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Er hat nicht seinesgleichen im ganzen Lande!

Nicht läßt Gilgamesch den Sohn zum Vater,
Tag und Nacht die Mauer bauend;

Er ist der Hirt des umfriedigten Uruk,

Er ist der Hirt und Schützer des Volkes,

Stark und herrlich, kundig der Weisheit!

Nicht läßt Gilgamesch die Jungfrau zum Geliebten,
Die Heldentochter, die Erwählte des Edlen!"

Ihr Wehklagen hörte der erhabene Anu:

Man rief Aruru1, die große Göttin:

,,Du, Aruru, schufst manchen Helden,

Jetzt schaffe einen, der jenem gleich ist!

Sie mögen miteinander wetteifern, daß Uruk zur Ruhe

Als Aruru dieses vernahm,

Schuf sie in ihrem Herzen ein Ebenbild Anus;

Aruru wusch ihre Hände,

Lehm kniff sie ab und spie darauf.

Sie bildete Engidu, schuf einen Helden,

kommt!"

Einen herrlichen Sproß, einen Kämpen Nimurtas 2.

Bedeckt war mit Haar sein ganzer Körper,

Er trug das Haupthaar wie ein Weib;

Das Gebilde seines Haupthaars sproßte wie Nisaba3.
Er wußte nichts von Land und Leuten,

An Kleidung gleichend dem Gott der Herden!

Mit den Gazellen ißt er Kräuter,

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Mit dem Gewimmel des Wassers ist froh sein Herz.

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1 Aruru ist die schaffende Muttergöttin. Der Gott des Krieges. Die Göttin = Getreide.

des Getreides; auch

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Einem Jäger, einem Fänger,

Stellte er sich entgegen vor der Tränke.
Einen Tag, einen zweiten und dritten

Stellte er sich ihm entgegen vor der Tränke.

Es sah ihn der Jäger, da ward sein Antlitz entsetzt:
Ohne sein Vieh ging er hinein in sein Haus;

Er ward betrübt, entsetzt, er schrie;

Sein Herz ward voll Furcht, sein Antlitz verstört,
Wehe zog ein in sein Herz,

Einem Wandrer ferner Wege glich er an Aussehen.

Der Jäger tat seinen Mund auf, spricht und sagt zu seinem Vater:

„Mein Vater, ein Mann, der vom Gebirge gekommen, Zeigt sich gar mächtig hier im Lande,

Einem Kämpen Anus an Kräften gleichend.

Er geht beständig einher im Gebirge,

Beständig weilt er beim Vieh,

Beständig streift er umher vor der Tränke!

Von Furcht ergriffen, kann ich ihm nicht nahen;
Gefüllt hat er meine Gruben, die ich selbst gegraben,
Ausgerissen meine Fallen, die ich selbst gelegt!

Er ließ mir entkommen das Vieh, das Gewimmel des

Er erlaubt mir nicht, der Jagd zu obliegen!"

Feldes,

Sein Vater tat seinen Mund auf, spricht und sagt zum

,,Geh hin zum Herrscher von Uruk, Gilgamesch;

Jäger:

Er wird dir eine Dirne1 geben, führe sie mit dir!

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Wenn dann das Vieh dahinzieht zur Tränke,

1 Gemeint ist eine Priesterin der Liebesgöttin Ischtar.

Soll sie sich enthüllen, auf daß er sich ergötze.
Wenn er sie sieht, wird er sich ihr nahen:

Dann wird ihn sein Vieh nicht mehr kennen, das auf
seinem Felde aufwuchs."

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Auf den Rat seines Vaters

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hörte der Jäger; Der Jäger ging davon und machte sich auf, Zog seines Weges, trat ein in Uruk.

Zu Gilgamesch gehend, spricht er die Worte:
,,Ein Mann, der vom Gebirge gekommen ist,
Zeigt sich gar mächtig hier im Lande,

Einem Kämpen Anus an Kräften gleichend.
Er geht beständig einher im Gebirge,
Beständig weilt er beim Vieh,

Beständig streift er umher vor der Tränke!

Von Furcht ergriffen, kann ich ihm nicht nahen;
Gefüllt hat er meine Gruben, die ich selbst gegraben,
Ausgerissen meine Fallen, die ich selbst gelegt!

