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In ein zweites Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort die Gehänge ihrer Ohren. ,,Warum, Pförtner, nahmst du fort die Gehänge meiner Ohren?" ,,Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote." In ein drittes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort die Ketten ihres Halses. die Ketten meines

,,Warum, Pförtner, nahmst du fort

Halses?" ,,Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote."

In ein viertes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort die Schmuckstücke ihrer Brust. ,,Warum, Pförtner, nahmst du fort die Schmuckstücke meiner Brust?“ ,,Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote."

In ein fünftes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit

und nahm fort den Geburtssteingürtel1 ihrer Hüften. ,,Warum, Pförtner, nahmst du fort den Geburtssteingürtel meiner Hüften?" ,Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote."

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In ein sechstes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort die Spangen ihrer Hände und Füße. ,,Warum, Pförtner, nahmst du fort die Spangen meiner Hände und Füße?" ,Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote."

In ein siebentes Tor führte er sie hinein, öffnete es weit und nahm fort das Schamtuch ihres Leibes. Warum, Pförtner, nahmst du fort das Schamtuch meines Leibes?"

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,,Tritt ein, Herrin; also sind der Unterweltsherrin Gebote."

1 Gürtel mit Zaubersteinen.

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Sobald als Ischtar nach Kurnugea hinabgestiegen,

Erblickte Ereschkigal sie und zeigte ihren Mißmut vor ihr.
Ischtar besann sich nicht lange und fuhr auf sie los.
Ereschkigal tat ihren Mund auf und spricht,

Zu ihrem Boten Namtar1 sagt sie die Worte:

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Wohlan, Namtar, schließ sie ein in meinem Palaste! Laß gegen sie los sechzig Krankheiten, Ischtar zu quälen: Krankheit der Augen gegen ihre Augen,

Krankheit der Arme
Krankheit der Füße
Krankheit des Inneren
Krankheit des Kopfes
Gegen sie allüberall,

gegen ihre Arme, gegen ihre Füße, gegen ihr Inneres, gegen ihren Kopf,

gegen

ihren ganzen Leib!"

Nachdem die Herrin Ischtar nach Kurnugea hinab

gestiegen, Bespringt der Stier nicht mehr die Kuh, beugt sich der Esel nicht mehr über die Eselin; Beugt sich der Mann nicht mehr über das Weib in der

Gasse:

Es schlief der Mann an seiner Stätte,

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Es schlief das Weib für sich allein.

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Des Götterboten Papsukkal Blick war gesenkt, sein

Antlitz bekümmert2.

Mit einem Trauergewande war er bekleidet, mit Lumpen

angetan.

Da ging Papsukkal weinend vor Nannar3,
Vor dem König Ea1 fließen seine Tränen:
,,Ischtar ist zur Unterwelt hinabgestiegen, aber nicht
wieder emporgekommen!

Pestgott. Im Himmel herrscht Besorgnis über das durch das Verschwinden der Liebesgöttin verursachte Aufhören jeglichen Liebeslebens. [Papsukkal ist hier vielleicht mit Tamuz, Ischtars Gatten, identisch.] Mondgott. 4 Meeresgott.

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10 Ungnad, Babylonien

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Nachdem nun Ischtar nach Kurnugea hinabgestiegen,
Bespringt der Stier nicht mehr die Kuh, beugt sich der
Esel nicht mehr über die Eselin,

Beugt sich der Mann nicht mehr über das Weib in der Gasse:
Es schlief der Mann an seiner Stätte,

Es schlief das Weib für sich allein.“

Ea in seinem weisen Herzen schuf ein Wesen,

Schuf Asuschu-namir, einen Spielmann:

,,Geh, Asuschu-namir, nach Kurnugeas Tor richte
deinen Blick!
Die sieben Tore von Kurnugea sollen sich vor dir öffnen!
Ereschkigal soll dich schauen, sich über dich freuen!
Nachdem ihr Herz sich beruhigt, ihr Gemüt sich erheitert,
Laß sie schwören bei den großen Göttern!

Erhebe dein Haupt und richte den Sinn auf die Schläuche1:
O Herrin, die Schläuche soll man mir geben, daß ich
Wasser daraus trinke!"?

