In der folgenden Lücke wurde wohl erzählt, wie durch Fürbitte des Atrachasis die Not ein Ende nimmt, wie dann aber die Frevel von neuem überhandnehmen, so daß sich die Plagen wiederholen: II. Oben ließ Adad1 seinen Regen selten werden, Unten wurde gehemmt die Hochflut, so daß sie sich am Es verminderte das Feld seinen Ertrag; (30) Es wandte sich weg die Brust der Nisaba2; nachts wurde das Gefilde weiß. Das weite Feld gebar Salz.... Kraut ging nicht auf, Getreide wuchs nicht. Unglück ward dem Volke zuteil; Der Mutterleib war verschlossen, ließ kein Kind gedeihen. (Kleine Lücke.) Als das dritte Jahr herbeikam, (40) Empörten sich die Menschen in ihren Städten. Als das vierte Jahr herbeikam, wurden ihre Vorräte knapp,.. Niedergeschlagen gingen einher die Leute auf der Straße. Als das fünfte Jahr herbeikam, schaut scheel die Tochter auf das Kommen der Mutter; (45) Die Mutter öffnet der Tochter nicht ihre Tür. Die Wage der Mutter beobachtet die Tochter, Die Wage der Tochter beobachtet die Mutter. Als das sechste Jahr herbeikam, bereitet man die Tochter Zur Nahrung bereitet man das Kind .... zum Mahle, Der Kluge, der Hochgescheite, der Mensch, (55) Er redet mit seinem Gotte; Sein Herr Ea redet aber nicht mit ihm. Da ging er hinaus zum Tore seines Gottes; Angesichts des Stromes schlägt er sein Lager auf. Wie es scheint, gelingt es ihm wieder, die Götter zu versöhnen. Doch von neuem beginnt das üble Tun der Menschheit. III. Wegen des Volkes Gelärmes ward Enlil1 betrübt.... Enlil berief seine Versammlung (5) Und sagt zu den Göttern, seinen Kindern: ,,Es ärgert mich das Gelärme der Menschen; Wegen ihres Gelärmes bin ich betrübt worden... Strafen will ich sie: Schüttelfrost soll eintreten! (10) Eilends soll ihrem Gelärme die Pest den Garaus machen! Gleich einem Sturme sollen gegen sie wehen Krankheit, Seuche, Schüttelfrost, Unglück!" Da strafte er sie: Schüttelfrost trat ein, Eilends machte ihrem Gelärme die Pest den Garaus, (15) Gleich einem Sturme wehten gegen sie Krankheit, Seuche, Schüttelfrost, Unglück. Der Kluge, der Hochgescheite, der Mensch, (20) Sein Herr Ea redet mit ihm. Der Hochgescheite öffnete seinen Mund (25) „O Herr, in Jammer sind die Menschen, O Herr Ea, in Jammer sind die Menschen, O Herr, der du uns geschaffen, (30) Laß aufhören Krankheit, Seuche, Schüttelfrost, Unglück!" Abermals scheint durch die Fürbitte des Atrachasis die Not ein Ende zu nehmen, jedoch ohne eine Besserung des sündigen Volkes zu bewirken. 1 Gott von Nippur und Herr der Länder. Enlil berief seine Versammlung und sagt zu den Göttern, seinen Kindern: (40),,Erweist ihnen keinerlei Erbarmen! Ihre Sünden haben nicht abgenommen, zahlreicher als zuvor sind sie. Wegen ihres Gelärmes bin ich betrübt worden. ... (45) Für ihren Leib sollen der Kräuter nicht genug werden; Oben lasse Adad seinen Regen selten werden, Unten werde gehemmt die Hochflut, so daß sie sich am Es vermindere das Feld seinen Ertrag, (50) Das weite Feld gebäre Salz.... Kraut gehe nicht auf, Getreide wachse nicht! Der Mutterleib sei verschlossen, lasse kein Kind ge deihen!" (55) Da wurden für ihren Leib der Kräuter nicht genug; Es verminderte das Feld seinen Ertrag; Es wandte sich weg die Brust der Nisaba; nachts wurde (60) Das weite Feld gebar Salz..... das Gefilde weiß. Kraut ging nicht auf, Getreide wuchs nicht. Unglück ward dem Volke zuteil; Der Mutterleib war verschlossen, ließ kein Kind gedeihen. Wiederum folgt eine Lücke, in der vielleicht erzählt wurde, daß alle Menschen bis auf Atrachasis umkamen. Der Gott Ea erschafft nun mit der Muttergöttin Mami neue Menschen: IV. Ea läßt Mami eine Beschwörung hersagen; Mami sagte eine Beschwörung her; als sie ihre Beschwö rung hergesagt, Spie sie auf ihren Lehm: (15) Vierzehn Stücke kniff sie ab; sieben Stücke legte sie zur Rechten, Sieben Stücke legte sie zur Linken; zwischen sie legte sie einen Ziegel. . . . Dann rief sie weise, kluge Frauen, Sieben und abermals sieben Mütter: sieben formten Kna (20) Sieben formten Mädchen. Die Mutter1, die schicksalbildende, Vollendet sie, Sie vollendet ihre Ebenbilder; Die Bildnisse der Menschen bildet Mami. ben, 1 Mami. D. HIMMEL UND HÖLLE Di 1. DER ADAPA-MYTHUS ie Fragmente dieser Erzählung stammen teils aus Assurbanipals Bibliothek (um 650 v. Chr.), teils aus El-Amarna in Ägypten (um 1370 v. Chr.), wo der Mythus ägyptischen Gelehrten als,,babylonisches Lesebuch" diente. Inhalt: A. Adapa, der Sohn des Meergottes Ea, sorgt für das Wohl seiner Vaterstadt Eridu. B. Adapa zerbricht dem Südwind die Flügel und wird deshalb vor den Thron des Himmelsgottes Anu befohlen. Ea rät ihm, sich die Götter Tamuz und Gischzida zu Fürsprechern zu gewinnen, und warnt ihn vor Anus Todesspeise und Todestrank. Als Anu, durch die Fürsprache jener Götter gerührt, Adapa Lebensspeise und Lebenstrank bietet, verweigert Adapa diese im Vertrauen auf Eas Warnung und verliert so die Unsterblichkeit. A Klugheit besaß er, und Weisheit war sein; Sein Geheiß war wie Anus Geheiß gar mächtig. Weisheit hatte er ihm gegeben; doch ewiges Leben hatte 2 Zu jener Zeit in selbigen Jahren wird des Weisen von Den Ea selbst zum Leiter der Menschheit erschaffen, Wird des Weisen Geheiß von niemandem übertreten. Der Klügste, der Allerweiseste unter den Anunnaki ist er ja, Untadelig, mit reiner Hand, ein hoher Priester, der sich um die Göttergebote kümmert. Niedere Gottheiten, zu denen also Adapa hier gerechnet wird. |