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in das Ganze hätten einfügen lassen, waren es schwerlich'). Die Grenze für den Beginn der Faustdichtung wird hauptsächlich bestimmt durch die poetische Epistel Gotters, welche schliefst

Schick' mir dafür den Doktor Faust,

Sobald dein Kopf ihn ausgebraust,

und durch die Angabe des Dichters in dem römischen Briefe vom 1. März 1788, dafs es ein ander Ding sei, das Stück jetzt oder vor fünfzehn Jahren auszuschreiben. Dafs 1775 bereits die Kerkerscene fertig war, geht daraus hervor, dafs sie Heinrich Leopold Wagner für sein 1776 erschienenes Trauerspiel „Die Kindesmörderin" benutzt hat"); die letzte Notiz des jungen Goethe über Arbeiten am Faust stammt aus einem Briefe an Merck vom Oktober 1775. Wir können mithin, wenn wir berücksichtigen, dafs Goethe bald darauf nach Weimar übersiedelte, und dafs für die Zeit von 1776 bis 1786 ein Weiterschaffen am Faust nicht nachweisbar ist, den Abschlufs der ersten Fassung in das Jahr 1775 setzen 3). Die einundzwanzig Scenen des Urfaust sind folgende:

1. Nacht („Hab nun ach die Philosophey" bis ,,Und froh ist wenn er Regenwürmer findet"). In Versen.

2. Mephistopheles im Schlafrock eine grose Perrücke auf. Student (,,Ich bin alhier erst kurze Zeit" bis,,Dir wird gewiss einmal bey deiner Gott ähnlichkeit bange"). In Versen.

3. Auerbachs Keller in Leipzig (,,Will keiner sauffen keiner lachen!"). Der Anfang acht Zeilen in Versen, das übrige, die eingestreuten Lieder abgerechnet, in Prosa. 4. Land Strase (,,Was giebts Mephisto hast du Eil?")). In Versen. 5. Strase (,,Mein schönes Fräulein darf ichs wagen"). In Versen.

6. Abend (,,Ich gäb was drum wenn ich nur wüsst"). In Versen.

7. Allee) (,,Bey aller verschmähten Lieb! Beym höllischen Element!"). In Versen. 8. Nachbarinn Haus (,,Gott verzeihs meinem lieben Mann"). In Versen.

9. Faust Mephistopheles) (,,Wie ist's? Wills fördern wills bald gehn?"). In Versen.

1) Vergl. Erich Schmidt a. a. O. S. VIII ff. Ein zwingender Grund zu der Annahme, dafs es einen Prosafaust gegeben habe, der noch früher als die Vorlage der Göchhausenschen Abschrift gedichtet worden sei (vgl. Deutsche Litteraturzeitung vom 25. Oktober 1890), ist schlechterdings nicht vorhanden. Die Existenz eines Prosafaust wird meiner Ansicht nach schon durch das widerlegt, was E. Schmidt S. XIX betont, dafs Goethe mit dem auf alte Tradition gegründeten Monolog zweifelsohne seine Faustdichtung begonnen habe. Man vergleiche nur, abgesehen von dem, was der Dichter im 10. Buch von Dichtung und Wahrheit über die Entstehung des Faust sagt, den Anfang des Puppenspiels:

Soweit hab ichs nun mit Gelehrsamkeit gebracht,

Dafs ich allerorten werd ausgelacht.

Alle Bücher durchstöbert von vorne bis hinten

Und kann doch den Stein der Weisen nicht finden.
Jurisprudenz, Medicin, alles umsunst,

Kein Heil als in der negromantischen Kunst.

Was half mir das Studium der Theologie?

Wenn darum auch die Göchhausensche Abschrift nicht alles enthält, was von dem ersten Entwurfe Goethes vorhanden war, so können wir sie doch, wie es schon Schmidt gethan hat, als Urfaust bezeichnen. Vgl. auch Kuno Fischer: Die Erklärungsarten des Goetheschen Faust, S. 117 ff.

2) Dichtung und Wahrheit, Buch XIV.

3) Die genauere Untersuchung über die Chronologie des Urfaust bei E. Schmidt a. a. O. S. XIV ff.

