25 30 Da hörte Enlil jene Kunde und nahm sich die Kunde zu 8 Mit Ea1, dem erhabenen Fürsten der Götter, beriet er sich. Sin, Schamasch und Ischtar setzten sie ein, um die Him melshalde in Ordnung zu halten. Mit Anu teilte Enlil ihnen die Herrschaft über den ganzen Himmel zu, Ihnen dreien, den Göttern, seinen Kindern. Da nun tanzen die sieben bösen Götter an der Himmelshalde einher; Vor dem Erleuchter Sin stellten sie sich grimmig herum; Den mannhaften Schamasch und den Helden Adad brachten sie auf ihre Seite. Ischtar aber bezog beim König Anu eine glänzende Woh nung, nach der Herrschaft über den Himmel trachtend. In der folgenden Lücke wurde erzählt, wie die sieben bösen Geister dem Mondgotte hart zusetzen. Dann heißt es: 40 45 Sin, an Licht verfinstert, setzte sich nicht in seiner Herrs Die bösen Götter, die Botschafter König Anus, sie, Vom Himmel her erhoben sie sich wie ein Wind gegen das Land. Enlil sah des mannhaften Sin Verfinsterung am Himmel. ,,Bote Nusku, meine Botschaft bringe zum Ozean; 1 Gott des Meeres und der Weisheit. Mondott. 8 Sonnengott. 4 Venus, gestirn. 50 Kunde von meinem Sohne Sin, der am Himmel elendiglich Melde dem Ea im Ozean!" verfinstert ist, Nusku hielt das Wort seines Herrn in Ehren; Zu Ea in den Ozean ging er eilends, Zum Herrscher, dem erhabenen Fürsten der Götter, dem Herrn Ea; Nusku meldete die Botschaft dem Herrn dorten. Als Ea im Ozean jene Botschaft hörte, 55 Biß er sich in die Lippe und füllte seinen Mund mit Wehrufen. Ea rief seinen Sohn Marduk und teilte ihm die Botschaft mit: 60 ,,Geh, mein Sohn Marduk! Der Fürstensohn, der Erleuchter Sin, ist am Himmel elen- Seine Verfinsterung ist am Himmel eingetreten: Die gegen das Land wie ein Sturm sich erheben, Den mannhaften Schamasch und den Helden Adad haben Der Schluß des Mythus ist nicht erhalten, läßt sich aber mit ziemlicher Sicherheit dahin ergänzen, daß Marduk dem Befehle seines Vaters Ea Folge leistet, die bösen Geister durch seine Zaubersprüche bannt und den bedrängten Mondgott befreit. 5 Ungnad, Babylonien C. GILGAMESCH-EPOS UND SINTFLUTSAGE 1. DAS GROSSE GILGAMESCH-EPOS MIT DER Das as Gilgamesch-Epos ist das größte nationale Epos der Babylo njer: es behandelt die Abenteuer und Fahrten des Gilgamesch, eines alten Königs von Uruk in Südbabylonien, vor allem sein heißes aber vergebliches Bemühen, dem Tode zu entrinnen, das ihn bis an das Ende der Welt zu Ut-napischti führt, dem babylonischen Noah, der mit den Seinigen allein der großen Sintflut entkam. In das Gedicht sind so viele mythologisch-religiöse Stoffe eingewebt, daß wir es, soweit es der Erhaltungszustand ermöglicht, vollständig wiedergeben wollen. Dazu kommt noch, daß Gilgamesch früh mit dem Sonnengotte identifiziert wurde; dieser Umstand hat manche Forscher veranlaßt, das ganze in zwölf Tafeln eingeteilte Gedicht als eine Verherrlichung des Laufs der Sonne durch die zwölf Tierkreiszeichen aufzufassen. Wenn sich auch allerlei astrale Gedanken in dem Epos finden, so läßt sich ihre konsequente Durchführung nicht ohne große Schwierigkeiten verwirklichen. Die zwölf Tafeln, deren elfte die Sintfluterzählung enthält, sind uns größtenteils aus Abschriften der Zeit König Assurbanipals (668 bis 626 