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Am zwei und zwanzigsten Sonntage nach Trinitatis.

Alles, was gesündigt ist, das verdeckt Gott, und vergift, wie wir ihn beleidigt haben, alles, alles ist vergraben. Amen.

Die Liebe, welche ein Sünder zum Hei: lande hat, ist eine Frucht der Vergebung der Sünden, die er von ihm erlangt. Je mehr Sünden ihm nun vergeben werden, je größer ihm diese Gnade einleuchtet, desto größer wird auch die Flamme seiner Liebe zum Freunde der Sünder. Eben das ist es, was der Heiland Luc. 7, 47. andeutet, wenn er von einer Sünderin den Ausspruch thut: Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebet." Niemals ist unsere Freude über ihn größer, als wenn die Empfindung des Glaubens uns das Bekenntniß auspreßt: Der dir alle deine Sünden vergiebt! Ps. 103, 3. So fern der Oft vom Abend, ist unsere Sünd dahin! Niemals find unsere Loblieder, die wir seiner Herrlichkeit zu Ehren anstimmen, reiner, als wenn sie sich auf eben dasjenige gründen, worauf selbst die verklärten Heiligen ihre Lobgesange gründen, nach welchen wir mit ihnen sagen: Ehre sei dem Blute, wodurch er uns gewaschen von Sünden, und Gott erkauft hat. Offenb. 1, 5. Und das ist es, was Jesus hier anzeigt: Ihr sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebt. Es scheint zwar dem ersten Ansehen nach, als ob die Liebe, welche dies Weib zum Heilande trug, eine Ursache der Ver

gebung gewesen, welche sie von ihm empfangen. Allein es scheint nur so. Wenn wir die sogleich darauf fol genden Worte erwägen, wo Jesus sagt: Welchem Wenig vergeben ist, der liebt auch Wenig, so sehen wir ganz klar, daß die ersteren Worte nichts anderes anzeigen, als daß die Liebe aus der erlangten Verge= bung folge, und keine Ursache, sondern eine Frucht derselben sei. Und was brauchts endlich eines großen Beweises? Wir dürfen nur das Gleichniß hören, dessen sich der Heiland, hier bedient: Es hatte ein Wucherer zween Schuldner. Einer war schuldig fünf hundert-Groschen, der Andere funfzig. Da sie aber nicht hatten zu bezahlen, schenkte er es beiden. Sage an: Welcher un= ter denen wird ihn am Meisten lieben? Simon antwortete und sprach: Ich achte, dem er am Meisten geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht gerichtet. Luc. 7, 41. Wer sieht daraus nicht, daß die Liebe dieses Schuldners eine Wirkung von dem Nachlasse seiner Schuld sei? Da nun dieser Nachlaß hier die Vergebung der Sünden vorstellt, so sieht man wieder, daß die Liebe, von welcher Jesus redet, hier als eine Frucht dieser Vergebung angeführt wird. Ich bin kommen in dein Haus; du hast mir nicht Wasser gegeben zu meinen Füßen; diese aber hat meine Füße mit Thránen geneßt, und mit den Haaren ihres Hauptes getrocknet. Du hast mir keinen Kuß gegeben; diese aber, nachdem sie herein kommen ist, hat sie nicht abgelassen, meine Füße zu tússen. Du hast mein Haupt nicht mit Dele gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salben gesalbt. Der= halben sage ich dir: Ihr sind viele Sünden verge ben; denn sie hat viel geliebet. Deswegen hat sie viel geliebet, und mir alle diese Merkmale ihrer Liebe erwiesen, welche diejenigen Zeichen der Liebe sogar weit übertreffen, die ich von dir an deinem Feste empfangen habe. Der Heiland wendet sich darauf zur Sünderin, und bestätiget ihr die Versicherungen der schon ertheil

ten Vergebung. Er stillt den Schmerz, welchen das Ar denken ihrer begangenen Laster, in ihrer Seele übrig ge lassen hatte. Und er sprach zu ihr: „Dir sind deim Sünden vergeben! Und da er bald darauf die Sür derin ohne Gleichnisse anredet, und zu ihr sagt: „Dein Glaube hat dir geholfen!" so würde es ohne allen Grund sein, wenn man behaupten wollte: Ihre Liebe sei eine Ursache der Gnade gewesen, welche ihr wider fahren. Nein! Der Heiland sagt ausdrücklich: Dein Glaube hat dir geholfen: Ist nicht aber der Glaube ganz was anderes als die Liebe? Was nun hier Jesus von diesem Weibe sagte, das trifft bei allen Seelen ein, die mit ihr in gleichen Umständen stehen, und die mit ihr eben der Gnade theilhaftig werden. Wem viel vergeben wird, der liebt viel. Es ist was Rechtes um die Botschaft von der Vergebung der Sünden, und um Zuhörer, die derselben höchst bedürftig sind. Fühlen und erkennen wir uns als Sünder, dann wird er gewiß noch Seelen aus unserer Gemeine kriegen, die sichs ansehen lassen, daß sie ihn viel lieb haben. Denn das ist eine ordentliche Wirkung der Vergebung, und je größer dieselbe einem Menschen vorkommt, desto größer wird auch der Reiz seiner Liebe. Das wird in der gegenwärtigen Stunde der Hauptinhalt unserer Betrachtung sein.