4) Fehlt im Fragment, wie in der fertigen Dichtung.

5) Im Fragment und in der fertigen Dichtung in „Spaziergang" geändert.

6) Im Fragment und der fertigen Dichtung mit der Überschrift „Strafse" versehen.

10. Garten (,,Ich fühl es wohl dafs mich der Herr nur schont"). In Versen. 11. Ein Gartenhäusgen (,,Er kommt!") In Versen.

12. Gretgens Stube (,,Meine Ruh ist hin"). In Versen.

13. Marthens Garten (,,Sag mir doch Heinrich!"). In Versen.

14. Am Brunnen (,,Hast nichts von Bärbelgen gehört?"). In Versen.

15. Zwinger (,,Ach neige"). In Versen.

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Exequien der Mutter Gretgens (,,Wie anders Gretgen war dirs").

17. und 18. Nacht (,,Wenn ich so sas bey 'em Gelag").') In Versen.

19. Faust, Mephistopheles") (,,Im Elend! Verzweifelnd!"). In Prosa.

20. Nacht. Offen Feld (,,Was weben die dort um den Rabenstein?"). In reimlosen Versen.

21. Kerker (,,Es fasst mich längst verwohnter Schauer"). In Prosa.

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In Italien nahm Goethe die Arbeit am Faust wieder auf, wie aus vier Stellen. der,,Italiänischen Reise" hervorgeht. Dafs er die Hexenküche" im Garten Borghese geschrieben habe, äufsert er zu Eckermann am 10. April 1829. Nehmen wir zwei Briefstellen aus seiner Korrespondenz mit dem Herzog Carl August hinzu, die eine vom 5. Juli 1789:,, Faust will ich als Fragment geben, aus mehr als einer Ursache, davon mündlich, die andere vom 5. November 1789:,,Faust ist fragmentirt, das heifst in seiner Art für diesmal abgethan Nun kann es an andre Sachen gehen," so unterliegt es keinem Zweifel, dafs das Fragment von 1790 eine Frucht der italienischen Wanderjahre ist. Wenn wir den Inhalt dieser neuen Fassung näher betrachten, so fällt uns zunächst eine Eigentümlichkeit auf, wodurch sie sich ebenso von dem Urfaust wie von der fertigen Dichtung unterscheidet: das Fehlen jeder Prosa. Es liegt auf der Hand, der Dichter, dem in Italien das Verständnis für die klassische Kunstübung aufgegangen war, verschmähte es, sich in einem Drama der Prosa zu bedienen. Daher verwandelte er die ganze Scene,,Auerbachs Keller" in Verse; die Scenen,,Faust, Mephistopheles" (Im Elend! Verzweifelnd!) und „Kerker" liefs er dagegen ganz fort. Mit den genannten entfiel notwendigerweise auch die kleine Scene ,,Nacht, Offen Feld", obgleich sie rhythmisch gefafst vorlag. Aber auch die bereits in Versen begonnene Valentinscene (Urfaust 17 und 18) blieb unausgeführt; dagegen wurde ein Stück derselben, „Nun frisch dann zu! Das ist ein Jammer" bis,,Stellt es sich gleich das Ende vor", zu der neugedichteten Scene,,Wald und Höhle" hinzugenommen, deren herrlicher Jambenmonolog sicher keiner früheren Zeit als derjenigen angehört, wo die Iphigenie in ihrer letzten Fassung und Tasso entstanden ).,,Wald und Höhle" erhielt seinen Platz hinter dem Gespräch,,Am

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2) In der fertigen Dichtung mit der Überschrift „Trüber Tag. Feld" versehen.

3) Nach E. Schmidt wurde die Hexenküche" im Sommer 1787 gedichtet (vgl. „Italiänische Reise". Hempel 24, 381 f). Unter der neuen Scene", von der Goethe in dem römischen Briefe vom 1. März 1788 spricht, haben wir wahrscheinlich das Gespräch zu verstehen, welches auf den Monolog von ,,Wald und Höhle" folgt (,,Habt ihr nun bald das Leben g'nug geführt?" bis „Auch selbst Gelegenheit zu machen"), und an das die Verse des Urfaust ,,Nun frisch dann zu! Das ist ein Jammer" bis,,Stellt es sich gleich das Ende vor" mit einigen stilistischen Änderungen angeschlossen wurden. Vgl. Kuno Fischer: Die Erklärungsarten des Goetheschen Faust, S. 113 ff.

