Buch der Lieder von Heinrich Heine. Zweinndzwanzigße Auflage. Hamburg. Hoffmann und Camp e. 18 6 4. Paris, chez J. J. Dubochet et Cie., rue de Seine, 33. Vorrede zur dritten Auflage. Das ist der alte Märchenwald! Ich ging fürbaß, und wie ich ging, Erklang es in der Höhe. Das ist die Nachtigall, sie singt Von Lieb' und Liebeswehe. Sie singt von Lieb' und Liebesweh', Von Thränen und von Lachen, Sie jubelt so traurig, sie schluchzet so froh, Vergessene Träume erwachen. Ich ging fürbaß, und wie ich ging, Da sah ich vor mir liegen, Auf freiem Platz, ein großes Schloß, Verschlossene Fenster, überall Dort vor dem Thor lag eine Sphynx, Ein Zwitter von Schrecken und Lüften, Der Leib und die Tazen wie ein Löw', Ein Weib an Haupt und Brüsten. Ein schönes Weib! Der weiße Blick, Er sprach von wildem Begehren; Die stummen Lippen wölbten sich Und lächelten stilles Gewähren. Die Nachtigall, sie sang so süß, Lebendig ward das Marmerbild, Der Stein begann zu ächzen Sie trank meiner Küsse lodernde Gluth, Mit Dürsten und mit Lechzen. Sie trank mir fast den Odem aus Und endlich, wollustheischend, Umschlang sie mich, meinen armen Leib, Mit den Löwentaßen zerfleischend. Entzückende Marter und wonniges Weh! Die Nachtigall fang: "O schöne Sphynx, Daß du vermischest mit Todesqual "O schöne Sphynx! O löse mir Das hätte ich Alles sehr gut in guter Prosa fagen können. Wenn man aber die alten Gedichte wieder durchliest, um ihnen, Behuss eines erneueten Abdrucks, einige Nachfeile zu ertheilen, dann überrascht Einen unversehens die klingelnde Gewohnheit des Reims und Silbenfalls, und siehe! es sind Verse, womit ich diese dritte Auflage des Buchs der Lieber eröffne. O Phöbus Apollo! find diese Verse schlecht, so wirst du mir gern verzeihen.... |