Unser Text ist zu finden Matth. 18, 23-35.

Darum ist das Himmelreich gleich einem Könige, der mit seinen Knechten rechnen wollte u. f. w.

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Dieser Text giebt mir Anleitung mit Mehrerem vorzustellen:

Den Glauben eines Menschen, dem viele Sünden vergeben sind!

Ich will hierbei drei Fragen beantworten:

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I. Was glaubt ein solcher Mensch?
II. Worauf gründet er seinen Glauben?
III. Was wirkt dieser Glaube?

Wir feufzen: Herr! sei uns gnådig, und laß es uns vissen. Amen.

I. Was glaubt denn ein Mensch, dem viele Sünden vergeben sind?

Lasset uns hier 1. auf die Gestalt der Leute sehen, von denen die Rede ist. Es sind Sünder; große Sünder! die hier in der Zeit zur Rede gesetzt, vor das Gericht Gottes citirt, und zur Rechnung aufgefor= dert werden. Das ist also unser aller Ueberschrift: Sunder bin ich! Ich kehre mich Wenig daran, wenn ich diesen und jenen frommen Mann noch oft in seinen Nachfolgern und Brüdern rufen höre: Ich danke dir Gott, daß ich nicht bin wie andere Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner. Ich beurtheile weder meine Zuhörer, noch andere Menschen, nicht nach ihren Gedanken oder Reden, wenn sie fragen: Sind wir denn auch blind? Sondern da denke ich nur: Wåret ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; nun ihr aber sprechet: Wir sind sehend! so bleibt eure Sünde. Joh. 9, 40. Ich habe einen andern Spiegel, in welchem ich die Menschen ansehe, als ihre Augen, womit sie sich selbst besehen, oder als die Hand voller Tugenden, die ich an ihnen erblicke. Wenn ich fragen will: Wie sehen denn meine Zuhörer, wie sehen alle Menschen, alle Kinder Adams aus? So frage ich am rechten Orte. Ich frage meine Bibel. Und die ertheilt mir eine solche Antwort auf meine Frage, auf deren Richtigkeit ich mich ver= lassen kann. Sie stellt mir meine Brüder in ihrer rechten Gestalt vors Gesicht. Der Herr, sagt sie, schauet vom Himmel, auf die Menschen - Kinder, daß er sehe: ob Jemand klug sei, und nach Gott frage; aber sie sind allesammt abgewichen, und allesammt untüchtig.

Da ist keiner der Gutes thue, auch nicht Einer. Pf. 14, 2. 3. Hier ist kein Unterschied: Sie sind allzumal Sünder, und mangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollen. Róm. 3, 28. Die Schrift erklärt alle Menschen für Sünder, Missethåter und Feinde Gottes. Und das ist freilich entfehlich, daß so eine tolle und unsinnige Kreatur aus dem Menschen geworden ist, den Gott nach seinem Bilde erschaffen hat, in recht: schaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Und das ist nicht nur des einen, sondern aller Menschen ächte Gestalt; daher es wenig hilft, ob man Lauge und Seife nimmt, und sich damit rein machen will. Davon hat man nichts anderes, als daß unsere Untugend und Gottlosigkeit nur desto mehr vor dem Angesichte Gottes gleißt. Ich weiß wohl, daß keine hochmüthigern Kreaturen sind, als der Teufel und die Menschen. Das ist die Ursache, warum es uns so empfindlich ist, wenn uns unsere rechte Gestalt gezeigt wird. Warum hielten wir uns lieber für fromm, als für gottlos? Ich weiß aber auch, daß es ein armer Hochmuth ist, sich Schäße einbilden, die man nicht hat. Es wird doch wohl bei dem Worte des Herrn sein Bewenden haben, das uns als Kreaturen beschreibt, die durch ihren Abfall von Gott, dem Teufel sind ähnlich geworden, und des Satans Bild an sich tragen.

Diese Menschen werden nun hier in der Zeit zur Rede gesetzt, vor das Gericht Gottes citirt, und zur Rechnung aufgefordert. Das zeigt uns der Anfang des Textes, wo Jesus sagt: „Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der mit seinen Knechten rechnen wollte; und als er anfing zu rechnen, kam ihm einer vor, der war ihm zehntausend Pfund schuldig." Wenn die Bedienten, die Haushalter eines irdischen Herrn, eine Zeitlang in ihren Aemtern gesessen, und entweder die Gerechtigkeit oder Güter zu verwalten gehabt, so werden sie endlich zur Rechenschaft gefordert, wo sichs denn bei

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