Brunnen", die,,Hexenküche wurde hinter,,Auerbachs Keller" eingereiht. Als Übergang von der Wagner zur Schülerscene wurde ein Bruchstück der Unterredung zwischen Faust und Mephistopheles geschaffen, welche in der fertigen Dichtung auf den Vertrag folgt (,,Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist" bis,,Er müfste doch zu Grunde gehn", V. 1770 bis 1867), und damit zusammenhängend das Wiederauftreten Fausts vor dem Beginn der Weltfahrt (,,Wohin soll es nun gehn ?" bis ,,Ich gratulire dir zum neuen Lebenslauf"). Endlich wurde die Schülerscene selbst völlig umgearbeitet: die sehr burschikos gehaltene Auseinandersetzung über die Zustände der Universitätsstadt, welche in der ersten Fassung auf die Einleitungsworte folgt, wurde weggelassen, und während sich im Urfaust an die Worte,,Als dicktirt euch der heilig Geist" sofort die Erörterung über das Studium der Medizin anschlofs, wurden im Fragment die Ansichten des Mephistopheles über die Jurisprudenz und die Theologie eingeschaltet (,,Das sollt ihr mir nicht zweymal sagen!" bis ,,Von einem Wort läfst sich kein Jota rauben"). Mit der sachlichen Umgestaltung der Jugenddichtung verband sich eine durchgreifende sprachliche, teilweise auch metrische, Revision des Textes, derart, dafs später bei der Übertragung der Fragmentstücke in die fertige Dichtung der Wortlaut bis ins einzelne beibehalten, höchstens hin und wieder eine orthographische Änderung vorgenommen wurde.

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Das Fragment besteht aus folgenden Scenen:

1. Nacht (,,Habe nun, ach! Philosophie" bis ,,Und froh ist, wenn er Regenwürmer findet!").

2. Faust. Mephistopheles (,,Und was der ganzen Menschheit zugeteilt ist" bis ,,Er müfste doch zu Grunde gehn!").

3. Ein Schüler (,,Ich bin allhier erst kurze Zeit").

4. Faust (,,Wohin soll es nun gehn?").

5. Auerbachs Keller in Leipzig.

6. Hexenküche.

7. Strafse (,,Mein schönes Fräulein, darf ich wagen“).

8. Abend (,,Ich gäb' was drum, wenn ich nur wüfst").

9. Spatziergang (,,Bei aller verschmähten Liebe!").

10. Der Nachbarinn Haus (,,Gott verzeih's meinem lieben Mann").

11. Strafse (,,Wie ist's? Will's fördern?").

12. Garten (,,Ich fühl' es wohl").

13. Ein Gartenhäuschen (,,Er kommt!").

14. Grethchens Stube (,,Meine Ruh' ist hin").

15. Marthens Garten (,,Versprich mir, Heinrich!").

16. Am Brunnen (,,Hast nichts von Bärbelchen gehört?").

17. Wald und Höhle.

18. Zwinger (,,Ach neige“).

19. Dom (,,Wie anders, Grethchen, war dir's").

Schon aus den beiden Seite 5 erwähnten Briefstellen vom Juli und November 1789 kann man schliefsen, dafs nach der Fertigstellung des Fragments Goethe die Arbeit vorderhand ruhen liefs. Noch am 2. Dezember 1794 schrieb er an Schiller auf dessen Wunsch, die ungedruckten Stücke der Dichtung lesen zu dürfen:,,Von Faust kann ich jetzt nichts mittheilen, ich wage nicht das Paket aufzuschnüren, das ihn gefangen hält.

