ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Sarpanit1, die hohe Herrin, die geliebte Gattin Marduks,
Möge sich gnädig erweisen und täglich mein Leben schützen!

2. KLAGELIEDER AN MARDUK-ENLIL WEGEN NATIONALEN UNGLÜCKS

Dieses und die folgenden Lieder waren ursprünglich an den Gott Enlil von Nippur gerichtet. Als aber dessen Bedeutung (seit etwa 2000 v. Chr.) zugunsten Marduks, des Stadtgottes von Babylon, mehr und mehr in den Hintergrund trat, erfuhr das Gedicht eine Umarbeitung. Marduk wurde dabei mit Enlil identifiziert. Die älteste Niederschrift dieser sumerischen Texte fand im 3. Jahrtaus send statt; später wurden sie mit akkadischer Übersetzung versehen. Die jüngsten Kopien stammen aus dem 2. Jahrhundert.

5

10

[blocks in formation]

Das Haus Escharra, das Haus der Stadt Nippur3,
Das Ziegelwerk Ekurs, das Fundament Enamtilas!

Das Ziegelwerk Sippars hat er verleugnet,

Das Haus Ebarra, Edikukalama!

Das Ziegelwerk Babylons hat er verleugnet,

Das Ziegelwerk Esagilas, das Haus Eturkalama!
Das Ziegelwerk Borsippas hat er verleugnet,

Das Ziegelwerk Ezidas, das Haus Emachtila,

Das Ziegelwerk Etemenankis, das Haus Edaranna!

In der Stadt, die ihr Herr verflucht hat,

Sitzt ihre Herrin schmerzvoll da!

Die Stadt, um deren Sache ihr Herr sich nicht kümmerte,

2

1 Andrer Name der Erua. Hier Bezeichnung des Gottes Enlil; vgl. den Hymnus S. 196, Z. 10. 3 Nippur ist die Hauptstätte des Enlil-Kultes. Ein Name des Tempels von Nippur. Es folgen allerlei babylonische Kultorte mit ihren Tempeln. 5 D. i. Enlil. Die Göttin Ninlil.

15

Die der Herr Enlil dem Sturmwinde preisgab,

Weint laut,

Jammert kläglich!

Ihr Hüter wehklagt,

Ihr Hirt bläst auf der Klageflöte,

20

25

30

40

Ihr Oberpriester spricht nicht mehr,,Mach' ein Ende!" -
Ihr Klagepriester spricht nicht mehr „,Dein Herz finde
Frieden!" -

Ihr Oberpriester hat die Herrlichkeit verlassen,
Ihr Hoherpriester hat das Allerheiligste verlassen,
Der Klagepriester hat den Klagegesang verlassen!

Ihr Herr weilt nicht mehr dort, ihre Herrin weilt nicht mehr dort;

Ihr Herr1 stieg laut grollend ins Gebirge,

2

Ihre Herrin stieg laut grollend ins Gebirge!

Der Fuchs zerrauft seinen Schwanz3,
Das Wildhuhn schreit mit lauter Stimme!
Ihr Inneres ist vom Sturmwind erfüllt,
Ihr Außeres ist vom Sturmwind erfüllt!
Ihr Inneres ist vom Sturmwind zerstört,
Ihr Äußeres ist vom Verderben zerstört!

Das Haus Nippurs ist vom Verderben zerstört!

Das Ziegelwerk Ekurs ist vom Verderben zerstört!

Das Fundament, der Unterbau ist vom Verderben zerstört!
Das Haus Enamtila ist vom Verderben zerstört!
Das Ziegelwerk Sippars ist vom Verderben zerstört!
Das Haus Ebarra ist vom Verderben zerstört!

Das Ziegelwerk Babylons ist vom Verderben zerstört!
Das Ziegelwerk Esagilas ist vom Verderben zerstört!

2

1 Enlil. Ninlil Ein Bild grenzenloser Zerstörung soll hier gezeichnet werden.

Der Stadt.

45

50

55

60

65

1

Das Ziegelwerk Borsippas ist vom Verderben zerstört!
Das Ziegelwerk Ezidas ist vom Verderben zerstört!
Emachtila ist vom Verderben zerstört!

Etemenanki ist vom Verderben zerstört!

Edarana ist vom Verderben zerstört!

Was hat der Herr in seinem Herzen beschlossen?
Was hat der Herr in seinem Sinne beschlossen?
Was hat er in seinem heiligen Sinne erdacht?

Im Lande hat er Zerstörung angerichtet!

