch für den Geistlichen im Konfirmanden-Unterricht, über das sechste Gebot zu den Kindern zu reden. Eine außerordentlich schwierige und doch zugleich eine außerordentlich wichtige Sache. Ob in unseren Tagen in puncto sexti mehr gesündigt

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