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,,Ich blicke hin', wie die Erde verschwunden ist,

Und am weiten Meere sättigen sich meine Augen nicht!
Mein Freund, ich will nicht zum Himmel aufsteigen,
Mache halt, daß ich zur Erde zurückkehre!!"

Eine Meile fiel er hinab:

Der Adler stürzte hinunter gleich ihm.

Eine zweite Meile fiel er hinab:

Der Adler stürzte hinunter gleich ihm.
Eine dritte Meile fiel er hinab:

Der Adler stürzte hinunter gleich ihm.

3. ISCHTAR ALS HIMMELSKÖNIGIN

Der Text ist sumerisch und akkadisch in einer Abschrift aus der Seleukidenzeit erhalten. Veröffentlicht von Thureau-Dangin, Revue d'Assyriologie XI, S. 144 ff.

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Vor Anu, dem strahlenden, großen, dessen Äußerung keine Schranke hemmt,

Krümmten sich wie ein Sichelschwert die großen Götter in Beifall und Anbetung. ,,Sprichst du, so bist du im Recht, Herrscher; Herr, wenn du einen Ausspruch tust, gehorcht man dir! Anu, dein erhabnes Wort geht voran; wer kann da,nein'

sagen? Vater der Götter, dein Ausspruch ist die Grundlage von Himmel und Erde; welcher Gott kann widerstehen? Herr, Fürst, du bist dein eigner Ratgeber; was hat unser Rat zu bedeuten?

Der Frau Ischtar, der du deine Liebe schenktest, reiche
deine Hand,

Deine unwandelbare Zusage, die gewichtig ist wie der
Himmel, tu ihr kund in unsrer Versammlung!
Innin3, der Göttin, der du deine Liebe schenktest, übergib
die Leitung deiner Befehle!

1 Worte Etanas. Beiname der Ischtar.

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Sie sei Antu, die Gattin, dir ebenbürtig: zu deinem Namen erhebe sie sich!

Dazu noch möge die Weisungen Enlils und Eas ihre Hand übernehmen,

Sie halte allein die Zügel von Himmel und Erde, sie sei die Mächtigste unter uns!" Dem Wortführer Anu ward froh und freudig das Herz; Zur strahlenden Ischtar wandte er sich froh in unwandelbarer Güte:

,,Mein göttliches Walten ist der schöne Himmel, dem nichts gleicht, Er ist mein festes Bereich, dessen Grenzen voll Schrecken sind und ganz unnahbar. Ich, Anu, bin der Herr, der ihn 1leitet: nimm seine Leitung! Die Wölbungen seiner Grenzen bringe in deine Hand, und herrsche alleine! Zu meinem königlichen Gemach steige nur empor und throne in der Höhe! Entsprechend meinem Namen sei der deinige,erhabene

Antu'! Der treue Botschafter, dessen Lippen so köstlich, der da kennt meine Entschlüsse,

Ili-abrat, mein ausgezeichneter Botschafter, er sei's, der deinen Willen vollzieht!

Er bringe vor dir Götter und Göttinnen immerdar in freundliche Stimmung! In den ewigen Grundlagen von Himmel und Erde, den unwandelbaren Bildnissen der Götter2, Ward, als anfangs Anu, Enlil und Ea die Lose3 verteilten, Den beiden Göttern, den Wächtern von Himmel und Erde, die Anus Tür öffnen,

Dem Sin und dem Schamasch Tag und Nacht gleichmäßig bestimmt.

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1 Den Himmel. Die Sternbilder. Anteile. Mond und Sonne.

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Vom Grunde des Himmels bis zu seiner Höhe wies man
ihnen an ihre feste Zeit.
Wie eine Ähre drängen sich des Himmels Sterne allzumal;
Wie einem Rinde ist eine Grenze angewiesen den führenden
Göttern1.
Dort, o Ischtar, erhebe dich zur Herrschaft über sie alle!
Innin,du seist die strahlendste unter ihnen,,Sternen-Ischtar'
seist du geheißen.

Ihnen beiden zur Seite ändere sich im Triumph dein er-
habner Platz,

Im Schutze von Sin und Schamasch wachse dein Glanz! Die Helle deiner leuchtenden Fackel entfache sich mitten am Himmel; Das Volk soll dich anstaunen, wie dir unter den Göttern keiner nahekommt."

