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ZWEITE TAFEL

Als nunmehr Tiâmat ihr Werk so vollendet,

Da schritt sie zum Kampf mit den göttlichen Kindern;
Um Apsû zu rächen, tat Schlimmes Tiâmat:

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Doch Ea1 erfuhr, was klug sie geknüpfet.

Als diese Dinge Ea hörte,
Da setzt er sich traurig,
Bis endlich nach langem
Zu Anschar, dem Vater,
Und als er vor Anschar,
Erzählt er ihm alles, was jene ersonnen:

von Schmerzen geängstigt,
sein Grimm sich legte:
hin lenkt er die Schritte.
den Vater, gekommen,

„Unsre Mutter Tiâmat, uns tödlich hassend,
Hat Heeresmacht aufgebracht, zornig und rasend;
Ihr zugewandt haben die Götter sich alle,

Es gehn ihr zur Seite

Sie sammelten sich,

selbst die, so ihr schufet.

zur Seite Tiâmats schreitend,

Tobend, planend, ruhelos Tag und Nacht,
Zum Kampfe gerüstet, wütend, rasend,
Zusammengerottet, den Streit zu wagen.

Die Chaosmutter,
Gab feste Waffen,
Mit spitzen Zähnen

die alles gebildet,

gebar Riesenschlangen
ohn' alle Schonung,

Füllte mit Gift statt mit Blut ihren Leib.

Wütende Drachen von schrecklichem Anblick,
Von Furchtbarkeit strotzend, ließ sie erstehen:
Wer sie erblickte, der sollte erstarren;

Den bäumenden Leibern gibt's kein Widerstehen.

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1 Vgl. bereits Erste Tafel, Z. 17 ff., 55 ff. o D. i. Tiâmat.

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Ins Feld führt sie Ottern, Basilisken und Molche,
Tolle Hunde, Orkane und Skorpionmenschen,
Gewaltige Stürme, Fischmenschen, Meerwidder:
Mit wütenden Waffen, den Kampf nicht fürchtend.

Gar mächtig gebeut sie, Widersetzen nicht kennend,
Elf Bruten wie diese zum Kampfe stellend!
In ihrem Gefolg, ihren göttlichen Kindern,
Erhob sie jetzt Kingu, Gewalt ihm verleihend.

Das Heer zu führen, die Truppe zu leiten,
Die Schlacht zu beginnen, den Streit zu erregen,
Des Kampfes Führung und Oberleitung
Vertraute sie ihm an, ihn hoheitsvoll kleidend:

Durch Zauber geweiht,

bist du hoch nun erhoben, Der Götter Herrschaft hab' dir ich gegeben! Erhaben sei du, mein erkorener Gatte;

Sei herrlich gepriesen von den Göttern der Tiefe."

Sie legt an die Brust ihm die Tafeln des Schicksals:
,,Dein Befehl sei unwandelbar, bindend dein Ausspruch!"

Und Kingu, erhaben, als Allgott jetzt waltend,
Verkündet die Lose den göttlichen Kindern:

,,Tut auf nun den Mund, um den Brand zu ersticken!
Wer tapfer sich zeigt, wird an Macht schon gewinnen!“

Als Anschar nun hört'

von Tiâmats Rasen,

unruhig sein Herz.

Schlug er sich den Schenkel', biß sich in die Lippen;

Betrübt war sein Sinn,

Doch endlich spricht er, sein Wehgeschrei lassend:

,,O Ea, mein Sohn, zieh aus zum Streite:
Erhebe, o Held, die Waffe des Kampfes!

1 Zeichen der Wut.

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Hast du ja doch Mummu und Apsû erschlagen;

Nun töte auch Kingu, der vor ihr1 einherzieht!“

In der folgenden Lücke von fast 20 Zeilen wurde wohl erzählt, wie Ea sich aus Furcht weigert, den Kampf auf sich zu nehmen; Anschar wendet sich deshalb an seinen Sohn Anu2.

75

Anschar befahl jetzt, Anu zu rufen;
Zu seinem Sohne spricht er die Worte:
,,Du, mein Sohn hier, mein starker Held,
Gewaltig an Kraft, dem nichts widersteht,
Wohlan tritt du vor Tiâmat hin,

Daß ihr Zorn sich lege, ihr Herz sich beruhige!
Doch wenn sie nicht deine Rede will hören,
Sag' ihr unser Wort,

daß Ruhe sie halte!"

