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Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünde vergiebt. 1. Joh. 1,9. Da kommis auf seine Treue, anf seine Aufrichtigkeit, ja sogar auf seine Gerechtigkeit an. Nach diesen seinen Eigenschaften verfährt er mit uns, zu der Zeit, wo wir ihm unsere Sünden bekennen. Und wie denn? Er vergiebt uns die Sünde. Er rechnet uns unsere Miffethat nicht zu. „Da ichs wollte verschweigen, sagt David, verschmachteten meine Gebeine, durch mein täglich Heulen.“ Und woher kam das? Ein Fürst über das Volk Gottes, eine Majeståt, ein großer König sollte die Schande, die wegen des an dem Urias begangenen Mordes, wegen seiner begangenen Hurerei und Ehebruchs, auf ihm ruhete, vor Gott und Menschen bekennen. Ein Herr, der mehr als einer Million Unterthanen zu befehlen, und Gesehe vorzuschreiben hatte, selbst aber keinen menschlichen Gesetzen unterworfen war, sollte sich als einen Uebertreter des göttlichen Gesetzes anklagen, und selbst so verurtheilen. Wie geringschäßig konnte ihn das Bekenntniß nicht in den Augen des Volkes machen, welches er beherrschte, und das seine Majestát zu ehren verbunden war? Ich wollte es verschweigen, sagt er: Allein eben darum blieb er unter der Last, bis er sich zu dem Bekenntnisse bequemte, bis er den Entschluß faßte: Ich will dem Herrn meine Uebertretung beken nen. Da war Gnade, Absolution, Vergebung der Sün den, Leben und Seligkeit gleich da. Da vergabest du mir die Missethat meiner Sünde. Sela. Pf. 32, 3. 5. Ein Sünder, der sein Elend kennt, und seine Missethat zugesteht, der kann sich dessen erfreuen, daß der Heiland ein aufrichtiger Mann ist. Er redet nicht zweideutig, wenn er sagt: Ich will gnädig sein ihrer Untugend, und ihren Sünden und ihrer Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedenken. Ebr. 8, 12. Das ist ein Wort des Testaments, welches er mit seinem Blute gestiftet hat, und worauf das Zeugniß des heiligen Geistes ruht.

Sobald wir den Heiland für einen aufrichtigen Mann halten, wie ers wahrhaftig ist, sobald fürchten wir uns nor keinem Zorne mehr. Von der Stunde an erwarten wir nichts anderes, als daß er nach diesem Worte, mit uns, die wir uns hier mit unserm rechten Namen nenneu hören, verfahre. Da entfernt man sich nicht wei ter von ihm. Da denkt man nicht, wie sonst die Leute manchmal denken:,,Ach! ich bin gar ein zu großer Sün der! Ich habe es zu grob, zu arg gemacht! Ich darf vor sein Angesicht nicht kommen. Wer weiß? Wird er mich auch annehmen?" Nein! Diese ungläubigen, diese mißtrauischen Gedanken verschwinden aus dem Herzen, sobald man den Heiland nur für einen ehrlichen Mann bált, der so spricht, wie er denkt, und mit einem Sünder, der seiner bedürftig ist, nicht in Gleichnissen von dem Geheimnisse des Reiches Gottes redet, welches Andere nicht sehen, ob sie es schon sehen, und nicht verstehen, ob sie es schon hören. Luc. 8, 10. Man trauet seinem Worte, und sagts ihm kindlich: „Verfahre mit mir nach demselben. Handle mit mir nach Gnade! Ich habe dich zwar nicht gesehen, noch selbst in Person ge sprochen; ich habe aber dein Wort, vor mir. Darauf baue ich! Weiter kann ich dir Nichts vorhalten. Ich glaube indessen, daß du es so meinst, wie du da redest. Und ich erwarte es von dir, daß du mit mir so han delft, eben darum, weil du es den Sündern so verhei Ben hast, und weil ich es gerade so brauche." Und wenn da ein Mensch in den größten Banden der Finsterniß låge, und in tausend Schlössern fäße, womit ihn der Satan nach Seele und Leibe gefesselt hätte, so müssen sie springen. Und wenn ein Mensch unter der Last der Sünde bis über die Ohren steckte, so wird er her: aus gerissen, und in Freiheit gefeßt. Das Alte vergeht, und es wird Alles ganz neu. Seine Sünden werden ihm vergeben. Die Schuld und Strafe derfelben wird weggenommen. Das Herz wird durchschwemmt, und das

