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Als den Mund sie nun auftat, um ihn zu verschlingen,
Fuhr Böswind hinein, daß die Lippen nicht schlossen.
Mit den wütenden Winden füllt Marduk den Leib ihr,
Ihr schwand die Besinnung: weit riß sie den Mund auf.

Er schoß den Pfeil ab, den Leib ihr zerschlagend,
Ihr Inneres zerfetzend, ihr Herz zerschneidend;
Er bändigte sie, ihr Leben beendend,

Warf hin ihren Leichnam, auf ihn tretend.

Nachdem er Tiâmat, den Führer, geschlagen,
Zerbrach ihre Streitmacht, es löst sich die Rotte;
Die Götter, die helfend zur Seite ihr gingen,
Erzitterten, bebten, zurück sich wendend.

Sie suchten zu fliehen, ihr Leben zu retten:
Sie waren gefangen, und Flucht war unmöglich!

zerbrach ihre Waffen,

Da band er sie alle,
In der Schlinge sie saßen,
Es dröhnten die Sphären,
Im Gefängnis gehalten,

ins Netz geworfen. von Klagen erfüllet; empfingen sie Strafe.

Auch jene elf Wesen, in Schrecken gehüllet,
Die Teufelsbrut, die ihr zur Seite ging,
Die warf er in Fesseln, zerbrach ihre Kräfte,
Trotz all' ihrem Widerstand trat er sie nieder.

Und Kingu, der über sie hoch sich erhoben,
Den bändigte er, ihn dem Todesgott weihend,
Nahm die Schicksalstafeln, die ihm1 nicht gebührten,
Versah sie mit Siegeln, an die Brust sie sich legend.

Als er nun die Gegner
Die furchtbaren Feinde

1 Kingu.

gebeugt und bezwungen,
vollkommen geschlagen,

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Als er Anschar den Sieg über jene erwirket,

Eas Wunsch auch erfüllt hatte Marduk, der Held,
Als er schwer noch gefesselt die gebändigten Götter,
Ging er hin zu Tiâmat, die er eben gebändigt.

Es trat hin der Herr auf Tiâmats Gebeine,

Mit furchtbarer Keule

den Schädel ihr spaltend,

Er schnitt ihr in Stücke die Adern des Blutes,
Lieẞ tragen den Nordwind ihr Blut ins Verborgene.

Als die Väter1 es sahen, da jauchzten sie freudig;
Geschenke und Gaben sandten sie Marduk.

Da ruhte der Herr, ihren Leichnam betrachtend;
Den Klumpen zerteilte er, Klügliches planend:
Einer Muschel gleich in zwei Hälften sie teilend,
Stellt er hin ihre Hälfte, den Himmel zu decken.

Er zog eine Schranke", mit Wächtern sie schützend,
Ihr Wasser zu hüten, gab ihnen Befehl er.
Überschreitend den Himmel, besah er die Orte;
Vor den Ozean trat er, die Wohnstätte Eas.

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Es maß nun der Herr
Escharra errichtet er,
Im Palaste Escharra,

des Ozeans Bauart, jenem entsprechend: den als Himmel er baute,

Schuf er Stätten für Anu, für Enlil und Ea.

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Gemeint sind Anschar, Ea und die übrigen Götter. 2 Die eine Hälfte Tiâmats dient also dem Weltschöpfer als Himmelsdach Es handelt sich wohl um die Erschaffung des Tierkreises; man glaubte, daß oberhalb desselben sich Wasser befinde. Das feste Weltgebäude im Gegensatz zum Welt

meer.

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FÜNFTE TAFEL

Er erschuf Standorte den großen Göttern,
Stellte auf die Lumâschi', die Sterne, ihr Abbild;
Er bestimmte das Jahr und steckte die Grenzen,
Stellte auf je drei Sterne für alle zwölf Monde.

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Nach den Zeiten des Jahres bestimmte er Bilder,
Gründete Nibirus Standpunkt, ihr Band zu bestimmen.
Daß kein Fehler geschehe und keiner sich irre,
Bestimmt er den Standpunkt für Enlil und Ea*.

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Er öffnete Tore auf beiden Seiten "

Mit gewaltigem Türschloß zur Linken und Rechten;
Grad in ihr Inneres setzt er den Höhepunkt'.

Den Mond ließ er glänzen, die Nacht ihm vertrauend,

Als nächtlichen Schmuck

Gab ihm monatlich ewig

die Zeit zu bestimmen,

die erhabene Krone.

