276 280 ,,Ich blicke hin', wie die Erde verschwunden ist, Und am weiten Meere sättigen sich meine Augen nicht! Eine Meile fiel er hinab: Der Adler stürzte hinunter gleich ihm. Eine zweite Meile fiel er hinab: Der Adler stürzte hinunter gleich ihm. Der Adler stürzte hinunter gleich ihm. 3. ISCHTAR ALS HIMMELSKÖNIGIN Der Text ist sumerisch und akkadisch in einer Abschrift aus der Seleukidenzeit erhalten. Veröffentlicht von Thureau-Dangin, Revue d'Assyriologie XI, S. 144 ff. 5 Vor Anu, dem strahlenden, großen, dessen Äußerung keine Schranke hemmt, Krümmten sich wie ein Sichelschwert die großen Götter in Beifall und Anbetung. ,,Sprichst du, so bist du im Recht, Herrscher; Herr, wenn du einen Ausspruch tust, gehorcht man dir! Anu, dein erhabnes Wort geht voran; wer kann da,nein' sagen? Vater der Götter, dein Ausspruch ist die Grundlage von Himmel und Erde; welcher Gott kann widerstehen? Herr, Fürst, du bist dein eigner Ratgeber; was hat unser Rat zu bedeuten? Der Frau Ischtar, der du deine Liebe schenktest, reiche Deine unwandelbare Zusage, die gewichtig ist wie der 1 Worte Etanas. Beiname der Ischtar. Sie sei Antu, die Gattin, dir ebenbürtig: zu deinem Namen erhebe sie sich! Dazu noch möge die Weisungen Enlils und Eas ihre Hand übernehmen, Sie halte allein die Zügel von Himmel und Erde, sie sei die Mächtigste unter uns!" Dem Wortführer Anu ward froh und freudig das Herz; Zur strahlenden Ischtar wandte er sich froh in unwandelbarer Güte: ,,Mein göttliches Walten ist der schöne Himmel, dem nichts gleicht, Er ist mein festes Bereich, dessen Grenzen voll Schrecken sind und ganz unnahbar. Ich, Anu, bin der Herr, der ihn 1leitet: nimm seine Leitung! Die Wölbungen seiner Grenzen bringe in deine Hand, und herrsche alleine! Zu meinem königlichen Gemach steige nur empor und throne in der Höhe! Entsprechend meinem Namen sei der deinige,erhabene Antu'! Der treue Botschafter, dessen Lippen so köstlich, der da kennt meine Entschlüsse, Ili-abrat, mein ausgezeichneter Botschafter, er sei's, der deinen Willen vollzieht! Er bringe vor dir Götter und Göttinnen immerdar in freundliche Stimmung! In den ewigen Grundlagen von Himmel und Erde, den unwandelbaren Bildnissen der Götter2, Ward, als anfangs Anu, Enlil und Ea die Lose3 verteilten, Den beiden Göttern, den Wächtern von Himmel und Erde, die Anus Tür öffnen, Dem Sin und dem Schamasch Tag und Nacht gleichmäßig bestimmt. 4 1 Den Himmel. Die Sternbilder. Anteile. Mond und Sonne. 30 35 40 45 Vom Grunde des Himmels bis zu seiner Höhe wies man Ihnen beiden zur Seite ändere sich im Triumph dein er- Im Schutze von Sin und Schamasch wachse dein Glanz! Die Helle deiner leuchtenden Fackel entfache sich mitten am Himmel; Das Volk soll dich anstaunen, wie dir unter den Göttern keiner nahekommt." Nachdem der Herr der Tochter Sins ein erhabenes Los Eanna, seinen strahlenden Dom, ihr nicht verschlossen, Eine prächtige Tiara, der auf des Mondes Haupt gleichend, 1 Wie das pflügende Rind seinen festen Weg gehen muß, so auch die Sterngötter, die die andern Sterne leiten. Den Sternen. 4. ISCHTARS FAHRT IN DIE UNTERWELT Der Mythus erzählt, wie Ischtar, die Göttin der Liebe und der in der Natur waltenden Kräfte, in die Unterwelt hinabsteigt und schließlich von der Unterweltsgöttin wieder freigelassen wird. Der hier zugrunde gelegte semitische Text stammt aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., doch sind ältere Bruchstücke, vor allem solche einer altsumerischen Rezension erhalten, die aus dem Ausgang des 3. Jahrtausends stammen dürften. 5 10 15 20 Nach Kurnugea1, dem finsteren Lande, Richtete Ischtar, Nannars? Tochter, ihren Sinn. Es richtete Nannars Tochter ihren Sinn Nach der Behausung der Finsternis, der Wohnung Ir kallas, Nach der Behausung, die niemand verläßt, der sie betrat, Nach dem Wege, dessen Bahn sich nicht wieder wendet, Nach der Behausung, deren Bewohner des Lichtes entbehren, Wo Erde ihre kümmerliche Nahrung, Lehm ihre Speise, Als Ischtar zum Tore von Kurnugea gelangte, Öffne dein Tor, daß ich eintreten kann! Öffnest du das Tor nicht, so daß ich nicht eintreten kann, zerbreche ich den Riegel, Zerschlage ich die Tür, daß sie die Lebenden essen; Daß mehr als Lebendige der Toten es gebe!" Der Pförtner tat seinen Mund auf und spricht, 1 Unterwelt, das Reich des Irkalla und der Ereschkigal (eigentlich,,Land der Nichtheimkehr"). 2 Mondgott. 25 30 35 40 Ich will gehen, deinen Namen zu künden der Königin Ereschkigal!" Hinein ging der Pförtner und sagt zu Ereschkigal: Als Ereschkigal dieses vernahm, Ward gelb ihr Antlitz gleich einer abgehauenen Tamariske, Geh, Pförtner, öffne ihr dein Tor! Behandle sie nach den alten Gesetzen!" Da ging der Pförtner und öffnete ihr das Tor: In ein erstes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort das große Kopftuch ihres Hauptes. ‚Warum, Pförtner, nahmst du fort das große Kopftuch meines Hauptes?" ,,Tritt ein, Herrin, also sind der Unterweltsherrin Gebote." 1 Die Tür. Der Gott des Meeres. Die Geister der Unterwelt. |