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Er hörte nicht auf sie1, hörte nicht das Wort seines Jungen:
Er fuhr hinab und fraß die Jungen der Schlange!

Als die Schlange es bemerkte, sagt sie zu Schamasch:
,,Kunde will ich geben von dem, was mir geschah!
Dem Adler hatte ich Freundschaft geschworen,
Doch jetzt hat er das Nest meiner Jungen erspäht,
Mein Nest hat er erspäht in seiner Gier.

Zerstreut waren meine Jungen, und ich war nicht bei ihnen:
Da fuhr er hinab und fraß meine Jungen.

Das Böse, das er tat, o Schamasch, vergilt ihm!

Ist ja doch dein Netz, o Schamasch, die weite Erde,
Deine Schlinge der ferne Himmel!

Wer konnte aus deinem Netz entrinnen lassen
Den Übeltäter, den Zû1, den Bösewicht?"

Das Flehen der Schlange hörte Schamasch;

Schamasch tat seinen Mund auf und sagt zur Schlange:
„Mach' dich auf den Weg und überschreite das Gebirge;
Ich will dir als Versteck geben einen toten Wildochsen;
Öffne sein Inneres und durchbohre seinen Leib,

Schlage deine Wohnung auf in seinem Leibe!
Allerlei Vögel des Himmels werden hinabfahren,
Um zu fressen das Fleisch des toten Wildochsen.
Auch der Adler wird mit ihnen hinabfahren . . . .
Wenn er hineingeht, fasse ihn bei seinen Flügeln:
Schlag ab seine Flügel, seine Schwungfedern und Fänge,
Zerraufe ihn und wirf ihn in eine Grube ...

Auf daß er den Tod des Hungers und Durstes sterbe!"

Auf Geheiß des Helden Schamasch ging die Schlange,
überschritt das Gebirge,

Es gelangte die Schlange zu dem Wildochsen,
Öffnete sein Inneres, durchbohrte seinen Leib,

1 Die Kinder. 2 Vgl. die Erzählung vom Sturmvogel Zû (S. 151 ff.).

Schlug ihre Wohnung auf in seinem Leibe.

Allerlei Vögel des Himmels fuhren hinab, das Fleisch zu

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Ahnte der Adler sein Unheil,

Würde er kein Fleisch mit den Vögeln fressen!

fressen.

Der Adler tat seinen Mund auf und sagt zu seinen Jungen:
Wohlan, wir wollen hinabfahren

und das Fleisch jenes Wildochsen fressen!"

Ein Junges, ein hochgescheites, sagt zum Adler, seinem

Vater, das Wort:

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,,Fahre nicht hinab, mein Vater; vielleicht lauert im Innern dieses Wildochsen die Schlange!"

...

Er hörte aber nicht darauf, hörte nicht das Wort seines

Jungen,

Er fuhr hinab und stellte sich auf den Wildochsen.
Der Adler musterte das Fleisch,

schaute sich nach vorn und nach hinten um,

Musterte nochmals das Fleisch, schaute sich nach vorn und nach hinten um . . .

Als er in das Innere hineinging, faßte ihn die Schlange

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Der Adler tat seinen Mund
,,Habe Erbarmen mit mir!

auf

Wie

bei seinen Flügeln . . . und sagt zur Schlange: ein Bräutigam will ich dir Geschenke geben!"

Die Schlange tat ihren Mund auf und sagt zum Adler: ,,Ließe ich dich los, wie könnte ich dann Schamasch oben

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Zerraufte ihn und warf ihn in eine Grube .
Auf daß er den Tod des Hungers und Durstes stürbe!

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Der Adler flehte täglich zu Schamasch:

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,,In der Grube werde ich sterben: wer weiß, wie es mir
noch geht! ...

Mich, den Adler, erhalte am Leben,
Daß ich für ewige Zeiten deinen Namen verkünde!"

Schamasch tat seinen Mund auf und sagt zum Adler:
,,Du bist böse und hast mein Gemüt gekränkt:

Du hast dich mit gottlosem Tun, hast mit Unheil dich
befaßt!
Du wirst sterben: ich will nichts mit dir zu tun haben;
Wohlan, der Mensch, den ich dir senden werde, der mag
dir helfen!"