Ich könnte nicht abschreiben, ohne auszuarbeiten, und dazu fühle ich mir keinen Muth. Kann mich künftig etwas dazu vermögen, so ist es gewifs Ihre Theilnahme". Dafs er aber auch in den beiden folgenden Jahren nicht am Faust gearbeitet hat, lehrt der Briefwechsel mit Schiller, der uns das Schaffen des Meisters so klar vor Augen führt, dafs wir den Werdeprozefs der einzelnen Werke verfolgen können. Erst am 22. Juni 1797 schreibt er dem Ereunde- und dieser Brief, der in mehr als einer Hinsicht wichtig ist, beweist auch, dafs die Dichtung bis dahin geruht hat :,,Da es höchst nöthig ist, dafs ich mir, in meinem jetzigen unruhigen Zustande, etwas zu thun gebe, so habe ich mich entschlossen an meinen Faust zu gehen und ihn, wo nicht zu vollenden, doch wenigstens um ein gutes Theil weiter zu bringen, indem ich das, was gedruckt ist, wieder auflöse und mit dem, was schon fertig oder erfunden ist, in grofse Massen disponire, und so die Ausführung des Plans, der eigentlich nur eine Idee ist, näher vorbereite. Nun habe ich eben diese Idee und deren Darstellung wieder vorgenommen und bin mit mir selbst ziemlich einig. Nun wünschte ich aber, dafs Sie die Güte hätten, die Sache einmal in schlafloser Nacht durchzudenken, mir die Forderungen, die Sie an das Ganze machen würden, vorzulegen und so mir meine eigenen Träume, als ein wahrer Prophet, zu erzählen und zu deuten."

Das erste, was Goethe that, war, dafs er ,,das Ganze als Schema und Übersicht sehr umständlich durchführte"). Damals geschah also die Veränderung der Scenenfolge, welche hinter dem Liebesgespräch,,Ein Gartenhäuschen" eingetreten ist:

Wald und Höhle

Gretchens Stube

Marthens Garten

Am Brunnen

Zwinger

Nacht
Dom.

Es kann ferner nicht zweifelhaft sein, dafs das Schema des Jahres 1797 auch den zweiten Teil des Faust umfafste. Denn Schiller beglückwünscht bereits am 13. September 1800 den Dichter zu dem Schritt, den er im zweiten Teil gethan, und meint damit die Helena, von der Goethe am vorhergehenden Tage gemeldet hatte, dafs sie,,wirklich. aufgetreten sei". Zu Eckermann aber sagte der Meister am 2. Mai 1831, dafs auch die,,Intention der Anfangsscenen des 5. Aktes" über dreifsig Jahre alt sei. Selbst die lose Komposition des Werkes war von dem Dichter im Jahre 1797 schon geplant oder als unvermeidlich vorhergesehen. Er beruft sich dem Freunde gegenüber') auf seine neue Theorie des epischen Gedichts, die dem Ganzen zu statten kommen solle, indem er offenbar auf den Satz von den retartierenden Motiven anspielt, der in den vorangehenden und folgenden Briefen weiter ausgeführt ist. Und er macht bald darauf von seiner Theorie eine praktische Anwendung, indem er die Absicht ausspricht ), die unter dem Titel,,Oberons goldne Hochzeit" vereinigten Epigramme, welche Schiller in den Musenalmanach für 1798

1) Goethe an Schiller am 5. Juli 1797. Vgl. die Eintragung im Tagebuch unter dem 23. Juni 1797. 2) 27. Juni 1797.

3) 20. Dezember 1797.

nicht aufnehmen wollte '), dem Faust einzuverleiben. Endlich entspricht es der Beschäftigung mit dem Plan der Dichtung, dafs die,,Zueignung" im Jahre 1797 geschrieben ist"), und dafs die beiden Prologe, das ,,Vorspiel auf dem Theater" und der „Prolog im Himmel" derselben Zeit angehören 3). Nehmen wir hinzu, was ich für erwiesen halte, dafs der,,Prolog im Himmel" einen Schlufs, wie ihn das fertige Drama im Jahre 1832 aufwies, voraussetzt, und dafs kein Stück der Dichtung, welches seit 1797 hinzugekommen ist, dem Inhalt dieses Prologs widerspricht'), so sind wir nach dem Gesagten wohl zu der Folgerung berechtigt, dafs alles, was in und nach dem Jahre 1797 von Goethe am Faust gethan wurde, einem und demselben Plane angepasst ist, mögen auch einzelne Partieen im Laufe der Zeit noch Wandlungen durchgemacht haben).

