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noch verdammt und im Tode verloren find? Oder zu den Schäflein, die das Siegel in ihrem Herzen und an der Stirn tragen, daß sie ihr Hirte gefunden hat, und auf seinen Achseln zu seiner Heerde trägt? Wenn noch heute vor dem Untergange der Sonne die Stunde eures Abschiedes hereinbrechen würde, möglich wäre es, wer? welche? wie Viele unter euch würden derselben mit Freuden entgegen. sehen, und im Frieden ihr Haupt niederlegen? Ist das nicht eine Frage, die ihr mit Stillschweigen beantworten müsset? Würdet ihr nicht verzagt sein, wenn ihr dieselbe beantworten solltet? Und welch eine Schande ist das für Menschen, die den Namen der Evangelischen führen! Eine Schande, die ich gern verschwiege, wenn ich kein Prediger wåre; doch, wenn ich sie auch verschweigen wollte, so verráth sie sich selbst. Wer weiß unter euch bis diese Stunde, wie es um seine Seligkeit stehet? Wer hat die Freudigkeit, es mir nur zu versichern, daß er aus Gnaden ein Schäflein sei, welches der Hirte gefunden? Wer hat den Muth, es mir so zu sagen, daß ichs ihm glauben muß? Habt ihr nicht so viel Herz, es mir ins Gesicht zu sagen: Ich bin aus Barmherzigkeit ein Schäflein seiner Weide! So kann ich mir nicht vorstellen, daß ihrs dem Herrn, dessen Bote ich an euch bin, sagen dürfet: Hier ist meine Hand, mein Herz ist bekannt; so wahr du das Lamm, so wahr bin ich Armes ein Schäfchen vom Stamm. Und bei dem Allen behauptet ihr doch, und zwar mit großem Rechte, daß die Religion, dazu ihr euch bekennet, die wahre, die seligmachende Religion ist? Ihr rühmet euch, daß ihr der reinen, der lautern Lehre des Evangeliums zugethan seid; ihr unterscheidet euch von allen Werkheiligen mit dem Bekenntnisse: Die Werke helfen nimmermehr, und mögen nicht behüten. Ihr saget, daß ihr euch allein eures lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi getröstet, der für euch am Kreuze gestorben, und sein Blut für euch vergossen habe. Allein, wofern ihr nun gefragt würdet: Was habet ihr denn Gutes vor 2ndern? Und was habet ihr Schönes vor Undern? Zach. 9, 17. Könntet

ihr da mit Gewißheit sagen: Wir find ein Eigenthum des Lammes! Wir sind Erlöste des Herrn! Wir essen tåglich das Brod an seinem Tische. Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleische und von seinem Gebeine! Ephes. 5, 30. Wir leben, aber doch nun nicht wir, sondern Christus lebet in uns. Denn, was wir jeßt leben im Fleische, das leben wir in dem Glauben des Sohnes Gottes, der uns geliebt ́ hat, und sich selbst für uns dargegeben. Galat. 2, 20. Ach! Liebste Seelen! Es möchte wohl keine andere Antwort heraus kommen, als diejenige, da dort Festus von dem Apostel Paulus sagte: Von welchem ich nichts Ge= wisses habe." Gesch. 25, 26. Und ist das nicht betrübt? Bei einem Evangelium, das euch so viele Jahre verkündigt ist, und noch immerhin verkündigt wird: Jesus nimmt die Sünder an und isset mit ihnen! in Nacht und Nebel daßin gehen, und nicht wissen, wenn man von hinnen scheidet, wo man sein Urtheil zu erwarten habe, zur rechten oder zur linken Hand des Richters. Ach Gott! das ist betrübt.

Amen.

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Guter Hirte! Wir haben dir Schmerzen genug gemacht. Wir haben dir blutigen Schweiß ausgepreßt. Wir haben dich in den Tod gebracht. Und das hast du alles willig über dich genommen. Du bist selbst ein Schaaf aus unserer Heerde geworden, damit du ein Hirte der verlornen Schaafe werden, und dein Leben für sie lassen konntest; das ist nun geschehen. Du hast den bittern Kelch, der uns eingeschenkt war, bis auf die Hefen ausgetrunken, damit wir uns ewig freuen könnten. Wenn wollen wir dir denn auch einmal eine Freude machen? Eine Freude durch unsere Buße, wenn wir zu dir nahen, und es dir erlauben, daß du uns annehmen und mit uns essen kannst? Ach! wenn wir dich doch je eher je lieber auf die Art erfreueten, und uns bald vor dein Angesicht hinstel len, und in der Positur zu deinen Füßen niederwerfen möch= ten, in welcher wir deine und deiner Engel Freude find! O du Goteslamm!-das der Welt Sünde trägt! Erbarme dich über uns! Erbarme dich der ganzen Welt! Erfreue dich über dein Volk, und über Alles, was sich zu dir hält. Amen.

Am vierten Sonntag nach Trinitatis.

Hilf, daß wir sein von Herzen fromm, daß unser ganzes Christenthum, aufrichtig und rechtschaffen sei, nicht Augenschein und Heuchelei. Amen.

