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nifiziert) und dem Süßwasser (Apsû, hier als Gatte Tiâmats personifiziert). Als dritter Faktor kommt noch das als selbständig ges dachte Gestaltungsprinzip hinzu, das im Gedicht als Mummu, d. i. Form, die Rolle eines Boten Apsûs spielt. Die himmlischen Götter galten als Kinder Apsûs und Tiâmats, ohne daß man sich über die Art ihrer Entstehung aus den genannten Chaosmächten irgendwelche bestimmte Vorstellungen gemacht zu haben scheint. Nach einem Kampfe zwischen den Mächten der Finsternis und den himmlischen lichten Gottheiten wird die sichtbare Welt von einem der letzteren (hier: Marduk) erschaffen oder vielmehr im einzelnen ausgebaut.

Das babylonische Weltschöpfungsgedicht ist in sieben Tafeln eingeteilt, deren Inhalt wir zur Orientierung des Lesers hier in Kürze zusammenfassen:

I. 1-20. Das Chaos und die Entstehung der Götter. Die Genealogie möge der folgende Stammbaum veranschaulichen:

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21-56. Die durch die neue Weltenordnung gestörten Chaos, mächte beschließen, die himmlischen Götter, ihre Kinder, zu vers nichten.

57-80. Ea besiegt Apsû und Mummu.

81-142. Die noch nicht besiegte Tiâmat rüstet ein neues Heer aus, an dessen Spitze sie eine Unterweltsgottheit, Kingu, stellt. II. 1-48. Ea erfährt Tiâmats neue Pläne und berichtet diese sei, nem Vater Anschar.

49-82. Ea und Anu wagen es nicht, mit Tiâmat zu kämpfen. 83-143. Ea gewinnt seinen Sohn Marduk als Kämpfer für die bedrängten Götter. Marduk erklärt sich zum Kampfe bereit, falls die Götter ihn als ihren König anerkennen.

III. Die himmlischen Götter werden zusammenberufen, um über

Marduks Anerbieten und Forderung zu beraten. Sie übertragen Marduk die Herrschaft.

IV. Marduks Kampf mit Tiâmat; er besiegt Tiâmat, tötet sie und beginnt sein Schöpferwerk mit dem Bau des Himmels.

V. Marduk schmückt den Himmel mit Gestirnen.

VI. Erschaffung des Menschen.

VII. Marduk erhält fünfzig Ehrennamen. Ein Epilog (Z. 125 ff.) fordert auf, Marduks Taten ewiglich zu preisen.

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ERSTE TAFEL

Als droben der Himmel noch nicht benannt war,

Die Feste unten

einen Namen nicht hatte,

Als Apsû, der Uranfängliche, aller Erzeuger,
Mummu, Tiâmat, die Mutter von allen,
Mit ihren Wassern in eins sich mischten,
Als Festland nicht war,
Als von allen Göttern
Noch keiner benannt,

noch Marsch sich fand,
kein einziger lebte,
kein Schicksal bestimmt war,

Da wurden gebildet die Götter in ihrer1 Mitte;
Lachmu und Lachamu

wurden ins Dasein gerufen.

Es wuchsen die Zeiten und wurden lang:
Anschar und Kischar

entstanden noch mächt'ger.

die Jahre sich mehrten:
den Vätern entsprechend.

Viel wurden der Tage,
Da ward ihr Sohn Anu,
Als Erstling macht Anschar
Und Anu erzeugt' sich
Nudimmud war stolzer
Umfassend an Klugheit
Noch mächtiger war er

den Anu sich ähnlich;
ein Abbild, Nudimmud2.
als all' seine Väter,
und stark an Kräften:
als Anschar, sein Ahnherr,

Nicht gab's seinesgleichen in der Schar seiner Brüder.

1 Der Z. 3, 4 genannten Urmächte.

=

Ea.

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Da einigten sich die göttlichen Brüder,
Sie störten Tiâmat, der Wächter spottend;
Sie machten verwirrt Tiâmats Gemüte:
Jetzt plötzlich war ihre Allmacht genommen!

In ständiger Trauer war Apsû befangen,
Betrübt war Tiâmat, bekümmerten Herzens,
Es schlug sich die Hüften1 der mächtige Mummu,
Nicht gut war ihr Treiben: sie planten Empörung!

Und Apsû, der Ursprung der großen Götter,
Rief jetzt seinen Boten, den Mummu, und sagte:
,,Mummu, mein Bote, du Freud' meines Herzens,
Wohlan, zu Tiâmat hin wollen wir gehen!"

