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Das Balladenjahr.

1797.

Das Jahr 1797 war nicht so reich an kleinern dichterischen Produktionen wie das Jahr 1795, wenngleich es noch immer reich erscheint gegen die spätern Jahre. Auch beschäftigte sich Schiller in der ersten Jahreshälfte eifrig mit seinem Wallenstein, nahm gleichzeitig an Goethes Hermann und Dorothea lebhaften Anteil, und vertiefte sich, wie er den 7. April an Körner berichtete, in die Lektüre von Shakespeare und Sophokles, wozu sich noch Unterbrechungen seiner Thätigkeit durch Krankheitsanfälle, Familienbesuche und andere häusliche Störungen gesellten. So geriet seine lyrische Muse sehr ins Gedränge und war Monate lang zum Feiern genötigt. Überhaupt waren weder Schillers äußere Lebensumstände, noch seine Gemütsstimmung der lyrischen Dichtkunst günstig. Ein genießendes Vertiefen in die eigene Empfindung war ihm nicht vergönnt; er hatte fast immer einen schweren Kampf gegen beengende Verhältnisse und gegen Krankheit zu bestehen, und sein Geist war in einer raschen und stetigen, auf ein bestimmtes Ziel gerichteten Entwickelung begriffen, ein innerer Zustand, der dem Dramatiker weit günstiger, als dem Lyriker ist. Augenblicklich stand schon die durch den Xeniensturm in ihm hervorgerufene Mißstimmung einer behaglichen lyrischen Gemütsdisposition im Wege; aber auch zu andern Zeiten kam es ihm selbst zu deutlichem Bewußtsein, daß sein äußeres und inneres Leben unvorteilhaft für die lyrische Poesie sei; und er scheint darin einen Trost gesucht zu haben, daß er diese Gattung als eine minder bedeutende betrachtete. „Das lyrische Fach,“ schrieb er im Februar 1789 an Körner, das Du mir anweisest, sehe ich eher für ein Exi

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lium, als für eine eroberte Proving an. Es ist das kleinlichste und auch undankbarste unter allen. Zuweilen ein Gedicht lasse ich mir gefallen; wiewohl mich die Zeit und Mühe, die mir die Künstler gekostet haben, auf viele Jahre davon abschrecken.“ Ähnlich äußerte er sich neun Jahre später (August 1798) in einem Briefe an Körner: „Es fehlt mir dieses Jahr an aller Lust zum Lyrischen; ja ich habe sogar eine Abneigung dagegen, weil mich das Bedürfnis des Almanachs, wider meine Neigung, aus den besten Arbeiten am Wallenstein wegrief. Ich habe es auch verschworen, daß der Almanach außer dieser nur noch eine einzige Fortsetzung erleben und dann aufhören soll. Ich kann die Zeit, die mir die Redaktion und der eigene Anteil wegnimmt, zu einer höhern Thätigkeit verwenden.“

Wenn nun dennoch Schiller auch als lyrischer Dichter ein Liebling der Nation geworden ist, so läßt sich daraus ermessen, was er unter günstigern Bedingungen auf dem Felde der lyrischen Poesie geleistet haben würde. Einzelne seiner hieher gehörigen Produktionen, die ausnahmsweise in echt lyrischer Stimmung entstanden, wie z. B. das herrliche Gedicht die Erwartung," lassen dies aufs deutlichste erkennen. Tiefe des Gedankens, Wärme und Innigkeit der Empfindung, Lebendigkeit der Bilder und Vollendung der äußern Form verbinden sich in ihnen zu einem unübertrefflichen Ganzen. Für das, was er wirklich geleistet, mögen wir auch seinem Freunde Körner dankbar sein, der sich Mühe gab, ihn bei der lyrischen Poesie zu halten, und zugleich haben wir das von Schiller so sehr verwünschte „Bedürfnis des Almanachs" zu preisen, da es ihm so manches treff= liche Gedicht entlockt hat, zu deffen Ausführung er sich ohne jenes Bedürfnis nicht die Zeit genommen haben würde.

Unter den Gedichten, welche er im J. 1797 für den Almanach und zum kleinen Teile für die etwas stiefväterlich bedachten Horen verfaßte, lassen sich vier Gruppen unterscheiden: 1) Balladen, die bei weitem bedeutendste Gruppe, 2) ein kleiner Nachwuchs zu den Epigrammen der beiden vorhergehenden Jahre, 3) eine Gruppe didaktischer Gedichte von eigentümlicher strophischer Form, 4) eigentliche Lieder, denen sich dann schließlich noch ein Gelegenheitsgedicht anreiht.

Hoffmeister hielt es für höchst wahrscheinlich, daß Schiller, nicht Goethe, zuerst auf den Gedanken gekommen sei, Balladen zu dichten. Diese Prioritätsfrage ist ebenso unwichtig, als jene, wer den ersten Anstoß zur Xeniendichtung gegeben habe. In beiden Dichtern kam wohl erst bei einer der Zusammenkünfte in Frühlinge des Jahres

1797 der Entschluß zur Reise, sich beiderseits nach geeignetem Balladenstoffe umzusehen und in der Ausführung, wie früher bei den Xenien, miteinander zu wetteifern. So erblühte rasch eine Flora von Gedichten, die ein wahres Prachtbeet im Garten der deutschen Poesie bilden. Nach ihnen bezeichnete Schiller selbst das Jahr 1797 als das Balladenjahr, dessen Früchte wir nun im einzelnen betrachten werden. Und zwar erbat sich unser Dichter am 2. Mai von Goethe zunächst den Text des Don Juan, aus dem er eine Ballade zu machen gedenke. Goethe fand die Idee glücklich und ermunterte den Freund dazu. Schiller aber brachte nur ein Fragment zu stande, das Goedeke in d. hist. frit. Ausgabe von Schillers Werken (XI, 216. ff.) mitgeteilt hat.

Balladen des Jahres 1797.

1. Der Taucher.

Die Entstehung dieser Ballade fällt in die erste Hälfte des Juni 1797. Am 10. Juni schrieb Goethe, der sich damals in Jena aufhielt, an Schiller: „Laffen Sie Ihren Taucher je eher je lieber erfaufen. Es ist nicht übel (setzte er mit Anspielung auf seine gleichzeitig gedichteten Balladen Die Braut von Korinth und Der Gott und die Bajadere hinzu), daß, während ich meine Paare in das Feuer und aus dem Feuer bringe, Ihr Held sich das ent gegengesette Element aussucht.“ Die in der ersten Auflage dieses Kommentars geäußerte Vermutung, daß die Ballade gegen den 14. Juni fertig geworden sei, hat sich mittlerweile durch ein Notizbuch Schillers bestätigt; Hoffmeister fand darin von Schillers Hand bemerkt: „Der Taucher am 14. Juni beendigt."

Aus welcher Quelle er den Stoff geschöpft hat, ist nicht bekannt. Die Sage kommt bei einer Reihe von Schriftstellern vor, jedoch, wie dies bei Volkssagen gewöhnlich der Fall ist, mit einigen Variationen. So erzählt dieselbe auch, der Jesuit Athanasius Kircher (gest. zu Rom 1680) in seinem Werke Mundus subterraneus und versichert, daß die Geschichte ihm vom Archivar aus den

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