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gen: Wie es denn damit zugegangen, daß sie Gott ins Gesicht gekriegt håtten? Man brauchte sie nur zu bitten, daß sie uns eine kleine Beschreibung von ihrem Gotte, den sie vor Augen håtten, geben, und uns sa= gen möchten: Wie er aussähe; - was dies Gesicht für Wirkungen bei ihnen håtte? So würden sie bald _ver= stummen, und nicht wissen, was das gesagt wåre, und noch vielweniger diese Fragen beantworten können. Indessen ist und bleibt es an sich eine theure, eine schrifts máßige Wahrheit: Man muß Gott vor Augen haben! Und zwar besonders in den Tagen, in welchen wir leben; in den Tagen, von welchen alle Propheten von Samuel an, und hernach, wie viele ihr geredet, ver= kündiget haben. Gesch. 3, 24. Das sind unsere Tage. Konnte David das zu seiner Zeit sagen, da Gott in der Welt noch nicht erschienen, und das Werk unserer Versöhnung noch nicht vollbracht war, sondern da man ihn nur in Verheißungen, in Bildern, in Schatten, in Gleichnissen, in der Ferne sahe? Was werden wir nicht fagen können und müssen, da Gott wirklich im Fleische geoffenbart worden; da das Wort, das ewige Wort des Baters Fleisch geworden ist, unter uns gewohnt, und allen Rath Gottes von unserer Seligkeit ausgeführt hat? Und wie selig werden wir sein, wenn wir mit Wahrheit sagen können: Ich habe den Herrn allezeit vor Augen! Da fångt sichs mit der Religion an, die uns selig macht. Und bei dem Gesichte bleibts. Das ist der einzige Gegenstand, worin sich das Auge eines Menschen verliert. Darauf heftet man seine ganze Begierde, und sagt es von dem an frei Jedermann heraus: Hier ist wer, der weiß nichts mehr, als daß sein Schöpfer sein Heiland ist. Wer sich weiter hin versteigt, und sich unser nenn't, der leugt. Wenn sich unsere ganze Religion darin koncentrirt, so haben wir die Simeonsreligion. Luc. 2, 30. Da sind uns alle Scrupel bald aufgelöst, und es bleibt nichts mehr übrig, das uns in dem

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angefangenen Laufe aufhalten könnte. Da ist ein Mensch felig. Wie nun im Gegentheile ein Mensch unselig ist, der Gott nicht vor Augen hat, dem Gott ein fremder, ein unbekannter Gott ist; so ist hiebei die Frage wohl höchst nöthig: Wie wir zu einer so seligen Bekanntschaft mit Gott kommen, daß wir ihn allezeit vor Augen haben? Ich werde in der gegenwärtigen Stunde von diesem seligen Zustande reden, und zugleich diese Frage aus dem Worte des Herrn beantworten.

Unser Text ist zu finden Luc. 10, 23-37.

Und er wandte sich zu seinen Jüngern, und sprach Insonderheit: Selig find die Augen, die da sehen, das ihr fehet 2c.

Diese Worte geben mir Anleitung, mit Mehrerem vorzustellen:

Den seligen Zustand eines Menschen, der Gott vor Augen hat.

I, Lasset uns auf den Gott sehen, den wir vor Augen haben müssen.

II. hören: Wie man ihn in die Augen kriegt.

III. erwägen: Was dies Gesicht für Wir kungen hat.

Vorher beten wir: bleib mir immer im Gesicht, mit deinen Wundenrißen, in deiner Nägelmale Licht, laß mich geruhig sizen; bis daß ich einst die blut'gen Mal', an Hane den und an Füßen, der unverrückten Gnadenwahl, kann auf den Knieen küssen. Amen.

I. Auf den Gott wollen wir sehen, den wir vor Augen haben müssen! Das ist eben derjenige, den die Jünger des Herrn vor Augen hatten.

Was sahen denn die Jünger? Was war es denn für ein Gesicht, das ihre Augen zu seligen Augen machte? Sie sahen ihn, und an ihm einen Menschen, der Jesus hieß, und den viele tausend andere Menschen auch sahen. Einen Menschen, der wie ein anderer Mensch war, und an Geberden als ein Mensch erfunden wurde. Einen Menschen, der in der Gestalt des sündlichen Fleisches auf der Erde herum ging; Rom. 8, 3. Einen Mann, der sich unter alle Menschen erniedrigte, und aller Menschen Knecht war. Einen armen Mann, der nicht hatte, wo er sein Haupt hinlegte. Einen verachteten Mann, aus dem die Leute der damaligen Zeit, die sich für weise, verständig und fromm hielten, weniger als nichts machten. Sie sahen nichts an ihm, woraus ihre Vernunft håtte schließen können, daß die Gottheit in ihm leibhaftig wohne. Er aß und trank wie ein anderer Mensch. Es hungerte und durftete ihn. Er ward müde von der Reise; wachte und schlief. Endlich sahen sie, daß er zum Tode verurtheilt, gefangen genommen, gebunden, und zum Kreuze, wie ein Miffethäter, geschleppt wurde. Weil fie nun Gott in der Gestalt vor ihren Augen hatten, denn er war Gott über Alles gelobet in Ewigkeit, so pries er ihre Augen deshalb selig. Er war der einige Gottes Sohn, des Vaters in Ewigkeit, aus seinem Herzen entsproffen, gleichwie geschrieben steht. Er war der, der Welt verheissene Weibessaame; derjenige, von welchem alle Propheten gezeugt, daß alle, die an seinen Namen glauben, Vergebung der Sünden empfahen sollten; der Saame Abrahams, durch welchen alle Völker auf der Erde sollten gesegnet werden; der Held, von welchem Jakob auf seinem Sterbebette geweissaget hatte; 1. Mos. 49, 10. der große Prophet, von welchem Moses, 5. Mos. 18,15. geredet; der Immanuel, von dem Jesaias vorher gesagt, daß er von einer Jungfrau solle geboren werden. Daß er das Alles war, das mußten fie im Glauben sehen. Daß sie den Menschen Je