häßliche und fündliche Wesen, das sich so in einer Zeit von vierzig, funfzig und mehreren Jahren angesetzt hat, wird mit allem ångstlichen Andenken weggewaschen. Woher kommt das? Der Heiland ist ein aufrichtiger Mann; seine Verheißungen sind: „Ja und' Amen." Seine Aufrichtigkeit würde darunter leiden, wofern er sie nicht erfüllete, wenn wir nur die Menschen dazu sind, das ist, wenn wir nur nöthig haben, daß er sie an uns erfüllet. Wenn wir uns selbst helfen können; wenn wir selbst so viele Aufrichtigkeit besitzen, womit wir unsere Falschheit bemanteln, und unser lügenhaftes Herz bedekken können, da brauchen wir seiner Aufrichtigkeit nicht, da hören wir das Wort: Jesus ist ein aufrichtiger Mann!" so ohne Gefühl und Empfindung, wie eine an= dere abstrakte und trockene Wahrheit an, von welcher wir keinen Nuhen haben. Wenn ich mich aber unter der Zahl der Falschen, der Lügner sehe und höre, daß ein Jesus für sie da ist, der sich solcher Leute an= nimmt, die Gott ein Greuel sind; wenn ich ferner höre, daß er ein aufrichtiger Mann ist, da freut sich. schon mein Herz; und wenn ichs endlich erfahre, so kann ich es nicht vergessen, und halte mich in Zeit und Ewigkeit an seine Aufrichtigkeit. Ich lese von dem an kein Wort, das aus seinem Munde gegangen ist, oder mein Glaube macht zugleich die Ueberschrift: „Er ist ein aufrichter Mann!" Ich lasse mir sein Wort, daß an sich klar und deutlich ist, von keinem Menschen weiter erklären, sondern ich nehme es so, wie es da steht. Ich glaube seinen Drohungen, und fürchte mich vor denselben, nicht wie ein Knecht, sondern wie ein Kind im Hause, das er lieb hat, und es zu dem Ende warnt. Ich glaube seinen Verheißungen, wie eine Braut den Versprechen ihres Bräutigams; eine Frau, den Zusagen ihres Mannes, trauet, und brauche keinen andern Grund zu meinem Glauben, als diesen: „Er ist ein aufrichtiger Mann!" Wegen des Vergangenen fürchte

ich mich nicht. Das Wort: Matth. 9, 2. Sei getrost, mein Sohn! deine Sünden sind dir vergeben! reiniget und befreiet mein Herz von aller Furcht, die mich sonst freilich überfallen könnte, und wahrhaftig in Todesangst bringen würde, wenn ich meine vergangene Lebenszeit erwåge, und mir lebhaft vorstelle. Ich darf meine Augen vor derselben nicht verschließen. Ich darf mich nicht über diesen und jenen Sünden entschuldigen, da ich über tausend andern verstummen müßte. Nein! Was vorbei ist, das ist vorbei. Ich lasse es liegen, wo es liegt. Ich singe mit lautem Schalle: Was ich gesündigt habe, hast du verscharrt im Grabe; da hast du es verschlossen, da wirds auch bleiben müssen. Keine Noth, keine Beklemmung kann mich dieserhalben weiter überfallen. Ich baue meinen Glauben nicht auf die Erscheinung ei nes Geistes, eines Engels; nicht auf eine unmittelbare Offenbarung, denn die habe ich nie gehabt, und wüßte auch keine Ursache, warum ich hier in der Zeit danach verlangen sollte; sondern auf sein Wort, da er in seinen lehten Stunden vom Kreuze gerufen hat: Es ist vollbracht! Joh. 19, 30. Ich glaube, daß er, als ein aufrichtiger Mann, die Wahrheit geredet hat. Wegen meines gegenwärtigen Verderbens, das ich noch an mir trage, und mit mir herum schleppe, bin ich auch ohne Angst. Er ist ein aufrichtiger Mann. Bin ich noch falsch; seine Aufrichtigkeit bedeckt meine Falschheit. Bin ich ein Sünder; er ist gerecht, und seine Gerechtigkeit bedeckt meine Sünden, wie Meereswellen. Bin ich ein elender Mensch; Gott Lob! daß ich es vor ihm bin. Für das Zukünftige lasse ich ihn sorgen. Ich weiß, an welchen ich glaube. Ich bin aber auch gewiß, daß er mir meine Beilage bewahren wird, bis an jenen Lag; denn er ist ein aufrichtiger Mann. Er hålt sein Wort. ,,Er wird mich nicht vrrlassen, noch versäumen. Was will mich scheiden von seiner Liebe?" Das ist die Sprache eines Sünders, der das glaubet: Der Heiland ist

das höchste Muster eines aufrichtigen Man= nes. Ich habe darum diese Sprache geredet, damit ihr euch versuchen könnet: Ob ihr diese Wahrheit glaubet! Amen.

Mein Heiland! Wár ich armes Kind, das sich um deine Füße wind't, das dich, o Seelenbräutigam, nicht eine Stunde missen kann, und das dich über sich und Alles liebt, in dieser Sprache etwas mehr geübt. Amen!

Am vier und zwanzigsten Sonntage nach Trinitatis.

Mein Salomo! dein freundliches Regieren, stillt alles Weh, das unsern Geist beschwert, wenn sich ein mattes Herze zu dir kehrt, so läßt sich bald dein Friedensgeist verspüren. Dein Gnadenblick zerschmelzet unsern Sinn, und nimmt die Furcht und Unruh von uns hin. Amen.

O wie wahr ist es, geliebte Seelen! was Jesaias schon zu seiner Zeit von unserm Heilande geweissagt hat: Daß er wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Jes. 50, 4. Ihr wisset, daß man aller der Dinge múde wird, die uns unangenehme Empfindungen erwecken. Krankheit, Schmerzen, Armuth, oder was sonst Elend und Plagen zu nennen pflegt, fie mögen nun unsern Leib oder Seele betreffen. Wenn nun der Prophet hier von den Müden redet, so zeigt er dadurch Seelen an, die aus ihrer Sicherheit, und aus ihrem Todesschlafe ge= weckt, unter dem schmerzlichen Gefühle ihrer geistlichen

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