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sogenannte Klippfisch (ein durch Einsalzen und Trocknen zubereiteter Kabeljau) nicht gemeint sein könne, erhellt von selbst. Allein auch die Klippfische Linnés, die Chaetodonten, passen nicht hieher, da sie weder sehr groß werden (Chaetodon gigas erreicht eine Länge von 11⁄2 Schuh), noch den Menschen gefährlich sind; manche Arten zeichnen sich durch hübsche Farben aus. Man möchte fast glauben, der Dichter habe sich wegen der scharfen, schroffen Laute des Wortes, oder weil der Name die Vorstellung eines unförmlichen und gigantischen Tieres erwecken kann, zur Auswahl entschlossen.

Schließlich geben wir noch einige unbedeutende Abweichungen aus Schillers Musenalmanach auf das J. 1798:

Str. 2, V. 1.

Str. 8, V. 1.
Str. 19, V. 6.

Der König sprach es und wirft u. s. w.
Jezt schnell, eh' die Brandung zurückekehrt,
Sich regte in dem furchtbaren u. s. w.

2. Der Handschuh.

Ein Brief Schillers an Goethe vom 18. Juni 1797 meldet, daß er seit des Freundes Abreise (von Jena, den 16. Juni) etwas Weniges poetisiert habe: ein kleines Nachstück zum Taucher, wozu er durch eine Anekdote in St. Foirs Essay sur Paris ermuntert wor= den sei. Diese findet sich in Band I. unter der Überschrift Rue des Lions, près Saint-Paul und lautet: „Eines Tages, als Franz I. einem Kampf seiner Löwen zusah, ließ eine Dame ihren Handschuh fallen und sagte zu de Lorges: Wollt Ihr mich glauben machen, daß Ihr mich so liebt, wie Ihr mir alle Tage schwöret, so hebt mir den Handschuh auf. De Lorges steigt hinab, hebt den Handschuh aus der Mitte der schrecklichen Tiere auf, steigt wieder zurück, wirft ihn der Dame ins Gesicht (le jette au nez de la Dame), und wollte sie nachher nie wieder sehen, ungeachtet vieler Anträge und Neckereien von ihrer Seite." Die lette Hand legte Schiller nach seinem Notizenkalender am 19. Juni an das Gedicht.

Die Frage nach der historischen Wahrheit der Erzählung geht eigentlich den Interpreten nichts an; doch sei erwähnt, daß auch Brantome in seinem Leben galanter Damen dieselbe Geschichte erzählt. Möchte man nun hiernach glauben, die Erzählung beruhe auf einer wirklichen Thatsache, so macht dagegen ein andrer Umstand es wahrscheinlich, daß sie zu der Gattung der wandernden Sagen gehört. Eine ganz ähnliche Anekdote wird nämlich von einem spa

nischen Ritter Don Manuel Ponce de Leon, am Hofe des Königs Ferdinand des Katholischen, und einem Edelfräulein der Königin erzählt; und so bekannt war die Geschichte in Spanien, daß selbst kurze Anspielungen darauf in Romanen und Schauspielen (im Don Quixote, bei Calderon, Lope de Vega u. a.) gemacht werden konnten.

Schiller nannte den Handschuh eine Erzählung, und deutete damit, wie Götinger meint, die Theorie an, nur eine Erzählung in Strophenform fönne Ballade heißen. Beifallswürdiger scheint mir Hoffmeisters Ansicht, daß Schiller von jeder Ballade eine allgemeine Idee gefordert, und eben, weil unserem Stück ein solcher höherer Grundgedanke fehlt, es nur eine Erzählung genannt habe. Goethe fand die Bezeichnung „Nachstück zum Taucher" im obenerwähnten Briefe passend. „Ich lege," heißt es in seinem Antwortschreiben, „den Handschuh wieder bei, der zum Taucher wirklich ein artiges Nach- und Gegenstück macht, und durch sein eigenes Verdienst das Verdienst jener Dichtung um so mehr erhöht." Nachund Gegenstück bezeichnet das Verhältnis beider Gedichte zueinander noch erschöpfender, da sie in einigen Zügen einander ähneln, in andern kontrastieren. Zwei Könige, jeder von seinem Hofstaat, aus Rittern und Frauen bestehend, umgeben, nur daß der eine wirksamer in die Handlung eingreift, sie unmittelbar hervorruft, während der andere nur den entferntern Anlaß giebt; zwei blinde, ge= fahrdrohende Naturgewalten, dem menschlichen Mute gegenüberstehend, dort der Meerstrudel mit seinen verborgenen Schrecken, hier der Blutdurst wilder Bestien; zwei Liebesverhältnisse, jenes vor unsern Augen blitzschnell entstehend und durch das Opfer des Lebens besiegelt, dieses schon lange vom Geliebten treu gepflegt, aber mit einemmal vor unsern Augen für immer zerrissen; zwei Liebende, jener durch Ehre und Liebe, dieser durch das Verlangen, die verleşte Ehre von kränkendem Verdacht zu befreien, in drohende Todesgefahr getrieben; dort eine Geliebte, welche den raschgewonnenen Geliebten gern retten möchte, aber eben dadurch in den Tod treibt, hier eine Geliebte, welche den treuen Anbeter mutwillig zu lebensgefährlichem Wagnisse reizt und sein Herz durch eigene Schuld verliert — so wechseln Analogien und Gegenfäße miteinander.