So gingen sie hin, und vor Tiâmat sich neigend,
Pflegten sie Rats ob der göttlichen Kinder".
Den Mund auftuend, spricht Apsû die Worte,
Zu Tiâmat, der glänzenden, redet er also:

3

,,Für mich ist ihr Treiben grenzenlos lästig,

Tags find' ich nicht Rast und nachts keine Ruhe!
Ich möcht' sie verderben, ihr Treiben beenden,

Daß stille es werde und Ruhe wir finden!"

Als diese Worte Tiâmat hörte,

Ward sie voll Grimmes und schrie gewaltig;
In zornigem Schmerz, von Wut überwältigt,
Ersann sie sogleich einen bösen Plan:

Wa

Was uns zu tun bleibt?
Erschwert sei ihr3 Tun,

Verderben zu stiften! daß ewig wir herrschen!“

Ein Zeichen von Schmerz und Wut
Kinder (Nachkommen) von Apsû und Tiâmat. 3 Der Götter.

2 Die himmlischen Götter waren ja

50

Da sagte Mummu,

dem Apsû ratend,

war Mummus Ratschlag -:

Ein ungnädiger Rat

,,Wohlan, ist machtvoll ihr Tun, so verwirr' es,
Tags findst du dann Rast und nachts deine Ruhe!"

Als Apsû dies hörte, erstrahlte sein Antlitz,
Da Böses er plante den göttlichen Kindern;
Er liebkoste Mummu, um den Hals ihm fallend,
Nahm ihn auf die Knie, indem er ihn küßte.

Im folgenden wurde erzählt, wie die himmlischen Götter von großer Furcht ergriffen werden, als sie den Anschlag der Chaosmächte erfahren. Nur ein Gott weiß Rat, Ea, der klügste unter ihnen (s. Z. 18 ff.), dem es gegeben ist, mit,,reiner Beschwörungsformel" alle bösen Gewalten zu besiegen. Auch jetzt gelingt es ihm, Apsû und Mummu zu überwältigen und zu fesseln; Tiâmat aber bleibt unbesiegt und mit ihr eine Anzahl niederer Mächte, die hier zum ersten Male erwähnt werden. Besonders kräftig zeigt sich unter diesen Kingu, der „,glänzende Gott": er fordert Tiâmat auf, ihren Plan nicht fallen zu lassen, sondern von neuem den Kampf mit den Göttern zu wagen. Tiâmat widersteht seinem Zureden nicht lange: sie sammelt ihre Scharen, die nun in grausigem Zuge zur Schlacht aufbrechen:

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115

Sie sammelten sich, zur Seite Tiâmats schreitend,
Tobend, planend, ruhelos Tag und Nacht,
Zum Kampfe gerüstet, wütend, rasend,
Zusammengerottet, den Streit zu wagen.

Die Chaosmutter1,
Gab feste Waffen,
Mit spitzen Zähnen
Füllte mit Gift

die alles gebildet, gebar Riesenschlangen ohn' alle Schonung, statt mit Blut ihren Leib.

2

Wütende Drachen von schrecklichem Anblick,
Von Furchtbarkeit strotzend, ließ sie erstehen:

1 D. i. Tiâmat. Der Riesenschlangen.

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Wer sie erblickte, der sollte erstarren;

Den bäumenden Leibern gibt's kein Widerstehen.

Ins Feld führt sie Ottern, Basilisken und Molche,
Tolle Hunde, Orkane und Skorpionmenschen,
Gewaltige Stürme, Fischmenschen, Meerwidder:
Mit wütenden Waffen, den Kampf nicht fürchtend.

Gar mächtig gebeut sie1, Widersetzen nicht kennend, -
Elf Bruten wie diese
zum Kampfe stellend!

In ihrem Gefolg, ihren göttlichen Kindern,

Erhob sie jetzt Kingu3, Gewalt ihm verleihend.

Das Heer zu führen, die Truppe zu leiten,
Die Schlacht zu beginnen, den Streit zu erregen,
Des Kampfes Führung und Oberleitung
Vertraute sie ihm an, ihn hoheitsvoll kleidend:

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,,Durch Zauber geweiht, bist du hoch nun erhoben; Der Götter Herrschaft hab' dir ich gegeben! Erhaben sei du, mein erkorener Gatte;

Sei herrlich gepriesen von den Göttern der Tiefe!"

Sie legt an die Brust ihm die Tafeln des Schicksals:
,,Dein Befehl sei unwandelbar, bindend dein Aus

spruch!"

Und Kingu, erhaben, als Allgott jetzt waltend,
Verkündet die Lose den göttlichen Kindern":
Tut auf nun den Mund,

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um den Brand zu ersticken!

Wer tapfer sich zeigt, wird an Macht schon gewinnen!"

Tiâmat. S. o. nach Z. 54. verleihen Kingu diese Kraft.

Tiâmat redet Kingu an.

Die Schicksalstafeln Die Anhänger der Tiâmat sind hier gemeint.

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