Es ging Asuschu-namir, nach Kurnugeas Tor richtete
er seinen Blick,

Die sieben Tore von Kurnugea öffneten sich vor ihm.
Ereschkigal schaute ihn und freute sich über ihn.
Nachdem ihr Herz sich beruhigt, ihr Gemüt sich erheitert,
Ließ er sie schwören bei den großen Göttern;

Er erhob sein Haupt und richtete den Sinn auf die
Schläuche:

,,O Herrin, die Schläuche soll man mir geben, daß ich
Wasser daraus trinke!" 8

Als Ereschkigal dieses vernahm,

Schlug sie sich auf den Schoß und biß sich auf den Finger*:

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1 Es handelt sich vielleicht um Schläuche mit Lebenswasser, durch das Ischtar aus der Unterwelt befreit werden soll. Manches ist noch dunkel: jedenfalls verliert Ereschkigal die Macht über Ischtar. 2 Hierher gehören vielleicht Vs. 128-132. Dieser ganze Abschnitt fehlt in den Originaltexten. 'Zeichen des Zornes.

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„Du hast von mir etwas begehrt, was nicht begehrt
werden darf.
Wohlan, Asuschu-namir, ich will dich verfluchen mit
schwerem Fluche,
Will dir ein Los bestimmen, unvergeßlich für alle Zeiten:
Die Speisen in den Gossen der Stadt seien deine Speise,
Die Abwässer der Stadt seien dein Getränk,
Der Schatten der Mauer sei dein Aufenthaltsort,
Die Steinschwellen seien deine Wohnung!

Trunkene und Durstige sollen dich auf die Backe

Ereschkigal öffnete ihren Mund und spricht,
Sagt zu ihrem Boten Namtar die Worte:

,,Geh, Namtar, klopf in Egalgina an,

schlagen!" 1

Poch an die Schwellen von funkelnden Steinen,
Führe die Anunnaki hinaus, laß sie auf goldnem Stuhle

Platz nehmen!

Besprenge Ischtar mit Lebenswasser, und nimm sie von

mir fort!"

Da ging Namtar, klopfte in Egalgina an,
Pochte an die Schwellen von funkelnden Steinen,
Führte die Anunnaki hinaus, ließ sie auf goldnem Stuhle
Platz nehmen,

120 Besprengte Ischtar mit Lebenswasser und nahm sie fort.

Aus dem einen Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück das Schamtuch ihres Leibes.

Aus dem zweiten Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück die Spangen ihrer Hände und Füße.

1 Auch hier scheint eine Lücke zu klaffen. Ursprünglich wurde wohl erzählt' daß Asuschu-namir in den Himmel zurückkehrte und nun Tamuz in die Unterwelt hinabführte. Daran würde sich Vs. 133–140 gut anreihen: erst durch Tamuz' Flötenspiel bezaubert, befiehlt Ereschkigal (Vs. 111 ff.) die Freilassung der Ischtar. 2 Niedre Gottheiten, hier als Richter der Unterwelt im Rechtspalast (Egalgina) der Unterwelt hausend gedacht.

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Aus dem dritten Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück den Geburtssteingürtel ihrer Hüften. Aus dem vierten Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück die Schmuckstücke ihrer Brust. Aus dem fünften Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück die Ketten ihres Halses. Aus dem sechsten Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück die Gehänge ihrer Ohren. Aus dem siebenten Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück das große Kopftuch ihres Hauptes.

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„Wenn sie dir ihre Freilassung nicht gewährt', so wende
dein Antlitz hierher zurück!

Den Tamuz, ihren Jugendgeliebten,
Wasche mit reinem Wasser, salbe ihn mit gutem Öl,
Mit schimmerndem Gewande bekleide ihn, die Flöte von
Lapislazuli möge er spielen,

Freudenmädchen mögen ihren Zorn beschwichtigen!"

*

*

Als nun Belili ihre Schätze geholt hatte2,

Und mit Edelsteinen ihr Schoß gefüllt war,

Hörte sie die Klagetöne ihres Bruders; da warf Belili ihre Schätze von sich,

Mit den Edelsteinen füllte sie den Boden:

,,Mein einziger Bruder, tu' mir keinen Schaden!

In den Tagen des Tamuz spielet auf der Flöte von Lapis-
lazuli, auf dem Ring von Karneol spielet zugleich!
Mit ihm spielet, ihr Klagemänner und Klagefrauen,
Auf daß die Toten emporsteigen und den Weihrauch
riechen!"

1 Der Zusammenhang dieses Verses und der folgenden mit den vorhergehenden ist unklar. Tamuz ist der Geliebte der Ischtar-Venus, Belili seine Schwe= ster, die hier mit Ereschkigal identisch zu sein scheint. Möglicherweise sind Vs. 128-132 hinter Vs. 101 einzureihen und gehören dann zur Rede Eas an Asuschu-namir. 2 Zu diesen Versen s. Anmerkung 1 auf S. 147.

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