Er ließ mir entkommen das Vieh, das Gewimmel des

Er erlaubt mir nicht, der Jagd zu obliegen!"

Gilgamesch sagt zu ihm, zum Jäger:

,,Geh, mein Jäger, eine Dirne nimm mit dir!

Wenn dann das Vieh

Soll sie sich enthüllen,

dahinzieht zur Tränke,

auf daß er sich ergötze,

Wenn er sie sieht, wird er sich ihr nahen:

Feldes,

Dann wird ihn sein Vieh nicht mehr kennen, das auf seinem
Felde aufwuchs."

Der Jäger ging und führte mit sich eine Dirne;
Sie brachen auf und gingen graden Weges fort.
Am dritten Tage erreichten sie das Feld, ihr Ziel:
Der Jäger und die Dirne

setzten sich nieder.

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Einen Tag, einen zweiten Tag saßen sie vor der Tränke:
Es kommt das Vieh herbei, von der Tränke trinkend,
Es kommt das Gewimmel des Wassers, wohlgemuten
Herzens.

Auch er, Engidu, kommt herbei:
Mit den Gazellen ißt er Kräuter,

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Mit dem Gewimmel des Wassers ist froh sein Herz.

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Es sah ihn die Dirne, den kraftvollen Menschen,
Den Gewaltigen, den Wildling des weiten Feldes.
,,Das ist er, Dirne, löse deine Spange,1
Entblöße dich nur,
Wenn er dich sieht,
Leg' ab deine Kleider,
Erwecke ihm Wonne,
Dann wird ihn sein Vieh nicht mehr kennen, das auf sei-
nem Felde aufwuchs!

daß er deiner sich freue! . . . .
wird er sich dir nahen:

daß er auf dich sich lege;
das Werk des Weibes!

Voll Liebe wird er sich an dich drücken.“
Es löste die Dirne ihre Spange....

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Sechs Tage und sieben Nächte erhob sich Engidu, mit der Dirne der Liebe pflegend.

Als er sich an ihren Reizen gesättigt, richtete er die Blicke
auf sein Vieh:

Kaum sahen sie Engidu, da flüchten die Gazellen dahin,
Das Vieh des Feldes wich vor ihm zurück!

Da stutzte Engidu, wie gebannt war sein Leib;

Gelähmt waren seine Knie,
Es mäßigte sich Engidu,

weil sein Vieh davonging. nicht war wie früher sein Un

Er, ja er hört hin, er öffnet sein Ohr;

gestüm:

Er kehrte um und setzte sich zu Füßen der Dirne,

1 Der Jäger spricht.

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Der Dirne ins Angesicht blickend;

Und während die Dirne spricht, lauschen seine Ohren.

Die Dirne sagt zu ihm, zu Engidu:

,,Schön bist du, Engidu, wie ein Gott bist du!

Was willst du mit dem Gewimmel dahineilen über das
Feld?
Komm, ich will dich führen nach dem umfriedigten Uruk,
Zum reinen Hause, der Wohnung Anus und Ischtars1,
Wo Gilgamesch weilt, einzig an Kraft,
Und wie ein Wildstier

mächtig waltet über das Volk!"

Sie redet zu ihm, bis ihre Worte ihm gefallen;
Sein Herz erkennend, sucht er einen Freund.
Engidu sagt zu ihr, der Dirne:

,,Wohlan, Dirne, nimm mich mit

Zu dem reinen heiligen Hause, der Wohnung Anus und

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Wo Gilgamesch weilt,

einzig an Kraft,

Und wie ein Wildstier

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Ischtars,

mächtig waltet über das Volk. Ich selbst will ihn fordern, will den Mächtigen herbeirufen; Ich will ausrufen in Uruk: ich bin fürwahr ein Gewaltiger; Ich allein ändere das Schicksal,

Auf dem Felde geboren, mächtig an Kraft!

O Gilgamesch, möge ich schauen dein Angesicht!

Alles, was sein wird, weiß ich fürwahr!"

Da gelangten Engidu und die Dirne nach dem umfrie

digten Uruk;

Sie fanden die Leute geschmückt mit Bändern:
Bei Tag und Nacht ward ein Fest gefeiert.

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1 Ischtar, die Liebesgöttin, gilt als Tochter Anus, des Himmelsgottes. Die Dirne spricht.

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