30 Vom Grunde des Himmels bis zu seiner Höhe wies man ihnen an ihre feste Zeit. Wie eine Ähre drängen sich des Himmels Sterne allzumal; Wie einem Rinde ist eine Grenze angewiesen den führenden Göttern? Dort, o Ischtar, erhebe dich zur Herrschaft über sie alle! Innin, du seist die strahlendste unterihnen,,Sternen-Ischtar seist du geheißen. Ihnen beiden zur Seite ändere sich im Triumph dein er habner Platz, Im Schutze von Sin und Schamasch wachse dein Glanz! Die Helle deiner leuchtenden Fackel entfache sich mitten am Himmel; Das Volk soll dich anstaunen, wie dir unter den Göttern keiner nahekommt." 35 40 Nachdem der Herr der Tochter Sins ein erhabenes Los gegeben, Eanna, seinen strahlenden Dom, ihr nicht verschlossen, Nachdem König Anu der Innin ein erhabenes Los gegeben, Eanna, seinen strahlenden Dom, ihr als Gabe geschenkt, Bekleidete er ihre Gestalt mit göttlichem Gewande, den Strahlen des hellen Mondes; Herrlichen Schmuck, göttliche Zier ließ er ihr erstrahlen, Königliches Zepter, eine grimme schonungslose Waffe, gab er ihr in die Hand, Eine prächtige Tiara, der auf des Mondes Haupt gleichend, setzte er ihr auf das Haupt: „Göttliche, mein gewaltig Geheiß, die unentscheidbaren Befehle, alles, was mein, übergebe ich dir; Ebenso wie ich, zeige Enlil, der Herr der Länder, dir uns wandelbare Güte.“ 45 Wie das pflügende Rind seinen festen Weg gehen muß, so auch die Sterns götter, die die andern Sterne leiten. 8 Den Sternen. 2 5 4. ISCHTARS FAHRT IN DIE UNTERWELT Der Mythus erzählt, wie Ischtar, die Göttin der Liebe und der in der Natur waltenden Kräfte, in die Unterwelt hinabsteigt und schließlich von der Unterweltsgöttin wieder freigelassen wird. Der hier zugrunde gelegte semitische Text stammt aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., doch sind ältere Bruchstücke, vor allem solche einer altsumerischen Rezension erhalten, die aus dem Ausgang des 3. Jahrtausends stammen dürften. Nach Kurnugea, dem finsteren Lande, kallas, behren, 10 15 20 Der Pförtner tat seinen Mund auf und spricht, Sagt zur Herrin Ischtar: 1 Unterwelt, das Reich des Irkalla und der Ereschkigal (eigentlich „Land der Nichtheimkehr“). ? Mondgott. 2 25 30 „Halt ein, Herrin, zerstöre sie nicht! Ereschkigal!" Fluten vor Ea? dem Herrn.“ völlig niedergeschlagen: „Wozu hat ihr Herz sie veranlaßt, wozu hat ihr Sinn sie getrieben! Siehe, ich trinke Wasser mit den Anunnaki, Statt Speisen esse ich Lehm, statt Bier trinke ich abgestan denes Wasser! Laß mich weinen über die Männer, die ihre Gattinnen verlassen mußten, Laß mich weinen über die Frauen, die aus ihrer Gatten Arm gerissen wurden, Laß mich weinen über das schwache Kindlein, das vor seiner Zeit dahingerafft ward! Geh, Pförtner, öffne ihr dein Tor! Behandle sie nach den alten Gesetzen!“ 35 40 Da ging der Pförtner und öffnete ihr das Tor: In ein erstes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort das große Kopftuch ihres Hauptes. „Warum, Pförtner, nahmst du fort das große Kopftuch meines Hauptes?" „Tritt ein, Herrin, also sind der Unterweltsherrin Gebote.“ 1 Die Tür. Der Gott des Meeres. 3 Die Geister der Unterwelt. 45 In ein zweites Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort die Gehänge ihrer Ohren. Warum, Pförtner, nahmst du fort die Gehänge meiner Ohren?" „Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote.“ In ein drittes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort die Ketten ihres Halses. „Warum, Pförtner, nahmst du fort die Ketten meines Halses?“ „Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote.“ 50 In ein viertes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort die Schmuckstücke ihrer Brust. „Warum, Pförtner, nahmst du fort die Schmuckstücke meiner Brust?“ ,Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote.“ 55 In ein fünftes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit , und nahm fort den Geburtssteingürtel' ihrer Hüften. Warum, Pförtner, nahmst du fort den Geburtssteingürtel meiner Hüften?" „Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote.“ In ein sechstes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort die Spangen ihrer Hände und Füße. Warum, Pförtner, nahmst du fort die Spangen meiner Hände und Füße?" „Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote." 60 In ein siebentes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort das Schamtuch ihres Leibes. Warum, Pförtner, nahmst du fort das Schamtuch meines Leibes?" „Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote.“ 1 Gürtel mit Zaubersteinen. 65 1 Sobald als Ischtar nach Kurnugea hinabgestiegen, 70 73 Nachdem die Herrin Ischtar nach Kurnugea hinab gestiegen, Bespringt der Stier nicht mehr die Kuh, beugt sich der Esel nicht mehr über die Eselin; Gasse: 80 85 Des Götterboten Papsukkal Blick war gesenkt, sein Antlitz bekümmert, Mit einem Trauergewande war er bekleidet, mit Lumpen angetan. Da ging Papsukkal weinend vor Nannar, Vor dem König Ea4 fließen seine Tränen: „Ischtar ist zur Unterwelt hinabgestiegen, aber nicht wieder emporgekommen! Pestgott. ? Im Himmel herrscht Besorgnis über das durch das Verschwinden der Liebesgöttin verursachte Aufhören jeglichen Liebeslebens. (Papsukkal ist hier vielleicht mit Tamuz, Ischtars Gatten, identisch.) : Mondgott. - Meeresgott. 10 Ungnad, Babylonien 1 2 |