v. Chr.) bekannt; doch sind auch einige der Form nach ab weichende Texte aus älterer Zeit erhalten; der frühste, noch in sumerischer Sprache geschriebene, gehört vielleicht der 2. Hälfte des 3. Jahrtausends an. Leider sind noch ganze Teile des Gedichts unbekannt oder so lückenhaft überliefert, daß sich eine Übersetzung hier nicht geben läßt. Augenscheinlich hat das Epos eine größere Menge ursprünglich selbständiger Einzelsagen zu einem Sagenkranz verbunden; so treten unter anderen als solche Einzelsagen deutlich hervor: die Freundschaft zwischen Gilgamesch und dem Wildling Engidu, die Kämpfe gegen den Unterdrücker Humbaba, Gilgameschs Vorgehen gegen den Kult der Liebesgöttin Ischtar, die Sintflutsage und Gil gameschs Suchen nach dem ewigen Leben. Eine kurze Inhaltsangabe sei hier beigefügt: I. 1–52. Prooemium: Preis des Helden Gilgamesch. 61-91. Auf die Bitten der unter Gilgameschs Tyrannenherr schaft leidenden Bewohner von Uruk erschaffen die Götter den Wildling Engidu, der Gilgameschs Tatendurst in andre Bahnen lenken soll. 92-286. In behaglicher Breite wird ausgeführt, wie Engidu durch eine Dirne aus dem Gebirge, seiner Heimat, in die Stadt gelockt wird, und wie in ihm das Verlangen erwacht, Gilgamesch kennen zu lernen und zu besiegen. II. Kampf zwischen Gilgamesch und Engidu. Beide schließen Freundschaft und planen gemeinsam einen Zug gegen den mächtigen König Humbaba, den Schützer des heiligen Zedernwaldes. III. Vorbereitungen zum Zuge gegen Humbaba. IV. Die Freunde ersteigen den Zedernberg. Engidus Träume. Das Parktor und der Wächter. V. Die Besiegung Humbabas. VI. Gilgamesch weist die Anträge der Liebesgöttin Ischtar ab und macht diese sich dadurch zur Feindin. VII. Engidus Todesahnungen. VIII. Engidus Tod und Gilgameschs Klage. IX. Gilgamesch beschließt, zu Ut-napischti zu wandern. Seine Abenteuer bei den Skorpionmenschen, seine Wanderung durch den Himmelsberg, seine Ankunft im Edelsteingarten. X. Gilgamesch bei der Meergöttin Siduri; sein Gespräch mit UrSchanabi, dem Schiffer des Ut-napischti. Er fährt mit diesem über das Meer zu Ut-napischti. Seine Ankunft bei diesem. XI. 1–205. Ut-napischti erzählt dem Gilgamesch die Geschichte der Sintflut. 206-326. Gilgamesch gelingt es weder den Schlaf zu überwinden, noch das Lebenskraut in die Heimat zu bringen. Er kehrt daher nach Uruk zurück, ohne das ewige Leben gefunden zu haben. XII. Gilgamesch beschwört Engidus Geist aus der Unterwelt herauf und erhält durch diesen Kunde vom Leben nach dem Tode. 5* 5 10 51 61 ERSTE TAFEL Er war's, der alles sah bis an des Landes Grenzen, Der da durchschaute allzumal die tiefsten Geheimnisse, Einen Wehrgang bauend, den die Mannen nicht verlassen. * * Zwei Drittel an ihm sind Gott, ein Drittel an ihm ist Seines Leibes Gestalt kommt keiner sonst gleich! * * Nicht läßt Gilgamesch den Sohn zum Vater, Tag und Nacht die Mauer bauend; Er ist der Hirt des umfriedigten Uruk, Er ist der Hirt 65 70 und Schützer des Volkes, Nicht läßt Gilgamesch die Jungfrau zum Geliebten, Ihre Klagen hörten die großen Götter, Die Götter des Himmels riefen den Herrn von Uruk': ,,Du hast doch erschaffen den gewaltgen Wildstier, den Helden Gilgamesch; 1 Der Herr von Uruk ist der Himmelsgott Anu. |