sus sahen, das war gewiß. Dazu brauchten sie keine anderen als natürliche Augen. Daß dieser Jesus Gott selbst, Gottes Sohn, der Messias, der längst erwartete Heiland der Welt war, das mußten sie glauben, so gut wie wir es heut zu Tage auch glauben müssen. Und wie schön lautet das Bekenntniß, welches Petrus in ihrer aller Namen, Joh. 6, 69. davon ablegt: Wir ha= ben geglaubet und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Damit sie nun die Selig keit ihrer Augen wissen und recht hoch schäßen möchten, so stellt der Heiland eine Vergleichung zwischen ihrer Seligkeit, und zwischen der Seligkeit der heiligen Propheten und Könige im alten Testamente an, und spricht: Viele Propheten und Könige wollten sehen, das ihr sehet, und habens nicht gesehen, und hören, das ihr höret, und habens nicht gehört. Was heißt das? Nichts anderes als so viel: Die Männer Gottes, welche vor meiner Zukunft und Erscheinung im Fleische gelebt, haben oft die Macht, die Majestät, die Herrlichkeit, wel che meiner Gottheit eigen ist, mit Augen gesehen. Allein das, was ihr sehet, meine Menschheit, meine arme Gestalt, haben sie nicht gesehen. Und das war eben das Gesicht, welches sie wünschten. Es ist wahr: Moses war ein großer Prophet in Israel. Der Herr fedete mit ihm von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet. 2. Mos. 33, 11. Er redet mit ihm aus der Wolkensäule unmittelbar, mit vernehmlichen Worten. Aber er konnte noch nicht sagen: Das ist die Stimme Jesu, des Sohnes der Marien, der gehalten wird für einen Sohn Josephs. Jesaias, der große Prophet und Evangelist des alten Testaments, sabe den Herrn fißen auf einem hohen und erhabenen Stuhle, und sein Saum füllte den Tempel. Seraphim standen über ihm; ein jeglicher hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlik; mit zweien deckten sie ihre Füße; und mit zweien flogen sie. Und einer rief zum andern, und sprach:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll, daß die Ueberschwellen bebeten von der Stimme ihres Rufens, und das Haus ward voll Rauchs. Jef. 6, 1—4. Allein er konnte noch nicht sagen: Das ist die Herrlichkeit des Kindleins der Marien. Kurz: Die Knechte Gottes in jenen alten Tagen sahen manchmal das Ansehen der Herrlichkeit des Herrn, das sie mit Schrecken erfüllete, und zitternd machte. Sie sahen seinen Prachtschimmer, und den Glanz seiner Gottheit, so, daß sie oft dachten, sie würden vergehen, und des Todes sterben müssen, daß sie Gott gesehen hatten. Richt. 13, 22. Aber Gottes Angesicht in eines Menschen Angesichte, in dem Angesichte Jesu von Nazareth, das fahen sie nicht. Denn dies Gesicht war den Tagen vorbehalten, von welchen sie weissageten, und in welche sie mit Abraham, Joh. 8, 56. nicht anders als im Geiste und im Glauben einen Blick thun konnten. Jetzt ist der Gott sichtbar geworden, der vor Zeiten manchmal und mancherlei Weise geredet hat zu den Våtern durch die Propheten, und der sie seine Majestät ehedem so oft hat sehen lassen. Und wer ist das? Das ist der Mensch Jesus! Der Mensch, der zu seinen Jüngern sagte: Selig find die Augen, die da sehen, das ihr sehet! Nicht allein eure Augen, sondern alle diejenigen Augen sind selig, die da sehen, das ihr sehet.

Der Mensch Jesus, und zwar in seiner Armuth, Niedrigkeit, Schmach und Kreuzigung, muß uns also im Gesichte sein, wenn wir Gott vor Augen haben wollen. Sonst können wir wohl glauben, daß ein Gott ist. Allein das heißt nicht Gott vor Augen haben. Und wenn wir dies Glauben auch so nennen wollten, so würden um des Gesichtes willen unsere Augen doch nicht können selig gepriesen werden. Du glaubest, daß ein einiger Gott sei. Du thust wohl daran. Die Teufel glaubens auch, und erzittern, schreibt Jakobus. Das ist ein deutlicher Beweis, daß es nicht genug ist zur Seligkeit,

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