Goethe sagt noch in seinem oben erwähnten Briefe, im Handschuh zeige sich die reine That ohne Zweck, oder vielmehr im umgekehrten Zweck (gegen den Taucher), was so sonderbar wohl gefalle. „Rein“ nennt er die That, insofern Delorges nicht, wie der Taucher, die Hand der Geliebten als Preis sich dachte; aber

seinen Ausdruck verbessernd sezt er hinzu „im umgekehrten Zwed", weil der Ritter, gerade um den Liebesbund auf eine recht schlagende Art zu zerreißen, sich dem Wagestück unterzog. Doch ist vielleicht auch diese Auffassung nicht ganz psychologisch richtig. In dem Augenblick, wo Kunigunde durch die höhnende Aufforderung in Gegenwart des Hofes seinen Mut auf eine so schwere Probe seßte, war es zunächst wohl nicht der bestimmt bewußte Zweck, die Geliebte durch eine öffentliche Züchtigung für ihre Grausamkeit zu bestrafen, was ihn in den Löwengarten hinabtrieb, sondern gekränktes Ehrgefühl und der Drang, das in ihn gesezte Mißtrauen Lügen zu strafen. Der gerechte Zorn über Kunigundens Unmenschlichkeit wird gedämpft, so lange es gilt, dem Tod ins Auge zu schaun; aber sogleich nach überstandener Gefahr schlägt er zu heller Lohe empor, und in diesem Gefühl wirft er ihr den Handschuh ins Gesicht.

Das Metrum hat der Dichter äußerst frei behandelt: es fehlt nicht bloß eine regelmäßige strophische Abteilung, sondern es wechseln auch Rhythmus und Verslänge sehr mannigfach. Er hat aber auch diese Freiheit trefflich benußt, und es dürften nur wenige Gedichte aufzuweisen sein, worin sich auf gleichem Raum so viel Malerei in Lauten, Reimen, Metrum, metrischen Pausen, Wechsel des Rhythmus und der Verslänge, Sazbau u. s. w. beisammenfände. So wirkt schon gleich im ersten Abschnitt (V. 1-6), welcher uns den zum Anblick des Kampfspiels versammelten königlichen Hof schildert, sehr ausdrucksvoll das Vorherrschen der schweren, würdevollen, zur Veranschaulichung des Feierlichen geeigneten Vokale a und o im Reim, wie in den Binnenlauten. Im zweiten Abschnitt (V. 7-16) ist die Inversion im Nachsaß, deren sich Schiller auch anderswo mit mit Glück bedient hat, im zweiten Verse (,,Auf thut sich der weite Zwinger") wirksam angewandt, dann gleich darauf das bedächtige Hereintreten des Löwen, sein stummes Ümherblicken durch Metrum, und Reim trefflich geschildert. Hier wirkt erstens die Verstürze ähnlich wie im Glockenliede:

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Dann malen auch die festauftretenden männlichen Reime Schritt, tritt," und zwar um so mehr, je näher sie einander folgen, so wie die rhythmischen Pausen nach „stumm, rings um.“ Ebenso zweckdienlich sind die weiblichen Reime (Glieder, nieder")

in den Schlußversen des Abschnittes. Wie malerisch hier auch überall im Innern der Verse rhythmische Bewegung und Wortklänge sind (3. B. Mit langem Gähnen, Und schüttelt die Mähnen"), braucht kaum angedeutet zu werden. - Der dritte Abschnitt (V. 17-32) schließt sich durch den Reimklang seines ersten Verses an den vorhergehenden Abschnitt an. So verknüpft Schiller häufig durch den Reim zwei logisch geschiedene Partien; vgl. z. B. unten V. 32 und 33, sowie V. 52 und 53. Ebenso im Lied von der Glocke:

Wächst sie in des Himmels Höhen
Riesengroß.

Hoffnungslos

Weicht der Mensch u. s. w.