,,Am Anfang des Monats geh' auf überm Lande,
Mit Hörnern erglänze, sechs Tage bestimmend;
Am siebenten Tage nimm fort deine Krone 1o;
Am Mittmonat gleich' eine Hälfte der andern!

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Wenn die Sonne dann am Grunde des Himmels dich einholt,
Laß abnehmen die Scheibe, zurück sie nun bildend!

1 Wohl Sterne im Tierkreis; im folgenden ist noch manches nicht ganz klar; eine eingehende Erörterung der hier angeregten Fragen der babyl. Astronomie läßt sich nicht in Kürze bieten. 2 Planet Jupiter, hier aber vielleicht eher die Sonnenscheibe. Der Sterne. himmel, Ea am Südhimmel. Vgl. vierte Tafel, Z. 138.

Enlil hat seinen „,Standpunkt“ am Nord5 Des Himmels. 6 Auf Tiâmat bezüglich? Polarstern? Die Babylonier und Assyrer begannen ihren Monat mit Sichtbarwerden der Mondsichel. Worte Marduks an den Mond. 10 Die Krone oder Mütze ist hier wohl das Erdlicht, das nur in den ersten Tagen sichtbar ist.

Am 28. nähere dich dem Wege der Sonne!

Doch am Ende des Monats steh' gleich ihr und schwinde! Der Rest der fünften Tafel ist fast völlig zerstört. In einer neuen Götterversammlung wird, wie es scheint, Klage geführt, daß die Götter darben müssen, da ihnen niemand Opfergaben spendet; so wird denn (Sechste Tafel) der Mensch geschaffen, dessen Hauptdaseinszweck der Kult der Götter bilden soll.

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SECHSTE TAFEL

Als Marduk der Götter Wort nun vernommen,
Da trieb ihn sein Innerstes, Kluges zu schaffen;
Den Mund auftuend und an Ea sich wendend,
Gibt er ihm kund seines Herzens Gedanken:

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,Blut will ich sammeln, Gebein dazufügen,

Will hinstellen den Menschen; Mensch sei sein Name,
Ich will ihn erschaffen, ja ihn, den Menschen;
Zur Pflege der Götter sei er verpflichtet. . . .

Der Götter Wege will klüglich ich ändern:

Gleich sei'n sie geehrt, in zwei Teile geschieden1."

Da entgegnete Ea, ihm also erwidernd,

Einen Plan unterbreitend

zur Befriedigung der Götter:

,,Geopfert werden soll einer: ihr2 Bruder.

Er werde vernichtet zur Erschaffung der Menschen!
Es sollen sich sammeln die großen Götter;

Dann werd' er geopfert, doch sie sollen bleiben!“

Da sammelte Marduk die großen Götter;
Und unter sie tretend, gibt er eine Weisung.

1 Die Himmlischen und die Unterirdischen. Der Götter.

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Den Mund tut er auf, die Götter - sie lauschen,
An die Geister der Unterwelt1 richtet das Wort er:

,,Gewißlich bleibt wahr, was ich früher euch sagte.
Ich rede die Wahrheit aus vollem Herzen.
Wer aber war's, der zum Widerstand reizte,
Der Tiâmat verführte, den Krieg entfachte?

Er werde geopfert, der Widerstandschaffer,
Es treffe ihn Strafe für seine Vergehen!"

Da gaben Antwort die himmlischen Götter 2
Dem König der Welt, ihrem Herrn und Berater:
,,Kingu nur war's, der zum Widerstand reizte,
Der Tiâmat verführte, den Krieg entfachte!"

So ward er gefesselt vor Ea geführet;

Die Strafe ereilt' ihn: man zerschneid't ihm die Adern!
Von seinem Blute erschufen sie Menschen;

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Die übrigen Götter sprach frei König Marduk.

Aus Dankbarkeit über ihre Freilassung bieten die Anunnaki Marduk ihre Dienste an: sie verpflichten sich, dem Gotte einen präch tigen Tempel zu erbauen. Erfreut nimmt Marduk ihr Anerbieten an und bestimmt Babylon als Ort dieses Heiligtums. Die Anunnaki halten ihr Versprechen und erbauen den Tempel Esagila nebst dem hochragenden Tempelturm. Nach Vollendung des Baues ladet Marduk alle Götter zum Mahle in den neuen Tempel, und freudig huldigt die göttliche Versammlung dem Retter und Weltenschöpfer in Lobliedern, die auch noch die siebente und letzte Tafel des Gedichtes ausfüllen.

2 Die Igigi. 3 Die himmlischen Götter. Die sich auf

1 Die Anunnaki
Tiâmats Seite gestellt hatten.

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