Da gehorchte Anu dem Wort seines Vaters, 80 Die Bahn, den Weg zu ihr schlug er ein.

Doch als er sich nahte, ihre Pläne ergründend,

Vergaß er des Widerstands: er wich zurück!

In ihrer Ratlosigkeit weisen die Götter jetzt Ea an seinen Sohn Marduk, der dem Vater an Weisheit gleich ist. Ea soll diesem von Tiâmats Empörung berichten und ihn als Kämpfer für die Götter gewinnen. Hören wir, was Ea zu seinem Sohne redet:

110

,,Sohn Marduk, vernimm das Wort deines Vaters,
Denn du kannst erleichtern sein schweres Herz!
Bei Anschar zum Kampfe tritt du auf den Plan jetzt,
Daß er dich erblicke und Ruhe dann finde!"

Da freute der Herr sich der Worte des Vaters,
Er eilte herbei und trat hin vor Anschar:

115

Als Anschar ihn sah,

ward froh er im Herzen,

Den Mund ihm küssend, vergißt er der Sorgen.

1 Tiâmat. 2 Erste Tafel, Z. 14. Wenn die Ergänzung richtig ist, so handelt es sich um ein Zauberwort. Der Herr, bab. Bêl, ist ständige Bezeich< nung Marduks, des Stadtgottes von Babylon.

3 Ungnad, Babylonien

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„O, Vater1, verzag' nicht,
Denn gern will ich gehn,
O Anschar, verzag' nicht,
Denn gern will ich gehn,

nein öffne die Lippen; deinen Wunsch zu erfüllen! nein öffne die Lippen; deinen Wunsch zu erfüllen!"

,,Ist jemals ein Mann dir entgegengetreten?
Jetzt sollte Tiâmat, ein Weib, dich bekämpfen?"

jetzt freu' dich und juble;

„O Vater der Götter,
Denn bald ruht dein Fuß
O Anschar, mein Vater,
Denn bald ruht dein Fuß

auf Tiâmats Nacken! jetzt freu' dich und juble; auf Tiâmats Nacken!"

,,Mein Sohn, der du kennst aller Weisheit Wege,
Tiâmat beruhige mit reiner Beschwörung!

Wohlan, schreite eilends zum Zug gegen jene;
Kaum wird sie dich schauen, so wird sie entweichen!"

Da freute der Herr sich der Worte des Vaters &;
Es jauchzte sein Herz, und er spricht zu dem Vater:

„O Herrscher und Schicksal der großen Götter,
Wenn wirklich ich euch als Helfer erstehn soll,
Euer Leben errettend, Tiâmat bezwingend,
So schart euch zusammen, mein Los1 zu erhöhen.

5

In Upschukkinak setzt froh euch zusammen:
Dann will ich statt eurer die Lose bestimmen.
Nichts soll sich verändern,

Nicht hinfällig werden

was jemals ich schaffe, das Wort meiner Lippen!"

1

4

Anschar spricht. 9,,Vater“ hier wie

1 Marduk redet jetzt mit Anschar. oft ,,Ahnherr". Los - Stellung (im Rat der Götter). Der Ort, wo die Lose (Geschicke) bestimmt werden.

5

DRITTE TAFEL

Den Mund auftuend, spricht Anschar die Worte
Und sagt zu Kaka, seinem Veziere:

,,Vezier Kaka, du Freud' meines Herzens,

Zu Lachmu und Lachamu1 will ich dich senden!

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10

Das Los dann bestimmen

für Marduk, den Retter!

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20

Mach auf dich, o Kaka, und tritt vor sie hin,

Und was ich dir sage,

Euer Sohn Anschar

verkündige ihnen: entsandte mich hierher;

Seines Herzens Geheiß läßt er mich verkünden:

Unsre Mutter Tiâmat, uns tödlich hassend,
Hat Heeresmacht aufgebracht, zornig und rasend;
Ihr zugewandt haben die Götter sich alle,

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1 Das ältere Götterpaar; s. erste Tafel, Z. 10.

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