Mit Wasser der Zerstörung hat er den Strom gefüllt!
Kraftloses Unkraut hat er auf dem Felde aufgehen lassen!
Die schwarzköpfigen Menschen hat er auf dem Felde als
Samenkörner hingestreut!

Unaufhörlich schreit zu ihm und ruft mit lauter Klage
Zum Vater Enlil seine Gattin Ninlil;

Seine große Gattin, die Herrin von Emach1,

Die Ruferin, die Herrin von Nippur, schreit laut:
,,O Enlil, das Land ist dahin!

O Vater Enlil, das Land ist dahin!....

O Enlil, warum hast du es erst reichlich gesegnet,
Daß du es jetzt dahingegeben hast?

Warum hast du erst den Hüter beim Kleinvieh hingestellt?
Warum hast du erst den Hirten zur Bewachung gesetzt?

2

Herr, schaue hin und schreib ihr einen Gnadenbrief!"

8

b

Des Herrn Hürde jammert schmerzlich,

Seine Hürde, ja, des Herrn Hürde jammert schmerzlich,

2 Tempel. Der Stadt. Hier das Reich des Gottes; dieser wird als Hirt gedacht, dessen Herde die Menschheit bildet.

14 Ungnad, Babylonien

5

10

25

30

Des Herrn der Länder, des Mächtigen, des Herrn der
Länder,

Des Herrn der Länder, des Weitumfassenden, dessen Wort
feststeht,

Gegen dessen Befehl man sich nicht wenden, ja, sich nicht wenden kann,

Des Gewaltigen Enlil, dessen Ausspruch unwandelbar ist!....

Vater Enlil, ein Netz warfst du aus, und es war das
Netz des Feindes!
Herr des Landes, du riefst, und es war der Ruf des
Feindes!

Großer Berg, Enlil, das Wasser trübtest du und fingst
die Fische1!

Herr der Länder, ein Netz warfst du aus und packtest die
Vögel! ...

Herr des Landes, Enlil, Weitumfassender, wie lange noch
soll dein Herz sich nicht beruhigen?
Vater Enlil, wie lange noch sollen deine prüfenden Augen
nicht müde werden?
Der du dein Haupt mit einem Gewande verhüllt hast,
wie lange noch willst du grollen?
Der du deinen Kopf2 in den Schoß gelegt hast, wie lange
noch willst du grollen?

Der du dein Inneres wie eine Lade zugedeckt hast, wie lange noch willst du grollen? Gewaltiger, der du dir die Finger in die Ohren gesteckt hast, wie lange noch willst du grollen? Vater Enlil, sie sind zu Boden geschmettert, sie sind ver

3

nichtet!

Herr des Landes, das Schaf hat das Lamm verworfen, die
Ziege hat ihr Zicklein verworfen!

1 Die Menschen werden mit Fischen und Vögeln verglichen. 9 Wörtlich ,,Hals". Die Menschen.

35

40

45

50

O über deine treue Stadt! Die eigne Mutter hat ihr Kind verworfen,

Die Gattin des Helden hat ihr Töchterchen, ihr Kind ver worfen1!....

Vater Enlil, nirgends, weder im Himmel noch auf Erden zeigt sich Licht!

Herr des Landes, die Sonne geht nicht mehr strahlend auf über dem Lande!

Großer Berg, Enlil, der Mond geht nicht mehr herrlich
auf über dem Landel
Herr des Landes, der Mond geht nicht mehr strahlend auf
über dem Lande!

Vater Enlil, du riefst die Leute, die drinnen waren, - die
Leute, die drinnen waren, tötetest du!
Herr des Landes, du riefst die Leute, die draußen waren,
die Leute, die draußen waren, tötetest du!
Die Täler riefst du: sie füllten sich mit Blut!
Die Schatzkammer des Landes riefst du: zu einem Trüm-
merhaufen bestimmtest du sie!

Herr, Enlil, Himmel und Erde mögen dich besänftigen!
Held Marduk, Himmel und Erde mögen dich besänftigen!
Herr des Landes, dein gewaltiges Herz möge sich be-
ruhigen!....

Vater Enlil, möge deine Gattin Ninlil dich durch Bitten
erweichen!
Möge deine große Gattin, die Herrin der Stadt Nippur,
dich durch Bitten erweichen!....
Möge der große Fürstensohn, Nannar-Sin, dich durch
Bitten erweichen!

Möge deine geliebte Tochter, die Himmelskönigin, dich

durch Bitten erweichen! . . . .3

1 Alle Bande der Liebe sind zerrissen. Der Mondgott; er gilt als Sohn EnEs werden noch zahlreiche andre Götter in gleicher Weise angeführt.

lils.

14*

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »