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,,Du hast von mir etwas begehrt, was nicht begehrt
werden darf.
Wohlan, Asuschu-namir, ich will dich verfluchen mit
schwerem Fluche,
Will dir ein Los bestimmen, unvergeßlich für alle Zeiten:
Die Speisen in den Gossen der Stadt seien deine Speise,
Die Abwässer der Stadt seien dein Getränk,
Der Schatten der Mauer sei dein Aufenthaltsort,
Die Steinschwellen seien deine Wohnung!

Trunkene und Durstige sollen dich auf die Backe

Ereschkigal öffnete ihren Mund und spricht,
Sagt zu ihrem Boten Namtar die Worte:

,,Geh, Namtar, klopf in Egalgina an,

schlagen!" 1

Poch an die Schwellen von funkelnden Steinen,
Führe die Anunnaki hinaus, laß sie auf goldnem Stuhle

Platz nehmen!

Besprenge Ischtar mit Lebenswasser, und nimm sie von

mir fort!"

Da ging Namtar, klopfte in Egalgina an,
Pochte an die Schwellen von funkelnden Steinen,
Führte die Anunnaki hinaus, ließ sie auf goldnem Stuhle
Platz nehmen,
Besprengte Ischtar mit Lebenswasser und nahm sie fort.

Aus dem einen Tore führte er sie hinaus und gab ihr zu rück das Schamtuch ihres Leibes. Aus dem zweiten Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück die Spangen ihrer Hände und Füße.

1 Auch hier scheint eine Lücke zu klaffen. Ursprünglich wurde wohl erzählt' daß Asuschu-namir in den Himmel zurückkehrte und nun Tamuz in die Unterwelt hinabführte. Daran würde sich Vs. 133-140 gut anreihen: erst durch Tamuz' Flötenspiel bezaubert, befiehlt Ereschkigal (Vs. 111 ff.) die Freilassung der Ischtar. 2 Niedre Gottheiten, hier als Richter der Unterwelt im Rechtspalast (Egalgina) der Unterwelt hausend gedacht.

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Aus dem dritten Tore führte er sie hinaus und gab ihr

zurück den Geburtssteingürtel ihrer Hüften.

Aus dem vierten Tore führte er sie hinaus

und gab ihr zurück die Schmuckstücke ihrer Brust. Aus dem fünften Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück die Ketten ihres Halses. Aus dem sechsten Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück die Gehänge ihrer Ohren. Aus dem siebenten Tore führte er sie hinaus und gab ihr zurück das große Kopftuch ihres Hauptes.

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„Wenn sie dir ihre Freilassung nicht gewährt1, so wende
dein Antlitz hierher zurück!

Den Tamuz, ihren Jugendgeliebten,
Wasche mit reinem Wasser, salbe ihn mit gutem Öl,
Mit schimmerndem Gewande bekleide ihn, die Flöte von
Lapislazuli möge er spielen,

Freudenmädchen mögen ihren Zorn beschwichtigen!"

*

Als nun Belili ihre Schätze geholt hatte,
Und mit Edelsteinen ihr Schoß gefüllt war,

Hörte sie die Klagetöne ihres Bruders; da warf Belili
ihre Schätze von sich,

Mit den Edelsteinen füllte sie den Boden:

,,Mein einziger Bruder, tu' mir keinen Schaden!

In den Tagen des Tamuz spielet auf der Flöte von Lapis-
lazuli, auf dem Ring von Karneol spielet zugleich!
Mit ihm spielet, ihr Klagemänner und Klagefrauen,
Auf daß die Toten emporsteigen und den Weihrauch
riechen!"

1 Der Zusammenhang dieses Verses und der folgenden mit den vorhergehenden ist unklar. Tamuz ist der Geliebte der Ischtar-Venus, Belili seine Schwester, die hier mit Ereschkigal identisch zu sein scheint. Möglicherweise sind Vs. 128-132 hinter Vs. 101 einzureihen und gehören dann zur Rede Eas an Asuschu-namir. 2 Zu diesen Versen s. Anmerkung 1 auf S. 147.

5. NERGAL UND ERESCHKIGAL

Der Mythus erzählt, wie der Pestgott Nergal durch Besiegung der Unterweltsgöttin Ereschkigal deren Gatte und Herrscher der Unterwelt wurde. Der Text stammt aus dem 14. Jahrhundert.

Als die Götter einst ein Gastmahl veranstalteten, sandten sie zu ihrer Schwester Ereschkigal einen Boten:,,Wollten wir auch zu dir hinabsteigen, so kommst du doch nicht zu uns herauf; laẞ dir deshalb deine Mahlzeit holen."

Da sandte Ereschkigal ihren Boten Namtar1. Namtar stieg empor zum hohen Himmel und trat in den Saal ein, wo die Götter saßen. Diese erhoben sich und begrüßten Namtar, den Boten ihrer erhabenen Schwester 2.

Ereschkigal sprach also: „Den Gott, der vor meinem Boten nicht aufstand, den bring' zu mir, damit ich ihn töte.“

Da ging Namtar, mit den Göttern zu reden. Diese riefen ihn und redeten mit ihm also: „,Siehe, den Gott, der vor dir nicht aufstand, nimm mit vor deine Herrin!"

Als Namtar sie zählte, fehlte hinten ein Gott.

,,Wo ist der Gott, der vor mir nicht aufstand?"

Da geht Namtar fort, um seiner Herrin Bescheid zu bringen3.

Ea sprach zu Nergal: „Ich werde dir geben sieben und abermals sieben mächtige Dämonen, daß sie mit dir gehen:

.*, Mutabriku, Scharabdu, Rabisu, Tirid, Idibtu, Bennu, Sidanu, Mikit, Bel-ubri, Ummu und Libu; diese vierzehn mögen mit dir gehen!“

Als Nergal zum Tore der Ereschkigal gelangte, spricht er zum Pförtner des Tores:,,Öffne dein Tor! Mache die Bänder los, daß 1 Pestgott. 2 Es folgt eine Lücke, in der erzählt war, wie Nergal dem Boten keine Ehrerbietung erweist und wie Namtar seine Herrin davon in Kenntnis setzt. Ereschkigal fordert in der folgenden Lücke unerbittlich, daß der bes treffende Gott vor ihr erscheine. Nergal wendet sich deshalb um Rat an den weisen Ea. 4 Von den Namen der (Krankheits-)Dämonen fehlen die drei

ersten.

3

20

Da nahmen Zûs Hände die Schicksalstafeln,
Die göttliche Herrschaft ergriff er.....

Zû flog davon, ins Gebirge flüchtete er;
Entsetzen ergoß sich, und Stille trat ein.
Der Vater, ihr Ratgeber, der Gewaltige, Enlil,
Erfüllte den Tempel mit seinem Glanze;
Die Göttinnen wandten sich seinem Befehl zu.

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Daß er groß mache seinen Namen auf der ganzen Welt?“

Den Adad2 riefen sie, den Sohn Anus;

Er erhob sich und redet zu ihm.

Den Fürsten Adad riefen sie, den Sohn Anus;

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35

,,Gewaltiger Adad, Furchtbarer, nicht wende sich dein

Erschlage den Zû mit deiner Waffe!

Ansturm!

Dein Name soll groß werden in der Schar der großen
Götter,

Unter den Göttern, deinen Brüdern, sollst du nicht deines

gleichen haben!

Entstehen sollen, gebaut werden heilige Gemächer;
In den vier Weltteilen gründe deine Städte!
Deine Städte sollen Ekur" betreten;

Gewaltig vor den Göttern, mächtig sei dein Name!"

Adad antwortete der Rede,

40 Zu Anu, seinem Vater, sagt er das Wort:

1 Der Himmelsgott Anu scheint die Versammlung zu leiten. Wettergott. Tempel Enlils.

„Mein Vater, nach dem ungangbaren Gebirge, wer soll

Wer ist wie Zû

da eilen?

unter den Göttern, deinen Kindern?

Seine Hände haben die Schicksalstafeln genommen,

Die göttliche Herrschaft hat er ergriffen

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Zû ist davongeflogen, ins Gebirge geflüchtet;

Gewaltig ist das Wort seines Mundes, wie ein Gott, der

Gott Dur-an-ki.

Wer ihm widerstrebt, muß zu Staube werden,
Vor seinem Anblick vergehen Götter!"

Da befahl Anu, daß Adad nicht gehe.

Genau ebenso geht es mit einer anderen Gottheit, deren Name je doch nicht erhalten ist; auch diese weigert sich, gegen den Sturmvogel zu kämpfen. Weiter heißt es:

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08

1 Anu

Den Schara riefen sie, den Erstgeborenen der Ischtar;
Er erhob sich und redet zu ihm:

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Gewaltiger Schara, Furchtbarer, nicht wende sich dein
Ansturm!

Erschlage den Zû mit deiner Waffe!

Dein Name soll groß werden in der Schar der großen

Götter,

Unter den Göttern, deinen Brüdern, sollst du nicht deines-
gleichen haben!

Entstehen sollen, gebaut werden heilige Gemächer;
In den vier Weltteilen gründe deine Städte!

Deine Städte sollen Ekur betreten;

Gewaltig vor den Göttern, mächtig sei dein Name!"

Schara antwortete der Rede,

Zu Anu, seinem Vater, sagt er das Wort:

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