Die Religion der Christen ist gewiß etwas Ehrwürdiges. Sie besteht nicht in Worten, sondern in der Kraft. Das sehen wir aus der Ermahnung des Apostels: Ephef. 5, 1.,,So seid nun Gottes Nachfolger, als die lieben Kinder." Wenn man sich über das Seligwerden hinweg seht und wenig oder nicht daran denkt, so ist das ein Kennzeichen, daß man noch im Tode liegt, daß man phantasirt, und nicht weiß, was man will. Und mit solchen Menschen sind alle Stånde in der Christenheit angefüllt. Der Eine schafft dies, der Andere das, seiner armen Seel er ganz vergaß, dieweil er lebt auf Erden. Wenn man denkt, es sei genug, um den Namen eines Christen zu behaupten, und man werde damit schon zurechte kommen, wenn man die Wahrheiten seiner Religion so ohne Gefühl, ohne Empfindungen nachspricht, so betrügt man sich. Und doch ist die Christenheit mit solchen Leuten überschwemmt, die den Namen haben, daß sie leben, und sind doch todt. Es ist eine große Gnade, daß wir die Bibel haben; was hilft das aber, wenn man das Buch an seinem Orte liegen läßt, und sich um den Weg zur Seligkeit, der uns darin vorgetragen ist, nicht bekümmert, sondern seine Tage zubringt, wie man will? Dagegen sagt nun Paulus: Die Christen, die Leute, die den Namen der Christen mit Wahrheit tragen, müssen Gottes Nachfolger sein. Wer der Gott ist, das sehen wir 1. Petri 2, 21. da es heißt: Christus hat gelitten für uns,

und uns ein Vorbild gelaffen, daß ihr sollt nachfolgen, feis nen Fußstapfen. Das heißt: Denket so! Redet so! Betragt euch in allem euren Thun und Lassen, so wie ihr euren Gott, an den ihr glaubet, zum Vorbilde habt, der eurer Meister und Herr ist. Das ist nun nichts Gelerntes, nichts Nachgemachtes. Nein! es ist eine Art, ein Sinn, der uns mit der Vergebung der Sünden geschenkt wird. Wir ha= ben Christi Sinn! so heißt es von dem an, da uns die Sünden vergeben werden in seinem Namen. 1. Kor. 2, 16. Ein Jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war. Werdet ihm in Allem ähnlich, darin ihr ihm ähnlich werden könnet, und darin er euch seiner Gleichheit würdiget. Wir müssen doch ein Erempel haben, dem wir nachfolgen. Und das hat uns der Heiland in seinem Wandel hinterlas= fen. Wer da sagt, daß er in ihm bleibt, der soll auch wandeln, gleich wie er gewandelt hat. 1. Joh. 2, 6. Ein Christ kann und darf nicht lehren noch leben, wie er will. Er darf sich keine Religion nach seinem Gefallen schmieden. Er darf sich in seiner Lehre nicht nach seinen Phantasien, nicht nach seiner Vernunft, auch nicht blos nach seiner oder anderer Erfahrung richten, sondern er muß das klare und deutliche Wort Gottes, den Buchstaben der Schrift zum Grunde seiner Lehre legen. So auch wir, schreibt Paulus, oder ein Engel vom Himmel, euch würde Evangelium predigen, anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht. Gal. 1, 8. Daher sollten auch die Christen billig einerlei Rede führen, weil sie eine Lehre und einen Grund haben, darauf sie bauen. Man follte sie sogleich an ihrer Sprache kennen. Und eben so muß der Christ auch seinen Wandel nach einem gewissen Vorbilde einrichten. Er muß seines Gottes Nachfolger sein. Das heißt nicht, diese und jene von Außen gut schei= nende Werke thun. Denn das kann auch ein Heide; sons dern die Nachfolge des Heilandes ist eigentlich in seinem Ere kenntnisse zu suchen, durch welches man gerecht und selig wird, und dadurch uns zugleich sein Sinn und seine Art mitgetheilt wird, daß man Kraft der uns geschenkten neuen

Natur, die 2. Petri 1, 4. die göttliche Natur genennt wird, so denket, wie er; so redet, so siehet, so höret, wie er, und sich in allem Thun und Lassen so beträgt, wie er. Das ist nun nichts Schweres, sondern was Kinder-Leichtes. Seid Gottes Nachfolger, als die lieben Kinder! nicht als Leute, die nur gute Begriffe von der Sache haben, sondern als Kinder, die der Vater gezeugt hat, nach seinem Willen, durch das Wort der Wahrheit, auf daß sie wären Erstlinge seiner Kreaturen. Jak. 1, 18. Die nicht von dem Geblüte, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Joh. 1, 13. Seid als die lieben Kinder, die ihres Vaters Gestalt an sich haben. Das Kind, sagt man, siehet seinem Vater åhnlich. Es kann ihn nicht verleugnen. Wenn das ist, so wird uns die Nachfolge des Heilandes nicht schwer, sondern leicht. Man macht sich eine Ehre, eine Freude daraus, zu thun, was er haben will. Seine Lehren werden Einem immer süßer. Man seht sich zu seinen Füßen, und lernet von seinen Worten. 5. Mos. 33, 3. Man denkt immer: Ich bin doch in einer glückseligen Schule. Wir wollen die Gestalt dieser Leute in der gegenwärtigen Stunde ein wenig näher betrachten.

Unser Text findet sich Luc. 6, 36-42.

Darum feid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. VerDammet nicht, so werdet ihr auch nicht verdammet. u. s. w.

Sehet in diesem Spiegel:

Das vom Heilande entworfene Bild seiner Nachfolger!

I. Sehen wir auf ihn, als auf das Vorbild, dem wir nachfolgen sollen.

II. Auf das Bild, oder auf die Gestalt seiner Nachfolger.

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