"

Die Gleichflänge, Sprunge, 3unge" (V. 21 u. 27) stehen zu weit voneinander, als daß ihre Wirkung recht empfunden werden könnte. Im Manuskript hatte Schiller geschrieben: „Und leckt sich die Zunge" (V. 27). Da ihm aber Goethe berichtete, man habe beim Vorlesen Zweifel über die Zulässigkeit des Ausdrucks erhoben, gab er dem Verse die vorliegende Form. Im vierten Abschnitt (V. 33-43) hat der Dichter an zwei Stellen das plötzliche Eintreten eines bedeutsamen Moments durch Verse, die ohne Vorschlagssilben einsehen, dargestellt: „Zwei Leoparden auf einmal heraus- und später „Richtet sich auf..." Die lettere Stelle besonders ist in ihrer Einfachheit fast erhaben zu nennen. Auch in diesem Abschnitte sind zwei Gleichflänge („Taßen, Kazen“) weit von einander entlegen; doch ist hier der Fehler minder bedeutend, da die Reime aus sehr markierten, lange im Ohr bleibenden und daher weitwirkenden Klängen bestehen. Zu den vier lezten Abschnitten (V. 44-67) haben wir nur weniges zu bemerken. Die Abwerfung des e in Kunigund', Stund' (B. 49 u. 51) könnte als eine unnötige Härte erscheinen; allein die weichen, vollen Formen, die einen weiblichen Reim bilden, würden nicht gut zu dem scharfen Ton der Stelle passen. Anders verhält es sich im Schlußabschnitte (V. 64 u. 67), wo Kunigunde den Ritter mit zärtlichem Liebesblick empfängt. Der drittleßte Vers des Gedichtes lautete im Musenalmanach:

Und der Ritter, sich tief verbeugend, spricht:

hatte aber ursprünglich wohl die jeßige Form. Schiller schrieb hierüber an Böttiger: „Die kleine Abänderung im Handschuh am Ende glaubte ich der Höflichkeit schuldig zu sein, obgleich das Faktum der

Grobheit mir von einem sehr eleganten französischen Schriftsteller St. Foir überliefert wurde, und ich anfangs geglaubt hatte, ein deutscher Poet dürfe darin so weit gehen, als ein französischer bel esprit." Wahrscheinlich war es Frau von Stein, die ihn zu der Änderung veranlaßte. In einem Briefe Schillers an sie heißt es: „Was mir Lolo von Ihretwegen über den Handschuh gesagt hat, ist gegründet, und schon der Umstand, daß ich dieses Gedicht neulich vorzulesen Bedenken trug, beweist, daß Sie recht haben. Ich werde also die Stelle ändern, an der Sie Anstoß nehmen." Später jedoch kehrte Schiller zu seiner ersten Ansicht zurück und schrieb wieder: Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht." Hoffmeisters Rechtfertigung dieser Rückerinnerung läßt nichts zu wünschen übrig. „Jene tiefe Verbeugung des Ritters,“ sagt er, „in Verbindung mit feinen nachfolgenden Worten kann doch nichts anderes als eine kalte Verhöhnung ausdrücken. Diese Ruhe der gleichgültigen Verachtung paßt nicht in seine momentane Lage, unmittelbar nach bestandener Wagnis. Die Kaltblütigkeit ist mit der Gefahr dahin, und in dem Selbstgefühl des gerechten Zorns beschimpft er die Unmenschliche, die ihn in den Kampf, nicht mit Menschen, sondern mit Bestien ,,trieb." Körner zog anfangs die Lesart des Musenalmanachs vor „teils wegen des Ritterkostüms, teils weil dadurch die letzte Zeile mehr gehoben werde." Als er später in der Gedichtsammlung die jezige Form des Verses eingeführt oder wiederhergestellt fand, meinte er, es ließe sich wohl noch streiten, ob die Verbeugung oder das Werfen ins Gesicht besser sei. Letteres passe vielleicht mehr für den Menschen, jenes mehr für den Ritter.

3. Der Ring des Polykrates.

Diese Ballade gehört ihrer Entstehungszeit nach dem Juni 1797 an. Ein Brief Schillers an Goethe vom 23. Juni schließt: „Montag denke ich Ihnen eine neue Ballade zu senden; es ist jeßt eine ergiebige Zeit zur Darstellung von Ideen." Nach des Dichters Notizenbuch wurde sie am nächsten Tage fertig. Am 26. Juni sandte er sie an Goethe mit der Notiz: „Es ist ein Gegenstück zu Ihren Kranichen" (den Kranichen des Jbykus, die Goethe damals noch selbst auszuführen gedachte). Dieser antwortete: „Der Ring des Polykrates ist sehr gut dargestellt. Der königliche Freund, vor dessen, wie vor des Zuhörers Augen alles geschieht, und der

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