Etana flehte täglich zu Schamasch:
,,Du genossest, o Schamasch, das Fett meiner Schafe, die
Erde trank das Blut meiner Lämmer,
Die Götter ehrte ich, die Geister fürchtete ich,
Vollführt haben meine Rauchopfer die Deuterinnen,
Meine Lämmer schlachtend, befriedigten sie die Götter.
Herr, aus deinem Munde gehe es hervor: gib mir das
Kraut des Gebärens!
Zeige mir das Kraut des Gebärens! Nimm meine Last1
von mir und schaffe mir einen Namen 2!"

Schamasch tat seinen Mund auf und sagt zu Etana:
„Mach' dich auf den Weg und überschreite das Gebirge;
siehst du eine Grube, so schaue in sie!
Darin liegt ein Adler: er wird dir das Kraut des Gebärens
zeigen!"

Auf Geheiß des Helden Schamasch ging Etana, über-
schritt das Gebirge;
Als er die Grube sah, schaute er hinein: darin lag der
Adler!

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1 Hier wohl die Last des Kummers. 2 D. i. einen Erben, der seinen Namen erhalten soll.

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Der Adler tat seinen Mund auf und sagt zu Etana:
,,Was kamst du her und suchtest mich auf, du?“

Etana tat seinen Mund auf und sagt zum Adler:
,,Mein Freund, gib mir das Kraut des Gebärens!
Zeige mir das Kraut des Gebärens!

Nimm meine Last von mir und schaffe mir einen Namen!“

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Als der achte Monat vorüber war, verließ der Adler die
Grube:

Der Adler hatte Nahrung; gleich einem brüllenden Löwen
hatte er Kräfte.

*

Der Adler sagt zu ihm, zu Etana:

,,Mein Freund, ich will dich tragen zum Himmel Anus,
Auf meine Brust lege deine Brust,

Auf die Schwungfedern meiner Flügel lege deine Hände,
Auf meine Seiten lege deine Seiten!"

Auf seine Brust legte er seine Brust,

Auf die Schwungfedern seiner Flügel legte er seine Hände,
Auf seine Seiten legte er seine Seiten:
Gewaltig groß ward seine Last.

Als er ihn eine Meile emporgetragen hatte,
Sagt der Adler zu ihm, zu Etana:

,,Schau', mein Freund, wie das Land geworden ist,
Blick' auf das Meer zu seiten des Weltberges!"
,,Das Land da sieht aus wie ein Berg,

Das Meer ist geworden zu einem Wasserlauf!“

Als er ihn die zweite Meile emporgetragen hatte,
Sagt der Adler zu ihm,
zu Etana:
,,Schau', mein Freund,
,,Die Erde da sieht aus

wie das Land geworden ist!"
wie eine Baumpflanzung!“

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Als er ihn die dritte Meile emporgetragen hatte,

Sagt der Adler zu ihm, zu Etana:

,,Schau', mein Freund, wie das Land geworden ist!"
,,Das Meer ist zum Graben eines Gärtners geworden!"

Als sie hinaufgestiegen zum Himmel Anus,

Und zum Tore Anus, Enlils und Eas gelangt waren,
Warfen sich der Adler und Etana zugleich demütig nieder.

*

*

Doch das Kraut des Gebärens erhalten sie hier nicht: sie müssen sich noch höher erheben, bis zum Himmel der Ischtar, der Muttergöttin. Der Adler sagt zu ihm, zu Etana:

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,,Wohlan, mein Freund, ich will dich tragen zum Himmel
der Ischtar;
Bei Ischtar, unserer Herrin, ist das Kraut des Gebärens.
Zu Ischtar, unserer Herrin, will ich dich tragen!
Auf meine Seiten lege deine Seiten,

Auf die Schwungfedern meiner Flügel lege deine Hände!“

Auf seine Seiten legte er seine Seiten,

Auf die Schwungfedern seiner Flügel legte er seine Hände.

Als er ihn eine Meile emporgetragen hatte, sagt der Adler :
„Mein Freund, blicke hin, wie das Land geworden ist!“
,,Vom Lande ist nur soviel zu sehen wie eine Hütte,
Und das weite Meer ist so groß wie ein Hof."

Als er ihn die zweite Meile emporgetragen hatte, sagt
der Adler:
,,Mein Freund, blicke hin, wie das Land geworden ist!"
,,Das Land ist geworden zu einem Kuchen,
Und das weite Meer ist so groß wie ein Brotkorb.“

Als er ihn die dritte Meile emporgetragen hatte, sagt der Adler: ,,Mein Freund, blicke hin, wie das Land verschwunden ist!“

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