Nachdem der Herr der Tochter Sins ein erhabenes Los
gegeben,

Eanna, seinen strahlenden Dom, ihr nicht verschlossen,
Nachdem König Anu der Innin ein erhabenes Los gegeben,
Eanna, seinen strahlenden Dom, ihr als Gabe geschenkt,
Bekleidete er ihre Gestalt mit göttlichem Gewande, den
Strahlen des hellen Mondes;
Herrlichen Schmuck, göttliche Zier ließ er ihr erstrahlen,
Königliches Zepter, eine grimme schonungslose Waffe,
gab er ihr in die Hand,

Eine prächtige Tiara, der auf des Mondes Haupt gleichend,
setzte er ihr auf das Haupt:
,,Göttliche, mein gewaltig Geheiß, die unentscheidbaren
Befehle, alles, was mein, übergebe ich dir;
Ebenso wie ich, zeige Enlil, der Herr der Länder, dir un-
wandelbare Güte."

1 Wie das pflügende Rind seinen festen Weg gehen muß, so auch die Sterngötter, die die andern Sterne leiten. Den Sternen.

4. ISCHTARS FAHRT IN DIE UNTERWELT

Der Mythus erzählt, wie Ischtar, die Göttin der Liebe und der in der Natur waltenden Kräfte, in die Unterwelt hinabsteigt und schließlich von der Unterweltsgöttin wieder freigelassen wird. Der hier zugrunde gelegte semitische Text stammt aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., doch sind ältere Bruchstücke, vor allem solche einer altsumerischen Rezension erhalten, die aus dem Ausgang des 3. Jahrtausends stammen dürften.

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Nach Kurnugea1, dem finsteren Lande,

Richtete Ischtar, Nannars? Tochter, ihren Sinn.

Es richtete Nannars Tochter ihren Sinn

Nach der Behausung der Finsternis, der Wohnung Ir

kallas, Nach der Behausung, die niemand verläßt, der sie betrat, Nach dem Wege, dessen Bahn sich nicht wieder wendet, Nach der Behausung, deren Bewohner des Lichtes entbehren,

Wo Erde ihre kümmerliche Nahrung, Lehm ihre Speise,
Wo sie das Licht nicht schauen, in Finsternis wohnend;
Bekleidet sind sie wie Vögel mit Flügelkleide;
Über Tür und Riegel ist Staub gebreitet.

Als Ischtar zum Tore von Kurnugea gelangte,
Sprach sie zum Pförtner des Tores die Worte:
,,Pförtner, he, öffne dein Tor!

Öffne dein Tor, daß ich eintreten kann!

Öffnest du das Tor nicht, so daß ich nicht eintreten kann,

zerbreche ich den Riegel,
hebe aus die Türen,

Zerschlage ich die Tür,
Zerschlage ich den Pfosten,
Führe ich die Toten hinauf,

daß sie die Lebenden essen;

Daß mehr als Lebendige der Toten es gebe!"

Der Pförtner tat seinen Mund auf und spricht,
Sagt zur Herrin Ischtar:

1 Unterwelt, das Reich des Irkalla und der Ereschkigal (eigentlich,,Land der Nichtheimkehr"). 2 Mondgott.

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Ich will gehen, deinen Namen zu künden der Königin

Ereschkigal!"

Hinein ging der Pförtner und sagt zu Ereschkigal:
,,Siehe, deine Schwester Ischtar steht da am Tore,
Sie, die da hält die großen Orgien, die aufwühlt die
Fluten vor Ea2 dem Herrn.“

Als Ereschkigal dieses vernahm,

Ward gelb ihr Antlitz gleich einer abgehauenen Tamariske,
Gleich einem niedergeschlagenen Rohrbusch ward sie
völlig niedergeschlagen:
,,Wozu hat ihr Herz síe veranlaßt, wozu hat ihr Sinn sie
getrieben!
Siehe, ich trinke Wasser mit den Anunnaki3,
Statt Speisen esse ich Lehm, statt Bier trinke ich abgestan-
denes Wasser!
Laß mich weinen über die Männer, die ihre Gattinnen
verlassen mußten,
Laß mich weinen über die Frauen, die aus ihrer Gatten
Arm gerissen wurden,
Laß mich weinen über das schwache Kindlein, das vor
seiner Zeit dahingerafft ward!

Geh, Pförtner, öffne ihr dein Tor!

Behandle sie nach den alten Gesetzen!"

Da ging der Pförtner und öffnete ihr das Tor:
,,Tritt ein, Herrin, die Unterwelt möge dir zujubeln,
Der Palast von Kurnugea freue sich deiner!"

In ein erstes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit

und nahm fort das große Kopftuch ihres Hauptes. ‚Warum, Pförtner, nahmst du fort das große Kopftuch meines Hauptes?" ,,Tritt ein, Herrin, also sind der Unterweltsherrin Gebote."

1 Die Tür. Der Gott des Meeres. Die Geister der Unterwelt.

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