Die Ausarbeitung der einzelnen Scenen und Akte geschah zum Teil in sehr grofsen Zwischenräumen. Traten schon zu Lebzeiten Schillers gröfsere Pausen in der Arbeit ein, so verlängerten sich diese nach dem Tode des Freundes, und nach der Fertigstellung des ersten Teiles trat der Faust fast vollständig in den Hintergrund, bis er im Jahre 1825 vom Dichter wieder vorgeholt wurde und nun bis an das Ende seines Lebens im Mittelpunkt seines Interesses stand. Die Ergänzung und weitere Ausführung des

1) Schiller an Goethe am 2. Oktober 1797.

2) Tagebuch: 24. Juni 1797.

3) Unter dem 9. August 1799 findet sich in den Tagebüchern die Notiz: „Die Prologen wurden abgeschrieben." Goethe war in dieser Zeit mit einer Revision seiner Arbeiten beschäftigt, wie aus dem Briefwechsel mit Schiller hervorgeht; am 10. August 1799 meldet er: „An den Gedichten wird immer ein wenig weiter gearbeitet und abgeschrieben."

4) Scherer (Aufsätze über Goethe, S. 332 f.) ist allerdings andrer Ansicht. Er sagt: „Die Art, wie Faust seinen Vertrag mit Mephisto abschliefst, steht in unlösbarem Widerspruche mit dem Prolog im Himmel. Während es im Prolog keine Hölle, keinen künftigen Strafort der Bösen giebt, während der Teufel nur diesseits den Menschen erniedrigen möchte und auf das Jenseits keine Ansprüche macht, ist der Vertrag gerade auf die Annahme einer Hölle gebaut und setzt ein Jenseits voraus, in welchem der Mensch dem Teufel unterworfen sein könnte." Dafs im Prolog nicht ausdrücklich der Hölle Erwähnung geschieht, ist allerdings richtig; aber es ist andrerseits auch im Prolog keine Stelle zu finden, welche ausdrücklich gegen die Annahme einer solchen spräche. Im Gegenteil wird man sogar in den Worten des Herrn:

So lang' er auf der Erde lebt,

So lange sei dir's nicht verboten,

den Sinn suchen müssen: „Bei seinen Lebzeiten soll Faust zwar deinem Einflufs unterworfen sein, aber nach seinem Tode gehört er nicht mehr dir, sondern mir," womit die Möglichkeit, dafs Mephistopheles auch die abgeschiedene Seele in seine Gewalt bekommen kann, ausgesprochen ist. (Vgl. Fr. Vischer, Goethes Faust, S. 232.) Aber Mephistopheles macht auf das Jenseits keine Ansprüche, meint Scherer. Ich kann das Gebaren des Mephisto nicht anders als so verstehen, dafs er auch dem Herrn gegenüber der Schlauere zu sein glaubt, der selbst diesen zu überlisten im stande sei. Dafs er sich dem Herrn überlegen dünkt, zeigen zur Genüge die Schlufsworte: „Von Zeit zu Zeit seh' ich den Alten gern". Hiernach besteht keineswegs jener unlösbare Widerspruch zwischen dem Prolog und dem Vertrag, mithin ist auch die Annahme eines Planwechsels, der zwischen 1797 und 1806 eingetreten sei, unbegründet. Überdies ist es sehr unwahrscheinlich, dafs ein Plan, der die Hölle ganz bei Seite liefs, durch einen zweiten, der wieder mit ihr rechnete, also die philosophische durch eine der Überlieferung angepafste Grundidee, ersetzt worden sein soll; denn dieses, und nicht das umgekehrte Verfahren schiebt Scherer dem Dichter unter.

5) Ich bediene mich daher im Folgenden für die fertige Dichtung auch des Ausdrucks,,dritter Entwurf", obgleich die einzelnen Stücke, aus denen sie sich zusammensetzt, zum Teil selbst das Produkt mannigfacher Entwürfe sind.

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